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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 24.07.2011, 19:00   #1
Stimme der Zeit
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Kleine Kinder müssen spielen.


Woran mag es liegen, dass hier auf der Welt
so vielen die Missgunst das Leben vergällt?
Sie interpretieren die eigenen Wünsche
in andere Menschen hinein und missgönnen
stets jedermann das, was sie selbst nicht bekommen.
Die Windeln am Popo, das Förmchen zur Hand,
sind Neider am Sandeln im lyrischen Land.

"Warum ist dein Förmchen viel schöner als meins?
Das darfst du nicht haben, das ist gar nicht deins!"
Empörung und Neid in den kindischen Herzen
beschimpfen sie fleißig die Sandburg des Nachbarn,
beseelt von der Größe des eigenen Egos.
"Der Turm da ist schief und dein Förmchen ganz krumm!
Und deshalb sind alle Gedichte nur dumm!"

Die Werke der Andern? Gestohlenes Gut!
Der Sandelplatz selbst wird zum Grund echter Wut:
"Wer gab die Erlaubnis? Dort kann niemand sitzen!
Wie böse du bist, der gehört mir alleine!"
Nur manchmal, man könnte es Künstlerpech nennen,
erkennen sie nicht, wer tatsächlich dort sitzt;
vom Zorn sind die Kindchen schon viel zu erhitzt.

Erwachsene sehen die Spielchen mit an,
geduldig und lächelnd, es ist ja nichts dran.
In Foren als Sandkästen mögen sie spielen,
wir passen schon auf, dass sie sich nicht verletzen,
im Glauben, durch Trotzen zum Größten zu werden.
Doch treiben die Kleinen das Ganze zu weit,
beendet ein Klaps auf die Popos den Streit!
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Alt 01.08.2011, 01:15   #2
Ida
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liebe stimme,

im gegensatz zu meinem "letzen" beitrag, möchte ich dir hierzu wieder meine uneingeschränkte zustimmung erteilen, es ist eher eine psychologische studie, die in form eines gedichtes geschieben ist
wusstest du, dass viele große philosophen der antike ihre lehren in form von hexametern geschrieben haben? in diesem sinn sollten wir weiter machen! du hast es hiermit getan
ich mache es auch, doch woanders!

gern gelesen und kommentiert
ida
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Alt 01.08.2011, 18:16   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, Ida,

eine "psychologische Studie"? Vielen Dank, aber so hoch "greife" ich nicht. Meine Gedichte stehen für meine Meinung, meine Gedanken und meine Ansichten, immer mit der Freiheit für den Leser, zuzustimmen oder nicht.

Kindisches Verhalten ist (leider) sowohl im "echten Leben" als in Lyrikforen nun mal ziemlich weit verbreitet. Aber ich bin auch ganz sicher nicht die "einzige Erwachsene", denn dieses Gedicht soll weder eine belehrende Studie noch eine Selbstdarstellung sein. Hier handelt es sich um die Gegenüberstellung zweier "Verhaltensweisen": Einmal die "Erwachsenen" und auf der anderen Seite diejenigen, die das von sich behaupten ...

(Ja, ich weiß, dass die "großen" Philosophen der Antike Hexameter verfassten.)

Ich schreibe aus Interesse gelegentlich in antiken Versmaßen, aber ganz sicher nicht, weil ich mich für eine Philosophin halte, die aus Gründen der "Größe" nur noch so schreibt. Ich bin in der "Gegenwart" verhaftet, und alle antiken Versmaße haben zwei Nachteile. Erstens: Sie sind antik und Zweitens: Sie sind nicht wirklich in unsere moderne Sprache übertragbar.

Allein schon die Tatsache, dass es ursprünglich um lange und kurze Betonungen und nicht um betonte oder unbetonte Silben ging, verhindert das. Es ist eine "Übung", es ist interessant, aber ich möchte nun wirklich nicht im Sinne der "Fußstapfen" der antiken Großen agieren, um so selbst "wahre" Größe zu erlangen, du meine Güte.

Darum geht es mir nämlich gar nicht.

