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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 25.12.2011, 16:50   #1
Falderwald
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Standard Die Macht der Gewohnheit


Die Macht der Gewohnheit

Die Weihnachtszeit nähert sich wieder,
das staatsoberhäuptige Wort
verkündet wie immer im bieder
rhetorisch geschulten Akkord,
fein eingeübt und digital
der Absichten gute Moral.

Doch hinter verborgenen Ecken
klingt heimlich das ewige Lied,
dort dienen die Mittel den Zwecken
und auch für so manchen Kredit,
womit man mit ganz wenig Kraft
sich Abhängigkeiten erschafft.

Betrachtet man solche Rendite,
ein Posten bringt immer Rabatt,
so sieht man, daß diese Elite
das richtige Oberhaupt hat.
Verbleiben Sie, Herr Präsident,
damit es so bleibt, wie man's kennt.

Falderwald
. .. .

__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 27.12.2011, 15:44   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

wie kommt es nur, dass mir beim Lesen prompt "Die Gewöhnlichkeit der Mächtigen" in den Sinn kam? Das muss an mir liegen, oder? Was ich immer für komische Gedanken habe, also wirklich. Ich sollte mich schämen. Ganz besonders in der Weihnachtszeit.

Der Mensch ist ein gewöhnliches, gewöhnungsbedürftiges Gewohnheitstier, so viel steht fest. Ich zum Beispiel bekomme beim Kaffeetrinken immer Lust auf eine Zigarette - und beim Rauchen Lust auf einen Kaffee. Das ist so eine Gewohnheit von mir, ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt, dass Kaffee und Zigarette irgendwie zusammengehören. Schon lästig, diese "festsitzenden", alten Gewohnheiten.

Wobei es politisch immer interessant ist. Was die Macht der Gewohnheit betrifft, so gewöhnen sich Politiker an Macht, was dazu führt, dass sie für gewöhnlich, aus lauter Gewohnheit natürlich, ihre eigene Gewöhnlichkeit übersehen, da sie es nicht anders gewöhnt sind. Macht nichts, sagt mancher. Mir macht's was, da ich es nicht anders gewohnt bin und für gewöhnlich Gewohnheiten nicht mag, weil ich mich an manches nicht gewöhnen kann. Macht gewohnheitsmäßig einen Unterschied, aber daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt, vor allem, dass manche das für gewöhnungsbedürftig halten.
Macht nichts.

Zitat:
Die Weihnachtszeit nähert sich wieder,
das staatsoberhäuptige Wort
verkündet wie immer im bieder
rhetorisch geschulten Akkord,
fein eingeübt und digital
der Absichten gute Moral.
Auch das ist leider schon eine Gewohnheit seitens der Bevölkerung geworden. Der Gewöhnungseffekt ist so groß, dass wahrscheinlich ein Aufschrei des Schreckens durch das ganze Land gehen würde, wenn es mal ungewöhnlich anders wäre.

Gewohnheit gibt Sicherheit, denn man weiß: So lange alles so bleibt, wie es ist, besteht nicht die Gefahr, dass es schlimmer wird. Nein, nein, immer schön auf den altgewohnten, eingefahrenen Gleisen. Die sind so gut und so oft geschliffen, dass es brav und bieder flutscht. Zum einen Ohr hinein und zum anderen Ohr wieder hinaus. Ja, liebe Politiker, wo nichts geredet wird, das "haften bleiben" könnte, besteht auch nicht die Gefahr, aus Versehen, ganz gegen jede Gewohnheit, etwas zu sagen.

Ich bin von dir dahingehend verwöhnt, dass ich immer wieder auf interessante Formulierungen stoße: "Das staatsoberhäuptige Wort", einfach gut, das kann jedes Jahr passen, wunderbar "zeitlos". Und absolut grausam, denn ich werde mich nie daran gewöhnen, dass das so ist.

