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05.01.2010, 13:36 | #1 |
Galapapa
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Stille, heilige Nacht
Alleine sitzt sie still in ihrem Zimmer,
in einer emaillierten Kanne dampft der Tee. Ihr schwacher Schatten tanzt im Kerzenschimmer, und draußen schwebt in dicken Flocken weißer Schnee. Die Glocken rufen fern zur Feierstunde, die kranken Beine halten sie zuhause fest. Sie träumt von einstiger Familienrunde, Erinnerung, die ihr ein müdes Lächeln lässt. Schon früh versinkt der Tag in Dunkelheit. Sie schließt die nassen Augen, hat genug gewacht, von blassen Wangen tropft die Einsamkeit, die Kerze leuchtet in die stille, heil’ge Nacht. Geändert von Galapapa (07.01.2010 um 13:42 Uhr) |
05.01.2010, 17:08 | #2 |
gesperrte Senorissima
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Beiträge: 4.134
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Lieber Galapapa,
das erinnert mich an mich, aber ich bin zum Glück nicht depressiv darüber geworden. Den "Pott" würd ich mit Topf oder Krug ersetzen, denn - subjektiv! - denke ich bei "Pott" sofort an die Rumersatzreklame (Der gute Pott). Und statt "sehr schnell" gefiele mir ein "sehr früh" besser. Aber das sind meine Dir sicher bekannten Anmerkungen. Lieben Gruß für dieses Düsterkammergedicht! cyparis |
05.01.2010, 18:35 | #3 |
Galapapa
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Hallo Cyparis,
danke für Deinen Kommentar! Was Du da schreibst, wär für mich schier undenkbar, ja, geradezu eine Horrorvorstellung: heilig Abend alleine dazusitzen. Bei mir hängt an Weihnachten so viel Gefühlsleben dran, daß ich mir so eine Situation kaum vorstellen kann und meinen Kindern, die jedes Jahr mit mir Weihnachten feiern, unendlich dankbar bin. Schon eigenartig: Silvester erlebe ich seit vielen Jahren ganz allein, mag auch nie weggehen. Damit habe ich kein Problem. Ja da hast Du recht, das ist dunkelste Düsterkammer. Vor allem viele ältere Menschen, die mit einem "traditionellen" Weihnachten aufgewachsen sind, sind da jedes Jahr übel dran. Das tut weh. Einen herzlichen Gruß an Dich (werd nächste Weihnachten an Dich denken)! Galapapa |
06.01.2010, 01:38 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Galapapa,
dein Gedicht hat mich ziemlich erstaunt. Bisher war ich stets sehr linientreu, was die Form eines Gedichts angeht. Speziell was die Symmetrie bei der Anzahl der Hebungen betrifft, wollte ich hier ein wenig kritteln. Aber das spar ich mir, denn obwohl sie teilweise stark und unregelmäßig variiert, liest sich das Gedicht ganz gut. Es passt einfach. Inhaltlich ist dein Werk sehr ergreifend. Es zeichnet eine berührende Szene mit einprägsamen Bildern, die sich nicht so schnell wieder verflüchtigen und zeigt damit eine andere Seite der Weihnachts-Medaille auf, die wohl (leider?) so manche Seiten hat. Leiers Vorschläge finde ich im Übrigen gut. Mit "Pott" verbinde ich eher den Nacht-Pott als ne Teekanne o.ä., was aber sicherlich auch rel. stark vom sprachlichen Umfeld des jeweiligen Lesers beeinflusst wird. "sehr früh" statt "sehr schnell" zu schreiben wäre meiner Meinung nach wirklich lyrischer. Da "sehr schnell" ziemlich stark auf eine temporale Beschleunigung anspielt, während "sehr früh" das subjektive, emotionale Dunkeln der im Gedicht betrachteten/beschriebenen Person (besser) verdeutlicht, finde ich. Gute Arbeit. LG, Abraxas |
06.01.2010, 13:40 | #5 |
Galapapa
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Hallo Abraxas,
