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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 23.11.2011, 20:31   #1
Stimme der Zeit
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Standard Achtung: Das ist eine (bitterböse) Satire - kein Spaß: "So was von hartnäckig!"

,
So was von hartnäckig!

Sie stört, die doofe, alte Tradition,
o Mann, das hatten wir doch alles schon,
und außerdem klingt’s furchtbar antiquiert,
ein wenig angestaubt,
behaupte ich ganz ungeniert,
aus der Klamottenkiste rausgeklaubt,
weshalb mich das auch weiter nicht tangiert,
ich bin modern,
das liegt mir fern.

Kapiert?

Mein Opa trat in einen Napf voll Fett,
der Gute fand das irgendwie nicht nett,
denn irgendjemand stellte ihn dorthin,
und mitten auf den Weg,
mit Sicherheit aus bösem Sinn,
ich wiederhole: Mitten auf den Weg –
seither war da ein Fleck auf dem Parkett,
es glänzt nicht mehr,
das ärgert sehr.

Das Brett!

Seither gibt es die alte Tradition,
ich lernte sie als kleines Mädchen schon;
es wird geschrubbt, gewienert und poliert,
kein Widerstand erlaubt,
ein jedes Mittel ausprobiert,
selbst wenn’s den allerletzten Nerv noch raubt –
was allerdings den Fleck gar nicht tangiert,
das Ding sitzt fest,
als Härtetest.

Fixiert!

Und fragt jetzt jemand nach der ersten Strophe,
und sieht den Inhalt hier als Katastrophe,
dann bin ich außerordentlich empört,
denn so ein doofer Fleck,
der stur aus Tradition schon stört,
muss irgendwann mal weg,
schlussendlich ist der Fleck allein der Doofe,
sprach Opa schon,
aus Tradition.

Ganove!

Kaum haben wir ihn wieder frisch entfernt,
hat dieser Fleck dazu gelernt
und taucht am nächsten Morgen wieder auf!
Sei’s drum, da war er gestern schon,
wir nehmen ihn aus Tradition –
in Kauf.

Sch... Pfeif drauf!

Sie stört, die doofe, alte Tradition,
o Mann, das hatten wir doch alles schon,
...

,
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 23.11.2011, 21:25   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard

Hi, Stimme!

Interessante Metrik und Reimstruktur!

Witzig: Früher waren die "Fettnäpfchen" tatsächlich auf dem Boden, meist in der Diele, bei den Schuhen - sie dienten dazu, das Leder zu fetten und wasserdicht zu machen.
Kam man im Dunkeln heim, konnte man schon mal "ins Fettnäpfchen treten" - wo auch das gleichlautende Sprichwort herstammt, was dem Gedicht eine gewisse Doppeldeutigkeit verleiht.

Gern gelesen und "vom Fleck weg" gemocht!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.11.2011, 22:20   #3
Dana
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Liebe Stimme,

meine Güte, kannst du dichten! Kompliment, wie die Satire schlägt und einschlägt.
(Wir haben uns eben über deine Kunst unterhalten und es kam nur Bewunderung heraus. Nimm das bitte so an, ohne jede Bescheidenheitsfloskel.)

Welch ein Spiel mit Aussagen über die doofe, alte Tradition. Sobald man sich darauf einlässt, bekommt man den Spiegel vorgehalten.

Das zwanghaft moderne lyr. Ich verflucht hartnäckig die verstaubten Traditionen und zeigt auf, wie ähnlich, sehr ähnlich es dem Flecken ist.
(Strophe 1 und Strophe 3 und 4 )

Die Metapher "Fleck" oder Fettfleck eignet sich hervorragend.
Je stärker wir ihn "bearbeiten", desto deutlicher wird er. Nicht als Fleck, sondern über die Beachtung. Eine trotzige, böse Beachtung, die den Betrachter in seiner Wut in einen Fettflecken verwandelt - nur merkt er es nicht. Er ist ja modern und es tangiert ihn nicht.

