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07.02.2012, 12:57 | #1 |
Galapapa
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Warum Karl so viele Uhren hat
„Karlchen“, sprach der Großpapa,
„bleib der Regentonne fern, sie ist nicht zum Spielen da und warum, sag ich Dir gern: Beugst du dich zu weit hinein und verlierst das Gleichgewicht, kann das für dich tötlich sein, fordere das Schicksal nicht!“ Karlchen, klein wie sein Verstand, lauerte bis Opa ging, wuchtete sich auf den Rand, bis er in der Tonne hing um das Wasser zu erreichen, das da unten spiegelnd stand, Planschvergnügen ohnegleichen, schon erreicht er’s mit der Hand. Nur ein kleines Stückchen noch, die Gefahr erkennt er nicht, rutscht hinab ins dunkle Loch, tief im Wasser sein Gesicht. Atemlos auf seinen Händen Beine zappelnd in der Luft, wenn sie einen Halt nur fänden, hängt er hilflos in der Gruft. Opa, der dem Wicht nicht traute, war vor Schreck der Ohnmacht nah, als er um die Ecke schaute und die Zappelbeine sah. Schnell vor Ort, packt er den Kleinen, der schon am Ersaufen war, mit den Händen an den Beinen, zieht ihn rasch aus der Gefahr. Schluchzend, aber wieder trocken, saß der Karl auf Opas Schoß. „Das gibt“, dachte er erschrocken, „Donnerwetter riesengroß.“ Doch der Alte grinste nur, nahm das Bübchen an der Hand, führte es zur Pendeluhr überm Sofa an der Wand, öffnete die Uhrentür, griff das Pendel, ganz gezielt, sorgte somit schnell dafür, dass das Uhrwerk innehielt. „Schau mal Karlchen“, sprach er dann, zeigte auf die tote Uhr, "das ist’s, was passieren kann, s’fehlten Augenblicke nur." Karl, erwachsen unterdessen und den Opa gibt’s nicht mehr, hat den Vorfall nie vergessen, als er fast gestorben wär. An den Wänden im Zuhause gibt’s elf Uhren zu erblicken, welche ständig, ohne Pause, pendelschwingend munter ticken. Bleibt dann einmal eine stehn, kann es nie kein Unglück geben, immer noch verbleiben zehn, pendeln weiter für das Leben. Geändert von Galapapa (07.02.2012 um 23:32 Uhr) |
07.02.2012, 16:28 | #2 |
Mal lachend - mal traurig
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
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Hallo Galapapa,
ich bin begeistert von deinen vielen Uhren. Ja Karlchen, wohl dem der einen Opa (welcher sehr gescheit, er war ja auch mal jung) hat. Schön zu lesen waren deine Zeilen. Schöne Grüße der Knacki
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Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt. |
07.02.2012, 17:10 | #3 |
Galapapa
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Hallo Knacki,
ich hab wirklich 11 Uhren im Wohnzimmer, 8 davon schlagen die halbe Stunde und die Stunde. Da solltest Du mal da sein um 12. Danke für Dein Lob! Schön, mal wieder von Dir gehört zu haben. Liebe Grüße! Galapapa |
07.02.2012, 18:52 | #4 |
Mal lachend - mal traurig
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Hallo Galapapa
habs mir doch gedacht das du der kleine Karl warst. Oder bist du nur der große? Schöne Grüße Knacki
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Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt. |
07.02.2012, 19:01 | #5 | ||
ADäquat
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Liebes Karlchen
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07.02.2012, 19:48 | #6 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo galapapa
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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07.02.2012, 21:13 | #7 |
Slawische Seele
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Lieber Galapapa,
innig, allerliebst und wertvoll. Vor allem ein schönes Kindergedicht. Ich bin fast verlegen, weil ich zu deinen Gedichten oft mit eigenen Geschichten komme. Als 5-jährige bin ich in eine runde Zinkregentonne gefallen und lag dort im Halbkreis, leblos, wie meine Mama mir erzählt. Diese Geschichte wurde (und wird) beinahe auf jedem Familienfest erzählt. Meine Mama hielt sich in der Küche auf und "eine Stimme" befahl ihr: "Geh schnell 'raus." Die Regentonne stand links neben der Eingangstür. Sie fand und rettete mich. Es war Herbst. Ich erinnere nur, dass ich danach nicht mehr nach draußen durfte (wegen Erkältung) und es als Strafe empfand. (Ein Jahr später bin ich im Dorfteich ertrunken - aber dazu musst du erst das passende Gedicht schreiben.) Karls Uhren stellen eine wunderbare Verbindung zum Kindheitserlebnis dar. Verrätst du uns, wie viele Uhren in deinem Häuschen ticken? Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
07.02.2012, 22:42 | #8 |
Galapapa
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Hallo Knacki,
