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Alt 03.09.2011, 22:05   #1
Stimme der Zeit
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Standard Kommentarfaden zum Sonett(en)kranz

Hallo, alle miteinander,

falls sich jemand in dieses Unterforum verirrt und dazu auch noch eines, mehrere oder alle Sonette meines Kranzes kommentieren möchte (ich bin von Beruf Optimistin!), dann ist hier der richtige Ort dafür.

Liebe Grüße

Stimme*

*Nur echt mit dem Teufelchen. All rights reserved.
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Alt 03.09.2011, 22:38   #2
Erich Kykal
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Hi, Stimme!

Wenn wir schon beim Wein sind - saure Trauben, was?

Das ist aber bissig bis verbittert! Hast du dich denn immer noch nicht mit der Blödheit dieser Welt abgefunden!?

Abgesehen davon von hohem dichterischem Wert, dein Sozialkritikum hier!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 03.09.2011, 22:58   #3
Dana
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Liebe Stimme,

einen Sonnettenkranz hast du geschrieben? Meine Hochachtung!

Nun zum I.

Imponierend, auf die 20er Jahre zurück zu blicken, zu zitieren und hochaktuell zu bleiben.
(Was schon in deiner Signatur auch zu finden ist.)

Sehr schön die drastische Feststellung zum Saufen und die Überleitung zum elysischen Beerben von Bacchus.

Danach die Tragödie (heimlich am Kiost Wodka kaufen) und das Verschwimmen des Alltagstrotts - super.

Die Schlussfolgerung im letzten Terzett zeigt drastisch die Auswirkungen dieser Krankheit aus.

Bin wirklich rundum beeindruckt von Sprache und Inhalt. So wie es da steht, ist es nicht nur nett, es ist sehr gut.

Liebe Grüße
Dana


(Diesmal ohne jede Anmerkung und schon gar keine Krittelei.)
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 04.09.2011, 00:27   #4
Stimme der Zeit
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Guten Abend, Erich.

Zitat:
Wenn wir schon beim Wein sind - saure Trauben, was?
Ja, dieser Wein ist sauer, denn keine Droge verursacht mehr Leid als der Alkohol. Warum? Weil er überall und jederzeit frei erhältlich ist.

Ich gehe tatsächlich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit an einem Kiosk vorbei. Und jeden Morgen sehe ich, wie ein "Fläschchen" gekauft und innerhalb von Sekunden getrunken wird. "Treibstoff", damit die Hände nicht zittern.

Noch dazu arbeite ich in einem Sozialunternehmen. Täglich bin ich mit Menschen konfrontiert, die an Alkoholismus erkrankt sind. Was glaubst du, was ich alles gesehen und gehört habe? Menschen, deren "Fahne" fünfzig Meter im Umkreis zu riechen ist, und die trotzdem hartnäckig behaupten, sie hätten nichts getrunken. Frauen, die mit blauen Augen oder anderen Verletzungen darauf beharren, sie wären die Treppe hinunter gefallen oder gegen die Tür gelaufen ...

Das Schlimme ist, man kann nur wenig tun, denn helfen kann man nur denen, die sich helfen lassen wollen.

Zitat:
Das ist aber bissig bis verbittert! Hast du dich denn immer noch nicht mit der Blödheit dieser Welt abgefunden!?
Ja, bissig, vielleicht sogar ein bisschen zynisch, aber nicht verbittert. Ich werde mich niemals mit der "Blödheit" dieser Welt "abfinden". Wenn jeder sich damit abfindet, wird sich nichts je ändern. Ich denke nicht daran, tatenlos zu verharren, das ist falsch.

Zitat:
Abgesehen davon von hohem dichterischem Wert, dein Sozialkritikum hier!
In Anbetracht deiner dichterischen Qualitäten und deiner Kompetenz im Verfassen von Sonetten bedanke ich mich herzlich für dieses Kompliment!

