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12.02.2012, 10:03 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Verführt
Muss ich mich nach dir so sehr verzehren
wie der Flamme züngelndes Begehren, nach dem Scheite lodernd, bis es brennt? Bin ich nichts als heißes Reagieren, lichterlohes Mich - an - dich - Verlieren, das nur dieses Weitergreifen kennt? Ist es recht, dass wir nun beide scheitern? Zügle diesen Brand! Ihn zu verbreitern streckt uns beide nieder bis zur Glut. Asche fällt, erloschenes Verlangen. Was hast du an mir, was ich an dir begangen? Wenn der Ofen aus ist, bleibt nur kalte Wut...
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (12.02.2012 um 13:55 Uhr) |
12.02.2012, 12:51 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, lärchen!
Wundergrausig verdichtet, Brand und Asche einer übereilten Lust! S3Z2 - "verbreitern" - da fehlt das "r". S1Z3 - Heißt es nun "der Scheit" oder "das Scheit"? Davon hängt ab, ob danach ein "es..." oder ein "er brennt" kommt. S2Z2 - das "Mich-an-dich-Verlieren! - Das "Verlieren" würde ich ebenfalls groß schreiben, nicht nur das "Mich", da es sich eben nicht um ein Wort handelt, sondern um einen lockeren Sinnverbund. Bei hauptwörtlichem Gebrauch also 2x groß. (Bei den beiden letzteren Tipps sage ich dies nach Gefühl, also bitte irgendwo nachschauen, um sicherzugehen.) Seeehr gern gelesen, war ich doch im Laufe meines Lebens selbst - wie wohl die allermeisten - sowohl Opfer als auch Täter, was diese Art Verführung anbelangt. Mein Zorn richtete sich hinterher in jedem Falle aber immer gegen mich selbst, die eigene Schwäche, das Unvermögen, zu widerstehen. (Ja - auch Männern kann es hinterher so gehen...wir sind eben keine soziopathischen samenschleudernden Triebmaschinen, wie uns gewisse Klischees und sogar honorig gemeinte Forschungsergebnisse ab und zu gerne unterstellen...) LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (12.02.2012 um 12:55 Uhr) |
12.02.2012, 13:54 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi Erchen!
Hundertmal durchgelesen -wieder ein r vergessen. (wahrscheinlich verbrannt,). Jetzt ist es jedenfalls dabei. Laut Österreichischem Wörterbuch (Schulausgabe 2009) heißt es das Scheit. Interessant ist wohl, dass das Scheitern (= Misslingen) wohl auch wirklich damit verwandt ist. Kommt wohl vom Scheiterhaufen - und auf dem wurden ja die Hexen verbrannt. Ob die Menschheit dadurch gescheiter wurde, ist aber fraglich... Ja, diese hitzblütige Chemie - sie vernichtet eine Menge Gefühl, bevor es noch entstehen kann. Schade um das Echte, das so in blauen Dunst aufgeht! Und wem anders sollte man danach böse sein, wenn man selber auch nicht mehr Weitsicht bewiesen hat? Die kalte Wut hilft aber nicht weiter. Möglicherweise darf man die ganze Sache einfach nicht so ernst nehmen? Motto: Nichts Menschliches sei mir fremd! Immer noch besser ein heißer Ofen als gar keine Glut mehr in der Asche... Ein bisschen Wärme suchen - das tun wir doch alle..... Danke für den Kommi! larin
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12.07.2013, 15:21 | #4 | |
Lyrische Emotion
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Servus larin,
beschreibt dieses Gedicht die Reue über einen One-Night-Stand? Nun, ich halte das für normal. Wenn man in einer bestimmten Gefühlslage ist, was spricht dann dagegen, seine Lust des Momentes auch auszuleben? Natürlich ist dies manchmal heiß und man kann sich dabei ganz schön die Finger verbrennen, aber die die nachträgliche Reue lässt das ja auch nicht ungeschehen werden. Ist es nicht vielmehr menschlich, seiner Lust auch einmal nachzugeben? Das Leben besteht nicht nur aus Beherrschung, wir müssen uns jeden Tag viel zu sehr beherrschen, weil dies ja sonst gesellschaftlichen Normen widerspricht. Aber vielleicht denken da Frauen (Ausnahme Erich ) ja doch etwas anders drüber... Wie auch immer, das ist auf jeden Fall ein ziemlich heißes Gedicht, auch wenn es in kalter Wut endet. In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald @Erich Zitat:
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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28.05.2014, 15:48 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo a.c.larin,
das Thema Verführen und Verführtwerden beinhaltet ja meist eine besondere Brisanz. Oft bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück, vor allem wenn einer der beiden Partner sich ausgenutzt vorkommt. Man kann eben nie in sein Gegenüber hineinschauen. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei, da hilft auch kein "sich verlieren", wenn dem anderen das nicht passiert. Die kalte Wut am Ende kann ich gut nachvollziehen, denn wenn so ein Feuer erlischt, bleiben nur noch Fragmente und Asche übrig. Die Gefühlswelt kann da schon ziemlich empfindlich reagieren. Ein sehr schönes Terzinengedicht ist das. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
31.05.2014, 14:14 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi falderwald, hi narvik,
ihr grabt also herum in meinen alten sünden? na gut, also: ich bekenne mich dazu - aber ich gestehe nichts! lieber falderwald, ich denke (so aus der entfernung betrachtet), das lyrich war zum zeitpunkt des schreibens nicht ganz einverstanden mit der wahl, die sein unterbewusstsein da getroffen hatte... nichtsdestotrotz, in dem einen gebe ich dir recht: wie sollte man jemals IRGENDWOHIN kommen können, wenn man sich nicht ab und zu auch gehen ließe? verbrannte finger sind aber selten das wunschziel irgendeiner reise... da ist vielleicht eher der ärger darin nachzuspüren, dass die süßestens zuckerln innen drin meistens doch ein bissel giftig sind. humpf. das ist einfach nicht fair! lieber narvik, ich denke, niemand kann verführt werden, der sich nicht auch lässt! und: wir sind alle verführbar - kommt nur drauf an, wann und womit. manche wissen das aber und nützen die momentane schwäche ihres gegenübers aus, und zwar nur zu dem zwecke des aufpolierens des eigenen egos. und dann wird es übel, und zwar richtig. im übrigen ist die liebes-und erotik- szene oft gepfeffert mit heimlichen konkurrenz -und / oder machtspielchen - und das verdirbt den spaß,den sie machen könnte, unweigerlich. wie auch immer: das spiel mit dem feuer ist heiß! lg, larin
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