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31.08.2010, 00:37 | #1 |
der mit dem Reim tanzt
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Eigenheit
Öde ist’s in meinem Kopf.
Keine rettende Idee zieht mich raus am eignen Schopf, nirgends Land im weiten See der Gefühle und Gedanken, nagend an der Fragestellung: Kann der Mensch in seinem Wanken, hilflos suchend nach Erhellung, sich an einen Höhern wenden, der ihm hilft und ihn belehrt, muss dann nicht sein Eigen enden, wenn er bittend ihn verehrt? Glaubensfürsten, Prachtgestalten stellen sich uns mächtig dar. Uns die Seele zu erhalten, so scheint ihre Rede klar. Wir als daher kleine Wesen müssen lernen, was wir sollen. Wie’s schon immer war’s gewesen: Hintenan steht unser Wollen. Freiheit für den wahren Christ, wie es Luther hat gelehrt, nur im Glauben gültig ist. Sonst bleibt sie dem Mensch verwehrt, der da strebt nach bessern Gütern, Macht und Ruhm und Liebe gar. Dieses hilft manchen Gemütern, wird am End im Tode wahr. Glaube hilft so manchem Wesen, Unterdrückung auszuhalten. Auch kann man bei Vielen lesen, es im Geiste zu gestalten. So versucht der Mensch dem Leben, mit der Arbeit, Müh und Last, diesem einen Sinn zu geben, weil er sonst dasselbe hasst.
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gestörte Kreise Geändert von Archimedes (31.08.2010 um 01:11 Uhr) |
31.08.2010, 09:34 | #2 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo archimedes,
du stellst eine interessante frage. sie lautet: wie kann ich erkennen? auch: kann ich als "kleiner mensch" überhaupt richtig erkennen? retten uns die autotitäten? oder gibt es eine "autorität", eine innere instanz in uns selbst, die uns zu hilfe eilen kann? du schreibst auch: Zitat:
ich denke mir dazu: die liebe ist ein kind der freiheit. und, was mich persönlich anlangt: für mich kommt der sinn nicht aus "müh und last" sondern allein aus der freude. das hat mir auch einmal ein priester so gesagt: kennzeichen für gott ist immer die freude. an diesen rat habe ich zeitlebens mich gehalten. ich denke, er war richtig. ganz liebe grüße an den philosophen, larin |
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20.09.2010, 00:54 | #3 |
der mit dem Reim tanzt
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Liebe Larin, leider hatte ich deinen Kommentar übersehen. Um so schöner ist es, dass du dich dieser für mich schwierigen Fragestellung gewidmet hast: Gibt der Mensch nicht seine Individualität auf, wenn er an ein höheres Wesen glaubt? Dass andere ihr spezielles Machtsüppchen kochen, wenn sie uns weismachen, man müsse sich jetzt unterwerfen, um später nach dem Tode reichen Lohn zu ernten.
Du stellst die Frage nach dem Erkennen. Ich nehme an, du meinst damit den Sinn des Lebens. Der Mensch versucht ja immer, seinem Leben einen hären Sinn zu geben. Zunächst ist es das Überleben, weil man meint wertvoll für die Zukunft zu sein. Dann stellt man fest, es reicht nicht nur Geld zumachen, um ein besseres Leben zu verbringen. Dieses ist man bei Überfluss auch schnell überdrüssig. Zumal man sich eingestehen muss, dass von all den angehäuften Gütern nichts mitgenommen werden kann. Also muss ein "höherer Sinn" her, sei es nun Glauben an einen Weltenlenker oder an die transzendente Erleuchtung. Du sprichst von: " die Liebe ist ein Kind der Freiheit". Macht aber nicht die Liebe zu einem Menschen nicht auch abhängig von diesem. Was ist, wenn die Gründe, ihn zu lieben, wegfallen? Du sprichst: "der Sinn kommt für dich allein aus der Freude". Heißt das, wenn ich keine Freude habe, hat dann das Leben keinen Sinn? Oder: Der Sinn des Lebens ist, Freude und Spaß zu haben. Da der Mensch wegen Überfüllung des Planeten nun nicht mehr den Sinn hat, viele Nachkommen zu produzieren, wie es seine Gene ihm immer unterschieben wollen, fragt er sich schon: Warum soll ich mich anstrengen und abrackern, wenn letztendlich nichts übrig bleibt. So versucht der Mensch im Leben, diesem einen Sinn zu geben. Freude empfindet er, wenn er ihn gefunden hat, leider nur sich persönlich( und wenn es nur schnell Auto fahren ist). Schön, dass du dich mit meinem Gedicht beschäftigt hast Gruß Archimedes ...der mit den Erkennungskreisen
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gestörte Kreise |
20.09.2010, 23:06 | #4 |
Gast
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Hallo Archimedes!