Liebe Grüße

Stimme


----------------------------------------------------

Guten Abend, liebe Dana,

Zitat:
Imponierend, auf die 20er Jahre zurück zu blicken, zu zitieren und hochaktuell zu bleiben.
(Was schon in deiner Signatur auch zu finden ist.)
Im vollen Ernst: Erstaunlicherweise musste ich die Suchmaschine benutzen, um zu verstehen, was du damit meinst. Ja, ich erkannte das Zitat von Elke Lasker-Schüler wieder, aber ich habe es ganz unbewusst "verwendet". Irgendwo war es "gespeichert" ... Die Signatur allerdings ist sehr bewusst, ich finde es zwar traurig, aber auf ironische Art betrachtet auch belustigend, dass sich die Menschen schon vor Tausenden von Jahren über genau das Gleiche beklagten, wie wir es heute tun. Wenn wir bisher noch nichts dazugelernt haben, dann wird es Zeit!

Zitat:
Sehr schön die drastische Feststellung zum Saufen und die Überleitung zum elysischen Beerben von Bacchus.
Der Wunschtraum vom "Säuferparadies", die elysäischen Gefilde des antiken Schutzpatrons aller Säufer, wo die Brunnen Wein spenden und in den Flüssen Whisky fließt - etwas zynisch, das gebe ich zu.

Zitat:
Danach die Tragödie (heimlich am Kiost Wodka kaufen) und das Verschwimmen des Alltagstrotts - super.
Es geht um das "Ableugnen" und das "Verheimlichen", genau. Diese Verhaltensweisen sind typisch. Ich habe in meinem Leben viel erlebt, das weißt du, aber an ein "Verschwimmenlassen" dachte ich nie. Alkohol verursacht Probleme, er löst keine.

Zitat:
Die Schlussfolgerung im letzten Terzett zeigt drastisch die Auswirkungen dieser Krankheit aus.
Im Grunde genommen, auch das gebe ich zu, fände ich es weit weniger schlimm, würden diese Menschen nur sich selbst schaden. Aber sie schaden ihren Partnern - und vor allem ihren Kindern. Bei Letzteren hört für mich jedes Verständnis auf!

Zitat:
Bin wirklich rundum beeindruckt von Sprache und Inhalt. So wie es da steht, ist es nicht nur nett, es ist sehr gut.

(Diesmal ohne jede Anmerkung und schon gar keine Krittelei.)
Ganz lieben Dank! (Aber es kommen ja noch 13 Weitere.)

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 04.09.2011, 01:04   #5
Dana
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Liebe Stimme,

ich muss mich noch einmal kurz melden.
Ich meinte Plinius der Ältere, der etwa im Jahre 25 geboren ist - diese 20er Jahre.

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Im Grunde genommen, auch das gebe ich zu, fände ich es weit weniger schlimm, würden diese Menschen nur sich selbst schaden. Aber sie schaden ihren Partnern - und vor allem ihren Kindern. Bei Letzteren hört für mich jedes Verständnis auf!
Diese ähnlichen Gedanken wollte ich im Kommentar auch äußern und bremste mich, weil ich bedachte, dass jede schlimme Krankheit die gesamte Familie belastet. Doch du hast recht, mit deiner Behauptung. Dieser Schaden für die Angehörigen ist weitaus schlimmer, weil er zu oft durch Brutalität des Kranken verstärkt wird.

Liebe Grüße und gute Nacht,
Dana
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Alt 04.09.2011, 01:09   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ach, Stimmchen, das ist ja die Crux!
Die grundsätzliche Blödheit der Menschenwelt wird sich nie ändern, ganz egal, wieviele Altruisten sich dafür entscheiden, sich nicht damit abzufinden - wirf einen Blick in die Geschichte, und du verstehst, was ich meine...
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Alt 04.09.2011, 12:58   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Stimme,

ich kopiere mal dein erstes Sonett hier hin, damit auch klar wird, wovon wir hier reden:

Zitat:
Retrospektive Aktualität


Der Mensch, das ist ein sonderbares Wesen:
Er meint nicht, was er sagt, er sagt nicht, was
er meint und sucht in vino veritas.
Das können wir bei Plinius schon lesen.