Ebenso gut: "Die Moral der guten Absichten", ach nein, es heißt ja "Die gute Moral der Absichten" (Verzeihung.) - eigentlich sogar noch besser. Gewöhn dich nicht daran, dass ich jetzt mit einem fiesen Grinsen hier sitze und tippe, ja? Bei mir ist es eine Macht der Gewohnheit, immer irgendwelche sonderbaren "Nebengedanken" zu hegen. Ja, die guten Absichten haben eine Moral - was für gewöhnlich selten oder nie etwas mit dem "Absichtshegenden" zu tun hat. Hm. Ist vielleicht das politische Äquivalent zum Rauchen. Mit der Gewohnheit als Tasse Kaffee und der Macht als Nikotin. So oder so, diese lästigen Gewohnheiten sind wirklich etwas zum Abgewöhnen.

Zitat:
Doch hinter verborgenen Ecken
klingt heimlich das ewige Lied,
dort dienen die Mittel den Zwecken
und auch für so manchen Kredit,
womit man mit ganz wenig Kraft
sich Abhängigkeiten erschafft.
Du hättest mal früher meinen Schulhof sehen müssen. Hinter der Ecke des Schulgebäudes haben wir alle heimlich in der großen Pause geraucht, gruppenweise natürlich. War immer das gleiche Lied, einfach unverbesserlich. Die Gewohnheit des Gruppenverhaltens, und irgendwann gewöhnt man sich daran, so dass man danach auch ganz alleine hingeht. Wenn Koffein und Nikotin bloß nicht so abhängig machen würden! Das ist ja das Gemeine. Eigentlich müssten uns die Politiker ja leid tun. Nach so vielen, vielen Tassen Politkaffee (mit Milch und Zucker, noch schlimmer - obwohl, manche trinken das Zeug auch schwarz) und so viel ein- und ausgeatmetem Qualm, da ist das wahrscheinlich irgendwann gar keine Gewohnheit mehr. Das ist eine Sucht, die Ärmsten können sicher gar nicht mehr anders.

Entzugserscheinungen können ganz schlimm sein: Ich bin mal nachts um Drei zur Tankstelle gelaufen, weil ich keine Zigaretten mehr hatte. Wie schlimm geht es da erst den Politikern? Du meine Güte, die reisen für ein bisschen Politkaffee und ein Zigarettchen glatt um die halbe Welt!
Die blamieren sich ohne weiteres öffentlich, alles nur für die Sucht! Schlimm, schlimm. Ich sollte mich schon wieder schämen. Ich hätte an Weihnachten wenigstens ein paar Schachteln Zigaretten und ein Päckchen Kaffee nach Berlin schicken sollen. Dann wäre die Digiqual sicher nicht nötig gewesen. Wobei ich etwas wirklich unfair finde. Warum bekomme ich an der Tankstelle keinen Kredit? Ich hatte den Geldbeutel zu Hause vergessen und musste noch mal zurück und wieder hin. Das war gemein. Ich bin gar nicht gerne vom Wohlwollen eines Tankwarts abhängig, ehrlich. Er hatte keine Lust, traute meiner Kreditwürdigkeit nicht, und schon hieß es: Nee, erst zahlen, dann mitnehmen. Das ist unfair. Warum dürfen andere Leute erst mitnehmen, um dann entweder irgendwann dafür zu bezahlen oder oft sogar nie, weil sie es einfach geschenkt bekommen? Daran gewöhne ich mich nie! Grmpf.

Zitat:
Betrachtet man solche Rendite,
ein Posten bringt immer Rabatt,
so sieht man, daß diese Elite
das richtige Oberhaupt hat.
Verbleiben Sie, Herr Präsident,
damit es so bleibt, wie man's kennt.
Also, jetzt schlägt's aber Dreizehn! Erstens bekomme ich, wie gesagt, von meinem Tankwart keinen Kredit. Und zweitens bin ich im Supermarkt Stammkundin - und habe trotzdem noch nie einen Rabatt bekommen! Das ist jetzt aber wirklich fies. Wo bleibt hier der Tankwart? Der sollte dem Herrn doch glatt die Zigaretten wieder wegnehmen! Und den Kaffee auch! Warum? Na, weil das so nicht geht, echt nicht. Ich will auch Rendite haben, wenn ich einen Kredit aufnehme! Statt dessen soll ich zahlen, das ist eine bodenlose Gemeinheit!

