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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte |
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23.10.2009, 01:03 | #1 |
Lyrisches Wollknäuel
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Wo Kinder Immortellenblüten kranzen
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Wo Kinder Immortellenblüten kranzen, um tristes Grau mit Farben zu verdrängen, die Nebelschwaden überm Dorfe hängen, und Wind und Eis vereint im Reigen tanzen, -die rauen Blüten längst verwelkter Pflanzen, zum Kranz gebunden an den Türen hängen, -wo draußen Schnee und Regen Felder sprengen und Tannen schwanken wie erhob’ne Lanzen, -fernab von Gassen und geschwärzten Mauern, wo Mensch und Tier der Stadt sich unterwerfen -dort liegt mein fernes, wehmutvolles Trauern, -Bei braunen Weiden, schneebedeckten Lärchen... da nächtlings keine rost’gen Wolken lauern, und Menschen mondwärts keine Schatten werfen.
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________________________________ Futile the winds to a heart in port @Emily Dickinson Das Eise zieht, den tiefen Schlaf zu finden... Wo kinder Immortellenblüten kranzen... Nuages Der traurige Spielmann Geändert von Smoertin (23.10.2009 um 22:26 Uhr) |
23.10.2009, 14:27 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo smoertin,
da hast du dich mit einem wunderschönen, herbstlichen sonett eingestellt, das reich an stimmungen und bildern dahinfließt! nur die "lärchen" wollen sich nicht ganz "unterwerfen" - aber bei dieser menge an melodie und wohlklang in der sprache stört es eigentlich überhaupt nicht, dass sich hier der reim nicht ganz fügt... finds toll! liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
23.10.2009, 15:24 | #3 |
TENEBRAE
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, smoertin!
Larin hat wohl die Sonettform übersehen! Dennoch bleibt ein Makel, weil sich der Reim "werfen" wiederholt und "Lärchen" als Dritter im Bunde nun wirklich keine Ideallösung darstellt. Mir fällt da auf Anhieb auch nichts ein, was nicht die gesamte Struktur der Conclusio von Grund auf umstrukturieren würde - und abgesehen von den Reimen ist diese Conclusio sehr schön und lyrisch! Tipps: S1Z1 "kränzen" wäre schöner Deutsch und sprachmelodisch gediegener. Um den Reim zu halten, dann letzte Zeile: S1Z4 "und Schnee sich dreht in bitterkalten Tänzen." S2Z2 "zum Kranz gebunden an den Türen..." Sprachlich runder. S2Z3 " draußen Eis und Regen..." Vermeidet Wortwiederholung "Schnee" mit S1. S2Z4 " und Tannen schwanken wie..." Schaukeln klingt etwas zu "niedlich" für die Stimmung des Gedichtes. Insgesamt ein sprachtechnisch auf hohem Niveau stehendes Stimmungsgedicht von fast düsterer Einfühlsamkeit, das auch die scheinbar weniger "sonnigen" Seiten ländlicher Natur und ebensolchen Lebens beschreibt und beinahe verklärt. Ein positives Wintergedicht sozusagen. Nun ja, das ist "Schifoahn!", der Text zu einem Lied von Wolfgang Ambros (österreichischer Liedermacher der 70er und 80er) auch - aber dies hier (siehe oben) ist doch ein ganz anderes Niveau! Dies hier ist Sprachkunst, wie ich sie gerne lese! Verbeuger! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (26.10.2009 um 19:41 Uhr) |
23.10.2009, 19:24 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo nochmal,
larin hat sehr wohl die sonettform gesehen und auch angesprochen - ebenso den einen vers, der sich nicht ganz genau reim, kykal hat wohl nicht sehr genau gelesen....? lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
23.10.2009, 19:54 | #5 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber Smoertin,
hast also doch nicht meine Skype-Messages gelesen, bevor Du's eingestellt hast - konntest Dich also nicht beherrschen, ich ahnte es! Also nochmal meine Meinung - überschneidet sich hauptsächlich mit Erichs Meinung. Gegen den Reim Lärchen/werfen musst Du was machen, als Du es mir sagtest, kannte ich das Gedicht noch nicht; jetzt sehe ich, dass sogar zwei mal werfen gereimt ist, also Lärchen/werfen/werfen - das geht so mMn wirklich nicht, ich bin mir allerdings sicher, dass Du eine akzeptable Lösung finden wirst. Weiterhin betrachte ich das auf (Q2V2) als falsche Präposition - an ist wesentlich passender. Q1V3 und die rost'gen Wolken gegen Ende gefallen mir persönlich auch nicht - Vers 3 empfinde ich als (fast) nichtssagend und syntaktisch unglücklich gesetzt; vielleicht kommt Dir da noch eine bessere Idee; wenn nicht - auch nicht schlimm Ansosten auch von meiner Seite ein großes Lob, Du machst wahnsinnig schnell Fortschritte und Dein Talent wird Dich mMn noch sehr weit bringen - mindestens im Rahmen der Hobby-Sonettiererei (nicht abwertend gemeint, weisst hoffentlich); mehr und seriöser kanns immer werden. Daumen HOCH und liebe Abendgrüße Feingeist |
