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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.10.2011, 09:52   #1
a.c.larin
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Standard Intermezzo

Wie wähnten wir uns fern der letzten Nacht -
nun rückt der Abschied unaufhaltsam näher.
Der Abend zieht sich eine Fratze an und lacht
erbarmungslos herab. Viel banger und auch weher

wird mir ums Herz! Die Zukunft aber liegt
verschwommen da, wie hinter Milchglasscheiben.
Bald gehst du fort - und meine Zuversicht verfliegt
wie Sand im Winde. Wirst du mir noch schreiben?

Was bleibt zurück, wenn nicht ein Scherbenhaufen?
Im späten Licht, das noch die Sonne gibt,
sieht mans und spürt, wie Tränen über Wangen laufen -
vorbei, dahin: Ein Traum ins Nichts zerstiebt!

Dein letzter Gruß: Du stehst schon vor den Schranken.
Ein Blick zurück - dann drehst du dich zum Gehn.
Ich bleibe hier, mit all den zagen Nachtgedanken,
die leis und unerhört noch lang in deine Richtung flehn.

Geändert von a.c.larin (20.10.2011 um 18:58 Uhr)
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Alt 09.10.2011, 12:11   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe larin,

"Intermezzo" - ein Zwischenspiel, etwas, das nur von kurzer Dauer ist. Ich finde, der Titel ist sehr gut gewählt.

Die Frage ist, um welche Art von "Zwischenspiel" es sich handelt. Es könnte eine Urlaubsromanze sein oder es handelt sich um eine außereheliche Beziehung, in der das LD sich doch entschieden hat, zur Familie zurückzukehren. Möglich wäre auch eine Beziehung, die nicht "tief" gehen sollte, in der sich das LI aber doch verliebt hat. Ebenso kann es sich auch um eine Scheidung handeln ...

Das LD scheint hier außer dem "letzten Gruß" nicht sehr "präsent" zu sein, das erweckt in mir die Vermutung, dass für ihn die Trennung nicht so belastend ist wie für das LI, dessen Gefühle sehr stark zu sein scheinen.

Besonders eindringlich finde ich diese Passage im Gedicht:

Zitat:
Der Abend zieht sich eine Fratze an und lacht
erbarmungslos herab.
Als ob das LI die Empfindung hätte, dass etwas "Nicht-Lebendiges" wie ein Abend die Fähigkeit besäße, sie erbarmungslos zu "verhöhnen", so jedenfalls wirkt das auf mich.

Die Zukunft scheint unsicher, eben "hinter Milchglas". Das LI fragt sich, wie soll das Leben nur weitergehen?

Dann die (zögerliche) Frage: Wirst du mir einmal (wenigstens einmal?) schreiben? Es ist tragisch, vor einem Scherbenhaufen zu stehen, und zu begreifen, dass Tränen nicht helfen, wenn ein "Traum ins Nichts zerstiebt".

Wie ich oben bereits erwähnte, dem LD fällt der Abschied offenbar nicht so schwer, denn er macht sich auf seinen Weg.

"Schranken" interpretiere ich als Hinweis auf die Abreise, vielleicht mit einem Zug. Ein Blick zurück - das klingt beinahe "beiläufig", einfach nur ein Blick - und dann bleibt das LI alleine stehen, mit den leisen, traurigen Gedanken, die dem LD noch lange "hinterher flehen".

Ein wirklich trauriges Gedicht, und sehr berührend. Ich fürchte, es ist immer so, wenn eine Seite (so kommt es mir vor) wesentlich tiefer empfindet als die andere.

Formal unterstützt der Wechsel zwischen 5 und 6 Hebungen den Inhalt, es passt zu den "aufgewühlten" Empfindungen des LI.

Es braucht zwar einen zweiten "Lese-Anlauf", um in den Rhythmus zu finden, aber ich habe ihn "gefunden". Die Kadenzen sind dabei "behilflich", denn sie sind sehr stringent geordnet, was verhindert, dass es zu "unruhig" wird. Der Wechsel ab Strophe 3 spielt dabei keine direkte Rolle.

Auch der letzte Vers, der 14 Silben "lang" ist, harmoniert mit seinem Inhalt.

Eine kurze Anmerkung noch:

Zitat:
wie Sand im Wind. Wirst du mir einmal schreiben?
Ich weiß nicht, mir persönlich gefiele "(... verfliegt) wie Rauch im Wind." besser. Aber ich denke, du hast absichtlich den Sand gewählt - ich kann nur nicht sagen, ob er eine ganz bestimmte Bedeutung hat oder du nur "Rauch im Wind" nicht schreiben wolltest, da es schon so oft da war. (Für mich persönlich gibt es allerdings den Begriff "ausgelutscht" eigentlich nicht, denn ansonsten dürften wir kein einziges Wort mehr schreiben ...)

Was diese Zeile betrifft, muss ich aber auch ein bisschen "kritteln", denn 7 Einsilber hintereinander verursachen hier ein kleines Metrumproblem. Ich kann "Wirst" unbetont lesen, aber ich möchte es unwillkürlich betonen - das hat mich beim Lesen hier "stolpern lassen. Es liegt auch an der Zäsur, du verstehst sicher, was ich meine. Für einen Vorschlag müsste man aber umschreiben, und das mache ich dann generell nicht. Es ist dein Gedicht, mal etwas umstellen ja, aber "eingreifen" ist nicht meine Art. Vielleicht denkst du darüber nach?

