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Alt 13.02.2011, 23:00   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Beim Wegkreuz

Beim Wegkreuz an der Leite,
dort, wo der Hang sich neigt,
beschattet in der Breite
des Weges, weit verzweigt,

ein Ahornbaum die Stelle,
die zum Gedächtnis mahnt.
Nur ab und zu dringt Helle
durchs Blätterdach. Dann ahnt

der Wandrer, dass ein Flehen
einst hier zum Himmel rief:
"Lass, Herr, nicht ungesehen
mich hier in Nöten tief

verzweifeln, ohne Hoffen!
Ich rufe doch zu dir!
Den Himmel halte offen!
Ich pflanz ein Bäumchen hier,

als Zeichen meiner Treue.
So sag ich Lob und Dank
Dir jeden Tag aufs Neue,
ab heut ein Leben lang!

Mag mich die Welt verfluchen -
was weiß sie schon von mir?
Ich geh, muss Heimat suchen -
mein Herz jedoch bleibt hier!"

Beim Wegkreuz an der Leite,
dort, wo der Hang sich neigt,
da geht der Blick ins Weite,
und wer ihm folgt, der schweigt.

Geändert von a.c.larin (19.02.2011 um 09:27 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2011, 20:18   #2
Weiße Wölfin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Weiße Wölfin
 
Registriert seit: 25.12.2010
Beiträge: 134
Standard

a.c.larin sei gegrüßt,

Du und Dein wundervoll nostalgisches Gedicht,
das mir die Kindheit in einem kleinen Dorf auferstehen ließ und noch einige Ahnungen dahinter.
Auch der alte treue Baum am vielbegangenen Weg mit seinem Kreuz erstand auf vor meinem Auge,
ebenso wie so manch anderes Wegkreuz ob mit oder ohne Baum, das ich in meinem Leben gesehen habe.

Schön hast Du die Zwiesprache eingefangen, die die unsere Vorfahren mittels der Bäume gehalten haben, die Zwiesprache zu den Höheren Gefielden.

Ein wundervolles kleines Gedicht.
Dankeschön dafür!

volleer
Weiße Wölfin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.02.2011, 22:58   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

vielen dank, volleer!

unlängst auf dem lande.
da kam ich an einigen solcher wegkreuze vorbei.
sie standen häufig an sehr malerischen orten.
das war inspirierend.

danke auch dir
larin
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Alt 16.02.2011, 17:09   #4
Herbstblatt
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 25.02.2009
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Beiträge: 215
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Liebe Larin,
auch ich kann an keiner Votivtafel und an keinem Gedenkkreuz vorbeigehen, ohne mir genau durch zu lesen, an wen oder an welches Ereignis diese Stelle gemahnen soll. Meine Phantasie nimmt den Faden auf und spinnt die Geschichte weiter, die sich dahinter verbergen könnte.
Viel gibt es zu entdecken, wenn man mit offenen Sinnen durch die Lande streift.

noch viele solcher feinsinnigen Beobachtungen wünscht dir das Hebstblatt
Herbstblatt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2011, 18:54   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo herbstblatt,

bei deinen ambitionen und vorlieben kann ich mir schon vorstellen, wie du wegkreuze betrachtest: als vorlage für dein nächstes kriminalgedicht!

im gebirge stirbt sichs besser!
dort brauchst du nicht mal ein messer,
musst auch sein kein zähnefletscher:
jeder abhang, jeder gletscher
reichen schon für list und tücke,
schmettern jeden gleich in stücke!
sollte etwas zeit dir bleiben,
kannst du ja darüber schreiben!

lg, danke fürs reinschauen!
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2011, 17:50   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Beim Wegkreuz an der Leite,
dort, wo der Hang sich neigt,
beschattet in der Breite
des Weges, weit verzweigt,

ein Ahornbaum die Stelle,
die zum Gedächtnis mahnt.
Nur ab und zu dringt Helle
durchs Blätterdach. Dann ahnt Das schreibt man so!

der Wandrer, dass ein Flehen
einst hier zum Himmel rief: Tippfehler!
"Lass, Herr, nicht ungesehen
mich hier in Nöten tief Diese Wortwiederholung von "hier" ist immer noch besseres Deutsch als deine Version.

verzweifeln, ohne Hoffen!
Ich rufe doch zu dir!
Den Himmel halte offen!
Ich pflanz ein Bäumchen hier,

als Zeichen meiner Treue. Eine Leerstelle zuviel nach "Zeichen".
So sag ich Lob und Dank
Dir jeden Tag aufs Neue,
ab heut ein Leben lang!

Mag mich die Welt verfluchen -
was weiß sie schon von mir?
Ich geh, muss Heimat suchen -
mein Herz jedoch bleibt hier!"

Beim Wegkreuz an der Leite,
dort, wo der Hang sich neigt,
da geht der Blick ins Weite,
und wer ihm folgt, der schweigt.


Ach, das ist ein schönes Gedicht, so beschwingt im Stil und dabei doch schweren Inhalts, voller Gemüt. Im "alten" Stil - Eichendorff schau owa! - der Romantiker oder sogar noch früher!
Ein echtes "Wandergedicht", das erkennt man schon am Rhythmus!
Sehr gelungen, das!
Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.02.2011, 09:32   #7
a.c.larin
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lieber erich,

ich kann einfach nicht richtig tippen ( bin zu schnell)- und beim durchlesen offenbar blind wie ein maulwurf!
dank an dein adlerauge.

das "Blätter Dach" entstand, weil ich an dieser Stelle zuerst etwas anderes hatte....

das doppelte tief hab ich übernommen, aber um ehrlich zu sein:

Zitat:
Ein echtes "Wandergedicht
ich hab da keinen fUß vor die tür gesetzt!
beim vorbeifahren im auto fielen mir nur die wegkreuze an bestimmten stellen auf , da wollte ich den "alten stielen" mal ein kleines denkmal setzen..

liebe grüße, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.02.2011, 17:21   #8
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Liebe larin,

ein wundervolles Gedicht!
Echt schön!
Die kleinen Verbesserungen (ich habe aufmerksam den Faden gelesen )
haben es zu einer echten Perle werden lassen.
Chapeau!


Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2011, 13:13   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Beiträge: 8.570
Standard

Liebe Larin!

Um ein echtes Wandergedicht zu schreiben, musst du auch keinen Fuss vor die Tür gesetzt haben - hier geht es um die Wirkung beim Leser, nicht um den Modus Operandi der Entstehung!
Und dein Gedicht fühlt sich eben so an: Leichthin ausschreitend in freier Natur, aber innerlich voller Angang und stiller Weisheit: Heitere Gelassenheit mit Tiefgang im beschwingten Rhythmus frischfreifröhlichen Dahinmarschierens nach neuen Weiten - und alten Wegkreuzen, um auch mal innezuhalten und zu gedenken!
Wunderschön!

LG, eKy
__________________
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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