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21.12.2012, 00:30 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Frei-Tod
Frei-Tod
Nimm dein Recht in deine Hand! Für dieses Freiheitsideal ist Newtown nur ein Kollateral- schaden; nicht Zeichen an der Wand. Für jeden ein Sturmgewehr, oder zwei, so ist das Land – Feuer frei! |
21.12.2012, 12:20 | #2 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Hallo Thomas,
wäre ich ein Zyniker (ich weiß, daß ich einer bin , aber diesmal nicht), würde ich sagen, ein bisschen Verlust gibt es immer. Vielleicht sollten die Amerikaner ihr Waffengesetz einmal überdenken, denn man sieht ja zum Teil, wo diese "Freiheit" hinführt. Vielleicht hätte aber auch jeder Grundschüler einen Peacemaker im Federtäschchen haben sollen, dann wäre die Geschichte eventuell anders ausgegangen. Wenn solche Dinge geschehen, dann muss man sich echt an den Kopf fassen und kann eigentlich gar nichts mehr dazu sagen, es ist einfach unfassbar. Tja, ein Kollateralschaden, mehr war es wohl für die meisten nicht. Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen, die mit den Folgen leben müssen. Eigentlich ungerne, aber in diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (21.12.2012 um 20:59 Uhr) Grund: Fehlerteufelchen beseitigt |
21.12.2012, 17:13 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ja, Falderwald,
genau dieses Wahnsinnsargument: Mehr Waffen im Volk = mehr Sicherheit und Freiheit, welches du mit dem "Revolver im Federtäschchen" ansprichst, ist das Problem. In Deutschland herrscht das andere Extrem und man muss hier bisweilen darauf hinweisen, dass es nicht die Waffe ist, sondern der Finger am Abzug, der den Schuss auslöst. Aber in den USA ist eine ganz unglückliche emotionale Verquickung zwischen uneingeschränktem Waffenbesitz und individueller Freiheit entstanden. Allein ein schärferes Waffengesetz, welches nicht erst seit Newtown überfällig ist, wird das Problem nicht lösen, darauf will das kurze Gedicht hinweisen. Liebe Grüße Thomas |
21.12.2012, 20:58 | #4 |
Lyrische Emotion
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Hi Thomas,
es ist mir klar, daß es nicht nur am Waffengesetz alleine liegt. Aber ich denke mir, es ist in den Vereinigten Staaten trotzdem leichter, an eine Schusswaffe zu kommen, als hier. Natürlich bekommst du hier auch eine, wenn du es unbedingt darauf anlegst, doch ist das in unseren Breiten nicht mit jenem Freiheitsideal verknüpft, wie es in den USA im Denken verankert liegt. Es kommt auf die Einstellung an und deshalb ist der Titel "Frei-Tod", der dein Gedicht ziert, ja auch so aktuell. Letztendlich habe ich aber auch keine Antwort darauf, denn eine rein pazifistische Erziehung und somit Einstellung kann es auch nicht bringen, denn Gewalt ist nun mal Teil dieser (Menschen)Welt und jeder hat das Recht, sich zur Wehr zu setzen, wenn er angegriffen wird. Und, seien wir mal ehrlich, es findet sich in unserer schönen Multikultigesellschaft genug gewaltbereites Potential, was sich keinen Deut um ein Menschenleben schert, sei es aus eigenem Vorteilsstreben oder aus idealistischen Gründen. Und in den USA, dem schönen Vorbild, dem wir uns immer mehr annähern, verhält es sich nicht anders und wenn Menschen in solchen Gesellschaften immer mehr emotional degenerieren, dann passiert so etwas und ich habe die Befürchtung, daß dies immer häufiger geschehen wird. Das ist kein schönes Zukunftsbild, was ich hier vor Augen habe, aber die Zunahme der Gewalttaten in den letzten Jahren, hüben wie drüben, lassen wahrlich keinen Optimismus zu. Ein unbefriedigendes Ergebnis, ich weiß, aber ich glaube, daß dies nicht nur meine Vorstellung alleine ist. Ich habe eine Scheißangst um unsere Kinder und Enkel, die in dieser schönen, neuen und ach so zivilisiert aufgeschlossenen Gesellschaft aufwachsen und da noch hindurch müssen. Und wie sollen unsere Kleinen ein emotionales Gleichgewicht lernen, wenn ihre Eltern gezwungen sind, sie morgens früh um viertel vor sieben in einer Betreuung abzugeben, in der sie bis siebzehn Uhr verbleiben müssen und wo sie nur eine Nummer unter vielen sind, die funktionieren müssen und wo kaum einer danach fragt, warum sie denn trotzdem vermehrt nicht funktionieren können, weil einfach die Zeit für die Betreuer nicht da ist, weil gerade an Bildung und Jugendarbeit gespart wird und der kommunalen Politik und den Betreuungseinrichtungen knallharte Vorgaben gemacht werden? Vom grünen Tisch aus wird über Zuschüsse und Finanzierungen entschieden, es werden Stunden gekürzt, der Verwaltungsaufwand aber immens erhöht und dann müssen die Kommunen das zwangsweise umsetzen, von wo es dann schlussendlich in die Einrichtungen angewiesen wird und diese dann zusehen müssen, wie sie damit zurecht kommen. Und wer soll dann noch für den Kunden vor Ort sein? Jetzt könnte man einwenden, das ist freilich besser, als auf der Straße aufzuwachsen (an dieser Stelle möchte ich einwerfen, daß es der Offenen Kinder- und Jugendarbeit z. T. noch schlimmer geht). Aber, um auf den Text zurück zu kommen, soweit mir bekannt ist, geschehen solche Taten meist nicht durch die Straßenkinder, sondern werden von durchaus "besser Betreuten" begangen. Von