Am liebsten möchte er beim Saufen sterben,
als Sarg, ach ja, ein großes, volles Fass;
so bliebe er für alle Zeiten nass,
um einst elysisch Bacchus zu beerben.

Am Kiosk, jeden Morgen in der Frühe,
wird heimlich Wodka oder Gin geschluckt.
Sein Alltagstrott verschwimmt, ganz ohne Mühe,

es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen.
Zu Hause bleiben Frau und Kind geduckt –
er würde sie bedenkenlos verkaufen.
Rückblickende Gegenwärtigkeit?

Die Menschen sind schon seltsam, ja manchmal könnte man sogar meinen, sie seien alle Autisten, denn wie sollten sie auch ihre Vorstellungen von dieser Welt dem Nächsten anschaulich nahe bringen.
Sie flüchten sich dabei in ihre eigene Welt und denjenigen, welchen dies nicht so einfach möglich ist, steht dafür ein legaler Verstärker zur Verfügung, der in diesem Fall der Wein, stellvertretend für den Alkohol, ist.
Und so sagte schon Plinius der Ältere: "In vino veritas".
Im Rückblick hat sein überliefertes Zitat an Aktualität nichts eingebüßt, weil es ja auf mehreren Ebenen interpretierbar ist.
Zum einen besitzt der Alkohol eine enthemmende Wirkung. Unter seiner Wirkung sind schon viele Dinge gesagt worden, die zwar Wahrheitsgehalt besaßen, aber vielleicht besser unausgesprochen geblieben wären.
Zum anderen suchen eben wirklich viele Erleichterung im Alkohol, weil sie glauben, damit ihre Leiden zu verringern und machen dies zu ihrer Wahrheit.
Letztendlich wird das zu einer ständigen Einrichtung, weil es eben ziemlich schnell geht, seinen Intellekt mit Alkohol so zu betäuben, so daß die objektive Welt an Schwere verliert.

Im zweiten Quartett ist Zynismus pur zu erkennen. Gefällt mir und ich möchte es deshalb so stehen lassen und nicht zerreden.

Es ist oft zu sehen, daß viele Menschen mit ihrem Leben einfach nicht (mehr) zurecht kommen. Sie können es und auch sich selbst nicht mehr ertragen und flüchten deshalb in die Scheinwelt des Alkohols.
Die schlimmen Fälle beginnen bereits am frühen Morgen und müssen im Laufe des Tages ihren Pegel immer auf einem bestimmten Level halten.
Das beherrscht ihr Leben, sie verändern sich und sie laufen weg, so wie es im Text beschrieben steht.
Sie laufen von der Welt weg und von sich selbst, obwohl sie etwas suchen, was sie nie finden werden, weil sie gar nicht wissen, was sie da suchen.

Die Welt und ihre Objektivität bleiben dahinter zurück, so daß all jene, die in ihrem direkten Umfeld leben, die Leidtragenden sind.
Das ist ein Teufelskeis, der niemals endet, denn von demjenigen, der in Abhängigkeit vom Alkohol lebt, sind oftmals wieder andere Schicksale abhängig.
Das kann nicht gut gehen und so sind oft Kinder und Partner die Leidtragenden.

-------------------------------

Die von dir beobachteten Dinge kann ich nur bestätigen.
Ich habe eine Weile eine Lottoannahmestelle betrieben und der Absatz von Spirituosen in kleinen Flaschen war tatsächlich in den Morgenstunden am Größten.
Dann war ich lange Jahre Taxiunternehmer. Was ich da, sowohl auf den Tag- als auch auf den Nachtschichten erlebte, spottet jeder Beschreibung.
In meinem Text "Taximenschenspiel" steht dazu einiges. Und selbstverständlich war dort Kollege Alkohol einer der Hauptprotagonisten, obwohl er nicht namentlich erwähnt wird, weil das Thema eigentlich ein anderes war.

