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07.06.2018, 23:13 | #1 |
Melody of Time
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
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pünktlich
Neue Version:
püngdlich A Marienkäferl mid siebm Pungdn, hams ghetzd und gjågd, s'is no endkumma. Doch håds an Pungd valoan, den håd a Dodngräberkäferl mid sich gnumma. "Wås måchd's? Is jå nua a gloana Pungd." So fliagds davo, auf a neiche, ferne Wiese und gfreid si auf a fui a scheeners Lebn. Doch duart spuins Kriag, ghetzd vo Wespe Liese. So jagn's des Käferl durch's Blüdnmeer schlång und beißns zum Geschrei von Fliang. Vo da Ameis, Grille bis zum dickn Brumma hauns zufriedn åb und lassns hoibdod liang. "Des Pungdekäferviech, des bleede!" der Dodengräber trågd no an Pungd nach Haus, S'Marienkäferl schlebbt sich ins Gebüsch, schwavaletzd reißt sichs die letzdn Pungde aus. Und eines Dågs kriacht es heavor, iazd gånz in Rod schaugds auf die Uar: "Zeid zum Fliagn!" Und drom am Himmi valiad sich ois kloana Pungd die Marienkäferlspur. Alte Version: pünktlich ein marienkäferchen mit sieben punkten wurde gejagt und gehetzt, doch es entkam. da verlor es eines seiner punkte, den ein totengräberkäfer als trophäe an sich nahm. das marienkäferchen mit nun sechs punkten landete auf einer fernen wiese und war froh. aber kaum begann das leichte, neue leben, kam die ameisenarmee, gehetzt von wespe sowieso. sie jagten und sie hetzten bis das marienkäferchen erschöpft zu boden fiel. dort traten sie, dort bissen sie und schrien vor begeisterung, doch es stellte sich tot und man ließ es liegen, das punktekäfervieh mit nur fünf punkten. diesen hat ein totengräber erhascht und trägt nun seine beute still nach haus. schwer verletzt schleppt sich das marienkäferchen ins gebüsch und reißt sich die letzten punkte aus. doch irgendwann und eines tages kommt es hevor, nun ganz in rot. es wird auch zeit, schau auf die uhr. es fliegt, du siehst am himmel noch den winzgen punkt, dann verliert sich bei sonnenschein die marienkäferspur. Geändert von Cheeny (21.06.2018 um 13:25 Uhr) |
12.06.2018, 20:38 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 31.01.2018
Beiträge: 573
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Ein sehr schönes, nachdenkliches und auch lehrreiches Gedicht, das ich mir auch als eine Art Fabel vorstellen, die man Kindern vorliest. Botschaften müssen nicht immer mit der Brechstange vermittelt werden und das zeigt dieser Text sehr eindrucksvoll, da die Subtile und die Einbettung der Thematik ganz klar seine Stärken sind.
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12.06.2018, 23:26 | #3 |
Marsmond
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Ort: im Weltall
Beiträge: 499
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Hallo Liara,
man möchte wünschen, daß alle Geschundenen und Getretenen eines Tages sich erheben und aufstehen und den staunenden Zurückgebliebenen zeigen, daß man auch mit Verletzungen und Verwundungen noch Großes vollbringen kann. Ein starker und nachdenklicher Text! Gruß Deimos
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„Seine Zeit als welthistorisches Volk liegt hinter ihm.“
Zitat aus Finish Germania von Rolf Peter Sieferle über die Deutschen |
21.06.2018, 13:29 | #4 |
Melody of Time
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
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Lieber Sebastian, lieber Deimos,
vielen Dank für euer positives Feedback. Eine "Gedichte-Fabel", was für eine schöne Idee. Ich habe mich sehr gefreut. Liebe Grüße an euch Liara PS: Ich habe noch eine Mundartversion eingestellt. (s.o.) |
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