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06.12.2011, 17:53 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Elegie
Zäher tropfen nun die Stunden
durch des Tages Dämmerlicht, weher schwären alte Wunden, tief im Innern vorgefunden, zage Worte trösten nicht. Böser will der Tag verhallen, düsterer als er begann, Träume, Hoffnungen zerfallen, Blättern gleich, die faul sich ballen. Rinnsal sammelt Unrat an. Trüber die Gedanken schweifen, ziellos in der Dunkelheit. Unfassbares Nicht – Begreifen, langes, banges Warten, Reifen. Aus der Wanduhr sickert Zeit. Schwächer werden die Gefühle, alles ruht und wendet sich schweigend ab ins Dunkle, Kühle: Stillstand! Gleich der alten Mühle steht verlassen da dein Ich.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (12.12.2011 um 00:22 Uhr) |
06.12.2011, 19:51 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, larin!
Gefällt mir - ich steh auf diese Düsterlieder! Drei Details: S1Z4 - "abgrundartig" gefällt mir klanglich nicht und auch nicht in diesem Zusammenhang. Alternativen: "tief zerschrundet" oder "aufgerissen" S3Z4 - Nach "langes" ist eine Leerstelle zuviel vor dem Komma. S4Z5 - "steht verlassen letztes Ich." Schöner, eleganter als dein "da dein" und auch allgemein gehalten, das passt eher zum Duktus der anderen Strophen. Sehr gern gelesen und mitversumpft! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
06.12.2011, 22:48 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi Erich,
ja, mir hats auch richtig spaß gemacht, herumzudüstern! hab mich richtig lustvoll im trübsten gewälzt. hm - "abgrundartig" gefällt dir nicht? "zerschrundet" klingt aber auch komisch( so wie aufgeriebenes hinterteil nach sechs stunden ritt.) auf gerissen klingt fast zu fröhlich. tief zerrissen? ich möchte sagen, dass sich da ein tiefer abgrund auftut, ein loch gähnt, ein spalt tut sich auf.... hmmmm.... leerstelle wird gefüllt, danke. "letztes Ich" versteh ich nicht: die menschheit ist ja noch nicht ausgestorben. das Ich fühlt sich nur einsam, erschöpft, verlassen. und da es sich um keine multiple persönlichkeit handelt, der schon alle anderen Ichs verloren gegangen sind, kann auch lein "letztes" da sein. oder verstehst du das noch irgendwie anders? morastige grüße,von sumpf zu sumpf! larin
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07.12.2011, 10:10 | #4 | |
ADäquat
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Haaaach larin,
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07.12.2011, 21:23 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, lirum-larin! (Den Löffelstiel erspar ich dir...)
Du hast mich gründlich missdeutet! das "letzte Ich" meint ja nicht andere Ichs außerhalb des Lyrichs, sondern: Du schreibst ja zuvor "Schwächer werden die Gefühle,/Abwenden ins Dunkle/Stillstand" - du wirst schwächer, dein Ich versickert, und übrig bleibt...."letztes Ich"! Ich würde die letzten beiden Zeilen wie folgt umschreiben: "Stillstand! Aus der alten Mühle sickert sterbend letztes Ich." Das ist gut nachvollziehbar und sprachlich ausgewogen. Dein "steht verlassen da dein Ich" wirkt doch ein wenig unbeholfen, wenn du mir die harsche Kritik verzeihst, besonders im Vergleich mit den wohlgeschwungenen Wortwirbeln davor! Aber es ist deine Entscheidung... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Stimme der Zeit (08.12.2011 um 18:42 Uhr) |
08.12.2011, 21:14 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo erich,