Nun, ich wünsche dir jedenfalls in deinem "Woanders" viel Erfolg, und danke für deine Zustimmung.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 09.08.2011, 22:46   #4
Dana
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- liebe Stimme,

Humor macht Lachen - wenn er Ernst und Traurigkeiten auf die Schippe (hier ins Sandförmchen) packt.

Mir gefällt diese Sprache in Bildern, Fragen und Antworten.
Ich gestehe auch, dass ich nicht immer die gewünschte Gelassenheit in der Betrachtung solcher "Kinderspielchen" aufbringe.
Wenn mir solche "Spielgefährten" in ihrer Zerstörphase zu nahe kommen, hole ich schon mal mit meinem Schaufelchen aus.
Letztendlich tun sie mir gar leid, weil sie ab irgendwann kaum Beachtung finden, weder mit ihrem Gequäke noch mit ihren Sandkuchen. Und doch findet man immer wieder solche in einem Sandkasten.
Schade, dass sie aufgrund des Verhaltens den anderen keine Chance geben,
ihre Burgen und Kuchen zu betrachten.
Der berühmte Klaps auf den Popo kann durchaus hilfreich sein, zumindest wenn er im Sandkasten für Beruhigung sorgt.

Feine Metaphern und gut umgesetzt.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 16.08.2011, 14:53   #5
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Dana,

ich bin "wieder da", noch ein bisschen "angeschlagen", aber zumindest das Hirn funktioniert wieder. Tut mir leid, wenn ich so spät antworte.

Zitat:
Humor macht Lachen - wenn er Ernst und Traurigkeiten auf die Schippe (hier ins Sandförmchen) packt.
Ja, denn im Grunde genommen trifft das nicht nur auf die "Forenwelt" zu. Dieses "Aufeinander-los-dreschen" gibt es im "Großen" und im "Kleinen", leider ...

Zitat:
Mir gefällt diese Sprache in Bildern, Fragen und Antworten.
Dankeschön! Ich habe selbst, im Sinne der Thematik, auch ein wenig mit dem hexametrischen Versmaß "gespielt", denn eigentlich reimt sich der Hexameter nicht. Man kann eben auch "anders spielen", nicht wahr? Damit schade ich niemandem.

Zitat:
Ich gestehe auch, dass ich nicht immer die gewünschte Gelassenheit in der Betrachtung solcher "Kinderspielchen" aufbringe.
Wenn mir solche "Spielgefährten" in ihrer Zerstörphase zu nahe kommen, hole ich schon mal mit meinem Schaufelchen aus.
Hier beschreibst du den Grund, warum ich mich so sehr um Gelassenheit bemühe. Denn genau das möchten diese "Spielgefährten in der Zerstörphase" ja erreichen: Sie wollen, dass ich mit dem Schäufelchen aushole. Also - tue ich genau das nicht. Ergebnis: Ihr "Schaufelhieb" geht daneben. Ich habe beschlossen, ihnen exakt das Gegenteil von dem zu geben, was sie haben wollen. Sobald ich mich auf diese "Spielchen" in irgendeiner Form einlasse, haben sie gewonnen - und das sehe ich nun mal gar nicht ein.

Zitat:
Letztendlich tun sie mir gar leid, weil sie ab irgendwann kaum Beachtung finden, weder mit ihrem Gequäke noch mit ihren Sandkuchen. Und doch findet man immer wieder solche in einem Sandkasten.
Schade, dass sie aufgrund des Verhaltens den anderen keine Chance geben,
ihre Burgen und Kuchen zu betrachten.
Eigentlich hast du recht, denn wer weiß schon, wodurch sie so wurden, wie sie sind? Welche Erlebnisse brachten sie dazu, sich so zu verhalten? Aber: Wenn ich danach gehen würde, müsste ich als Obertroll durch sämtliche Foren "toben", das meine ich im Ernst. Ich persönlich finde, man sollte nicht alles entschuldigen. Manchmal gibt es (beispielsweise) in Familien generationenlang Alkoholismus, ständig wird das "vererbt". Dann "durchbricht" jemand das Muster. Weshalb gelang es ihm (oder ihr) und den anderen nicht? Ich glaube, man kann psychologisch zwar einiges "entschuldigen" - aber nicht alles. Deshalb habe ich (im eigentlichen Sinne) überhaupt keine Geduld - aber ich selbst entscheide, wie ich reagiere, oder eben auch nicht ...