So fing Opa einst an, als man ihm den Napf mit purer Absicht mitten in den Weg gestellt hat. Die modernen Enkelkinder sind so ganz anders und werden noch als Opas eben so anders bleiben und nicht verstehen, wenn sich bald ihre Enkel über über sein "Schnauben" aufregen:

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Sch... Pfeif drauf!

Sie stört, die doofe, alte Tradition,
o Mann, das hatten wir doch alles schon,
...
Kapiert? Das Brett! Fixiert! Ganove!

Obwohl, man kann sich schon über die "vernagelten Köpfe" schwarz ärgern. Aber das hatten wir doch alles schon.

Klasse gemacht, Stimme!

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 23.11.2011, 23:30   #4
Stimme der Zeit
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Beiträge: 1.836
Standard

Guten Abend, eKy,

Zitat:
Interessante Metrik und Reimstruktur!
Danke!

Zitat:
Witzig: Früher waren die "Fettnäpfchen" tatsächlich auf dem Boden, meist in der Diele, bei den Schuhen - sie dienten dazu, das Leder zu fetten und wasserdicht zu machen.
Kam man im Dunkeln heim, konnte man schon mal "ins Fettnäpfchen treten" - wo auch das gleichlautende Sprichwort herstammt, was dem Gedicht eine gewisse Doppeldeutigkeit verleiht.
Ja, das wusste ich, denn mein "wirklicher" Opa erzählte mir davon - dem so ein "Fettnäpfchen-Unfall" als kleiner Junge übrigens tatsächlich einmal passiert ist, als er nachts barfuß auf dem Weg aus dem Haus zum "Plumpsklo" war. Er nahm kein Licht mit, um den Besuch, der im Wohnzimmer schlief, nicht zu stören, und - tja.

Das "Fettnäpfchen" bot sich, wie du richtig bemerktest, als "Doppeldeutigkeit" an. Frisch inspiriert von der "nicht zu entfernenden Tradition", von der wir gerade täglich in den Zeitungen lesen können ...

Denn schließlich: Der Fleck ist doof, das Fettnäpfchen ist doof, Opa eventuell auch, aber wir? Nicht doch! Während wir in den Sonnenaufgang schauen, geht bei uns die Sonne unter. Eine alte Tradition, dieser Untergang ...

Zitat:
Gern gelesen und "vom Fleck weg" gemocht!
Noch einmal ein Dankeschön. (Und: Poste mal wieder was! )

Liebe Grüße

Stimme


-------------------------------------------------------------


Guten Abend, liebe Dana,

Zitat:
meine Güte, kannst du dichten! Kompliment, wie die Satire schlägt und einschlägt.
(Wir haben uns eben über deine Kunst unterhalten und es kam nur Bewunderung heraus. Nimm das bitte so an, ohne jede Bescheidenheitsfloskel.)
Dann hole ich tief Luft und - nehme es so an. Dankeschön.

Zitat:
Welch ein Spiel mit Aussagen über die doofe, alte Tradition. Sobald man sich darauf einlässt, bekommt man den Spiegel vorgehalten.

Das zwanghaft moderne lyr. Ich verflucht hartnäckig die verstaubten Traditionen und zeigt auf, wie ähnlich, sehr ähnlich es dem Flecken ist.
(Strophe 1 und Strophe 3 und 4 )
Ja, zur Zeit gibt es ja auch ein riesiges Fettnäpfchen, mitten auf unserem Weg. Da ist zu befürchten, dass mehr Leute hinein getreten sind als wir je geahnt hätten. Und vor allem: Was für Leute. BND, Polizei, das ist eine ganz, ganz üble Geschichte. Und wieder wird vertuscht, was das Zeug hält. Die "professionellen Fleckentferner" sind schon unterwegs, mit ihrer Sammlung aus allen möglichen Mittelchen.

Das kommt davon, wenn viele in die falsche Richtung blicken und nicht aufpassen, wohin sie treten; während einige sogar in voller Absicht hineintreten. Das nennt sich dann wohl Fußpflege auf traditionelle Art. Und die Opfer? Kleine Flecken auf dem (Staats)parkett ...