Sonderpostenrabatte nur für die Elite? Hmpf, nun gut, in Sonderpostenramsch ist ohnehin der Wurm (oder die Made, je nachdem) drin - ich will's ja eigentlich gar nicht haben. Aber es geht hier ums Prinzip! Unabhängig davon, ob ich einen Wurm mit Namen kenne: Gleiches Recht für alle! Rabatte für jeden! Bei Aufnahme eines Kredits bezahlt ihn die Bank künftig gefälligst an den Kreditnehmer zurück, und das doppelt! Wenn ich künftig Kaffee kaufe, will ich wenigstens alle 10 Packungen eine gratis als Rabatt; und bei Zigaretten - ach nö. Ich sollte sowieso damit aufhören ... das lasse ich. Ständig Qualm zu verbreiten ist irgendwie nicht das Wahre. Ich sollte mich schämen.

Das ist diese vermaledeite Macht der Gewohnheit, sie ist schuld. Die kenne ich seit zu vielen Jahren. Und ich träume ständig davon, lästige Angewohnheiten wieder loszuwerden. Wenn die bloß nicht so ungewöhnlich hartnäckig wären, kaum ist eine weg, entstehen zwei neue Gewohnheiten ...

Und ich kann mir nicht helfen, daran gewöhne ich mich nie.


Wie von mir gewohnt , zum "Formalen":

Das Reimschema ist ababcc. Wie eine "verkürzte" Stanze, die beiden letzten Verse bieten mit ihrem Paarreim interessante Möglichkeiten zu "pointieren", was hier auch sehr gut umgesetzt wurde, mit noch etwas Verstärkung durch die männlichen Kadenzen.

Mir fiel auch auf, dass die Endreime allein schon fast eine kleine "Geschichte" erzählen. Und sehr gut gemacht ist die Häufung des harten Konsonanten "t" bis hin zur dritten Strophe. Zur Veranschaulichung: In Strophe 1 findet sich der Konsonant "t" - 13 Mal. In Strophe 2 - 11 Mal und in Strophe 3 - 17 Mal. Das hat seine "Wirkung".

Ich kann nicht alles anführen, das würde wirklich sehr lang. Nur ein, zwei Beispiele, die sowohl Vokalisation als auch Alliteration zeigen:

Zitat:
Die Weihnachtszeit nähert sich wieder,
Ein Beispiel für einen Endreim:

Rendite - Elite.

Gut platzierte Diphtongen, Doppelvokale und Doppelkonsonanten. Ich wollte das mal erwähnen, da steckt viel "Klang" und Können darin.

Das Metrum ist auch interessant, der Rhythmus funktioniert nach dem ersten "Einlesen". (Ich schreibe gleich, warum ich das sage. )

Vierhebige Daktylen mit Auftakt, im Paareim dreihebige Daktylen. Alternierende Kadenzen in den ersten vier der jeweils sechs Verse in den Strophen, der abschließende Paarreim mit männlichen.

Haben dir die jeweils fünften Verse eigentlich ordentlich Denkbarbeit verursacht? Ich kann sie jambisch oder daktylisch lesen, denn ein Wort wie "wenig" unbetont zu lesen, ist, wenn gewollt, meines Erachtens nach legitim:

fein eingeübt und digital
fein eingeübt und digital

womit man mit ganz wenig Kraft
womit man mit ganz wenig Kraft

Verbleiben Sie, Herr Präsident,
Verbleiben Sie, Herr Präsident,



Es ist ein ausgezeichnetes Gedicht, formal und inhaltlich!

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (27.12.2011 um 22:21 Uhr)
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Alt 04.01.2012, 03:33   #3
Falderwald
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Moin Stimme,

ja, das muss wohl an dir liegen, solche Gedanken liegen mir ja nun wirklich ferne.
Schließlich sprechen wir hier ja u. a. über unser Staatsoberhaupt.
Unser Staatsoberhaupt, hm, wenn man das überhaupt so sagen kann, denn schließlich wird dies nicht direkt vom Volk gewählt, sondern von der Bundesversammlung, womit es wohl eher ein politisches Staatsoberhaupt unseres Landes wäre.
Wie auch immer, das ist der Boss, wenn auch nur formal, jedoch mit besonderen Befugnissen, die es ihm gestatten, sogar Gesetze zu blockieren oder unter bestimmten Bedingungen den Bundestag aufzulösen usw.
Die Person, die diesen Posten ausfüllt, sollte vertrauenswürdig, kompetent und parteipolitisch neutral sein.
Da diese Bedingungen natürlich niemand zu erfüllen in der Lage ist, scheint dieses Amt langsam zu einem Schleudersitz zu werden, denn auch die ausgesprochene Wahrheit kann zu gefährlichen Schleudertraumata führen, die im verletzten Rücktritt enden.
Aber wir kommen vom Thema ab...

