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11.03.2016, 16:16 | #1 |
/ Bil-ly /
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Unbewohnt
Goldregenfarben schimmerte der satte Mond.
In jenen großen Sommern brannte sein Geröll, in Nächten, dunkelblau, erwachte Leidenschaft und ich verließ das brache, unbewohnte Land. Nun sangen selbst die Steine leis ein Liebeslied, der Apfelbäume Blüten träumten meinen Traum, erzählten mir die Weisen vom Lebendig-sein. Seit jenen Tagen hielt ich, wechselnd wie der Mond, wohl viele warme Hände, ließ sie wieder los. Und jetzt fragst du mich, was denn wahre Liebe sei!? Du siehst das trübe Wasser: Wusste ich das je? Die Äpfel fielen, hungrig hab ich sie verzehrt, doch ich vergaß es, auch die Blüten anzusehn. Verzeih mein Zagen, gerne hätt ich dich geküsst wie einst! - Mag sein, der Sommermond verlor schon lang den Glanz, jedoch wir wissen: Er ist unbewohnt. Geändert von charis (21.03.2016 um 09:06 Uhr) |
13.03.2016, 13:17 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo charis,
Ich interpretiere dein Gedicht so: Hier handelt es sich um eine Liebe, die damals trotz Widrigkeiten erblühte, und deren Inhalt sich verändert hat. Ein Wankeln ist eingekehrt, ein Unsicherheit und Zweifel. Die Zeilen stehen dafür: Die Äpfel fielen, hungrig hab ich sie verzehrt, doch ich vergaß es, auch die Blüten anzusehn. Und der/ die Zweifelnde wendet sich ab: Mag sein, der Sommermond verlor schon lang den Glanz, jedoch wir wissen: Er ist unbewohnt. Es ist ein trauriges Liebesgedicht. Du verwendest eine lyrische Sprache, die sehr schön klingt. Sehr gerne gelesen. Liebe Grüße sy LIebe Grüße sy |
13.03.2016, 19:31 | #3 |
/ Bil-ly /
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Liebe Syriane,
Vielen Dank, dass du dich mit diesem Text (so ausführlich ) beschäftigt und ihn positiv aufgenommen hast. Ich habe mich hier an einem jambischen Trimeter versucht, deshalb freue ich mich, dass es lesbar ist. Den letzten Teil der Geschichte (wo es um die aktuelle Beziehung des LI geht) hast du mit deiner Interpretation perfekt getroffen. In der ersten Strophe geht es um eine (idealisierte) Rückschau, in die Jugend vielleicht: jedenfalls eine große Liebe, die man nie vergisst (oder doch?) Die zweite Strophe brauche ich dann nicht mehr zu erklären, oder? Ja, es ist eine traurige Liebesgeschichte; aber das LI versucht es ja mit Rationalisierung - vielleicht ist gerade das, das Traurige daran? Lieben Gruß charis |
18.03.2016, 03:31 | #4 |
Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hallo Charis,
mir gefallen Deine Trimeter auch richtig gut! Die Zäsuren könnten vielleicht teilweise noch etwas deutlicher sein, aber für den ersten Versuch ist das schon klasse gelungen. Zu den beiden sehr trochäenlastigen Versen (Du kannst sie aber ruhig so stehen lassen) ist mir noch was eingefallen. Keine Ahnung, ob meine Ideen in Deinem Sinn wären. Sieh es einfach nur als Anregung. Ich habe z.B. die erstbeste dreisilbige Apfelsorte eingesetzt, die mir einfiel. Falls Dir das gefällt, findest Du vielleicht noch eine klangvollere. Goldregenfarben schimmerte der satte Mond. In jenen großen Sommern brannte sein Geröll, in Nächten, dunkelblau, erwachte Leidenschaft und ich verließ das brache, unbewohnte Land. Nun sangen selbst die Steine leis ein Liebeslied, die Blüten der Renette träumten meinen Traum, erzählten mir die Weisen vom Lebendigsein. Freut mich sehr, dass Du so interessiert an intensiver Versarbeit bist. Das macht Spaß! LG Claudi Geändert von Claudi (18.03.2016 um 04:13 Uhr) |
20.03.2016, 11:07 | #5 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Servus Charis,
der Text gefällt mir sehr gut, denn er schafft eine ganz eigene Atmosphäre und transportiert das Geschehen stringent. Auch wenn hier keine Reime zu finden sind, liest er sich flüssig und geschmeidig, der jambische Trimeter ist m. E. gelungen. Die Zeilen erinnern mich von der Machart an Schillers "Braut von Messina". Schlüsselpunkte scheinen mir die Apfelbäume, deren Blüten und die Äpfel selbst zu sein. Wenn ich das richtig interpretiere, dann ist hier ein Bezug zum Alten Testament, nämlich dem Sündenfall, zu finden. So wäre der Sommermond das Paradies und das ist ja, wie wir wissen, schon seit langem unbewohnt. In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
__________________
Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (21.03.2016 um 20:32 Uhr) Grund: Auszug entfernt |
21.03.2016, 09:04 | #6 | |
/ Bil-ly /
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Liebe Claudi, lieber Falderwald,
Vielen Dank für eurer Feedback, das für mich bei solchen "Neulandgedichten" besonders wichtig ist. Ich versuche gerade zu lernen), was "Bewegung in Versen" bedeutet - ein weites und interessantes Feld. Ja, die Zäsuren, liebe Claudi, sind vor allem in der ersten Strophe nicht sehr deutlich, aber dort sollte es auch "ruhiger" zugehen. Leiern tuts hoffentlich trotzdem nicht? Deinen dunkelblau-Vers habe ich sehr gerne übernommen - eine ganz wunderbare Idee, dunkelblau einfach nachzustellen und schon bewegt es sich Allerdings habe ich jetzt nach der Zäsur keine Hebung, wie das eigentlich gehört? Geht das trotzdem so? Oder ist die Hauptzäsur dann nach "Nächte" gedacht; aber ich las irgendwo, sie darf frühestens nach dem zweiten Heber sein? Auch der Renetten-Vers gefällt mir gut. Er würde natürlich auch die (etwas plumpe?) Metapher - die du lieber Falderwald, richtig gedeutet hast - entschärfen. Aber ich denke, das würde den Leser doch zu sehr ablenken; er würde dort hängen bleiben, vermute ich und überlegen: Warum ausgerechnet Renetten? Und die Experten würden die Antwort finden: Ah, um den Trochäus zu entschärfen! Und schon wären sie nicht mehr bei der Sache. Verstehst du, was ich meine? Kurz: Ich lass es lieber so. Ich vermute, du wolltest hier ohnehin nur als Beispiel zeigen, wie man die Phalanx von Trochäenworten durchbricht. @Falder: Danke für die schönen Verse. Allerdings mag ich das gar nicht, wenn da unter meinem Billy ein Designerstück ausgestellt wird . Ich denke das sind Blankverse? Daran muss ich mich auch einmal versuchen. Und solche Worte wie "mächtigwaltend" sind schon toll; da ist schon fast das Wort ein Gedicht. Zitat:
Lieben Gruß charis Geändert von charis (21.03.2016 um 09:37 Uhr) |
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