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08.11.2009, 22:12 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nebel
Hintn auße bei die Felda
lahnt da Nebel, dick und schwa, schlafvasunkn liegt die Welt da und a Roserl bliaht alla. Über d' Nocht hots schon an Frost gebn und die Blattln falln glei a. Tua die Blumenstöckeln eina, weil da Winta is bald do. Irgendwo hängt aa im Gartn no die allerletzte Birn, und die Krahna schrein und wartn, und es nagt was in mein Hirn: Mensch, sei doch bewusst und ehrlich - Leben is Vergänglichkeit! Schau, der Herrgott zaagt dirs jährlich: jedes Ding hat aa sei Zeit! Jede Einsicht hat ihr Werdn, jede Hoffnung hat ihr Stund, und so wandelt sichs auf Erden. Nur was wahr is, bleibt, im Grund. Hintn auße , bei die Felda, lahnt der Nebel, schwa unds dick. Plötzlich hab i was verstandn - für an kurzn Augenblick... Schreibfassung , überarbeitet von fee: Hintn auße bei de Föhda lahnt da Nebl, dick und schwaa, schlåfvasunkn liegt die Wöht då und a Roserl bliaht allaa. Üba d' Nåcht håts scho an Frost gebm und de Blattln foin glei å. Tua die Blumensteckln eina, weui da Winta is boid då. Irgendwo hängt aa im Goartn no die ollerletzte Birn, und de Krahna schrein und woartn, und es någt wås in mein Hirn: Mensch, sei doch bewusst und ehrlich - Lebm is Vergänglichkeit! Schau, da Herrgott zaagt dirs jährlich: jedes Ding håt aa sei Zeit! Jede Einsicht håt ihr Werdn, jede Hoffnung håt ihr Stund, und so waundlt sichs auf Erdn. Nur wås woahr is, bleibt, im Grund. Hintn auße , bei de Föhda, lahnt da Nebl, schwaa und dick. Plötzlich håb i wås vastaundn - fia an kurzn Augenblick... Geändert von a.c.larin (29.01.2010 um 09:57 Uhr) |
16.11.2009, 17:20 | #2 |
MohnArt
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Liebe Larin,
schön Deine Stimme wieder zu hören und der Inhalt des Gedichtes hat mich auch sehr angesprochen, ich kann mich in Dein Gedicht ausgesprochen gut einfühlen, meine Gedanken gehen in eine ähnliche Richtung. Es mag an der Jahreszeit liegen. Grade auch die letzten Zeilen haben mir aus dem Herz geredet. Das kenn ich! Manchmal meint man, für einen kurzen Augenblick etwas verstanden zu haben, aber dann deckt die Alltagswelt einen Teil davon wieder zu. Mir gefällt Dein Gedicht sehr. Liebe Grüße, Klatschmohn |
16.11.2009, 18:54 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe klatschmohn,
es war tatsächlich so : das plötzliche eintauchen in die nebelsuppe warf mich auf mich selbst zurück. und plötzlich war da so ein tiefes, verstehen, ahnen, staunen, begreifen, ein verbunden sein mit......ja, was? ich kann es nicht beschreiben. als der nebel mich wieder freigab, war mir, als käme ich von einer langen reise zurück auf die erde. in bin da wohl in mehr eingetaucht, als nur in nebel... und so wie du es auch sagst: der alltag deckt dann manches davon wieder zu - aber solche erlebnisse lassen spuren. was sie als frucht bringen, verliert sich nie mehr ganz... grüße auch an dich! larin
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28.01.2010, 23:46 | #4 |
Lyrische Emotion
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Liebe larin,
nun habe ich mir dein Gedicht angehört, jetzt schreibe ich auch was dazu. Zuerst einmal darf ich dich für deine ausdrucksstarke Stimme beglückwünschen, die den Text eindringlich wiedergibt. Auch der österreichische Akzent gefällt mir hier ausnehmend gut und klingt sehr angenehm. (Ich habe es versucht vorzulesen, Dana hat sich "beömmelt", also lass ich das lieber.) Die Erkenntnisse, die du uns hier beschreibst, kommen nicht von ungefähr und sind sicherlich ein Ergebnis langer Erfahrungen und Beobachtungen, auch wenn du hier nur eine Momentbetrachtung schilderst. Besonders angetan bin ich von der 5. Strophe, die ich als tief philosophsch und wahr empfinde. Und das wir meistens nur etwas für einen kurzen Augenblick verstehen, sehe ich auch so. Wie sonst sollte es sein, daß wir oft dieselben Fehler wieder machen? Eine Frage habe ich noch: Was sind "Krahna"? Ich habe das mal für mich mit Krähen übersetzt. Die würden auch ins Nebelbild passen. Gerne gelesen, gehört und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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29.01.2010, 09:22 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo falderwald,