Zitat:
Der Mensch ist ein gewöhnliches, gewöhnungsbedürftiges Gewohnheitstier, so viel steht fest. Ich zum Beispiel bekomme beim Kaffeetrinken immer Lust auf eine Zigarette - und beim Rauchen Lust auf einen Kaffee. Das ist so eine Gewohnheit von mir, ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt, dass Kaffee und Zigarette irgendwie zusammengehören. Schon lästig, diese "festsitzenden", alten Gewohnheiten.
Die kann man ganz leicht lösen.
Also, aus den Ausführungen schließe ich, daß die Lust auf eine Zigarette beim Kaffeetrinken auftritt.
Stellt man nun das Kaffeetrinken einmalig ein, dann folgt keine Lust auf eine Zigarette, die wiederum der Lustauslöser für den nächsten Kaffee ist, der sich seinerseits stimulierend auf die nächste Zigarette auswirkt usf.

Zitat:
Wobei es politisch immer interessant ist. Was die Macht der Gewohnheit betrifft, so gewöhnen sich Politiker an Macht, was dazu führt, dass sie für gewöhnlich, aus lauter Gewohnheit natürlich, ihre eigene Gewöhnlichkeit übersehen, da sie es nicht anders gewöhnt sind. Macht nichts, sagt mancher. Mir macht's was, da ich es nicht anders gewohnt bin und für gewöhnlich Gewohnheiten nicht mag, weil ich mich an manches nicht gewöhnen kann. Macht gewohnheitsmäßig einen Unterschied, aber daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt, vor allem, dass manche das für gewöhnungsbedürftig halten.
Macht nichts.
Gewöhnlich stimme ich solch ungewöhnlichen Aussagen zu,doch man sollte sich niemals an Gewohnheiten gewöhnen, das verführt gewöhnlich zu Gewöhnlichkeiten, an welche ich mich auch nie gewöhnen konnte oder, wie gewöhnlich, wollte, weil Ungewöhnlichkeiten gewöhnlich zu Gewohnheiten werden, an die ich mich allmählich gewöhnt habe, weshalb ich also wie gewohnt eingangs erwähnt, wie gewöhnlich dieser ungewöhnlichen Aussage im Sinne alter Gewohnheiten beipflichte.
Mir geht es gewöhnlich ähnlich...

Zitat:
Auch das ist leider schon eine Gewohnheit seitens der Bevölkerung geworden. Der Gewöhnungseffekt ist so groß, dass wahrscheinlich ein Aufschrei des Schreckens durch das ganze Land gehen würde, wenn es mal ungewöhnlich anders wäre.
Vielleicht gäbe es aber auch nur einen ganz gewöhnlichen großen Seufzer der Erleichterung, würden einmal ungewöhnliche Worte geäußert, in denen die Gewöhnlichkeiten einmal mit ungewohnter Wahrheit ausgesprochen werden.

Zitat:
Gewohnheit gibt Sicherheit, denn man weiß: So lange alles so bleibt, wie es ist, besteht nicht die Gefahr, dass es schlimmer wird. Nein, nein, immer schön auf den altgewohnten, eingefahrenen Gleisen. Die sind so gut und so oft geschliffen, dass es brav und bieder flutscht. Zum einen Ohr hinein und zum anderen Ohr wieder hinaus. Ja, liebe Politiker, wo nichts geredet wird, das "haften bleiben" könnte, besteht auch nicht die Gefahr, aus Versehen, ganz gegen jede Gewohnheit, etwas zu sagen.
Das ist aber nur eine ganz gewöhnliche Sicherheit, denn der gewöhnliche Bürger wird, wie gewöhnlich, nicht gefragt.
Mir fällt dazu nur ein altbekannter Witzt ein:
Es lief nicht gut, da hörte er eine Stimme, die flüsterte, er solle lächeln, es könne schlimmen kommen. Und er lächelte und es kam schlimmer...
(So sehe ich Herrn Rösler nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der FDP lächeln, als er ebenso verkündete, daß die FDP ab jetzt liefern werde. Ja, wahrscheinlich das Land )

