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03.09.2011, 18:15 | #1 |
Galapapa
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Des Sommers letzte Strophe
Die Beerendolden hängen schwarz und reif
am Holderbusch, dort zwischen Schlehenhecken. In Stoppelackerhalmen, gelb und steif, ist reichlich Körnerfutter zu entdecken. Des Apfelbaumes üppig schwere Tracht hat seine Zweige tief hinab gebogen. Die Schwalben, sie sind über Nacht verschwunden, auf ihre lange Reise abgeflogen. Voll blauer Früchte steht der Pflaumenbaum, die meisten Vogellieder sind verklungen. Wie müde fließt der Bach, man hört ihn kaum. Des Sommers letzte Strophe wird gesungen. Die Nächte sind schon lange nicht mehr warm. In späten Farben leuchten Sonnenstrahlen, um mit dem melancholisch-zarten Charme die Welt mit Herbst ganz langsam zu bemalen. Geändert von Galapapa (05.09.2011 um 11:03 Uhr) |
03.09.2011, 19:11 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Charly!
Ganz wunderbar! Nur in S3 würde ich die Zeilen 2 und 4 austauschen, das würde besser rüberkommen, da bin ich sicher. Z2 wäre als Strophenabschluss viel besser geeignet! Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
04.09.2011, 00:46 | #3 | |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,
schon der Titel deutet auf eine Dichterseele. Ich schwelgte geradezu in Sommerabschiedsbildern, die wunderschön aus deinen Versen tauchen. Trotz eines kühlen und nassen Sommers biegen sich die fruchtbeladenen Äste. (Nur so nebenbei: es ist 23.30 Uhr und die Nacht hat 21° - herrlicher Spätsommer) eKy's Meinung zum Austausch der Verse in Strophe 3 teile ich nicht. Die verklungenen Vogellieder zeigen Stille auf und der müde Bach singt die letzte Strophe. Ich beziehe des Sommers letzte Strophe auf den Bach. Der Pflaumenbaum wäre ein unglücklicherer Bezug dafür, oder? Ohne mein Lob zu schmälern, habe ich für diese Strophe einen kleinen Einwand: Zitat:
Was hälst du davon?: die Welt (das Bild) des Herbstes langsam auszumalen. Mit spätsommerlichen Grüßen, Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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04.09.2011, 10:50 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana, Charly!
Die Herbstzeile gefällt mir schon, nur stosse ich mich sprachmelodisch ein wenig an den Worten "anzumalen" sowie "mit dem" in der Zeile darüber. Wie wäre es damit: "...um wie mit melancholisch zartem Charme die Welt mit Herbst ganz langsam zu bemalen." Bei näherer Betrachtung gefällt mir das "anzumalen" doch auch sehr gut, vor allem, wenn man die Änderung in der Zeile darüber vornimmt. Meinethalben genügte also auch die Änderung in Z3 (unterstrichen!). LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
04.09.2011, 11:43 | #5 |
Galapapa
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Hallo Erich,
danke für Dein Lob! Allerdings geht es mir wie Dana, ich verstehe den Sinn des Tausches von Z2 und 4 in S3 nicht ganz. So, wie es dasteht, passt alles zusammen, wobei Z4 gewissermaßen ein Resümee darstellen soll. In Deiner zweiten Antwort, auch dafür übrigens lieben Dank!, kommt es Dir vor allem in S4, Z3 auf die Worte "mit dem" an. Dein Vorschlag "wie mit" wäre für mich sofort akzeptabel, wenn die Aussage damit nicht verändert würde. Einverstanden wär ich mit "...die mit dem melancholisch zarten Charme...", doch durch die Änderung in Z4 muss hier ein "um" stehenbleiben (s.u.). Verstehst Du, es geht mir eben um "diesen soeziellen, melancholisch zarten Charme", den ich in den Herbstfarben und im herbstlichen Sonnenlicht erkenne. Ich denke mal, dass Du damit auch einverstanden bist. Vielen Dank nochmal für Deine Anregungen! Herzliche Grüße an Dich! Galapapa Liebe Dana, auch Dir ganz lieben Dank für Dein Kompliment und das schöne Lob!! Bei uns hier in Süddeutschland haben der warme Frühling und der nasse Sommer einen gewaltigen Ertrag beim Obst zur Folge, während viele Landwirte aufgrund der Trockenheit und dann Nässe große Ernteausfälle beim Getreide hinnehmen müssen. Die Äste biegen sich hier also tatsächlich. Deine Ansicht zu Strophe 3 teile ich völlig. Ich hab Erich geschrieben, dass gerade der 4. Vers eine Art Resümee darstellt. Außerdem verstehe ich Deinen Hinweis zum Wort "anmalen"; es ist in der Tat mit seinem etwas alltäglichen Anstrich ein wenig unpassend zur gewählten Sprachform. Ich finde, dass ein Austausch "bemalen" statt "anmalen" das Problem am besten löst. Bei