Deine Freude über Larins Kommentar kann ich nachfühlen (bei Interesse mein Werk "Manchmal tut's auch weh")! - Vielleicht ist die große Sinnsuche auch nur ein dekandenter Ausdruck der Ablehnung von Langeweile...? Aber was soll da ein Stein, ein Fels, ein Mond erzählen hmm, hier vielleicht "gar manch" statt "manchen"? LG, L. |
21.09.2010, 19:44 | #5 |
Slawische Seele
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Lieber Archi,
hier geht es ja hoch philosophisch her. Es geht tatsächlich um eine unergründliche Eigenheit. Dein lyrisches Ich stellt Fragen und "zerschlägt" sie zugleich mit Antworten. Über den Sinn des Lebens ist viel gedacht, geschrieben und gesprochen worden. Für jede noch so weise These gibt ein Hinterfragen und selten sind sich die Menschen darin einig geworden. Die Gedanken dazu sind zu individuell. Manchmal übernehmen wir "Vorgegebenes" und fühlen irgendwann, dass es das nicht gewesen ist. Ich neige meist dazu, in meinen Kindern den Sinn des (meines) Lebens zu sehen. Nicht darin, dass durch sie etwas von mir weiter lebt, sondern in meiner Liebe zu ihnen. Durch sie habe ich erfahren, dass es die eine bedingungslose Liebe gibt. (Sie können tun und lassen, was sie wollen - meine Liebe zu ihnen bleibt ungebrochen.) Doch was ist dann mit den Menschen, die keine Kinder haben? Oder noch schlimmer: Mit jenen, die ihre Kinder schlecht behandeln? Die eine große Liebe hat sich ebenfalls selten bewährt. An sie unbeirrt zu glauben, bis sie doch einmal da ist, ist ein schöner Gedanke. Und manchmal stellt sie sich ein. Alles, was wir vorbringen, wirft neue Fragen auf. Die Sinnfindung in der Jugendzeit ist eine andere, als die im reiferen Alter. Einigt man sich auf eine Art "Sinnlosigkeit" ist es erstaunlich, wie sehr wir an diesem "sinnentleerten" Leben hängen, wenn sich Not und Gefahr einstellen. Wir tun alles, um Leid abzuwenden und sind sogar bereit zu kämpfen. Fröhlichkeit und Zufriedenheit im und mit dem Leben könnten passen. Aber auch da geht es wieder los, weil jeder unter Fröhlichkeit oder Zufriedenheit etwas anderes versteht. Die Suche nach dem Sinn macht das Leben interessanter, spannender. Wie gut, wie schön und wie sinnvoll es ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Das gefällt mir an deinem Gedicht. Es verführt zum Nachdenken, versucht Antworten zu finden und gibt Anlass, das eigene Leben bewusster "unter die Lupe" zu nehmen. Auf Glauben, Staat und Gemeinschaft will ich schon gar nicht mehr eingehen. Dort oben sind selten jene anzutreffen, die unserem Leben einen Sinn geben wollen und sehr selten in guter und selbstloser Absicht. Gern gelesen und mitphilosophiert. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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