Zitat:
Die Metapher "Fleck" oder Fettfleck eignet sich hervorragend.
Je stärker wir ihn "bearbeiten", desto deutlicher wird er. Nicht als Fleck, sondern über die Beachtung. Eine trotzige, böse Beachtung, die den Betrachter in seiner Wut in einen Fettflecken verwandelt - nur merkt er es nicht. Er ist ja modern und es tangiert ihn nicht.
Ja, der Fettfleck passt gut, und er ist auch das "Bitterböse", denn ein harmloses Fettnäpfchen als Metapher für etwas wirklich Übles zu verwenden - darunter verstehe ich Satire. Und, wie wir jetzt erkennen dürfen: Der Fleck ist längst wieder aufgetaucht, ganz modern und in alter Tradition.

Zitat:
So fing Opa einst an, als man ihm den Napf mit purer Absicht mitten in den Weg gestellt hat. Die modernen Enkelkinder sind so ganz anders und werden noch als Opas eben so anders bleiben und nicht verstehen, wenn sich bald ihre Enkel über über sein "Schnauben" aufregen:
Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit:
Sch... Pfeif drauf!

Sie stört, die doofe, alte Tradition,
o Mann, das hatten wir doch alles schon,
...
Es sind eben Menschen notwendig, die sich hinstellen, auf den Fleck zeigen und auf die "Tradition des Schweigens" anstatt auf die Tradition, die im Gedicht Erwähnung findet - pfeifen. Ich bin da nicht allein im Forum, Walther hat ebenfalls drei gute Gedichte über diese Thematik geschrieben. Ob ihm eine Verlinkung aber recht ist, weiß ich nicht. Am besten ihn fragen, sie sind lesenswert!

Zitat:
Kapiert? Das Brett! Fixiert! Ganove!
Gut erkannt. Es gibt da noch ein paar "Zusammenhänge":

weshalb mich das auch weiter nicht tangiert,
Kapiert?

es glänzt nicht mehr,
Das Brett!
das ärgert sehr.
Das Brett!

was allerdings den Fleck gar nicht tangiert,
Fixiert!
das Ding sitzt fest,
Fixiert!
als Härtetest.
Fixiert!

schlussendlich ist der Fleck allein der Doofe,
Ganove!
sprach Opa schon,
aus Tradition.
Ganove!

(Wer ist denn der Ganove? Der Fleck oder Opa? Hmhm ... In der letzten Strophe ist es klarer, aber die ist auch anders, bevor das Ganze wieder, in alter Tradition, von vorne losgeht. )

Zitat:
Obwohl, man kann sich schon über die "vernagelten Köpfe" schwarz ärgern. Aber das hatten wir doch alles schon.
"Dem Teufel raubt die Macht, wer's wagt und ihn verlacht!" Ein altes Sprichwort, aber immer wahr und immer aktuell. Ärgern hilft nichts, aber nicht zu schweigen schon. Besser wir erreichen ein paar Leute als Niemanden.

Zitat:
Klasse gemacht, Stimme!
Noch einmal: Danke, liebe Dana.

Liebe Grüße

Stimme der Zeit.
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Alt 24.11.2011, 09:54   #5
Chavali
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Hallo liebe Stimme,

ich bin leider ganz und gar unpolitisch - zumindest, was das Dichten angeht
SO ein Thema könnte ich niemals in so bissige satirische Wort fassen
Aber das muss auch nicht sein - jeder hat da so seine Themen, davon lebt ein Forum.

Ich kann dir nur sagen:
Toll, mit welcher Vehemenz und dichterischer Geschicklichkeit du metaphorische Vergleiche ziehst und die Vogel-Stauß-Taktik
der Regierung und Behörden (bei Ereignissen, die sie gar nicht mögen) durch den Kakao ziehst.

Jaja, alte Traditionen müssen immer dann herhalten, wenn uns nix Neues
zur Verbesserung und Veränderung der Lage einfällt.
Das geht im Großen wie im Kleinen!