Zitat:
Ich bin von dir dahingehend verwöhnt, dass ich immer wieder auf interessante Formulierungen stoße: "Das staatsoberhäuptige Wort", einfach gut, das kann jedes Jahr passen, wunderbar "zeitlos". Und absolut grausam, denn ich werde mich nie daran gewöhnen, dass das so ist.
Ja, fand ich auch lustig, es klang ungefähr so wie das "Wort des Staatsoberhäuptlings". Es wäre doch mal ungewöhnlich, wenn ein Bundespräsident seine gewohnte Weihnachtsansprache nicht im gewohnten Outfit, sondern in einen ungewöhnlich schicken Federschmuck gekleidet halten würde.
Das würde auch den Kindern Spaß machen, nicht so einen langweiligen Onkel mit Brille, Kurzhaarfrisur, frisch rasiert und im konservativen Anzug, der sowieso nur Zeugs redet, was keiner versteht. Dat wär doch ma cool.un voll krass, oder?

Zitat:
Ebenso gut: "Die Moral der guten Absichten", ach nein, es heißt ja "Die gute Moral der Absichten" (Verzeihung.) - eigentlich sogar noch besser. Gewöhn dich nicht daran, dass ich jetzt mit einem fiesen Grinsen hier sitze und tippe, ja? Bei mir ist es eine Macht der Gewohnheit, immer irgendwelche sonderbaren "Nebengedanken" zu hegen. Ja, die guten Absichten haben eine Moral - was für gewöhnlich selten oder nie etwas mit dem "Absichtshegenden" zu tun hat. Hm. Ist vielleicht das politische Äquivalent zum Rauchen. Mit der Gewohnheit als Tasse Kaffee und der Macht als Nikotin. So oder so, diese lästigen Gewohnheiten sind wirklich etwas zum Abgewöhnen.
Wie gewohnt habe ich meistens auch ganz gewöhnliche Nebengedanken, es sei denn, ich unterhalte mich mit ganz gewöhnlichen Männern. Gewöhnlich fängt es nämlich mit einer Tasse Kaffee und einer Zigarette davor an und endet dann mit einer danach, je nach Absicht, die abhängig vom Standpunkt relativ gut oder relativ schlecht sein kann, so daß wenigstens die Moral von der Geschichte wenigstens gut sein sollte, zumindest so, wie ich das gewöhnlich sehe...

Zitat:
Du hättest mal früher meinen Schulhof sehen müssen. Hinter der Ecke des Schulgebäudes haben wir alle heimlich in der großen Pause geraucht, gruppenweise natürlich. War immer das gleiche Lied, einfach unverbesserlich. Die Gewohnheit des Gruppenverhaltens, und irgendwann gewöhnt man sich daran, so dass man danach auch ganz alleine hingeht. Wenn Koffein und Nikotin bloß nicht so abhängig machen würden! Das ist ja das Gemeine. Eigentlich müssten uns die Politiker ja leid tun. Nach so vielen, vielen Tassen Politkaffee (mit Milch und Zucker, noch schlimmer - obwohl, manche trinken das Zeug auch schwarz) und so viel ein- und ausgeatmetem Qualm, da ist das wahrscheinlich irgendwann gar keine Gewohnheit mehr. Das ist eine Sucht, die Ärmsten können sicher gar nicht mehr anders.
Ha, wir standen direkt und kackfrech unter dem Zimmer unseres Rektors.
Die oben tranken Kaffee, wir unten qualmten.
Man sollte Politik aber zu den illegalen Drogen hinzufügen, denn das Geseiere ist so von Halluzinationen geprägt und dabei gewöhnlich so langweilig, daß es schon unter das Betäubungsmittelgesetz fallen müsste.
Da helfen auch weder Milch noch Zucker, die eine wird sauer, der andere führt auf Dauer in zu großen Mengen zur Diabetes.
Vielleicht sollten die im Bundestag mal Wein ausschenken, das wird bestimmt lustig und wäre mal eine ungewöhnliche Abwechslung zum gewohnten Einheitsbrei der Einfallslosen...

