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22.03.2017, 02:11 | #1 |
Gast
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Die Seele
Die Seele
Ich schaue in den Spiegel und sehe einen jungen Mann. Doch meine Seele ist, was der Spiegel nicht greifen kann. Ich bin noch zu jung, für den reifen Verstand aber zu alt und zu schal, und viel zu arrogant. Ich schaue in den Seelenspiegel und sehe einen alten Mann. Doch mein Seelenspiel ist, was kein einziger Mensch begreifen kann. 22.03.2017 © bobo |
22.03.2017, 11:24 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber Bobo,
inhaltlich sind deine Gedichte, wie auch dieses hier, aussagekräftig. Leider fehlt mir im Moment die innere Ruhe und Zeit, um dir bei den Formalien helfen zu können. Ich tue es aber gerne, wenn ich wieder "etwas mehr Luift habe". Was mir auffällt ist, dass du zwischen Prosa und Reimgedicht schwankst. Würden wir dieses Werk jetzt hier auf "Reim zwingen", würde der Inhalt verwässern, zu eng gepresst. Dies fiel mir auch bei dem Gedicht"Der Ruf" auf. Ich würde dir vielleich empfehlen, es mit modernem Prosavers zu versuchen, wobei man ja auch sporadisch reimen kann, damit du einmal ausprobieren kannst, welche Formen deinen Aussagen stilistisch am ehesten entgegen kommen. Ich persönlich wechsle unter den Genres, manchmal passt dieses, manchmal das besser. Vielleicht solltest du zunächst auf gleiche Hebungszahlen achten ( die Anzahl der natürlichen Wortbetonungen), dich dann langsam in die Metrik einarbeiten und dann erst den Fokus auf den Reim legen). Vielleicht magst du einmal bei Danas Gedicht "Für D" schauen. Dort habe ich als Kommentargedicht einen Blankvers eingefügt, den ich vor einigen Jahren schrieb. Blankverse sind eine alte, klassische Dramenform, die sich als Gedicht nie so richtig durchgesetzt hat, aber doch von einigen namhaften Dichtern der Klassik bedient wurde. 5 Heber, im Jambus, unbetont, betont,reimlos ( aber Reim ist nicht verboten). Diese Form würde mir für dieses Werk sehr angemessen erscheinen. Probier dich einfach mal aus. LG von Koko |
22.03.2017, 12:17 | #3 | |
heimkehrerin
Registriert seit: 19.02.2017
Ort: im schönen Österreich
Beiträge: 389
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Mir geht es ähnlich wie Koko, lieber bobo.
Die Aussage deines Gedichtes berührt und hat Gehalt. Doch du mixt formal quer durch den Gemüsegarten innerhalb desselben Gedichtes. Mal sieht es eher nach Reimgedicht aus und als ob nach einer Melodie gesucht würde, dann sind da Brüche zu völlig freiem Vers, der aber dann hinkt, weil du mit Inversionen arbeitest, die etwas unbeholfen wirken. Das hat für mich etwas von einem halb-abstrakten Gemälde, dessen Elemente nicht alle formal eingebunden sind. Es fällt auseinander und verhindert ein Betrachten des Ganzen. So, als befände sich inmitten eines Dali-Gemäldes plötzlich eine Figur von Gaston Chaissac (plus ein paar grobe maltechnische Schnitzer). Und daher wird die schöne Aussage deines Gedichtes empfindlich getrübt. Und das ist schade. Kokos Tipps kann ich mich nur anschließen. Halte Reimlyrik und freien Vers vorerst getrennt und lerne beim ersten, um beim zweiten dann die Regeln bewusst und gekonnt zu brechen. Sprachmelodie ist das Um und Auf - also musst du genauer auf gleiche Hebungszahlen in den Zeilen achten, auf gleich betonte Versenden, auf passende Zeilenauftakte etc. etc. Hier mal eine etwas rundere Version zum Vergleich...an Vergleichen lernt man, finde ich, am besten: Zitat:
Nicht aufgeben! Das wird! Lieber Gruß, fee |
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22.03.2017, 13:37 | #4 |
Gast
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Hallo ihr zwei!