Gern gelesen und kommentiert

Traditionsreiche Grüße!
Chavi
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.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 24.11.2011, 14:46   #6
Erich Kykal
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Hi, Stimme!

@ "Poste mal wieder was"...

Leider herrscht zur Zeit bei mir wieder Dichterflaute. Einzige Ausnahme: Lieblingsbilder(zyklus). Da klappt's ab und zu, weil ich etwas Schönes sehe.
Ansonsten: Null Bock, Null Inspiration....Winterdepro!

LG, eKy
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Alt 02.12.2011, 00:38   #7
Stimme der Zeit
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Entschuldige bitte, liebe Chavi,

*schäm* - ich habe deinen Kommentar durch Erichs "Nachklapp" ja völlig übersehen! (Ich dachte, ihn muss ich ja nicht extra kommentieren.)

Zitat:
ich bin leider ganz und gar unpolitisch - zumindest, was das Dichten angeht
SO ein Thema könnte ich niemals in so bissige satirische Wort fassen
Aber das muss auch nicht sein - jeder hat da so seine Themen, davon lebt ein Forum.
Du hast ganz andere dichterische Qualitäten, meist sogar genau in den Bereichen, die mir dafür besonders schwer fallen (oder in denen ich nichts sonderlich Gelungenes zustande bringe). Wie du selbst schreibst: Jeder hat "seine" Themen, und die Vielfalt macht die Welt der Gedichte erst so schön, wie sie ist. (Das Eiland ebenfalls. )

Zitat:
Ich kann dir nur sagen:
Toll, mit welcher Vehemenz und dichterischer Geschicklichkeit du metaphorische Vergleiche ziehst und die Vogel-Stauß-Taktik
der Regierung und Behörden (bei Ereignissen, die sie gar nicht mögen) durch den Kakao ziehst.
Ja, die Vogel-Strauß-Taktik erfreute sich schon immer "politischer Beliebtheit". Allerdings konnten wir im letzten Jahrhundert deutlich "sehen", wohin es führen kann, wenn sie angewendet wird ...

Ich finde, es wird viel zu viel beschönigt und die "Damen und Herren" Politiker üben sich in der Fähigkeit des "Aussitzens". Es wurde dadurch noch nie ein Problem beseitigt. Wir haben die Terroristen immer noch im eigenen Land, dafür müssen wir nicht nach Osten in den Sonnenaufgang starren. Aber: Was nicht sein kann, das nicht sein darf! Also wurde das geflissentlich ignoriert. Tja, und nun stellt sich heraus, dass es schlimmer ist, als befürchtet. Und was passiert? Ein paar "wohlfeile Statements", nichtssagendes Gerede und in Berlin wird wohl darauf gehofft, dass sich diese Nachrichten "totlaufen", so wie es ja "immer" ist. Die "freie" Presse, die überhaupt nicht "frei" ist, trägt das Ihre dazu bei, indem spätestens nach ein paar Wochen darüber so gut wie nichts mehr zu finden ist, es gibt ja neue "Sensationen".

Da sollten wir mal aufpassen, sonst "überholen" wir uns eines Tages selbst und bleiben auf der Strecke, denn auf so einem Fettfleck kann man böse ausrutschen. Mit besonders viel Pech kann man sich da ernsthaft verletzen ...

Zitat:
Jaja, alte Traditionen müssen immer dann herhalten, wenn uns nix Neues
zur Verbesserung und Veränderung der Lage einfällt.
Das geht im Großen wie im Kleinen!
Wie recht du hast. Es ist schon eine alte, politische "Tradition", mit "Behelfslösungen" zu agieren. Sollen die "Nachfolger" damit fertig werden! Nur daß diese ebenfalls zum "Behelf" greifen und ... Hatten wir das nicht schon?

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Liebe Grüße

Stimme

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Hey, eKy,

wie es aussieht, zieht die "Winterdepro" allmählich ab. Na, siehst du.

Liebe Grüße

Stimme
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