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26.08.2010, 15:08 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Der alte Tetzel
Jedes Jahr das gleiche Rätsel,
dort in Thamsbrück mit dem Tetzel, wo man stets zum Ablaßfest alle Muskeln spielen läßt, und den Tetzel, wild, gereizt, dann am End auch noch verheizt. Jeder Knabe, jedes Mädchen, in dem klitzekleinen Städtchen Thamsbrück weiß, daß Nikolaus, dort seit eh und je zu Haus. Wie Ihr wißt, ward dieser dann Vorgänger vom Weihnachtsmann. Keiner kann mehr sagen, wann es war, daß nun der Tetz-Johannes sich in Thamsbrück blicken ließ und auf Widerwillen stieß. Auf den Niklaus-Turm geklettert ist er und hat laut geschmettert: Laßt die Taler springen gleich, und ihr kommt ins Himmelreich. Eifrig fing er an zu zetteln, war ganz groß in Sachen Betteln. Was gab das für ein Getöse, Hinz und Kunz warn bitterböse. Tetzel konnte grad noch fliehn, doch man hat ihm nie verziehn. Was man jährlich mit ihm macht ist symbolisch angedacht. Der verübte Todesstoß ist ein gar zu arges Los. Keiner könnte drüber klagen, wenn Tetz im Gefängniswagen durch den Ort gefahren würde, schwer wär eine solche Bürde. Mit dem Blick auf dicke Gitter wär das Dasein auch schon bitter. Geht hinein in Thamsbrücks Häuser, fraget alle Nikoläuser. Fragt die Guten, fragt die Schlechten, wie sie stehn zu Menschenrechten. Was der Luther hat gelehrt, ist ja keinesfalls verkehrt. Mit dem Ablaß, diesem Quark, wollte Tetz schnell an die Mark. Schlechtigkeit und Korrruption gabs in alten Zeiten schon. Raffgier bis hin zum Betrug gibts auch heute noch genug, angewandt von Damen, Herrn, und vor allem Managern. Bürger, laßt die Wut erkalten, gegenüber Tetz dem Alten. So, mit Milde statt der Hiebe, ist euch sicher Gottes Liebe. Nach wie vor geht das Gemetzel weiter mit dem alten Tetzel. Schlimm, daß an dem Unstrut-Fluß Tetzelchen so leiden muß. Thamsbrück ist ein Ort in der Region Bad Langensalza (Thüringen). Noch kleiner als ein großes Dorf hatte er vor der Eingemeindung aber trotzdem Stadtrecht. In Thamsbrück wird jedes Jahr das Ablaßfest gefeiert. Keiner weiß eigentlich warum, werden die Bewohner dort Nikoläuser genannt. Vor Jahren habe die sich einen Jux gemacht und Weihnachten tatsächlich mal im Sommer gefeiert Geändert von Justin (26.08.2010 um 18:21 Uhr) |
29.08.2010, 19:02 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 4.893
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hallo justin,
das ist ja eine interessante begebenheit, die du uns da wie ein alter moritatensänger erzählt hast! beim lesen tu ich mir ein bissel schwer, weil alles in "einer wurst" dasteht - also in sechs-bisachtzeilige strophen eingeteilt, wärs leichter zu "sehen". inhaltlich spannend und vom vers her klappts auch. eine einzige stelle ließ mich stolpern: wenn Tetz im Gefängniswagen.... ( weil hier gleich zwei betonte Silben aufeinanderfolgen. ein simples "er" könnte vielleicht abhelfen) also die welt ist schon ein komisches dorf.... schmunzelgrins, larin |
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