Ich finde es selbst immer sehr bedauerlich, dass in einigen Fällen echtes Talent zu erkennen ist, aber die Betreffenden verschwenden ihre Zeit lieber mit Kindereien, anstatt ihre Begabung zu nutzen und der Welt ein wenig Schönheit zu schenken.

Zitat:
Der berühmte Klaps auf den Popo kann durchaus hilfreich sein, zumindest wenn er im Sandkasten für Beruhigung sorgt.
Nun ja, das ist das berühmte "letzte Mittel", nur manchmal bleibt keine andere Wahl. Man muss einen echten "Störenfried" eben aus dem Sandkasten herausnehmen, damit in Ruhe weiter an den "Burgen" gebaut werden kann.

Zitat:
Feine Metaphern und gut umgesetzt.
Vielen, lieben Dank! (Offenbar kann ich sozial/menschlich besser als politisch ...)

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 17.08.2011, 00:08   #6
Lord Skarak
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Hallo Stimme der Zeit!

Ich halte die Metapher des Sandkastens für ziemlich gut gewählt. Wer sich mal ein wenig mit informatischen Themen beschäftigt hat, weiß, dass eine "Sandbox" einen mehr oder weniger abgeschotteten Speicherbereich beschreibt in dem ein Programm zunächst mal machen kann was es will, ohne außerhalb der Sandbox nennenswerten Schaden anzurichten. Programme die mit besonders hohen Risiken für die Sicherheit verbunden sind können innerhalb einer solchen Umgebung größtenteils gefahrlos getestet und protokolliert werden (zumindest ist das einer der angestrebte Zwecke einer "Sandbox", wobei aber auch ein als "ungefährlich" eingestuftes Programm allein für's Protokoll in den Sandkasten gelegt werden kann). Für ähnlich "gefahrlos" halte ich auch die Aktivitäten eines durchschnittlichen Forentrolls. Denn ich glaube, keiner ist hier wirklich verletzbar allein durch das was im Forum stattfindet. Wenn jemand z. B. besonders sensibel ist und leicht emotional auf Trolling reagiert, so hat er doch stets die Möglichkeit sich auf die Tatsache zu berufen, dass die "miese Kritik" wohl offensichtlich von einem notorischen Quertreiber kommt und dass das Gedicht gut sein kann wie es will, es würde stets von der böswilligen Person verrissen, weil die Sache eben unpersönlichem Groll entspricht, der gar nichts mit dem besprochenen Gegenstand zu tun hat (und außerdem kann man subjektive und/oder unreflektierte Standpunkte stets auf irgendeine Weise als solche entlarven). Mir ist es ehrlich gesagt lieber wenn "trollige" Menschen sich in Foren ausleben, wo sie eigentlich nur abstrakten Schaden anrichten können und nur so mächtig sind wie der Empfänger des "Trollings" sie macht. Anders sieht es aus wenn man persönliche Daten von sich zugänglich macht, dann macht man sich unter Umständen real angreifbar. Sollte jemand aber soetwas ausnutzen kann man nicht mehr von Trolling sprechen. Sowas wäre eher "Nachstellung", "Verunglimpfung" oder vielleicht "Hacking" etc.. Trolling an sich ist aber nur wirksam wenn man es wirken lässt. Insofern finde ich es eher harmlos, größtenteils ohne Folgen, eben sandkasten- oder "sandboxartig". Ja, deswegen finde ich die Metapher ziemlich gut gewählt. Zwar sind Internetforen grundsätzlich öffentliche Räume, allerdings herrscht hier z. B. kein Verbot sich zu vermummen. Und dieser Umstand hat wahrscheinlich schon so manche Katastrophe verhindert - und dafür anderen Vorschub geleistet. Denn auf der anderen Seite ergeben sich dadurch natürlich durchaus Möglichkeiten ernsthaften Schaden anzurichten, auch wenn dieser eher nicht durch einfaches "Trolling" entsteht. Also wieder dasselbe: letztlich ist diese Distanz des Internets wohl langweiligerweise einfach das, was sie ist. Mit Vor- und Nachteilen, wie alles andere, jene Zweischneidigkeit die sich in allem ausdrückt. Ja, "es ist, was es ist"... Angeblich spricht die Liebe das. Dann finde ich die Liebe aber irgendwie ziemlich langweilig. Gott, ehrlich gesagt geht mir diese dualistisch-holistische Ausgeglichenheit des Weltgefüges im Ganzen ja sowas von entsetzlich auf den Zeiger... XD