du bist ja gründlich in die österreichische mundart eingetaucht! dass du die "krahna" gleich richtig verstanden hast, spricht jedenfalls dafür. ich finde gerade dieses wort unglaublich lautmalerisch - für mich unterstreicht es noch die düstere stimmung, die von diesen vögeln ausgeht.... danke für die "aussdrucksstarke" stimme! ( da ich einen "sprechberuf" habe, ist das wohl das kapital, von dem ich lebe...) eine vollständige "übersetzung" des gedichts findest du übrigens im faden "fremdsprachen und mundarten. ( hab sie dort für medusa eingestgellt) aber nun erklär mir mal du etwas: was heißt eigentlich "beömmelt"? da denkt man immer, man spricht die gleiche sprache...... lg, larin |
29.01.2010, 09:51 | #6 |
asphaltwaldwesen
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liebe larin,
das ist ein ganz bezauberndes mundartgedicht - sowohl in der geschriebenen als auch der vertonten version! die philosophische betrachtung, verpackt in eine wunderschön wortbebilderte momentaufnahme kommt zugleich mit einem gewichtigen inhalt dennoch herrlich leicht-leise daher. und ist dadurch mE. genau so eindringlich, wie dein stück auf mich wirkt. tief berührend, innehalten lassend, beschenkt. lediglich die geschriebene version hätte ich mundartlich noch deutlicher ins "lautschriftliche" gesteigert. dann ist auch der lesegenuss gleich noch ein wenig größer. du erlaubst also, hoffe ich, meinen vorschlag zum geschriebenen? Hintn auße bei de Föhda lahnt da Nebl, dick und schwaa, schlåfvasunkn liegt die Wöht då und a Roserl bliaht allaa. Üba d' Nåcht håts scho an Frost gebm und de Blattln foin glei å. Tua die Blumensteckln eina, weui da Winta is boid då. Irgendwo hängt aa im Goartn no die ollerletzte Birn, und de Krahna schrein und woartn, und es någt wås in mein Hirn: Mensch, sei doch bewusst und ehrlich - Lebm is Vergänglichkeit! Schau, da Herrgott zaagt dirs jährlich: jedes Ding håt aa sei Zeit! Jede Einsicht håt ihr Werdn, jede Hoffnung håt ihr Stund, und so waundlt sichs auf Erdn. Nur wås woahr is, bleibt, im Grund. Hintn auße , bei de Föhda, lahnt da Nebl, schwaa und dick. Plötzlich håb i wås vastaundn - fia an kurzn Augenblick... vielleicht ist ja etwas davon für dich zu gebrauchen. danke jedenfalls für dieses feine gustostückerl mit tiefgang. lieber gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
29.01.2010, 09:55 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo fee,
vielen dank für deine überarbeitete schreibfasung meines gedichtes! ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit dem niederschreiben der mundart ein wenig überfordert war - dafür gibts einfach keine ortografie, an die man sich halten kann. darf ich deine version reinkopieren? lg, larin |
29.01.2010, 10:05 | #8 |
asphaltwaldwesen
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aber gern doch, larin,
ich fühl mich geehrt und freu mich. ich hab auch in letzter zeit vermehrt mit mundart herumprobiert und gemerkt, dass es eine zeit dauert, bis man den mut findet, mehr und mehr in richtung lautschriftlich zu schreiben. weil s dann halt oft verdammt weit weg ist vom hochdeutschen wort, das ja eigentlich gemeint ist. aber wenn es dann sozusagen wirklich klanggetreu da steht, wird es mE. der mundart erst gerecht. und um die geht es ja hier ganz konkret. sie darf also in all ihrer gewaltigen wirksamkeit präsent sein, finde ich. sonst sieht es geschrieben immer so nach halber sache aus, gefühlsmäßig. freut mich, dass du es gebrauchen kannst. es ist wirklich ein ganz wunderbares gedicht. liebste grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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