ich vberzeihe dir deine harsche kritik! also dann habe ich dich doch richtig gelesen und konnte mich nur nicht in deine gedankengänge hineindenken - mir erscheint das nämlich doch zu melodramatisch: warum sollte das LyrIch, nur weil es elegisch ist, gleich sterben wollen? letztes ich? Nein, das ich ist nur ein angeschlagenes. Das reicht dem ich auch schon! aber da geben ich dir recht: wer verlassen da steht, macht tatsächlich keine gute figur - und das ist ein weiterer ein grund, elegisch zu sein! so kann man das perpetuum mobile der traurigkeit übrigens endlos lange selber in gang halten! (wer daran spaß hat, findet in paul watzlawicks "ableitung zum unglücklichsein" noch weitere wichtige tipps dazu ) hallo chavali, ja , ich kenne das auch: manchmal tut es richtig gut, seine traurigkeit und erschöpfung auch mal haben zu dürfen. manchmal hab ich so den eindruck, unsere zeit fährt ständig vollgas - ich aber liebe es sehr, hin und wieder auch mal stehen zu bleiben, zu trödeln, zu träumen, zu tratschen.... dass du das aber meinem falschen kopf zuschreibst.....grummel, grummel ..... da hab ich mir ja ein schönes eigentor geschossen! die aus der wanduhr sickernde zeit hab ich wohl ein wenig bei erich kästner abgekupfert. Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine. Kennst das Leben. Weißt Bescheid. Es gibt eine Vertonung dazu von Chaliy Niessen, gesungen von Hildegard Knef. muss auch in so einer stimmung entstanden sein. ach ja, das leben! manchmal will es uns schütteln. liebe grüße, larin
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09.12.2011, 09:46 | #7 | ||
ADäquat
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Zitat:
*lach* larin
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09.12.2011, 14:36 | #8 |
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hi chavali,
ich hab eine bissel auf youtube nachgesehen: leider keine aufnahme von dem lied gefunden - das dürfte es nur noch auf tonträgern geben. aber einen link zu einer gelungenen sprechaufnahme kann ich dir geben: http://www.youtube.com/watch?v=ttKamV0Dmbo lg, lairn
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11.12.2011, 22:47 | #9 |
Slawische Seele
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Liebe Larin,
das ist so herrlich traurig und unendlich schön. Ich liebe Elegisches. Im klaren Sommersee kann ich baden - hier aber unendlich suhlen. Zäher tropfen nun die Stunden durch des Tages Dämmerlicht, weher schwären alte Wunden, tief im Innern vorgefunden, zage Worte trösten nicht. Wie treffend, zu behaupten, wenn sie nicht von selber wehtun, dann wird danach gesucht und immer gefunden. Böser will der Tag verhallen, düsterer als er begann, Träume, Hoffnungen zerfallen, Blättern gleich, die faul sich ballen. Rinnsal sammelt Unrat an. hier fallen die Blätter auf, die faul sich ballen und das Rinnsal, das den Unrat direkt sammelt - für das nächste Mal. Trüber die Gedanken schweifen, ziellos in der Dunkelheit. Unfassbares Nicht – Begreifen, langes, banges Warten, Reifen. Aus der Wanduhr sickert Zeit. Schwächer werden die Gefühle, alles ruht und wendet sich schweigend ab ins Dunkle, Kühle: Stillstand! Gleich der alten Mühle steht verlassen da dein Ich. So wollen wir es haben, wenn wir uns hineingeben - ganz verlassen und einzig in der Welt. Kein Kummer kann größer sein. Ohne Elegie, so glaube ich, wäre die Poesie nur halb so schön. Ich werde mich noch kommentarlos eine Weile darin suhlen. Dir liebe Grüße, Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
12.12.2011, 00:30 | #10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo dana,
gerade habe ich die "innere" größe nachgebessert, danke! ich denke, lyrik käme grundsätzlich schon ohne elegie aus, aber sicher nicht ohne spannung - daher muss es wohl diese schatten - und grauzonen auch geben! aus dem für und wider, dem mäandern zwischen den hellen und dunklen welten ergibt sich der energiefluss, der die sache trägt. (schließlich hat ja auch ein magnet zwei pole - und daraus entwickelt sich das kraftfeld). wahrscheinlich ist es doch so, dass man auch seine trüben gedanken irgendwann mal "haben muss", um sich den lichteren wieder zuwenden zu können. dann suhle dich nur nach belieben - ich hatte schon das "vergnügen"! liebe grüße, larin
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