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Hier beschreibst du den Grund, warum ich mich so sehr um Gelassenheit bemühe. Denn genau das möchten diese "Spielgefährten in der Zerstörphase" ja erreichen: Sie wollen, dass ich mit dem Schäufelchen aushole. Also - tue ich genau das nicht. Ergebnis: Ihr "Schaufelhieb" geht daneben. Ich habe beschlossen, ihnen exakt das Gegenteil von dem zu geben, was sie haben wollen. Sobald ich mich auf diese "Spielchen" in irgendeiner Form einlasse, haben sie gewonnen - und das sehe ich nun mal gar nicht ein.
Genau das macht die Sache zu einer Sandbox. Man kann entscheiden, ob man den Angriff "annimmt", also Aufmerksamkeit gibt. Denn extrem häufig scheint es "Trollenden" einfach nur darum zu gehen. Allerdings kann es auch erheiternd oder gewinnbringend sein ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Das zeigt dein Text. Du schenkst den Trollen dort draußen damit sehr viel davon (und WÄHLTEST das zu tun, also bringt es dir ja offenbar etwas). Dieses Gedicht könnte so also sehr wohl als ein Schäufelchen betrachtet werden mit dem nicht nur ausgeholt, sondern sogar zugeschlagen wird. Wieso also sich nicht auch mal "mit einem Troll fetzen" wenn die eigene Psyche das zulässt? Wenn Trolle sich von Aufmerksamkeit "ernähren", dann sollte es doch auch möglich sein dafür zu sorgen, dass sie sich an ihr verschlucken oder soviel davon in den Rachen bekommen dass sie sich übergeben müssen... Oder die Aufmerksamkeit so bitter zu würzen dass der Troll entsetzt abzieht. Dass du aber sogar mit "Bedauern" reagierst, weil oft verschwendetes Talent zu erkennen ist finde wiederum ich bedauerlich, denn ein Troll der dir Böses will wird im Ausdruck dieses Bedauerns wahrscheinlich einen Punkt für sich verbuchen. So ist das schlimmste was man einem Troll antun kann, objektiv zu bleiben. Zumindest scheint mir das so. Jedenfalls glaube ich, dass es durchaus Möglichkeiten gibt sich "auf das Spielchen einzulassen" ohne gleich zu verlieren. Man kann nämlich durchaus "mitspielen" und trotzdem gelassen bleiben.

So, ich hoffe da war vielleicht der eine oder andere interessante Denkanstoß für dich dabei. ^^

Liebe Grüße,
Skarak

Geändert von Lord Skarak (17.08.2011 um 00:14 Uhr)
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Alt 17.08.2011, 15:24   #7
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Hallo, Lord Skarak,

den Schluss zu Beginn:

Zitat:
So, ich hoffe da war vielleicht der eine oder andere interessante Denkanstoß für dich dabei. ^^
Aber sicher! ^^

Im Informatikbereich bin ich keine Expertin, aber mein Anti-Viren-Programm hat eine Sandbox, die ich generell für alle Downloads nutze - sicher ist sicher. Ich kam einmal in den Genuss eines Trojaners, das war schön. Die Festplatte neu formatieren und partitionieren zu müssen, ist ein reines Vergnügen, oooh ja!

