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30.09.2009, 17:55 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lied der Seele
Fernab von allen Kümmernissen
wirkt Ruhe, Frieden, goldnes Licht. Es ist ein Bleiben ohne Jagd nach Wissen, und auch nach Macht verlangt es nicht. Fernab von allen lauten Kämpfen an dunklem Seelenhort, im Stillen liegt Kraft, Erlittenes zu dämpfen, zu lösen nach des Ew'gen Willen - und frei zu sein für einen Klang. So reift der Mensch in vielen Kreisen, durch Krise, Traum und trüben Drang, verwandelt sich, denn alles Reisen erlöst im Innersten Gesang.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (03.10.2009 um 10:04 Uhr) |
30.09.2009, 18:43 | #2 |
Neuer Eiland-Dichter
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Liebe Larin,
wohl dem, der derart in sich ruht. Sich in sich selbst zurückzuziehen und dort Ruhe und Erholung zu finden ist eine hohe Kunst und manchmal ist der Weg dorthin nicht eben einfach. Wobei ich dein Gedicht so deute, dass es sich hier nicht um eine endgültige Ruhe handelt, sondern, dass das Leben danach mit neu geschöpfter Kraft weitergeht. Deshalb fand ich deine Worte sehr tröstlich. Sollte ich sie falsch verstanden haben, will ich’s glaub ich gar nicht wissen, denn dann wäre ja der Trost dahin und das wäre sehr schade. Auf jeden Fall habe ich dein Werk sehr gerne gelesen. Liebe Grüße Ruth |
30.09.2009, 21:14 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe ruth,
es gibt augenblicke, die rühren an die unendlichkeit. es spielt keine rolle, dass sie vorübergehen, denn sie schaffen der seele wurzelgrund, in den sie sich immer und immer wieder zurückziehen kann.... mehr zu wissen braucht es nicht..... alles liebe, larin
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02.10.2009, 10:07 | #4 |
gesperrte Senorissima
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Liebe larin,
ich schließe mich slimerik an. Wohl dem, der diese innere Stille kennt, die Ruhe, das Losgelöstsein von Allzuirdischem. Das sind die Stunden, aus denen neue Kraft geschöpft werden kann. Ich hätte geschrieben "liegt in der Seele dunkler Stille" - kommt mir irgendwie richtig vor. Das "erlöst" stellt mich vor Fragen. Schön! Lieben Gruß von cyparis |
02.10.2009, 15:18 | #5 |
TENEBRAE
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Fernab von allen lauten Kämpfen
liegt in der Seele dunklen Stillen die Kraft, Erlittenes zu dämpfen, zu lösen nach des Ew'gen Willen - und frei zu sein für einen Klang. So reift der Mensch in vielen Kreisen, durch Krise, Traum und trüben Drang, verwandelt sich, denn alles Reisen bewirkt im Innersten Gesang.[/QUOTE] Hi, larin! Sehr weich in der Sprachmelodie, rund und harmonisch. Ich schnurre! Ich finde - wenn du es denn als Kompliment empfinden kannst - in solch lyrischen Gedichten steht dein Talent dem meinen (hoffentlich klingt das nicht zu arrogant...) in nichts nach! Kleinigkeit: nach des Ew'gen Willen.... das "n" ist grammatikalisch leider notwendig bei Verwendung mit "nach". Geht aber trotzdem: Mach aus der Stille einen Plural, und schon reimt es sich wieder! Und in der letzten Zeile ist "erlöst" komplex und schwer nachvollziehbar, so wie es verwendet ist. Mein Vorschlag: bewirkt, erzeugt, befiehlt, ernährt,... Such dir was aus! Insgesamt SEHR gern gelesen und genossen. Großes Tennis, das! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
02.10.2009, 16:37 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber erich,
bei "nach des Ew'gen Willen" muss ich dir recht geben - das dürfte richtig sein, aber bei "in der Seele dunklen Stillen" stellt es mir die Haare auf! Stille ist für mich ein Wort im Singular - "Stillen" hingegen ist ein Begriff aus dem Mutter-Kind-Kurs. (Sorry, da bin ich wohl begrifflich eindeutig vorbelastet....) Hm. Werde noch mal darüber grübeln ... Schön, das du in mir eine "verwandte Seele" entdeckst (aber lachen darf ich über deine Formulierung schon...? ) "bewirkt" wäre durchaus eine überlegenswerte möglichkeit - aber es klingt irgendwie zu technisch: klick - schalter an - klick -licht aus... "erlösen" hingegen - das dem wort "lösung" verwandt ist, kommt dem organischen prinzip des wachstums viel näher. knoten lösen sich - und wer davon frei wird, der fühlt sich "erlöst" - so meine ich das..... "erlösung" konnte übrigens immer schon schwer von außenstehenden nachvollzogen werden, weil es nämlich immer ein kleines wunder ist für den, dem es geschieht.... liebe cyparis, ich glaube, hier gibt es wirklich zwei möglichkeiten, etwas liegt "in der dunklen stille der seele" ( jetzt einmal umgestellt formuliert) oder "in dunkler stille der seele" (was vielleicht noch lyrischer ist, da magst du recht haben) ich muss diese stille- wille sache noch mal überlegen.... liebe grüße an beide! larin
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09.10.2009, 21:36 | #7 |
Slawische Seele
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Liebe larin,
dieses Lied mag ich sehr. Du hast innig gelauscht und die "Erfahrung/Erkenntnis" sehr lyrisch ausgedrückt. Ich werde mich vielleicht noch heute mit diesem Gedicht zurückziehen und versuche den innersten Gesang zu hören. Aber: Für mich hat Seele mit Licht zu tun. Fernab von allen lauten Kämpfen im hellen Seelenhort der Stille liegt Kraft, Erlittenes zu dämpfen, zu lösen nach des Ew'gen Willen - (vom Ewigen, es ist sein Wille.) So richtig überzeugt mich mein letzter Versvorschlag nicht. Vielleicht habe ich zu lange gegrübelt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
10.10.2009, 02:29 | #8 | ||
der mit dem Reim tanzt
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Liebe larin, zunächst mal hat mich das wunderschöne Wort "Fernab" beschäftigt.
