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26.09.2019, 20:11 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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Nachtgebet
Du Nacht, mit deiner dunklen Stille,
umfängst mich wie ein zartes Kleid. Doch in dir webt ein starker Wille, spinnt Fäden quer durch Raum und Zeit. Aus allem Wollen, Wirken, Werden erwächst dein Strom aus Energie, selbst Abgehobenes zu erden, eint Widerspruch in Harmonie. Erkenntnis nährt wie Regenschauer, der segensreich vom Himmel fällt, und plötzlich spürst du es genauer - und schwingst im Einklang mit der Welt.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (26.09.2019 um 20:56 Uhr) |
26.09.2019, 20:45 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi larin!
wie schön, dass du wieder schreibst! Ich freue mich, dich wieder kommentieren zu dürfen! S1Z4 - Das "hier" erscheint mir etwas metrikfüllend platziert und als diffuse Ortsangabe etwas sinnlos: "hier" in der Welt? "hier" an einem speziellen Ort? "hier" im oder ums LyrIch? "hier" in der Nacht selbst? Ich würde es durch "quer" ersetzen, das würde besser ins lyrische Bild passen. S2Z2 - "zieht sich" möchte eigentlich einen betonten Auftakt. Man kann es zwar auch unbetont lesen, aber es ist etwas unnatürlich, wirkt sprachlich etwas unbeholfen. Variante: "Aus allem Wirken, Wollen, Werden erwächst dein Strom aus Energie," S3Z4 - Das erneute "und" am Zeilenbeginn würde ich durch "Du" ersetzen, mit Doppelpunkt am Ende der Vorzeile. Das "du" ist dann zwar auch doppelt mit der Vorzeile, aber das erscheint mir weniger auffällig als das doppelte "und" am Zeilenbeginn. Inhalt: Ich fühle mich angenehm an Eichendorff erinnert, wenn ihm ist, als flöge seine Seele nach Haus. Die Nacht - eigentlich nur ein vorübergehendes Lichtdefizit aufgrund der Erddrehung, erscheint sie dem Menschen doch immer wieder als geheimnisvolles Mysterium, weil gerade die Abwesenheit von Sichtbarem der Fantasie erlaubt, die Dunkelheit mit allem zu füllen, was die Seele bewegt. In deinem Fall ist der Mangel an Außenreizen eine Einladung zu magischem Denken, oder zur Leerung des Geistes, bis die äußere Leere sich im Inneren des Betrachters spiegelt und er eins wird mit der Nacht - eine meditative Leistung. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
26.09.2019, 21:08 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi Erich,
danke für Kommentar und "Schützenhilfe". Die beiden ersten Vorschläge hab ich gleich mal übernommen. Das Doppel -"und werd ich noch mal überbrüten. Die Nacht als - einstmals - dunkle Zeit begünstigt mangels Außenreizen das bessere Wahrnehmen der Innenreize. Also bei mir ist um 4 Uhr früh meistens das "Kreativbüro" wach - soll heißen: Aus dem Unbewussten können Gefühle, Gedanken eher ins Wachbewusstsein hochsteigen. Auch kreative Lösungen finden eher um diese Tageszeit statt - kein Wunder, das Gehirn hat schon ein bissel geschlafen und die postmentalen Erregungen hatten Zeit, alle mögliche Verknüpfungen zu tätigen, Erinnerungen abzurufen... Und hin und wieder weckt das "Kreativbüro" halt dann den Chef ( also mich)und teilt ihm mit , was die Synapsen herausgefunden haben. Da fragt man sich dann schon, wer eigentlich das Gedicht schreibt : ich - oder ich? lg, l.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
26.09.2019, 21:59 | #4 |
TENEBRAE
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Hi larin!
Sowas wie du in deinem letzten Satz frage ich mich beim Dichten auch selbst immer wieder! Geheimnisvolle Grüße, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
27.09.2019, 10:35 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Larin,
schön, wieder von dir zu lesen. Dein Gedicht hat einen fließenden Rhythmus, der die Aussage wunderbar transportiert. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
09.12.2019, 19:25 | #6 |
Lim-Fee
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Beiträge: 153
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Liebe larin,
dieses Gedicht hebt sich wohltuend von den hier gerade praktizierten Fäkal- und Schimpftiraden auf gewisse Umstände ab. Es macht sehr nachdenklich, was du schreibst, denn Erkenntniss ist wohl nicht jedem gegeben, obwohl sie dem einen oder anderen gut zu Gesicht stünde. Aber jeder meint ja schon, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Ich werde es dir gleich tun und heute Abend noch einmal rausgehen. Es nieselt zwar und es ist kühl, aber gerade das, gepaart mit der Dunkelheit, lässt einen die Elemente spüren und bringt einen wieder in Einklang mit sich selbst und der Welt. Herzliche Grüße von Xenia |
08.10.2020, 20:05 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo thomas, hallo xenia,
vielen dank für euer wohlwollendes feedback! Z es tut mir sehr leid, dass ihr so lange auf antwort habt warten müssen - irgendwie war ich in den vergangenen monaten sehr mit mir selbst beschäftigt und hatte das eiland nicht so sehr auf meinem sensor. ich gelobe hiermit besserung! in nächster zeit wird meine flagge wieder über den eilanddünen wehen. lasst uns den strand nach kostbarkeiten absuchen.....😉 lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
08.10.2020, 23:05 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe larin,
schön dass du dir algemeine Dürre mit mildem Regen segnest. Liebe Grüße Thomas P.S. Ich hatte dein Gedicht ja schon kommentiert und finde es immer noch schön.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
09.10.2020, 11:28 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber thomas,
fein, dass die zeilen immer noch gefallen. es ist wohl so: was zeitlos ist, überdauert! den rest planiert der sturm. doch was im kern lebendig ist, das richtet sich nach dem sturm wieder auf. möge das widersprüchliche wieder zusammenfinden! das wäre mein gebet für den tag..... lg, larin
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