Gegen den gemäßigten Verzehr von Alkohol ist sicherlich nichts einzuwenden.
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen. Außerdem schmeckt z. B. Wein auch sehr gut.
Ich selbst habe aber schon vor 20 Jahren dem Alkohol abgeschworen.
Zum einen weil ich befürchtete, damit nicht umgehen zu können, zum anderen weil ich Angst um das Wertvollste hatte, was mir die Natur mitgab: Mein Gehirn.
Heute verwende ich Alkohol nur noch zum Kochen oder aber ich nasche schon mal gefüllte Pralinen oder gieße ein wenig Eierlikör über das Schokoladeneis.
Aber niemals verwende ich ihn, um mich zu berauschen.
Und in solchen Dingen bin ich ziemlich konsequent.

Fazit:

Den Einstand in den Sonett(en)kranz, den ich schon vorher lesen durfte, mit diesem Text halte ich für gelungen.

Er hat mir gefallen, weil er ein immer aktuelles Thema beinhaltet.
Sozusagen eine Retrospektive Aktualität...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 04.09.2011, 17:10   #8
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

danke für deinen ausführlichen und kompetenten Kommentar.

Zitat:
Rückblickende Gegenwärtigkeit?

Die Menschen sind schon seltsam, ja manchmal könnte man sogar meinen, sie seien alle Autisten, denn wie sollten sie auch ihre Vorstellungen von dieser Welt dem Nächsten anschaulich nahe bringen.
Sie flüchten sich dabei in ihre eigene Welt und denjenigen, welchen dies nicht so einfach möglich ist, steht dafür ein legaler Verstärker zur Verfügung, der in diesem Fall der Wein, stellvertretend für den Alkohol, ist.
Und so sagte schon Plinius der Ältere: "In vino veritas".
Im Rückblick hat sein überliefertes Zitat an Aktualität nichts eingebüßt, weil es ja auf mehreren Ebenen interpretierbar ist.
Zum einen besitzt der Alkohol eine enthemmende Wirkung. Unter seiner Wirkung sind schon viele Dinge gesagt worden, die zwar Wahrheitsgehalt besaßen, aber vielleicht besser unausgesprochen geblieben wären.
Zum anderen suchen eben wirklich viele Erleichterung im Alkohol, weil sie glauben, damit ihre Leiden zu verringern und machen dies zu ihrer Wahrheit.
Letztendlich wird das zu einer ständigen Einrichtung, weil es eben ziemlich schnell geht, seinen Intellekt mit Alkohol so zu betäuben, so daß die objektive Welt an Schwere verliert.
Die Problematik sehr treffend geschildert, Faldi. Ich war ohnehin schon immer der Ansicht, dass die psychische Abhängigkeit von dieser "legalen Droge" weit stärker ist als die körperliche - was, wie ich finde, ohnehin bei jeder Droge der Fall ist, sei sie nun legal oder nicht.

"In vino veritas" wählte ich aus genau dem von dir angeführten Grund. Noch vor ein, zwei Jahrhunderten wurde Alkoholismus als eine Art "Kavaliersdelikt", eine kleine "Charakterschwäche" angesehen. Wenigstens diese Denkart hat sich mittlerweile geändert.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, Faldi. Alkohol ist nicht nur legal und leicht verfügbar, im Vergleich zu anderen Rauschmitteln ist er auch billig - das "erleichtert" den Konsum beträchtlich ...

Zitat:
Im zweiten Quartett ist Zynismus pur zu erkennen. Gefällt mir und ich möchte es deshalb so stehen lassen und nicht zerreden.
Ich sagte zwar, dass ich es nicht als "Charakterschwäche" ansehe, aber ich möchte von einer "Denkschwäche" sprechen, denn einem vernünftig überlegenden Menschen müssten die Konsequenzen klar sein. Ich wusste schon als Kind, dass Alkohol eine sehr üble Sache sein kann. In Strophe 2 bin ich zynisch, ja, aber mit Grund. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der allergrößte Teil der Menschheit die Betrunkenheit schlicht und einfach genießt, man denke an "Ballermann & Co". Oder an den Dokumentarfilm, in dem Tiere sich an gärenden Früchten berauschen, jedes Jahr aufs Neue. Sie "lernen" auch nichts aus dem darauf folgenden "Katzenjammer" ...