Zitat:
Entzugserscheinungen können ganz schlimm sein: Ich bin mal nachts um Drei zur Tankstelle gelaufen, weil ich keine Zigaretten mehr hatte. Wie schlimm geht es da erst den Politikern? Du meine Güte, die reisen für ein bisschen Politkaffee und ein Zigarettchen glatt um die halbe Welt!
Die blamieren sich ohne weiteres öffentlich, alles nur für die Sucht! Schlimm, schlimm. Ich sollte mich schon wieder schämen. Ich hätte an Weihnachten wenigstens ein paar Schachteln Zigaretten und ein Päckchen Kaffee nach Berlin schicken sollen. Dann wäre die Digiqual sicher nicht nötig gewesen. Wobei ich etwas wirklich unfair finde. Warum bekomme ich an der Tankstelle keinen Kredit? Ich hatte den Geldbeutel zu Hause vergessen und musste noch mal zurück und wieder hin. Das war gemein. Ich bin gar nicht gerne vom Wohlwollen eines Tankwarts abhängig, ehrlich. Er hatte keine Lust, traute meiner Kreditwürdigkeit nicht, und schon hieß es: Nee, erst zahlen, dann mitnehmen. Das ist unfair. Warum dürfen andere Leute erst mitnehmen, um dann entweder irgendwann dafür zu bezahlen oder oft sogar nie, weil sie es einfach geschenkt bekommen? Daran gewöhne ich mich nie! Grmpf.
Ja, die Entzugserscheinungen sind ganz schön hart. Erst öffnen sich ein paar Pestbeulen, dann kommt das große Zittern, einige fantasieren noch eine Weile im Delirium tremens und fallen dann gewöhnlich in das politische Nirwana.
Schrecklich Vorstellung, nicht wahr?
Über die Tankstelle kann ich allerdings nicht meckern.
Letztens hatte ich fünf Cent zu wenig (ich hatte den Flaschenpfand falsch berechnet ) und der Inhaber zeigte sich nach kurzer Überlegung bereit, mir Kredit über diese Summe bis zum nächsten Tag zu gewähren.
Zinslos, versteht sich.
Ich weiß, das war nicht fair, habe ich doch meine Position als bekannter Stammkunde schamlos ausgenutzt...

Zitat:
Also, jetzt schlägt's aber Dreizehn! Erstens bekomme ich, wie gesagt, von meinem Tankwart keinen Kredit. Und zweitens bin ich im Supermarkt Stammkundin - und habe trotzdem noch nie einen Rabatt bekommen! Das ist jetzt aber wirklich fies. Wo bleibt hier der Tankwart? Der sollte dem Herrn doch glatt die Zigaretten wieder wegnehmen! Und den Kaffee auch! Warum? Na, weil das so nicht geht, echt nicht. Ich will auch Rendite haben, wenn ich einen Kredit aufnehme! Statt dessen soll ich zahlen, das ist eine bodenlose Gemeinheit!
Nein, das ist keine Gemeinheit, das ist richtig so. Du bist halt nix und wer nix ist, der kriegt auch nix. Das war doch schon immer so.
Wenn Frau Merkel oder Herr Wulff zu meiner Stammtanke kommen, dort tanken und ihre Brieftasche vergessen haben, dann bekommen die Kredit.
Ja und noch einen Kaffee "to go" und 'ne Schachtel Fluppen obendrauf, ja, die dürfen sogar aufs Privat-WC, wetten? Und das, obwohl sie dort sicherlich noch niemals vorher persönlich gewesen sind.
Und das finde ich richtig, vor allem das mit dem WC.
Ich würde doch als Kunde auf kein Klo wollen, wo vorher...
Die machen auch so schon Scheiße genug.

