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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 07.11.2012, 10:52   #1
Ibrahim
Verstorbener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.03.2009
Ort: Puch/Salzburg
Beiträge: 597
Standard Das Einhorn im Stadtpark

Ein Pferd, aus edlem Marmorstein geschlagen,
erhebt sich in bedrohlicher Pesade.
Der Narwalzahn auf seiner Stirne zeigt gerade
ins Reich des Einhorns, scheint zu sagen,
komm doch mit mir, mein Rücken wird dich tragen.

Ich lasse mich vom Mythenross gewinnen,
hab schon die Ruhebank im Park verlassen,
gerade kann ich noch die Mähne fassen,
da zeigt das kalte Steingebilde meinen Sinnen
ein Bild, dem mag mein Wille nicht entrinnen.

Schon wärmen heiße Ströme aus den Nüstern
die Wangen mir im Flug durch Wolkenschwaden.
Das Einhorn galoppiert, ich hör Tiraden
vom Wundervogel, hör die Elfen flüstern
aus Regenbögen, die sich nie verdüstern.

Ich lausch dem Lachen unbeschwerter Kinder,
die zum Erstaunen weiße Flügel tragen,
mich höflich nach dem Ziel der Reise fragen.
Ein Hase grüßt mich, lüftet den Zylinder,
im Vollmond grasen quergestreifte Rinder.

Da fragt mich jemand, reißt mich aus den Träumen,
ob diese Bank wohl Platz für ihn noch hätte,
er liebe diese wunderbare Stätte
und möchte heut den Ausritt nicht versäumen.
Dann setzt er an, das Standbild aufzuzäumen.
__________________
Ich will mit meinen Reimen die Leute zum Schmunzeln, Weinen oder Fluchen bringen.

Geändert von Ibrahim (18.11.2012 um 09:36 Uhr)
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Alt 07.11.2012, 17:50   #2
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Hallo Ingo,

ein wundersamer Traum in wunderbare Worte gesetzt.
Gefällt mir sehr.
Wozu solche Steinfiguren einen manchmal zu inspirieren vermögen!

Lediglich hier komme ich etwas ins Trudeln
Zitat:
wo, Schande solches Anbot zu versäumen,
Gedanken kalten Stein zum Leben zäumen.
Das verstehe ich vom Sinn her nicht und es ist auch ein wenig seltsam ausgedrückt.
Anbot soll sicher poetisch für Angebot sein - habe ich aber noch nie gehört.
Für die Betonung gekürzt?
Ein Neogolismus ala Ingo Baumgartner...?

Und die letzte Zeile ist auch irgendwie verquer.
Wahrscheinlich wolltest du damit ausdrücken, was ich in oben von der Inspiration sagte.

Alles in allem ein wunderschönes Gedicht!

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (07.11.2012 um 18:19 Uhr)
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Alt 07.11.2012, 18:06   #3
Ibrahim
Verstorbener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.03.2009
Ort: Puch/Salzburg
Beiträge: 597
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Hallo Chavalli!
Vorerst herzlichen Dank für den auführlichen Kommentar!

Zum Anbot - nein kein Neologismus, sondern (vielleicht nur österreichische) Form von Angebot. Ein Anbot machen - zum Beispiel Handwerker, ....

Letzte Zeile - ohne vorletzte ganz unverständlich:
wo, ....., Gedanken kalten Stein zum Leben zäumen.
ein Pferd (auf)zäumen - es fertig zum Ausritt machen etwa)
Gedanken zäumen einen Stein zum Leben (auf) - machen ihn lebendig.
Zugegeben, Chavalli - eine schwere Kost
LG Ingo
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Alt 15.11.2012, 19:39   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Ibrahim,

ein ganz wunderbarer Text, der mich in seinen Bann gezogen hat, ist dir hier gelungen.

Er mutet wirklich märchenhaft an und fließt fast von selbst durch alle Zeilen.