Zitat:
Es ist oft zu sehen, daß viele Menschen mit ihrem Leben einfach nicht (mehr) zurecht kommen. Sie können es und auch sich selbst nicht mehr ertragen und flüchten deshalb in die Scheinwelt des Alkohols.
Die schlimmen Fälle beginnen bereits am frühen Morgen und müssen im Laufe des Tages ihren Pegel immer auf einem bestimmten Level halten.
Das beherrscht ihr Leben, sie verändern sich und sie laufen weg, so wie es im Text beschrieben steht.
Sie laufen von der Welt weg und von sich selbst, obwohl sie etwas suchen, was sie nie finden werden, weil sie gar nicht wissen, was sie da suchen.
Ja, wenn das Stadium des "Pegeltrinkens" erreicht ist, dann sind sie zu "Sklaven der Flasche" geworden. Diese Menschen benötigen nur zur Aufrechterhaltung des äußeren Anscheins Mengen, die nicht-alkoholabhängige Menschen bereits restlos betrunken machen würden.

Sie suchen und laufen weg, da sie überhaupt nicht wissen, was sie suchen, noch, wohin sie laufen. Tatsache ist und bleibt: Sie suchen am "falschen Ort" und sie laufen in die "falsche Richtung". Aber das erkennen sie nicht.

Zitat:
Die Welt und ihre Objektivität bleiben dahinter zurück, so daß all jene, die in ihrem direkten Umfeld leben, die Leidtragenden sind.
Das ist ein Teufelskeis, der niemals endet, denn von demjenigen, der in Abhängigkeit vom Alkohol lebt, sind oftmals wieder andere Schicksale abhängig.
Das kann nicht gut gehen und so sind oft Kinder und Partner die Leidtragenden.
Nun, was diesen Teil deines Kommentars anbetrifft, möchte ich nicht zu sehr darauf eingehen, aber ich stimme dir zu.

Zitat:
Die von dir beobachteten Dinge kann ich nur bestätigen.
Ich habe eine Weile eine Lottoannahmestelle betrieben und der Absatz von Spirituosen in kleinen Flaschen war tatsächlich in den Morgenstunden am Größten.
Dann war ich lange Jahre Taxiunternehmer. Was ich da, sowohl auf den Tag- als auch auf den Nachtschichten erlebte, spottet jeder Beschreibung.
In meinem Text "Taximenschenspiel" steht dazu einiges. Und selbstverständlich war dort Kollege Alkohol einer der Hauptprotagonisten, obwohl er nicht namentlich erwähnt wird, weil das Thema eigentlich ein anderes war.
Meine Güte, bin ich langweilig. Ich spiele auch kein Lotto ...

Dein "Taxigedicht" habe ich gelesen. Dank einer aktiven Fantasie konnte ich mir dein zweifellos sehr abenteuerliches Leben lebhaft vorstellen. Im Ernst - ich hätte als Frau zu viel Angst, nicht nur nachts. Andererseits ist dir wohl nichts Menschliches mehr fremd, schätze ich.

Zitat:
Gegen den gemäßigten Verzehr von Alkohol ist sicherlich nichts einzuwenden.
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen. Außerdem schmeckt z. B. Wein auch sehr gut.
Ich selbst habe aber schon vor 20 Jahren dem Alkohol abgeschworen.
Zum einen weil ich befürchtete, damit nicht umgehen zu können, zum anderen weil ich Angst um das Wertvollste hatte, was mir die Natur mitgab: Mein Gehirn.
Heute verwende ich Alkohol nur noch zum Kochen oder aber ich nasche schon mal gefüllte Pralinen oder gieße ein wenig Eierlikör über das Schokoladeneis.
Aber niemals verwende ich ihn, um mich zu berauschen.
Und in solchen Dingen bin ich ziemlich konsequent.
Zitat:
Er kann anregend und entspannend sein und auch zu einer guten Stimmung verhelfen.
Genau da liegt das Problem, das viele Menschen mit ihrer "Konsequenz" haben. Die positive Wirkung - oder besser gesagt, das, was als positiv betrachtet wird. Eine Frage der Wahrnehmung, ich z. B. empfinde jede Störung meiner Denkprozesse als negativ. Das gilt sogar für Achterbahnfahrten - Angst "kitzelt" mich nicht, ich habe lieber keine.