danke für Dein Lob und die Vorschläge zur Verbesserung! Deine Bemerkung zur Form des Textes hat mich dann doch beschäftigt, und ich habe einige Veränderungen vorgenommen. Das betraf zunächst natürlich die Vorschläge von Cyparis. Auch ich finde den Beginn der letzten Strophe so besser. Das "Pottproblem" mag regional sicher unterschiedlich ausgeprägt sein, entscheidend ist aber die Herausforderung, es möglichst vielen angenehm zum Lesen zu machen. Der Pott ist also auch weg. Obwohl ich der Meinung bin, dass es vor allem und in erster Linie darauf ankommt, dass ein Text gefällig und angenehm zu lesen ist, habe ich doch versucht, auch Hebungen und Silbenzahl zumindest in den Strophen "symmetrischer" zu machen. Strophe 1 sieht ge-x-t nun so aus: xXxXxXxXxXx xXxXxXxXxXxX xXxXxXxXxXx xXxXxXxXxXxX In den anderen beiden Strophen müßte es nun auch passen, wenn man "Familien" als "Familjen" spricht und die Kommata nach "Erinnerung" und "stille" nicht als Pausenbruch sieht. Ich denke, der Text ist so noch einmal etwas "gefälliger" geworden. Vielen Dank und einen herzlichen Gruß an Dich! Galapapa |
06.01.2010, 15:05 | #6 |
Gesperrt
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Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
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Hallo Galapapa,
ich kenne die "Ur"fassung leider nicht; so, wie Dein Werk hier steht, gefällt es mir sehr gut. Der Test fließt und der Inhalt ist, neben dem Bildreichtum, ergreifend und sprachlich sehr schön. Wie sich doch die Geister scheiden: Jetzt, da meine Söhne erwachsen sind und eigene Familien haben, fällt es mir überhaupt nicht schwer, den 24. Dezember allein zu verbringen. Ich genieße die Vorfreude auf die Feiertage und verbringe die Zeit mit Vorbereitungen; ich vermisse nichts! Anders ist es schon immer an Sylvester. Da mag ich nicht alleine sein und sorge stets vor . Ein Jahreswechsel ohne Gesellschaft ist für mich undenkbar. Ich grüße Dich herzlich und wünsche Dir ein glückliches Neues Jahr, Medusa. |
06.01.2010, 17:55 | #7 | |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Galapapa,
Zitat:
Desweiteren ja, nicht schlecht. Bis auf die letzte Strophe, hast du diese auch verändert? Ich glaube, sie bestand vorher aus zwei 5- gefolgt von zwei 6-hebigen Versen. Nun sind allerdings die letzten drei Verse 6- und nur der erste 5-hebig. Das gefällt mir nicht so gut, ehrlich gesagt. Mir kommt "traurig nassen" neu vor - und etwas umständlich formuliert ggf. Hab das Original leider nicht mehr detailliert im Kopf. Aber vielleicht kannst du damit ja schon was anfangen. LG, Abraxas |
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06.01.2010, 19:52 | #8 |
Galapapa
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Hallo Medusa,
auch ich wünsche Dir ein gesundes, glückliches neues Jahr und danke Dir für Dein erbauendes Lob! Die Änderungen, die ich vorgenommen habe, sind nicht gravierend, insbesondere was den Inhalt angeht. Besonders freute mich Deine Aussage "sprachlich sehr schön". Ein Kompliment, das ich besonders wertschätze! Danke schön! Ich bin am Nachdenken, was wohl das Entscheidende war, das uns beide so unterschiedlich geprägt hat hinsichtlich unseren Empfindungen gegenüber Heilig Abend und Silvester. Da müßte man glaube ich in der Kindheit nachforschen... Sei ganz herzlich gegrüßt von mir! Galapapa Hallo Abraxas, danke für Deinen weiteren Hinweis, diesmal zur letzten Strophe. Dieses "traurig" hatte ich mit gemischten Gefühlen hineingenommen und dabei übersehen, dass in "zugemacht" und "Einsamkeit" jeweils nur eine Hebung steckt. Die erneute Änderung löst, glaube ich jedenfalls, das Problem und klingt auch besser, wobei das "wachen" auch im Sinne von "warten" verstanden werden kann. Ich hatte bei Änderungen manchmal das Gefühl, nichts verbessert zu haben. Diesmal ist es anders! Danke! Herzlichen Gruß! Galapapa |
06.01.2010, 23:13 | #9 |
ADäquat
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Lieber Galapapa,
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07.01.2010, 00:58 | #10 | ||
Gast
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Hallo Galapapa,
Zitat:
Zitat:
Da fand ich 2 zu 2, wenngleich nicht wie zuvor abwechselnd, doch noch besser. Wenn du diese Meinung teilst, kannst du es ja entsprechend bearbeiten. Freut mich, dir eine Hilfe sein zu können. LG, Abraxas |
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