Zitat:
Sonderpostenrabatte nur für die Elite? Hmpf, nun gut, in Sonderpostenramsch ist ohnehin der Wurm (oder die Made, je nachdem) drin - ich will's ja eigentlich gar nicht haben. Aber es geht hier ums Prinzip! Unabhängig davon, ob ich einen Wurm mit Namen kenne: Gleiches Recht für alle! Rabatte für jeden! Bei Aufnahme eines Kredits bezahlt ihn die Bank künftig gefälligst an den Kreditnehmer zurück, und das doppelt! Wenn ich künftig Kaffee kaufe, will ich wenigstens alle 10 Packungen eine gratis als Rabatt; und bei Zigaretten - ach nö. Ich sollte sowieso damit aufhören ... das lasse ich. Ständig Qualm zu verbreiten ist irgendwie nicht das Wahre. Ich sollte mich schämen.
Um die Sonderposten sammeln sich eh nur die Schmeißfliegen. Extrem hartnäckig, extrem lästig, eben Ungeziefer, das sich viel zu schnell vermehrt.
Diese parasitären Schädlinge können übelste Krankheiten verbreiten, weil sie vor gar nichts halt machen und alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Die meisten sind zwar ziemlich kurzlebig, aber einige dicke Brummer halten sich doch ganz schön lange und legen ihre feisten Eier immer wieder direkt in die noch warmen, qualmenden Haufen.

Zitat:
Bei Aufnahme eines Kredits bezahlt ihn die Bank künftig gefälligst an den Kreditnehmer zurück, und das doppelt!
Ah, das EU-Prinzip!
So wie die Banken und die Griechen?

Zitat:
Das ist diese vermaledeite Macht der Gewohnheit, sie ist schuld. Die kenne ich seit zu vielen Jahren. Und ich träume ständig davon, lästige Angewohnheiten wieder loszuwerden. Wenn die bloß nicht so ungewöhnlich hartnäckig wären, kaum ist eine weg, entstehen zwei neue Gewohnheiten ...

Und ich kann mir nicht helfen, daran gewöhne ich mich nie.
Ich habe auch Jahre davon geträumt, eine lästige Angewohnheit wieder loszuwerden: Meine Ex-Frau. Und was soll ich sagen? Nach einigen Anläufen hat es funktioniert.
Die war zwar auch ziemlich hartnäckig, aber ich hatte die bessere Kondition in ignorierender Gleichgültigkeit.
Es war aber viel leichter, als ich dachte. Ich habe einfach aufgehört, mit ihr zu schlafen (man sollte sich zu nix zwingen).
Heute ist das meine allerschönste Gewohnheit, nämlich eine ehemalige Angewohnheit, daran könnte ich mich auf Dauer gewöhnen.

Zitat:
Wie von mir gewohnt , zum "Formalen":
Das hast du, wie gewohnt, wieder besonders gewissenhaft ausgeführt und ich bin überrascht, was dabei so alles zum Vorschein gekommen ist.

Zitat:
Haben dir die jeweils fünften Verse eigentlich ordentlich Denkbarbeit verursacht? Ich kann sie jambisch oder daktylisch lesen, denn ein Wort wie "wenig" unbetont zu lesen, ist, wenn gewollt, meines Erachtens nach legitim:
Ja, da habe ich eine Weile dran rumgefeilt, bis die Verse so waren, wie ich sie haben wollte.

Zitat:
Es ist ein ausgezeichnetes Gedicht, formal und inhaltlich!
Vielen Dank für das Lob.
Dafür und für die intensive und humorvolle Auseinandersetzung mit meinem Text möchte ich mich ganz herzlich bedanken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 05.01.2012, 01:34   #4
Erich Kykal
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Hi, Faldi, hi, Stimme!

Wow - DAS passiert also, wenn zwei Vielschreiber zusammenkommen! Das kann ich kürzer:
Gut geschrieben, mit deutlichem Augenzwinkern, könnte bezüglich neuester Aktualitäten fortgesetzt werden: Die Drohung an die Presse, die Rücktrittsweigerung...was kommt als nächstes???

Gern gelesen!

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 15.01.2012, 19:24   #5
Falderwald
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Servus Erich,

ja, manchmal wird es ausufernd, wenn zwei zusammen kommen, die sich viel dazu zu sagen haben.
Aber wenn es ihnen Spaß macht...

Was als nächstes kommt?