Zum "Thema" an sich:

Zitat:
Denn ich glaube, keiner ist hier wirklich verletzbar allein durch das was im Forum stattfindet. Wenn jemand z. B. besonders sensibel ist und leicht emotional auf Trolling reagiert, so hat er doch stets die Möglichkeit sich auf die Tatsache zu berufen, dass die "miese Kritik" wohl offensichtlich von einem notorischen Quertreiber kommt und dass das Gedicht gut sein kann wie es will, es würde stets von der böswilligen Person verrissen, weil die Sache eben unpersönlichem Groll entspricht, der gar nichts mit dem besprochenen Gegenstand zu tun hat (und außerdem kann man subjektive und/oder unreflektierte Standpunkte stets auf irgendeine Weise als solche entlarven).
Das kommt auf die jeweilige Person an. Ich denke nicht, dass man diese Thematik verallgemeinern kann. Ja, mittlerweile ist meine "Haut" wesentlich dicker als noch vor (relativ betrachtet) kurzer Zeit, aber ich glaube, das ist bei jedem Benutzer anders. Meiner Einschätzung nach liegt es an der Fähigkeit zur Distanzierung. Anfangs konnte ich "Mensch" und "Nickname" nicht voneinander trennen. Was half? Ich legte mir ein "Image" zu.

Was sind "Trolle" eigentlich für Menschen? Meiner Meinung nach in den meisten Fällen eher arme Würstchen. Meine Großmutter war eine sehr lebenskluge Frau, sie erklärte mir schon als Kind einige Dinge, die ich auch als Erwachsene beherzige. Jemand, der wirklich etwas kann und ein "echtes" Selbstbewusstsein besitzt, ruht auch als gefestigte Persönlichkeit in sich selbst und hat es daher nicht nötig, großartig "herum zu tönen". Ergo: Trolle haben in Wahrheit keines, sie kompensieren mit ihren Auftritten ihre Mängel. Deshalb kann ich auch nicht anders, als sie auf eine gewisse Art sogar zu bemitleiden, denn in ihrem "echten" Leben haben sie wohl nichts zu "melden". Sie schlüpfen, versteckt hinter ihrem Nick, wie ein Schauspieler in eine Rolle. Nun ja, wer so etwas nötig hat ...

Zitat:
Anders sieht es aus wenn man persönliche Daten von sich zugänglich macht, dann macht man sich unter Umständen real angreifbar. Sollte jemand aber soetwas ausnutzen kann man nicht mehr von Trolling sprechen. Sowas wäre eher "Nachstellung", "Verunglimpfung" oder vielleicht "Hacking" etc.. Trolling an sich ist aber nur wirksam wenn man es wirken lässt. Insofern finde ich es eher harmlos, größtenteils ohne Folgen, eben sandkasten- oder "sandboxartig". Ja, deswegen finde ich die Metapher ziemlich gut gewählt. Zwar sind Internetforen grundsätzlich öffentliche Räume, allerdings herrscht hier z. B. kein Verbot sich zu vermummen. Und dieser Umstand hat wahrscheinlich schon so manche Katastrophe verhindert - und dafür anderen Vorschub geleistet. Denn auf der anderen Seite ergeben sich dadurch natürlich durchaus Möglichkeiten ernsthaften Schaden anzurichten, auch wenn dieser eher nicht durch einfaches "Trolling" entsteht. Also wieder dasselbe: letztlich ist diese Distanz des Internets wohl langweiligerweise einfach das, was sie ist. Mit Vor- und Nachteilen, wie alles andere, jene Zweischneidigkeit die sich in allem ausdrückt.
Das ist ein Bereich, in dem ich glücklicherweise von Anfang an sehr vorsichtig war. Außer den Forenbetreibern gab ich weder E-Mail-Adressen noch Telefonnummern oder andere persönliche Daten preis. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich bin bereits auf vorgegaukelte Freundschaft hereingefallen - aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Allerdings hörte bzw. las ich schon von regelrechtem "Psychoterror", PN- und E-Mail-"Bombardements" und nächtlichen Telefonanrufen. Demnach kann das wirklich "ausarten", wobei diese Art des "Trollings" wohl eher von psychisch kranken Persönlichkeiten ausgeübt wird. Mein "Troll Nr. 1" versuchte mich emotional unter Druck zu setzen und mir ein schlechtes Gewissen einzuimpfen, was dank der Unterstützung "erfahrener" User nicht funktionierte. Nummer 2 hat mir wohl, wie ich jetzt glaube, von Anfang an nur etwas vorgemacht und mich belogen. Mittlerweile würde ich aber sicher alleine damit fertig, denn ich lerne recht schnell und begehe den gleichen Fehler kein zweites Mal. (Es handelte sich auch um zwei völlig verschiedene "Fälle".) Andererseits hat diese "Distanz", von der du sprichst, auch Nachteile. Zwangsläufig verhindert das (notwendige) Misstrauen auch das Zustandekommen von möglichen Freundschaften, die ansonsten wertvoll sein könnten. Nicht zuletzt führt das manchmal auch zu Fehleinschätzungen, wie ich gerade in einem Fall - auf mich selbst bezogen - vermute. Tja ...

