Nackt auf dem Balkon

[Blaugold]

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Mein Schatz hat ein Faible für blaues Kristall,
hat fünf Wünschelruten und acht Amulett,
auch zigtausend Bücher von Astrologie.
Und hellsehen kann sie, bei Nacht, überall,
legt Karten und so - ich find es ja nett,
nur mich, ihren Engel, den sieht sie fast nie!

Die Quersumme ihres Geburtstags ist zwei.
Bedenklich! weil sie auch noch Zwillinge sei.
Da hilft nur ein Veitstanz im Kornfelderkreis.
Danach zieht sie sich oft zum Pendeln zurück
und liest aus dem Kaffeesatz künftiges Glück.
Ich blicke nicht durch, sagt sie, weil ich nichts weiß!

Im Leben zuvor hat sie „Hamlet“ gedichtet,
und wer es nicht glaubt, ha, der ist eben dumm!
Ein ko(s)mischer Ring gibt ihr Sternenstaubmacht.
Erst gestern hat sie wieder UFOs gesichtet
- dem Däniken dreh ich den Kragen noch um -
und heute ist wieder mal Sternschnuppennacht.

Dann zieht sie der Vollmond voll in seinen Bann.
Sie legt sich das teure Magnetkettchen an.
Dann frag ich mich immer mal, ob sich das lohnt.
Wir stehen dann beide nackt auf dem Balkon.
Sie singt mit den Sternen, ich kenne das schon,
und schaue dann wieder mal nur in den Mond!

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[Stimme der Zeit]

Hallo, Blaugold,

uiui. Ich hoffe doch, dass hier das LyrIch nur ein LyrIch ist.

Ich kannte mal eine Frau (lange her, eine damalige Arbeitskollegin), die ihr ganzes Leben nach dem Horoskop in der meistgelesenen Zeitung Deutschlands () ausrichtete. Wenn die Prognose schlecht war, nahm sie sich tatsächlich sogar einen Tag frei.

Wir stehen dann beide nackt auf dem Balkon.

Na ja, also bei Gelegenheit, Vollmond und so ...

Abgesehen von der Komik sind hier auch ein wenig "Schicksalsergebenheit" und ein Schuß Ironie mit dabei.

Wobei ich kund und zu wissen geben möchte, dass ich hier froh bin, nicht das LyrIch zu sein ...

Darf ich einen kleinen Vorschlag machen?

Mein Schatz hat ein Faible für blaues Kristall,
hat fünf Wünschelruten und acht Amulette,
auch zigtausend Bücher von Astrologie.
Und hellsehen kann sie, bei Nacht, überall,
legt Karten und so - sie ist eine Nette -
nur mich, ihren Engel, den sieht sie fast nie!

Hier ist dann zwar die Betonung von "eine" ein bisschen "zurecht gebogen", aber in einem stringenten Metrum ist das schon mal erlaubt. Ich fände es nur besser als die Elision "Amulett", die den Plural anzeigen soll. Ist aber nur ein Vorschlag!

Sehr gerne gelesen, geschmunzelt und das LyrIch ein wenig "bemitleidet".

Liebe Grüße

Stimme der Zeit

[Blaugold]

Hallo Stimme

Ja, die Elision ist nur die zweitbeste Lösung im sprachlichen Bereich, sehe ich ebenso.
Doch inhaltlich möchte ich auf die Reimzeile 5 nicht verzichten, denn der Ausspruch "... ich find es ja nett" ist vom LI ja recht gequält ironisch gemeint, das soll rüberkommen.
Für mich ist es eine Herausforderung, stringente Metrik zu kreieren. Um das Gedicht deshalb nicht gar zu eintönig leiernd darzustellen (Daktylus), habe ich auf unkonventionelle Reimfolgen gesetzt!

Nun, wir standen vor Jahren nach einem Gewitter und kurzem Regen, der uns mitten in der Nacht weckte, tatsächlich nackt auf dem Balkon, Arm in Arm und beobachteten die Sterne und den Mond. Dabei spaßten wir darüber, ob jetzt auch noch ein Ufo auftauchen würde ...
Esotherik ist eine beliebte Ersatzreligion, vor allem bei Frauen. Was man da nicht alles für möglich hält ...


Ich danke dir für den Beitrag.

Blaugold