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07.11.2011, 16:43 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Herbstspaziergang
Kürzer sind die Nachmittage,
Dämmern liegt schon wie ein Hauch, eine kaum gestellte Frage, Antwort heischend nur noch vage über jedem Baum und Strauch. Wie die Blätter Abschied winken! Sammeln sich am Straßenrand, lassen deinen Schritt versinken, knöcheltief im Laub ertrinken. Mit dem Schirm in deiner Hand stapfst du zögernd duch die Haufen. Macht dich wohl ihr Rascheln froh? Willst du, ohne zu verschnaufen, wie ein Kind nur: Laufen! Laufen! Kühler wird es sowieso. Sonne bricht noch durch die Wolken, keinen Augenblick zu spät! Prachtvoll leuchten die Alleen, wo sich kleine Wirbel drehen, bis auch sie zuletzt verwehen - birkenblattgoldübersät.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (12.11.2011 um 06:36 Uhr) |
07.11.2011, 17:39 | #2 | |
ADäquat
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Liebe larin,
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Geändert von Chavali (07.11.2011 um 19:12 Uhr) |
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08.11.2011, 10:28 | #3 |
Gast
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Liebe Larin!
birkenblattgoldübersät Toll!!! Auch sonst sehr schön und stimmig, dein Herbstspaziergang. Einzig das knöcheltief, als wärs ein Hinken! gefällt mir nicht so ganz wegen des Hinkens. Das passt irgendwie nicht (dem Reim geschuldet?). Auch die von dir gewählte Reimform gefällt mir (a,b,a,a,b), und auch die Variation in der letzten Strophe, wo der Wind noch eine weitere Zeile "aufwirbelt" (a,b,a,a,a,b). Sehr gern gelesen und kommentiert. Herbstliche Grüße von Sanssouci |
09.11.2011, 19:51 | #4 | |
Slawische Seele
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Liebe Larin,
das kann man nicht oft genug betonen: Birkenblattgold und dann noch birkenblattgoldübersät ist einfach nur zauberhaft, wie der gesamte Spaziergang. Mir geht es bei dieser Strophe ähnlich wie Sanssouci - dieses Hinken ernüchtert zu sehr den gegebenem herrlichen Rausch. Zitat:
Oder: Wie die Blätter Abschied winken! Sammeln sich am Straßenrand, lassen deinen Schritt ertrinken, knöcheltief ist das Versinken! Mit dem Schirm in deiner Hand Nochmals: Diese Kleinigkeit nimmt dem Spaziergang gar nichts. Ich habe ihn genossen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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11.11.2011, 18:46 | #5 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo chavali,
Zitat:
ich danke dir dafür und freu mich mal ganz gründlich: lieber sansssouci, leibe dana ich verrat euch mal was: im anfang war das wort! (birkenblattgold) das rumorte und rumorte in meinem kopf herum, solange, bis sich ein "übersät" hinten dran hängte - und dann wusste ich: das muss ein gedicht werden! ich sehe schon: das "hinken" gefällt euch nicht so recht. und ihr habt recht: der reim hat es herbeigezwungen. nun könnte man das natürlich auch so schreiben: lassen deinen Schritt versinken, bis die Schuhe plötzlich stinken das käme der wahrheit verdammt nahe, denn letztes wochenende , beim laub kehren, trat ich unvermittelt in was ganz weiches rein...... aber brauchen wir so viel realtät in einem gedicht? nö, brauchen wir nicht , daher retuschiere ichan dieser stelle. ich denke, diese version kann man jetzt lassen! liebe grüße aus der birkenblattgoldschmiede, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
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11.11.2011, 20:24 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, Andrea!
S1Z4 würde ich das Komma weglassen. ansonsten: Nix zu meckern! Wunderbar fließende Sprachakrobatik vom Allerfeinsten! Sehr gelungen! Die langen Sätze, wie magisch sich fügend zu Sinn, Aussage und Fühl in langen, aber herrlich federleicht nachvollziehbaren Girlanden, fassen ein leicht dahinwirbelndes, versöhnliches Bild des Herbstes in aller Restwärme und bunten Freudigkeit, derer er fähig sein mag! Ausgesprochen gern gelesen! LG, eKy PS: Die allerletzte Zeile würde ich so schreiben, dass man sie beim Lesen gleich richtig betonen kann: Bei Birkenblatt betont man nämlich auf "Bir", aber erst dann liest man weiter und erkennt, dass eigentlich "Blattgold" zusammengehörte, und da hätte man auf "blatt" betonen müssen. Daher mein Rat: "birken-blattgold-übersät."
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (11.11.2011 um 20:27 Uhr) |
12.11.2011, 06:46 | #7 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich,
Zitat:
bei deinem vorschlag für die letzte zeile bin ich mir nicht ganz so sicher, ob das gedicht dadurch gewinnen würde. und rein optisch gefällt mir das langwort besser. genau genommen fasziniert mich daran gerade die tatsache, dass man es so unterschiedlich lesen kann: birkenbatt - blattgold- goldübersät: je nachdem, wo man die zäsur setzt, kann man sich beim lesen eine andere nuance herausholen. und das wiederum passt mir zum facettenreichtum des herbstes: er lässt uns grübeln, nachsinnen. vielen dank für deine lobenden worte. aus deinem munde ist das eine besondere auszeichnung. lg,larin
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