23.10.2009, 20:09 | #6 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Smoertin,
einen neuen Insulaner liest man zuerst mit Neugier. Gleich bei den ersten Zeilen sprach ich laut: "Oh, ein Sonett und so melodisch und bildreich." Dafür ein dickes Lob. Wenn du jetzt noch auf eKy hörst oder ihn gar übertriffst - dann hast du bereits jetzt alle "Aufnahmerituale" bestanden. Gefällt mir sehr. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
23.10.2009, 22:18 | #7 | ||||||||||
Lyrisches Wollknäuel
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Guten abend ihr vier:
Erstmals bedanke ich mich recht herzlich bei euren wirklich hilfreichen Beiträgen und natürlich auch, dass ich gleich mit offenen Armen in eure Mitte aufgenommen wurde. @a.c.larin Danke für deine wundervollen Worte zu meinem kleinen herbstlichen Gedicht. Ja, dass Problem mit den Lärchen und den doppelten werfen stört mich auch noch recht, ich bin mir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht sicher, ob ich mich an eine Änderung heranwagen soll, da ich zu stark befürchte, die fundamenale Struktur der letzten zwei Terzette zu verändern... Jedenfalls vielen Dank für deine netten Worte, herbstlichen Gruß, Smoertin Erich Kykal: Da landet man auf einem fernen, spärlich bewohnten Eiland und findet doch in dieser illustren Menschenmenge einen Oberösterreicher, so wie ich einer bin... Die Welt ist klein...^^ Zitat:
Ich werde noch überlegen, ob ich mich das wagen soll...? Zu deinen Änderungsvorschlägen: Zitat:
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So, herzlichen Dank auch an dich! herbstlichen Gruß ins Mühlviertel, Smoertin @Feingeist: Nein, deine Skypemitteilung habe ich in der Tat nicht gelesen... Ich bin übers Wochenende heimgefahren und hab den Labtop in der Wohnung gelassen... Zitat:
Zitat:
Zitat:
Desswegen auch meine Intention, dass das Li viel lieber in dieser feindlichen und hostilen Umgebung dieses beschriebenem Dorfmilieus als in der Stadt sein will. Zitat:
Zitat:
Auch zu dir nach Hamburg sende ich herbstliche Grüße, Smoertin @Dana Auch dir danke herzlich für deine netten Worte! Zitat:
Herbstliche Grüße von Oberösterreich, Smoertin
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25.10.2009, 00:19 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo smoertin,
nur zur erklärung: die "rostigen wolken" entstehen dadurch, weil das licht der großstadt sich in ihnen widerspiegelt, im volksmund der hier ansässigen ureinwohner oft auch als "weana liachtn" tituliert (ist ja auch schon kilometerweit vorher sichtbar). liebe grüße, larin ( eine hiesige)
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
25.10.2009, 01:42 | #9 |
gesperrte Senorissima
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
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Hei, smoertin -
ich tadle nicht gerne und auch sehr selten, aber Dein Verb "kranzen" gefällt mir überhaupt nicht. Wir wanden uns den Jungfernkranz, wir wanden Blütenkränze unsern kindlichen Häuptern, wir wanden Herbststräuße, wir wanden allerhand (lei), aber wir kranzten nicht. In meinen Augen und Ohren ist dies kein gelungener Neologismus. Mit dem Gedicht per se beschäftige ich mich später. Lieben Gruß von cyparis |
26.10.2009, 12:23 | #10 |
Lyrisches Wollknäuel
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Guten Morgen ihr Zwei:
@a.c.larin: Ah, "Weana liachtn" ist wirklich gut^^ Nein, schon klar dass dieses Phänomen durch die Reflektion des Lichtes von Straßenlaternen etc. entsteht, aber es macht doch einen großen Eindruck, wenn man diese Wolken das erste Mal sieht... Liebe Grüße, Smoertin @Cyparis: Das mit dem "kranzen" ist so eine Sache... Dein Einwand ist sicher legitim, aber für mich liegt dieses Wort im ganz normalen Sprachgebrauch... Das kommt wahrscheinlich daher, dass in Österreich ein großer Fleckerteppich an Dialekten besteht, und Wörter sogar manchmal von Gemeinde zu Gemeinde variieren... Insofern kann ich deinen Einwand gut verstehen, da ich Wörter, die z.B. von Tirol kommen, auch kopfschüttelnd belächle... Liee Grüße, Smoertin
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