Zitat:
"Es ist ein Bleiben ohne Jagd nach Wissen" hat eine Hebung zuviel. Ich würde schreiben : Ein Bleiben in der Jagd nach Wissen, und auch nach Macht verlangt es nicht. Deine letzte Strophe lässt mich grübeln: Zitat:
Darüber hinaus finde ich dein Gedicht, wie die Vorschreiber schon bemerkten, hervorragend und habe mich gern damit beschäftigt. Gruß Archimedes ...der in diesen Kreisen reift Die Seele ruht im freien Willen, dem Traum zu folgen, nicht dem Zwang, Notwendigkeiten zu erfüllen, schwingt sie im Raum mit eignem Klang. Denn fehlt die Seele, fehlt die Mitte, die Ruhe in der Alltagslast, der gute Ton bei jedem Schritte, die Kraft, die in das Leben passt. Hast du die Seele nicht gefunden, hör einfach in dich selbst hinein, dann merkst du, wie ganz ungebunden kehrt Friede schließlich bei dir ein.
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gestörte Kreise |
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10.10.2009, 09:37 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe dana,
für dich ist der "seelenhort" etwas helles - ich spreche ihn eher als "dunkel" an - nicht unbedingt wegen böser machenschaften, sondern weil dies der ort des halb-und unbewussten ist. auch kreativität kommt für mich von da. genau genommen wissen wir noch gar nicht, wie und wodurch sie entsteht. synapsen unseres gehirns, das auch ohne unser zutun arbeitet? wenn ja, nach welchem plan? wenn aber plötzlich eine lösung "einfällt" , zusammenhänge klar werden- dann wirkt das immer "erlösend"... lieber archimedes! "fernab" bezeichnet keine räumliche distanz, sondern den inneren abstand zu den dingen, der handlungsspielräume eröffnet. wenn man zu sehr verstrickt ist mit dem, was einem umgibt, wird es manchmal schwierig zu agieren ( geschweige denn, ungewöhnliche lösungen anzupeilen) möglichweise hat "Es ist ein Bleiben ohne Jagd nach Wissen" eine Hebung zu viel , aber deine korrektur "Ein Bleiben in der Jagd nach Wissen" besagt ja dann inhaltlich genau das gegenteil - so kann ichs nicht kürzen. "Bleiben ohne Jagd" meint, das man mal zur ruhe findet, hinschauen kann ( auch auf das unangenehme), wirklich zum Schauen bereit und in der lage ist (und das ewige dafürhalten hintanstellen oder beiseite lassen kann). die qualität eines solchen augenblicks ist immer eine ganz besondere.... du fragst , in was sich ein mensch durch seine reisen verwandelt? in sich selbst, so hoffe ich. zumindest ist das mein ziel: am ende meiner tage möchte ich mir selbst so ähnlich geworden sein, wie nur irgend möglich! du wirst fragen: tut das nicht ohnehin jeder? das wohl - nur werden manche zum schatten oder zerrbild ihrer selbst, und andere finden zu ihrer lichtgestalt... du meinst, am ende fehle der "springende punkt" - ist das so verwunderlich? wer in seine mitte kommt, der "springt" auch nicht mehr - sondern ruht auf ganz wundersame weise plötzlich in sich selbst. winzige momente davon kann man immer wieder erfahren - möglicherweise werden sie mit der zeit länger und intensiver.... dein antwortgedicht finde ich ganz wunderbar! liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
10.10.2009, 13:03 | #10 |
der mit dem Reim tanzt
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Liebe larin, vielen Dank für die tollen Erläuterungen und für das Lob. Du musst ein sehr guter Therapeut sein.
Liebe Grüße Archimedes ...der sich selbst (und damit den Kreisen) ähnlich werden will
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