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10.11.2014, 13:38 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
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Es gibt kein Wort
Es gibt kein Wort für das Gefühl, wenn du mich küsst, selbst wenn ich weiß, dass ich dem widerstehen müsst. Wie eine Spur, die niemand sieht, ein Walzerreigen ohne Lied, wie Sonnenlicht im Wolkengrau und Löwenzahn im Morgentau. Es gibt kein Wort für diese Angst, wenn du dann gehst, und mir zum Abschied leise Sätze hinterlässt. Wie eine Spur, die niemand liest, ein Blumenbeet, das keiner gießt, wie brauner Schnee auf dürrem Gras, und Regenmatsch am Fensterglas. Es gibt kein Wort für diesen Schmerz, wenn du versprichst, dass wir uns einmal wiedersehn und es dann brichst. Wie eine Spur, die niemand sucht, ein kalter Tag, auf den man flucht, wie morsches Holz im jungen Wald und Hundescheiße auf Asphalt.
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Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN ! Geändert von vedena (21.11.2014 um 13:13 Uhr) |
13.11.2014, 18:06 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo vedena :)
Du beschreibst hier eine Liebe, die dadurch gekennzeichnet ist, das es Begegnungen sind.
Es ist das unbeschreibliche Gefühl ( Du hast ja Worte dafür gefunden) dass Der/ Diejenige wieder da ist, und das ist zum Himmelhochjauchzend. So lese ich Deine erste S. Die Zweite beschreibt, das Dasein, die Furcht des Verlassenwerdens, die Fragmente ,die die Protagonistin empfindet. Die Dritte S. handelt von der Entgültigkeit, dass das Treffen, die Begegnung zu Ende ist, vielicht beginnt das selbe Spiel von vorne. Mir gefallen die ersten 2 Zeilen wegen der Länge. Insgesamt sind Deine Bilder klar, in der letzten Zeile sogar sehr direkt. ( da beschreibst du auch ein Stück Wut der Protagonistin), ich finde das gut. Es gibt kein Wort für diesen Schmerz, wenn du versprichst, dass wir uns wieder einmal sehn und es dann brichst. dass wir uns einmal wiedersehn und es dann brichst.müßte es nicht so heißen? Wie eine Spur, die niemand sucht, ein kalter Tag, auf den man flucht, wie morsches Holz im jungen Wald und Hundescheiße auf Asphalt. Sehr gerne gelesen Liebe Grüße sy |
20.11.2014, 14:17 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Hallo syranie,
danke für deinen Kommentar. Gerne übernehme ich deinen Vorschlag - du hast völlig recht. Deine Interpretation stimmt großteils mit meinen Vorstellungen überein. Das lyr.du ist für das lyr.ich nicht wirklich greifbar, obwohl sie etwas für einander empfinden, entsteht nicht das Gefühl, eine Beziehung zu führen. Der Kontakt ist lose, was das lyr.ich manchmal verzweifeln lässt und manchmal auch wütend macht (siehe letzter Vers). Das du dies gut aufgenommen hast, freut mich besonders. Nochmals danke und beste Grüße vEdenA
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20.11.2014, 18:42 | #4 |
Flötist
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Ort: Mittelhessen
Beiträge: 198
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Hallo Vedena!
Interessante Reimform und der Wechsel der Silbenanzahl innerhalb der Strophe. Eindringlich und gut die gleichen Satzanfänge (S 1, S 2, S 3). Inhaltliche Steigerung S 1 zu S 3 (Gefühl, Angst, Schmerz) und der wütende Ausbruch in der letzten Zeile. Passt! Metrisch alles okay! Sehr gern gelesen und kommentiert. Nur die von dir gewählte Schriftart: Für mich nicht klar genug, von daher schwer zu lesen. (Wie wärs mit Arial?) Sorgenfreie Grüße von Sanssouci |
21.11.2014, 00:40 | #5 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe vedena,
ein sehr schönes Gedicht, das sich wie "verbotene Liebe" anfühlt. Die Metaphern und die Melodie sprechen dafür und sind wunderbar umgesetzt. Der Protagonist befindet sich zwischen Gefühl und Realität. Er weiß um die Realität, doch die Momente des Gefühls sind stärker. Besonders wirksam ist die letzte Strophe. Wenn die ersten beiden auch schon Traurigkeiten aufweisen, zeigt die letzte eine Endgültigkeit auf, wo nur noch Logik und Entscheidung agieren dürften. Doch diese sterben zuletzt, wie sonst die Hoffnung. Mir gefallen Bilder der Metaphern und der gewählte Titel. Und doch hätte man es nicht besser verdichten können. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
21.11.2014, 13:13 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Hi @sanssouci,
danke für deinen Kommentar - ich freu mich sehr darüber! Für dich mach ich doch glatt eine andere Schrift .... bitte sehr Hallo @Dana, du interpretierst richtig. Es geht um eine sehr lose Beziehung, das lyr.ich hätte gerne eine enger definierte Verbindung, aber dies ist nicht möglich. Ich freu mich sehr, dass du hier warst und dass du meine Intention verstehst - wie ja sonst auch immer. Danke euch beiden und liebe Grüße vEdenA
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21.11.2014, 18:06 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe vedena,
ich habe dein schönes Gedicht nun wieder und wieder gelesen. Es ist sehr anziehend, da es sehr formschön ist. Aber einige Bilder sind mir so drastische, dass sie der Wirkung schaden und fast ins Komische gehen, insbesonder der Schluss, auf dessen Spur das Ende der zweiten Strophe schon hinlenkt. Es fällt mir schwer, das zu begründen, auch warum in der ersten Strophe die Bilder positiv sein sollten und keine Negationen. Dass "lässt" auf "gehst" kein schöner Reim ist, ist wohl noch am leichtesten zu sehen. Ich habe einfach mal aufgeschrieben was mir dazu eingefallen ist. Es gibt kein Wort für das Gefühl, wenn du mich küsst, selbst wenn ich weiß, dass ich dem widerstehen müsst. Wie eine Spur, die aufwärts zieht, ein neugebornes Jubellied, wie Sonnenlicht aus Wolkengrau und Löwenzahn im Morgentau. Es gibt kein Wort für diese Angst, wenn du dann gehst, und trotzdem, wie ein Schatten, immer vor mir stehst. Wie eine Spur, die niemand liest, ein Blumenbeet, das keiner gießt, wie Schwaden, die der Nebel treibt, und Dunkel, das im Auge bleibt. Es gibt kein Wort für diesen Schmerz, wenn du versprichst, du kommst zurück, und dein Versprechen brichst. Wie eine Spur, in nackter Haut, ein kalter Tag, vor dem dir graut, wie Feuerbrand im dürren Gras, und Gift aus ungeschliffnem Glas. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (21.11.2014 um 18:08 Uhr) |
04.12.2014, 12:07 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Hallo Thomas,
du hast völlig Recht, wenn du schreibst, dass die Bilder sehr drastisch sind und (ein wenig) ins Komische/Trotzige gehen. Das war eigentlich meine Absicht. Du hast den Text so wunderschön umgeformt, dass es eigentlich schon fast ein eigenes Werk ist. Ich weiß die Arbeit zu schätzen, die du dir mit meinem Text gemacht hast. Wenn ich darf, verwende ich deine Vorschläge zwar nicht für diesen Text, aber für einen weiteren, der mir im Sinn steht. Ich danke dir herzlich für deine Besuch. LG vEdenA
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