Dem Alkohol musste ich also nie abschwören. Mein Alkoholkonsum beschränkt sich auf 2-3 Gläser im Jahr, zu ganz besonderen Gelegenheiten, z. B. Silvester.

Zitat:
Fazit:

Den Einstand in den Sonett(en)kranz, den ich schon vorher lesen durfte, mit diesem Text halte ich für gelungen.

Er hat mir gefallen, weil er ein immer aktuelles Thema beinhaltet.
Sozusagen eine Retrospektive Aktualität...
Ich danke dir herzlich, dass du dich so tief in die Thematik "eingelesen" hast und natürlich für dein Lob!

Liebe Grüße

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Geändert von Stimme der Zeit (05.09.2011 um 06:40 Uhr) Grund: "Mensfcheit" *schmunzel* - nachträglich einen Tippfehler entdeckt.
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Alt 05.09.2011, 23:24   #9
Falderwald
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Moin Stimme,

du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...

Zitat:
Kühles Kalkül

Er würde sie bedenkenlos verkaufen,
den Teil von sich, als „Seele“ gut bekannt;
Gefühle hat er längst aus sich verbannt,
da ohne sie Geschäfte besser laufen.

Investitionen muss er kalkulieren,
berechnen, ob ein Risiko besteht,
dass jemand anders reich nach Hause geht,
um seine Zukunft dreist zu okkupieren.

Gedanklich schwelgt er süß in kalten Träumen,
zumindest, bis die Wirklichkeit ihn weckt.
Für Menschen ist kein Platz in leeren Räumen,

in denen Mars und Mammon sich zerraufen.
Die Emotion indes hat sich versteckt –
besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen?
Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen.
Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.

Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.

Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.

Ich schlage deshalb vor, aus "kalten Träumen" "seinen Träumen" und aus "leeren Räumen" "kalten Räumen" zu machen.
So wären beide Kritikpunkte aus der Welt.

Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.

Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.

Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 06.09.2011, 18:44   #10
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Hi, Faldi,

Zitat:
du bist aber schnell.
Erwarte bloß nicht, daß ich da Schritt halte.
Mein Wort halte ich aber, auch wenn ich ein wenig hinterhinken muss.
Also, auf geht's...
Fühl dich bitte nicht "zeitlich" gedrängt, in Ordnung? Es ist nur so, dass ich mittlerweile auch wieder andere bzw. neue Gedichte schreibe, also dachte ich, erst mal täglich eines posten, jeder Kommentator / jede Kommentatorin kann sich ja ein Werk "heraus picken" und sich ohnehin so viel Zeit lassen, wie er oder sie möchte.

Zitat:
Tja, das würde er wohl, da es die Seele aber nicht gibt, wäre das ein Handel mit leeren Händen. Letzteres könnte er höchstens an der Börse machen.
Die "Seele" dient hier auch nur "stellvertretend" für die Eigenschaften, die ihr im allgemeinen zugeschrieben werden. Welches andere Wort mit dem gleichen Symbolgehalt könnte ich benutzen? Jedem ist klar, was mit "Seele" gemeint ist, ansonsten bedürfte es einer längeren und ausführlichen Erklärung. Für gewöhnlich symbolisiert die Seele das "Gute", das "Positive" im Wesen des Menschen, deshalb verwende ich sie hier. Das LI ist also bereit, das, was postiv, gut und "menschlich" in ihm ist, zu verkaufen, gewissermaßen den "besseren Teil" seines Selbst.

Zitat:
Gefühle hingegen kann man sich beim Geschäftemachen überhaupt nicht leisten, diese wirkten nur kontraproduktiv.
Frag nicht, wie es heutzutage in der Chefetage eines sogenannten und auch noch "christlichen" Sozialunternehmens aussieht ...