den Nullnummern, die es nicht anders schaffen konnten, einmal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu gelangen. Der GAU im "Super-Ultra-Hyper-ADHS" sozusagen. Selbst herangezüchtet und mit scharfem Zünder versehen, eine tickende, selbsttätige Zeitbombe, die erst weiß wann sie hochgeht, wenn sie schon explodiert ist. Und da frage ich mich, ob es da für eine Bundesfamilienministerin nicht andere Baustellen gibt, wo sie sich arrangieren könnte, als jetzt so eine völlig unnötige Debatte darüber vom Zaum zu brechen, wie sie privat mit ihrem Kind umgeht. Sie besitzt schließlich eine Vorbildfunktion, gehört sie doch zur regierenden Elite. Eine jener Eliten, die es geschafft haben, fünf Mal soviel Schulden zu machen, wie überhaupt Geld bzw. Gegenwert vorhanden ist. Das ist zwar ein tolles Geschäft und für beide Seiten sehr clever und lukrativ, und zwar auf der einen, sich vier Mal etwas auszuleihen, was gar nicht mehr vorhanden ist und auf der anderen, vier Mal etwas zu verleihen, was definitiv nicht mehr existiert. Hahaha... Das kann nach Adam Riese nicht aufgehen und somit ist keine Kohle für Zukunftsinvestitionen, nämlich unsere Kinder, mehr da. Eine traurige Gesellschaft ist das, oder? Und da wundern sie sich, wenn einige durchdrehen? So, das war mein GAU, das musste mal sein, Entschuldigung... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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22.12.2012, 12:37 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Falderwald,
ich will mit dem kurzen Gedicht, wie schon gesagt, auf einen ganz bestimmten Punkt hinwirken. Was du in deinem Kommentar sagst, das hängt damit zusammen und ich verstehe dich. Leider stimmt, was du sagst. Übrigens hat die NRA inzwischen genau im Sinne deines „Federtäschchens" reagiert. Krisen enthalten aber immer eine positive Lösung und diese liegt meiner Meinung nach tatsächliche im Potential der jungen Menschen. Deshalb denke auch ich, dass die Probleme, die du gerade angesprochen hast, gelöst werden müssen. Mein (wegen seiner intellektuellen Redlichkeit viel geliebter Freund) Schiller legte den größten Wert bei der Entwicklung zum 'freien Staat' auf die Charakterbildung der Bürger. Er meint damit etwas, was in der heutigen Bildung, die auf das Niveau reiner Aus-Bildung für ein 'Funktionieren' reduziert ist, völlig an den Rand gedrängt wurde. Darüber könnte ich nun lange reden, möchte aber nur noch kurz anmerken, dass vor diesem Hintergrund meiner Meinung nach unsere Künstler-'Elite' noch erbärmlicher da steht, als die Politikerkaste. Liebe Grüße Thomas |
22.12.2012, 15:26 | #6 |
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Frei-Tod
Hallo Thomas,
der Schlachtruf "Bildung!" reicht nicht, um Amokläufe zu erklären oder gar zu verhindern. Es müssen die gesellschaftlichen Verhältnisse verändert werden, die solche Amokläufe weder provozieren noch ermöglichen. Das wäre die einzige Schlussfolgerung, die ich von einem US-Präsidenten zwar nicht allen Ernstes erwartet, aber gefordert hätte, wäre ich US-Bürgerin. Was aber geschieht in den USA? Einerseits verlangt man in US-geführten Angriffskriegen von unbescholtenen jungen Männern, einwandfrei funktionierende Killermaschinen zu sein, andererseits aber verurteilt man denjenigen, der den Unterschied zwischen Krieg und Nichtkrieg nicht macht. Kann ein so von der Gesellschaft präparierter, unreifer junger Mensch diesen Unterschied überhaupt begreifen? Bekannte erzählten mir, dass, als sie in Detroit waren, dort ein mit einer MPi bewaffneter Mann mitten auf der Straße stand und auf sie zielte, weil sie deutsch gesprochen hatten. Später erklärten ihnen Leute, dass er Vietnam-Veteran war und als verrückt galt. Lieben Gruß Antigone |
22.12.2012, 18:08 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Antigone,
Ich habe doch gar nicht gesagt, dass "der Schlachtruf 'Bildung!' reicht." Wieso muss ich bei deinen Kommentaren immer an Haimon denken? Er sagt seinem Vater Kreon: "Du redest viel, aber du hörst nicht zu, was andere sagen!" Wundert es dich nicht selber, dass fast alle von dir kommentierten erst einmal erklären müssen, was sie nicht gesagt haben? Warum hast du nicht einfach nachgeprüft, ob und wo Schiller das von mir behauptete überhaupt gesagt hat. Dann hättest du vielleicht seine Briefe zur ästhetischen Erziehung gelesen und herausgefunden, was er meint. Auf diese Weise hättest du mir zugehört und dann bestimmt etwas gesagt, was die Diskussion vertieft und weiterführt. Ich hätte das dann gewiss gerne aufgegriffen. Wäre das nicht ein Vorsatz fürs neue Jahr? Ich würde mir wünschen, in dieser Weise mit dir zu Diskutieren. Was deine Bekannten in den USA erlebt haben, kann ich nachvollziehen, ich habe dort selbst einige Male in Revolvermündungen geschaut, kein schönes Gefühl ist das. Im Vergleich zu Newtown empfinde ich es jedoch als Pillepalle. Ich kann das, was in Newtown geschehen ist, auch nicht mit dem Leid relativieren, welches an anderen Orten in der Welt (egal durch wessen Schuld) geschieht. Es ist einfach furchtbar. Trotzdem viele Grüße und ein segensreiches Weihnachtsfest Thomas |
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