Dein Gedicht hat mir gut gefallen. *Seufz* Traurige Gedichte, wenn sie, wie hier, gut geschrieben sind, sagen mir oft zu - schade, dass ich das selbst einfach nicht hinbekomme. Mir fehlt das "Weiche", fürchte ich.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

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Alt 20.10.2011, 18:33   #3
a.c.larin
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hallo stimme der zeit,

manchmal ist das halt so: der eine geht - und der andere hat das nachsehen!
(und da ist es egal, ob es an den bahnschranken, den schranken eines flugsteiges oder nur an den gesellschaftlichen schranken wäre: ungleich gestrickt bleibt ungleich gestrickt! )

meine assoziation zu "sand im wind" war: der wind über der wüste wirbelt sand / staub auf. und der sand kann ins auge gehen. dort brennt er dann ziemlich lästig und unangenehm!
naja - gewisse liebschaften wirbeln auch staub auf (das könnte sogar nützlich sein)
was in der vorstellung für mich noch dazugehört: wüstensand kann ziemlich weit vertragen werden! genauso können auch (heimliche) liebschaften noch weit ausufern und allerhand nach sich ziehen. siehe auch: scherbenhaufen!
rauch hingegen braucht gar keinen wind - der nervt bereits einfach so!
du willst es also noch schlimmer haben? das kann ich gar nicht glauben.....

interessant war für mich der hinweis mit der "einsilber- zeile".
wow! du liest ja mit der leselupe! kompliment!

ich habe da jetzt ein wenig nachgebessert.
mal sehen , wie dir das gefällt.

liebe grüße,
larin
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Alt 20.10.2011, 18:56   #4
Stimme der Zeit
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Liebe larin,

Zitat:
interessant war für mich der hinweis mit der "einsilber- zeile".
wow! du liest ja mit der leselupe! kompliment!
Na ja, es ist eben so, dass ich (wenn es ein "gut gemachtes" Gedicht ist) eine "Melodie" finde. Diese besitzt einen "Rhythmus" und einen "Takt", und ich folge ihr "im Geiste". Mittlerweile betone ich die Wort "ganz automatisch", und dann finde ich manchmal einen "Ton", der nicht "falsch" - aber auch nicht "richtig" ist. Ich denke bei mir: Mhm, das ginge noch einen kleinen "Tick" besser, damit die Melodie ohne "Stolperstelle" "fließt". Ähem - und danke.

Zitat:
ich habe da jetzt ein wenig nachgebessert.
mal sehen , wie dir das gefällt.
Es gefällt mir sehr gut! Jetzt passt es "richtig".

Liebe Grüße

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Alt 20.10.2011, 19:01   #5
a.c.larin
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na bitte, wer sagts denn?
wir sind halt ein gutes team!

gerade irritiert mich noch ein phrase : "leis und unerhört"

wäre da "leis und ungehört" nicht besser?( wegen des doppelsinnes von "unerhört" ,meine ich)

jetzt kann ich mich gar nicht entscheiden.....
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2011, 20:07   #6
Stimme der Zeit
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Hi,

also ich bevorzuge trotz des "Doppelsinns" unerhört, denn das "Flehen" des LI bleibt unerhört - oder es verhallt ungehört. Gedanken "hört" man ja nicht laut, deshalb gefällt mir unerhört besser. Ich finde, allein durch den Zusammenhang mit dem "flehn" ist doch eigentlich klar, welche Bedeutung es hat - meine ich.

Aber das ist natürlich deine Entscheidung, ich kann nur meine Meinung "abgeben".

Hoffentlich hilft's.

Liebe Grüße

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Alt 20.10.2011, 21:48   #7
a.c.larin
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na gut, dann lass ich es so, wie es ist.

danke!
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Alt 21.10.2011, 18:54   #8
Chavali
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Hallo larin,

eine wunderbare Arbeit - dein Gedicht und die Kommentare dazu, so dass hier eine Perle entstanden ist,
die es zu putzen gilt,
was ich hiermit tue, indem ich mein Gefallen ausdrücke (blöder Satz)
Ich hoffe, du weißt, was ich damit sagen will.

Die Intention deines Textes liegt ganz auf meiner Wellenlänge.
So oder ähnlich hätte ich auch gern geschrieben.
Man spürt die Trauer des LI besonders in Strophe 4
Zitat:
Dein letzter Gruß: Du stehst schon vor den Schranken.
Ein Blick zurück - dann drehst du dich zum Gehn.
Ich bleibe hier, mit all den zagen Nachtgedanken,
die leis und unerhört noch lang in deine Richtung flehn.
Es liest sich sehr berührend und es ist einfach einfach meisterlich,
wie du zeilenübergreifend deine Reime setzt (S1+2).
Und alles passt


Lobende Grüße,
Chavali


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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 25.10.2011, 19:48   #9
a.c.larin
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Zitat:
was ich hiermit tue, indem ich mein Gefallen ausdrücke (blöder Satz)
find ich gar nicht!
es geht ja hier ums gedicht - die situation dahinter gefällt wohl kaum jemandem ( es sei denn, man wäre derjenige, der gerade hinter der schranke verschwindet und sich denkt: puh, noch mal entwischt! )

wär direkt mal interessant, die sache von der anderen seite her zu beschreiben....

danke fürs lob!

lg, larin
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