der Beschreibung der spätsommerlichen Natur spielen in den vorausgehenden Strophen die Farben ja eine wichtige Rolle. Strophe 4 sollte das noch einmal hervorheben. Das farblich veränderte Licht im Spätsommer in Richtung Rembrandfarben und zahleichen Früchtefarben, die damit harmonieren, gipfeln im Herbst in der Farbenpracht des bunten Laubes und machen insgesamt eben diesen "melanchlisch zarten Charme" aus: Melancholisch - es sind die Farben des Herbstes, des Abschieds; zart - das Licht der Sonne verliert die grelle Hitze des Sommers und damit auch spürbar an Kraft. Besser kann ich es nicht beschreiben, was ich empfinde. Nochmals ganz lieben Dank und herzliche Grüße an Dich! Galapapa Geändert von Galapapa (04.09.2011 um 11:47 Uhr) |
04.09.2011, 12:21 | #6 | ||||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, Galapapa,
als ich dieses Gedicht las, ging ich von mehreren Vorkommentaren aus (ich übe mich da zur Zeit in "Zurückhaltung"), und nachdem Dana und Erich bereits kommentiert haben, kann ich also ganz entspannt meinen "Senf" dazugeben. Ja, der Sommer singt zur Zeit seine letzte Strophe. Hier in Stuttgart werden an den ersten Kastanienbäumen bereits die Blätter braun und die Kastanien fallen herab.(Eine gestern - plock - - autsch - auf meinen Kopf.) Zitat:
Zitat:
Darf ich hier etwas anmerken? "Die Schwalben sind verschwunden über Nacht," ist als einziger Vers ein bisschen inversiv - wie wäre es mit: "Die Schwalben, sie verschwanden über Nacht,"? Nur als Vorschlag zur Güte! Zitat:
Zitat:
Anmerkung 2: Eigentlich leuchten die Farben durch die Sonnenstrahlen, oder die Sonnenstrahlen "be"leuchten die späten Farben. Hier entnehme ich, dass die Sonnenstrahlen in späten Farben leuchten ... (?) Etwas Besonderes möchte ich erwähnen: Die Vokale in den Endreimen sind hervorragend gewählt! In Strophe 1 mit ei und e sind es helle Vokale, es ist noch (Spät-)Sommer. In Strophe 2 in das neutrale a im Wechsel mit dem dumpfen o; in Strophe 3 mit au und u ebenso und in Strophe 4 finden sich a und e (hell/dumpf) wieder alternierend: mehr warm, ...strahlen, Charme(ich "zähle" das e mit, obwohl man es nicht spricht), ...malen. Das erweckt in mir den Eindruck, als ob dort der Herbst auf seinen Übergang wartet. Ein schönes Gedicht von dir, das den Ausklang des Sommers und den beginnenden Herbst poetisch und anschaulich zugleich auf gelungene Art beschreibt. Sehr gerne gelesen und kommentiert. Liebe Grüße Stimme
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04.09.2011, 13:40 | #7 |
Galapapa
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Hallo Stimme,
danke für Deinen ausführlichen Kommentar, das Lob und die Anregungen! Die Stuttgarter Kastanien sind, wie alle Früchte, aufgrund des warmen Frühjahrs sehr zeitig dran. Sie sind echte Indikatoren für den beginnenden Herbst. Als Abwehr empfehle ich Dir einen Schutzhelm. Die meisten Äpfel im Umland sind noch nicht ganz so weit, aber bald und damit auch deutlich früher als sonst. Ich hatte, wie jedes Jahr, fünf Schwalbenpärchen zu Gast an meinem Haus; nun weiß ich, wo die hin sind: Die machen einen Zwischenstop in Stuttgart, wie's aussieht. Zwei Bruten sind heuer locker drin gewesen. Das "über Nacht" bezieht sich auf meine Beobachtung, dass ich nie Schwalben sah, die sich in großen Schwärmen sammelten. Sie sind einfach irgendwann verschwunden, daher diese Formulierung. Deinen Vorschlag mit dem eingeschobenen Nebensatz nehme ich gerne an, zumal er sogar besser klingt und zur gewählten Sprachform passt. Danke! Da ich hier in Calw viele Spaziergänge in Wädern des Nordschwarzwaldes machen kann, kenne ich das Phänomen der fehlenden Vogelstimmen aus einer ganz anderen Sicht. Im Wald wird es dadurch manchmal wunderbar und fast unheimlich still. Was für ein Genuss! Deine Anmerkung zu den "leuchtenden Sonnenstrahlen" ist natürlich richtig. Ich bin allerdings der Meinung, dass man es auch so sehen kann: Leuchten tun die Sonnenstrahlen, doch durch sie erst kommen die Farben zum Leuchten. Mit anderen Worten, in den Farben kommen die leuchtenden Strahlen zum Ausdruck; deshalb "in". Ich weiß, das ist Wortklauberei und ich will damit nur ausdrücken, dass man aufgrund dieser Betrachtungsweise vielleicht über die physikalische Ungenauigkeit hinwegsehen bzw. sie der poetischen Sprache nachsehen kann. Nochmals lieben Dank und herzliche Grüße an Dich nach Stuttgart! Galapapa |
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