Zitat:
Ja, "es ist, was es ist"... Angeblich spricht die Liebe das. Dann finde ich die Liebe aber irgendwie ziemlich langweilig. Gott, ehrlich gesagt geht mir diese dualistisch-holistische Ausgeglichenheit des Weltgefüges im Ganzen ja sowas von entsetzlich auf den Zeiger... XD
Wer sich so heftig wehrt, dem - glaube ich kein Wort. Erich Fried, hm?

Zitat:
Allerdings kann es auch erheiternd oder gewinnbringend sein ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Das zeigt dein Text. Du schenkst den Trollen dort draußen damit sehr viel davon (und WÄHLTEST das zu tun, also bringt es dir ja offenbar etwas). Dieses Gedicht könnte so also sehr wohl als ein Schäufelchen betrachtet werden mit dem nicht nur ausgeholt, sondern sogar zugeschlagen wird. Wieso also sich nicht auch mal "mit einem Troll fetzen" wenn die eigene Psyche das zulässt? Wenn Trolle sich von Aufmerksamkeit "ernähren", dann sollte es doch auch möglich sein dafür zu sorgen, dass sie sich an ihr verschlucken oder soviel davon in den Rachen bekommen dass sie sich übergeben müssen... Oder die Aufmerksamkeit so bitter zu würzen dass der Troll entsetzt abzieht.
Ich mag deinen Sinn für Humor, denn er zielt bei aller rhetorischen Kompetenz und manchmal auch Schärfe nie unter die sprichwörtliche Gürtellinie. Und außerdem hast du absolut recht. Ich habe festgestellt, dass es mir tatsächlich Spaß macht mich über diese Dinge lustig zu machen, und, wie in "Ich Modgott, du nix", den Spieß umzudrehen und mich selbst gnadenlos zu verspotten. Aber: Ärgern oder aufregen kommt nicht in die Tüte!

Zitat:
Dass du aber sogar mit "Bedauern" reagierst, weil oft verschwendetes Talent zu erkennen ist finde wiederum ich bedauerlich, denn ein Troll der dir Böses will wird im Ausdruck dieses Bedauerns wahrscheinlich einen Punkt für sich verbuchen. So ist das schlimmste was man einem Troll antun kann, objektiv zu bleiben. Zumindest scheint mir das so. Jedenfalls glaube ich, dass es durchaus Möglichkeiten gibt sich "auf das Spielchen einzulassen" ohne gleich zu verlieren. Man kann nämlich durchaus "mitspielen" und trotzdem gelassen bleiben.
Sei nachsichtig mit mir, ich lerne dazu. So lange bin ich noch nicht "dabei". Mit der Zeit kommt die Erfahrung, nicht wahr? Jedenfalls bin ich bereits wesentlich gelassener als vor ein paar Monaten, das lässt doch hoffen.

Ein ehrliches Dankeschön für deinen ausführlichen und sehr interessanten Kommentar!

Liebe Grüße

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Geändert von Stimme der Zeit (17.08.2011 um 21:17 Uhr) Grund: Kleine Ergänzung.
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