Ich könnte jetzt auch keine Strophe besonders hervorheben, denn sie sind alle gelungen und traumhaft schön.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 16.11.2012, 16:14   #5
Ibrahim
Verstorbener Eiland-Dichter
 
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Ein Lob von Falderwald, das baut auf. Danke dir herzlich
LG Ingo
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Alt 16.11.2012, 19:17   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Ibrahim!

Ein stilistisch sehr gelungenes Gedicht - bis auf 2 Details:

S1 - Wortwiederholung "-horn" in "Narwalhorn" und, eine Zeile drunter, "Einhorns". Die Korrektur hier ist simpel und sowieso richtiger: Da das "Horn" des Narwals ein Zahn ist, schreib doch einfach: "Narwalzahn".

Die letzten beiden Zeilen des Gedichts wirken leider durch den Einschub sehr überkonstruiert, stilistisch bemüht (zB "Anbot", "zum Leben zäumen") und dem Reim geschuldet. Diese Conclusio würde ich auf jeden Fall nochmals überarbeiten oder lieber gleich neu schreiben. Das Werk hätte es verdient!


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.11.2012, 21:40   #7
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Ibrahim,

ganz ohne Kritik und Anmerkung - es ist ein schönes, phantasievolles und phantasieanregendes Gedicht, wie man es gerne liest.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 16.11.2012, 22:26   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Hallo Ibrahim,

Zitat:
Zitat von Ibrahim
wo, Schande solches Anbot zu versäumen,
Gedanken kalten Stein zum Leben zäumen
.

So las ich alle Strophen, ungezäumt, ließ diesen Jemand Platz nehmen und sah weiter, was ich sah.

Wunderschön und wunderbar,
liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 17.11.2012, 09:24   #9
Ibrahim
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Hallo Erich!
Herzlichen Dank für den Kommentar und die Hinweise.
Narwalhorn, ja, der korrekte Narwalzahn schien mir allgemein für zu unverständlich.
Zur Überkonstruktion: Ich wollte unbedingt das Bild unterbringen, wie Gedanken ein Steingebilde aufzäumen und damit zum Leben erwecken können. Zugegeben etwas verwirrend.
LG Ingo
Hallo Thomas!
Danke dir fürs Lesen und natürlich auch fürs "Gefallen".
LG Ingo

Hallo Dana!
Freut mich, dass du den "Ausritt auf dem Einhorn" mitgemacht hast. Danke.
LG Ingo
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Geändert von Ibrahim (17.11.2012 um 09:26 Uhr)
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Alt 17.11.2012, 15:38   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Ibrahim!

Und grade WEIL du das "unbedingt" unterbringen willst, wird es leider kein Werk sein, das man in hundert Jahren vielleicht noch zitiert.

Bedenke dies: Alle Gedichte, die die Zeitenläufte überlebt haben und sozusagen Teil des deutschen Sprachgutes geworden sind, haben das nicht wegen irgendwelcher speziellen Intentionen ihrer Autoren geschafft, wie sozialkritische Aussagen oder auf Kosten des Gesamteindrucks unbedingt unterzubringenden Bildern. Sowas kann - mit zunehmender zeitkultureller Distanz - irgendwann ohnehin kaum mehr nachvollzogen werden.
Nein, wenn sie heute noch im allgemeinen Sprachschatz gebildeter Schichten sind, dann ihrer sprachlichen Perfektion wegen, die die Gefühlsebene des Lesers perfekt mit dem Inhalt kurzzuschließen weiß, und manchmal sogar nur wegen der magisch schönen Sprache an sich.

Ich sage nicht, dass man ALLES der Sprache unterordnen sollte, aber gerade bei Lyrik scheint sie mir nun mal das Wichtigste überhaupt zu sein, besonders bei diesem hypnotisch getragenen, fließenden Stil.

So, Ende der kleinen Vorlesung. Nun mach weiter, wie du meinst....

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.11.2012 um 15:40 Uhr)
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