gern verrate ich Dir, welches Karlchen sich hinter mir versteckt: Ich bin nur der große Karl. Die Geschichte habe ich in früher Jugend gehört oder gelesen; das weiß ich gar nicht mehr, aber sie hat mich nie mehr losgelassen und ich bin zum Uhrenreparierer und -sammler geworden. Liebe Grüße, auch an Dein bezauberndes Frauchen! Galapapa Liebe Chavali, hab lieben Dank für Dein schönes Lob! Natürlich auch für Deinen Vorschlag, den ich übernehmen werde! Das Karlchen war ich gar nicht, nur der große Karl. Die Geschichte hat mich als Kind so beeindruckt, dass ich sie nie vergessen habe und selbst zum Uhrensammler geworden bin. Danke für den Hinweis mit dem Fehler; schon eradiziert. Die Länge war, da Kindergedicht, erforderlich. Ich musste detailiert erzählen um das Verständnis zu erleichtern und spannend zu erzählen. Allerdings hatte ich es mir auch illustriert vorgestellt, wenn auch nur mit 4 bis 5 Bildchen dazu. Das fördert die Phantasie. Auch ich werde mich ein wenig darum kümmern, mehr für Kinder zu machen. Ein schönes Ziel wäre, zumindest eine kleine Alternative zu erzeugen zu all den recht grausamen Geschichten von Busch über Struwwelpeter bis zu den Brüdern Grimm. Wir wissen doch heute, dass lernen durch Beispiel statt durch Angst auch funktionieren kann. Dabei finde ich, drastisch sollte es schon sein, so wie bei Karlchen, aber nicht grausam. Liebe Grüße! Galapapa Hallo gin, danke auch Dir für Dein Lob zu meinem Text. Vor dem Hintergrund, dass jährlich ich weiß nicht wieviele Kinder (übrigens auch Katzen!) in Regentonnen und Tümpeln ertrinken war es schon als Lehrgedicht gedacht. Deshalb habe ich es auch sehr ausführlich und spannend zu schreiben versucht. Für Erwachsene hätte es anders ausgesehen und sich mit max. 4 Strophen begnügt. Schön, dass es Dir gefallen hat! Liebe Grüße an Dich! Galapapa Liebe Dana, auch Dir zunächst mein Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob! Deine Antwort hat mich entwas erschreckt. Da hast Du ja einiges durchgemacht als Kind. Zu ertrinken war für mich schon als Kind eine Horrorvorstellung. Das liegt wohl daran, dass schwimmen lernen musste, indem man mich ins tiefe Becken warf und mit langen Stangen meinen Todeskampf unterstützt hat, bis ich's konnte; mit allen Vieren wie ein Hund. Seitdem hasse ich Wasser, obwohl ich heute gut schwimmen kann. Dass Du als Kind gleich zweimal die Erfahrung bis zum bitteren Ende machen musstest, erfüllt mich mit Entsetzen. Das muss Dich doch auch fürs Leben gezeichnet haben. Mein dagegen eher harmloses Erlebnis beim schwimmen Lernen hat mir ja schon jeglichen Spaß am Schwimmen und Plantschen fürs Leben vergellt. Dass Dir nicht selten zu meinen Texten eine eigene Geschichte einfällt, finde ich sehr schön, signalisiert es mir doch, dass ich mit meinen Gedichten nicht allzu weit vom Leben entfernt bin. Wie gesagt, selbst erlebt habe ich die Geschichte nicht, doch hat sie mich so beeindruckt, dass ich zum Uhrensammler geworden bin: In meiner Wohnung ticken tatsächlich 11 Uhren und 8 davon schlagen auch die halben und die ganzen Stunden. Da ist was los um 12! Fünf weitere habe ich in Reparatur... Herzliche Grüße an Dich! Galapapa Geändert von Galapapa (07.02.2012 um 23:31 Uhr) |
10.02.2012, 01:35 | #9 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.913
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Hallo Galapapa,
das Gedicht ist süß und auch sehr anschaulich geschrieben. Da hat das kleine Karlchen aber eine Lektion fürs ganze Leben gelernt und es scheint dem großen Karlchen gut bekommen zu sein. Aber den hätte es ja beinahe gar nicht mehr gegeben, wenn der gute Opa nicht aufgepasst hätte. Auch ich wäre beinahe einmal ertrunken, aber nicht in einer Tonne, sondern im Bodensee. Als ganz kleiner Junge habe ich in einem extra für Kinder abgetrennten Bereich dort im Wasser geplantscht, als ein Motorboot vorbeifuhr und durch seine Wende eine (für meine Größe relativ) große Welle erzeugte, die mich erfasste und umwarf. Und drei Mal darst du raten, wer mich da rausgezogen hat: Na klar, mein Opa! Der ist mit voller Bekleidung rein ins Wasser und hat seinen Enkel gerettet. Aber noch was: Du hast elf Uhren und bist ein Sammler? Ich habe zwei Uhren, aber beide funktionieren nicht mehr, es sind Erinnerungsstücke. Jede Uhr hat nämlich auch einen Nachteil: Mit jeder Stunde, die sie anzeigen, verstreicht auch eine meiner Stunden. Deshalb schaue ich nur in unregelmäßigen Abständen nach der Zeit. Und wenn ich jetzt schaue, dann merke ich, es ist eigentlich schon längst Zeit für mich, denn um 5:00 Uhr ist meine Nacht schon wieder rum. Dein Gedicht aber hat mir trotz der Uhren gut gefallen. Aber jetzt muss ich in die Waagerechte. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
11.02.2012, 18:48 | #10 |
Galapapa
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Hallo Falderwald,
zunächst herzlichen Dank fürs Kommentieren und für Dein Lob! Selber war ich, Gott sei Dank, nicht in der Tonne, doch die Geschichte, in früher Jugend gehört oder gelesen, hat mich sehr beeindruckt, wodurch ich zum Uhrensammler geworden bin. Natürlich hast Du Recht damit, dass das Uhrenticken auch an die Vergänglichkeit der eingenen Zeit erinnert, ich sehe das aber nicht als Nachteil, sondern als Mahnung, diese Zeit nicht zu vergeuden, da sie endlich ist. Dies war ja auch der Inhalt der Lektion des Großvaters in der Geschichte. Deshalb: In meinem Wohnzimmer ticken Uhren, in meinem Wintergarten leben viele Pflanzen und sobald ich sitze, habe ich eine Katze auf dem Schoß; so habe ich immer eine Menge Leben um mich in meinem Zuhause. Ich hoffe, Du bist um 5 Uhr aus der Waagerechten gekommen heute Morgen und grüße Dich herzlich! Galapapa |
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