Ich antworte hier gleich mit, für mein Gedicht "Der Ruf". Habe im Moment nicht so viel Zeit. Ich weiß auch nicht, wie ich das alles erklären soll - ich könnte schon, aber das wäre zu umfangreich und ich mag es, wenn Sachen einfach und schlicht bleiben. Dem Handwerk zu liebe, die fünf Heber schreiben - habe ich schon gemacht, aber es machte mir absolut keine Freude. Trotzdem lege ich es noch nicht beiseite und werde es als wöchentliche Übung einflechten. Wie drücke ich das jetzt aus. Manche Gefühle/Eindrücke funktionieren für mich nicht im festen Schema, weil die Worte dann nicht atmen können. Dann liegt wahrscheinlich die Kunst darin, sie im Schema atmen lassen zu können. Manchmal denke ich aber auch, dass klingt sicher richtig bescheuert, dass Worte in ihrer Konstruktion zu anderen Worten einen Charakter aufweisen. Freundliche Wörter, spitze und eckige Wörter. "aha" ist unglaublich aggressiv und ablehnend oder "soso..." das ist überheblich und besserwisserisch und beide wirken extrem unsympathisch und unfreundlich. Also nur als Beispiel und alle Wörter mit dem Suffix "-ie" wie "melodie", "prosodie", "melancholie" - ach herr, wie wundervoll. Dieses Empfinden hat Einfluss auf mich und dem Schreiben und das lässt sich schwer in Schemen pressen. Aber ich mache weiter, ich gebe nicht auf! Die korrigierte Version von Dir sieht richtig aus und macht Sinn - für mich aber, strahlt es nicht mehr. Aber ich denke, ich muss nur lernen es lenken zu können. Grammatik ist wichtig - dass muss ich unbedingt noch lernen aber manche Dinge sind auch gewollt. Danke danke danke für eure Zeit und für das Lesen und Wahrnehmen! Ich bleibe am Ball und wer weiß, vielleicht wird sich für mich in der Lyrik noch ein Weg auftun. Danke! |
22.03.2017, 13:56 | #5 | ||||
heimkehrerin
Registriert seit: 19.02.2017
Ort: im schönen Österreich
Beiträge: 389
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Zitat:
Und wenn du sagst, dass dir metrische Formen beim Schreiben keine Freude machen, dann kann natürlich auch nichts entstehen, das atmet oder strahlt. Da geb ich dir völlig Recht. Auch mit dem, was du über die Wirkung von Worten in "Gesellschaft" mit anderen Worten sagst. Das hast du schon richtig erspürt. Zitat:
Du sagst sehr richtig: Zitat:
Lustig, dass du sagst: Zitat:
Meine Version war auch tatsächlich nicht als "Verbesserung" gemeint. Wirklich eher zum Vergleich - was technisch hakt und wie es richtig "heißen" müsste. Aber an der Botschaft in und zwischen den Zeilen und Worten kann ich natürlich nicht arbeiten, wenn sie sich mir nicht entschlüsseln. Das ist schon klar. Gib nicht auf und halte die Freude am Tun hoch! Lieber Gruß, fee |
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22.03.2017, 14:13 | #6 | |
Gast
Beiträge: n/a
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Zitat:
Es gibt Gedichte, die ich auch absolut nicht verstehe und trotzdem fanden/finden sie großen Anklang. Dann bin ich geneigt das zu hinterfragen 2.) Ja, ich gebe mir Mühe für mich "einfach" zu schreiben. Für die kommenden Arbeiten werd ichs mal testweise noch mehr anpassen. Die Freude ist da! Wie ein Feuer lgz! |
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22.03.2017, 14:48 | #7 | |
heimkehrerin
Registriert seit: 19.02.2017
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Beiträge: 389
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Zitat:
Zu Frage 1: Wenn du die Gedichte öffentlich machst - und das tust du in einem Lyrikforum - dann sollten sie den Lesern soweit "entgegenkommen", dass erkennbar wird, ob du eine Aussage darin tätigst, die an der Sprachoberfläche (also mit normaler Sprache) stattfindet ODER eine, die sich dem normalen Sprachgebrauch bewusst entzieht. Du mischst das und das führt zu Verwirrung. Das gaukelt vor, da wäre ein Schlüssel, mit dem man sich den Inhalt einfach erlesen kann, und dann bricht mittendrin jegliche Regelhaftigkeit der deutschen Sprache ab und der Schlüssel, den man meint erkannt zu haben, gilt nicht mehr und führt in die Irre. Dieser Mix funktioniert nicht. Egal, wie man es dreht und wendet. Es gibt auch ganz viel zeitgenössische bildnerische Kunst, die ich nicht verstehe und die Anklang findet in der Szene. Das heißt ja in Wirklichkeit nichts anderes, als dass da die richtigen Leute an der richtigen Stelle effektiv Meinungsmache betrieben haben. So nach dem Motto: "Wenn DER sich einen XY an die Wand hängt und sooo viel dafür hinblättert, dann MUSS es ja was können." Ein echtes handwerkliches Kriterium ist heutzutage nicht mehr geeignet, den "Wert" von zeitgenössischer Kunst zu erheben. Konzeptkunst ist mittlerweile oft nur noch abgehoben und bewusst nicht entschlüsselbar gemacht, um des Gehabes willen. Etwas, das aus meiner Sicht ein williges Kunstpublikum verhöhnt. Sollen die, die sich abheben wollen, indem sie etwas (angeblich verstehen und) pushen, das anscheinend das "gemeine Volk" nicht versteht, doch dadurch besser fühlen. Das kann mir letztlich egal sein. Es ist ja deren Geld, das für solche "Kunst" ausgegeben wird. Nicht meins. Warum sollte das bei Lyrik anders sein? Wenn du an zeitgenössischer Lyrik interessiert bist, such dir mal was von Steffen Popp. Der steht aktuell auf der Preisliste der Leipziger Buchmesse. Und dann guck mal, ob das eher "deins" ist und was es mit dir macht. Durch Hinterfragen wird man heute nicht mehr einen sicheren Beweis für den Wert oder die Qualität von zeitgenössischer Kunst finden können. Dazu ist die Vielfalt an Formen und Medien und die Schnelllebigkeit unserer Zeit schon zu weit fortgeschritten. Aus meiner Sicht zählt die eigene Meinung, soweit sie halbwegs fundiert gebildet wurde. Und der eigene Geschmack ist auch ein legitimer Faktor, um - zumindest für sich selbst - zu sagen, was einen anspricht und was nicht. Eine allgmeingültige Urteilsfällung halte ich generell für etwas, das nicht gelingen kann. Das ging noch zu Zeiten der akademischen Malerei und Auftragskunst. Aber das ist längst vorbei. Spätestens seit den 50ern. Vielleicht ist ja auch das "Schlichte" gar nicht deins. Versuch, einfach mal auszuloten, bei welchem Stil du dich am sichersten fühlst. Ach ja ...ich habe auch einige wenige Gedichte daheim auf meinem PC, die nie veröffentlicht wurden und werden, weil ich weiß, dass sie nur für mich funktionieren, weil sie in jeder Hinsicht privat sind - auch sprachlich. Die stehen aber dann auch nicht zur Diskussion, denn bei denen wäre ich persönlich zu angreifbar, weil die Distanz im und zum Text nicht da ist. Da sollte man auch sehr bewusst unterscheiden zwischen Texten für ein "Außen" und solchen, die nur für einen selbst existieren und funktionieren. Gruß, fee |
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22.03.2017, 15:54 | #8 |
Gast
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Ich habe dem nichts entgegenzusetzen!
lg! Geändert von bobo (22.03.2017 um 22:48 Uhr) |
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