Hm, das ist schwer zu sagen.
Einerseits scheint es so, als ob die Presse das höchste politische Amt beschädigt sieht, andererseits denke ich, daß unsere Regierung, allen voran Frau Merkel, daran gelegen sein muss, diesen, ihren Präsidenten im Amt zu halten.
Einen Präsidenten zu verlieren, ist ein Missgeschick, das kann jedem passieren, aber wenn der zweite auch noch geht (so leicht bekommt man ihn ja nicht des Amtes enthoben), dann sieht das schon fast nach der Unfähigkeit aus, ein Auge für den richtigen Kandidaten zu haben und das ist eine schwere politische Schlappe und Schwächung der eigenen Position.

Warten wir es ab, eine Prognose wage ich kaum zu geben.
Es kommt jetzt auf die Medien an, ob sie ihn tagtäglich weiter verfolgen oder aber nicht und somit doch langsam Gras über die Sache wachsen kann.

Letztendlich interessiert es mich aber nicht wirklich, denn die Parteien haben so viel Macht in diesem Lande und machen sowieso, was sie wollen.

Und ob unser Staatsoberhaupt nun Wulff, Meier oder Müller heißt, ist für den Bürger genau so wichtig, als wenn ein Eskimo einen Schneeball wirft.

Ist doch wahr, oder?


Vielen Dank für die Rückmeldung...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 18.01.2012, 22:11   #6
Erich Kykal
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Böse Zungen behaupten ja, er hätte ohnehin nur ein "l" zuviel im Namen, denn Merkels Hündchen war er ja wohl immer schon, der gute WUFF!

Diesmal hat er dummerweise ein Stöckchen zuviel geholt, und Frauchen hatte es noch nicht mal geworfen...

Kichernde Grüße,

eKy
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Alt 18.01.2012, 23:04   #7
Falderwald
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Jepp, das kenne ich.

Ich hatte früher Schäferhunde. Beim Stöckchenwerfen habe ich oft nur vorgetäuscht, ich hätte es geworfen.
Regelmäßig rannten sie los und schauten blöd aus der Wäsche, wenn sie es nicht fanden.
Ich fand das immer lustig. Aber meist funktionierte das nur zwei Mal, beim dritten Mal hatten sie den Bogen raus, weil kein Aufschlaggeräusch ertönte.
Das Dumme war nur, beim nächsten Spaziergang hatten sie es wieder vergessen...

So ist das auch mit den Politikern in unseren Landen...


Ebenfalls höchst amüsierte Grüße

Falderwald
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Alt 19.01.2012, 09:31   #8
Sidgrani
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Hallo Falderwald,

du hast den Nagel auf den Kopf getroffen und dem Buh-Präsidenten schön zynisch die Maske vom Gesicht gerissen. Wer setzt sie sich als Nächster auf? Es fehlt nur noch einer, dann haben wir die drei scheinheiligen Schönlinge komplett.

Erich Kykal meint, Der Buh-P. hätte ein l zuviel im Namen, vielleicht ist es aber auch ein f und schon haben wir den Nachfahren des bösen Wolfs entlarvt. Einem Märchen entstammt der böse Wulf ganz bestimmt.

Liebe Grüße
Sidgrani

Meinem Gedicht über diesen Wehr-Wulf werde ich auf jeden Fall noch ein paar Strophen hinzufügen.
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Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
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Alt 24.01.2012, 21:34   #9
Falderwald
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Hallo Sidgrani,

das Problem ist doch, sie alle spielen im öffentlichen Leben nur eine Rolle und setzen dabei ihre eigene Maske auf.
Egal, wem du sie herunterziehen möchtest, wenn du etwas suchst, dann lässt es sich auch finden.
Und dann kann es dir passieren, daß man dir deine eigenen Worte um die Ohren haut und du dabei ganz schön alt aussiehst.

Wie auch immer, der Wolf im Schafspelz wartet stets auf seine Befreiung.

Und erfinderisch ist er auch. Nicht umsonst hat er sich die Pfoten weiß gefärbt und Kreide gefressen, um die armen Geißlein zu täuschen.

Es darf nur nicht regnen, dann ist der Lack ab.

Und nun muss er ein paar schwere Steine verdauen...

Ja ja, ein echtes Berliner Märchen...


Danke für die Rückmeldung und deine Gedanken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


PS: Deinen Wehr-Wulf schaue ich mir mal an...
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