Zitat:
Ein Risiko besteht natürlich immer, aber bei einer guten Kalkulation lässt sich dieses sicherlich minimieren, dafür muss man ein Näschen haben.
Und ein wenig Selbstbewusstsein gehört schon dazu, um seine Zukunft fest in beide Hände zu nehmen und besser als die anderen zu planen.
Also herrscht hier "Kühles Kalkül" vor. Investionen jeglicher Art, also auch die wenigen noch vorhandenen Gefühle, müssen schon gewinnbringend angelegt werden.
Ein "Näschen" namens Berechnung, ja. "Ein wenig Selbstbewusstsein" - also dabei musste ich wirklich grinsen. Ein wenig viel, damit man danach streben kann, der Beste zu sein. (Ich weiß, wie du es meinst, ich widerspreche hier nicht, sondern erkläre nur.)

Die "Frau an seiner Seite" oder auch der "Mann an ihrer Seite" muss natürlich passen. Ein repräsentatives Äußeres ist da sehr wichtig, ebenso vorhandenes Vermögen und vorteilhafte familiär-geschäftliche Verbindungen.
Zitat:
Ob die Träume kalt sind, in denen er süß schwelgt, ist eine Frage des Standpunkts. Von außen betrachtet ist das vielleicht so, aber für ihn sind sie jedenfalls süß und können durchaus vom Feuer seiner Leidenschaft herrühren.
Weshalb den ersten beiden Zeilen des ersten Terzetts auch meine inhaltliche Kritik zukommt, denn sie beinhalten eine sehr subjektive Sicht.
In der dritten Zeile wollen mir die "leeren Räume" nicht gefallen.
Wenn sich dort der Gott des Krieges und der Mammon bekämpfen, können sie nicht leer sein.
Du hast mit deinen Einwänden recht, das ist sehr subjektiv geschrieben, deshalb änderte ich die beiden Verse bereits gestern.

Deine Vorschläge machen Sinn. (Nun ja, als Verfasserin bin ich subjektiv, ab und zu denke ich nicht daran, dass ich die Sicht der Leser stärker berücksichtigen sollte. Meistens, wenn mich etwas ärgert. Natürlich weiß ich, wie ich "leere Räume" (im übertragenen Sinn) meinte - das kann der Leser aber nicht wissen. Danke für's "Erinnern".)

Zitat:
Die kalten Räume symbolisieren dann auch schon die fehlenden Gefühle, die sich versteckt haben.
Ja, manchmal könnte man meinen, daß die gefühlte Menschlichkeit in Wirklichkeit nur ein großer Trümmerhaufen ist.
Faldi, spenden beispielsweise aktuell noch viele Menschen, ohne es hinterher von der Steuer abzusetzen? Was mit der einen Hand gegeben wird, holt man sich schnellstens mit der anderen wieder zurück. Es gibt das Wort "uneigennützig" wohl nur noch in Wörterbüchern. Helfen? Ja, wenn man selbst in "Sicherheit" bleibt und keinen wie auch immer gearteten "Verlust" bei der Sache hat, ob nun in finanzieller oder anderer Hinsicht. Kein Risiko eingehen, das nicht die eigene Unversehrtheit oder einen Profit garantiert. Bestenfalls beides.

Zitat:
Aber war das nicht zu allen Zeiten so?
Haben die Menschen nicht schon immer nur ihren Vorteil gesucht und alle verfügbaren Mittel dafür eingesetzt?
Heute jedoch sind die Methoden viel subtiler geworden, so daß es nur recht und billig ist, dieses "Kalte Kalkül" noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.
Durchaus. Es gab aber ebenfalls "schon immer" Menschen, die diese Einstellung als falsch ansehen, es gibt sie noch heute, und sie tragen dazu bei, diese Tatsachen den Menschen "immer wieder" ins Bewusstsein zu rufen. (Wenn auch, leider zwangsläufig, in recht geringem Umfang.)
Zitat:
Und ich denke, das ist im Großen und Ganzen gelungen.
Ein bisschen Geschmackssache, aber du hast im Großen und Ganzen recht. Das erste Sonett war besser.

Zitat:
Gerne gelesen und kommentiert...
Dankeschön!

Liebe Grüße

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