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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches |
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25.01.2010, 22:23 | #1 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Ich drücke meinen Hass aus wie’s Furunkel,
Ich drücke meinen Hass aus wie’s Furunkel,
Damit der Eiter aus der Wunde spritzt. Ein Ende sei dem Schlechten, das tief sitzt: Das Leben ist kein Freudenfestgeschunkel. Ich habe mir ein Stück davon stibitzt: Die Klugheit setzt man gegen dummes Dunkel. Ich gebe nichts mehr drauf, wenn auch Gemunkel, Geräusper zischeln, falsches Grinsen blitzt In blank geputzten Sälen oder Gängen. Lass sie doch reden: Du musst bei dir sein. Wie sie auch immer mobben, dich bedrängen: Gehässig sind die Lästerer und klein. Auch wenn sie sich mit edlem Tuch behängen: Ein böser Mensch wird niemals schön und rein.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (25.01.2010 um 22:26 Uhr) |
26.01.2010, 02:58 | #2 |
der mit dem Reim tanzt
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
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Hallo Walther, dein Sonett ist doppelt interessant. Einmal die ungewohnten Endungen auf "itzt" und "unkel", die aber prächtig eingesetzt sind. Zum anderen, dass du selbst bei den Enjambements die Folgezeilen mit Großschreibung fortsetzt, was für mich sehr mühsam zu lesen ist.
Das Werk hat mir gut gefallen in Stil und Ausdruck. Gruß Archimedes ...der mit den stibitzten Kreisen
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gestörte Kreise Geändert von Archimedes (27.01.2010 um 01:57 Uhr) |
26.01.2010, 18:46 | #3 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Walther,
die Metaphern sind "abstoßend und eklig" - aber sie hätten nicht treffender sein können. Kein Gedicht, kein Sonett wird die kleinen, gehässigen Lästerer aus der Welt schaffen. Jene aber mit deinem Sonett zu betrachten ist schon eine Maßnahme. Nichts trifft sie mehr als Gleichmut und Gelassenheit. [QUOTE=Walther]In blank geputzten Sälen oder Gängen. Lass sie doch reden: Du musst bei dir sein.[/QUOTE] Es ist nicht einfach, dieses zu verinnerlichen und zu leben. Machen wir es stückchenweise, bis wir dort angekommen sind. Gefällt mir zu gut. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
27.01.2010, 11:38 | #4 |
Gelegenheitsdichter
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Lb. Black Raziel,
vielen Dank für Deinen Eintrag. Ich hoffe, Dein "Zwischenfall" war nicht zu heftig und kann überwunden werden. Das Schlimme an solchen Dingen ist, daß man sich selbst zu viele Vorwürfe macht. Getäuscht werden ist ein Teil eines Lernprozesses, der aber nicht zu Misantropie, aber hoffentlich zu Erfahrungen führt. Der Mensch lernt meist durch Niederlagen (Schmerz), Siege machen eigentlich häufiger überheblich, als es gut für uns ist. LG W. Lb. Archimedes, das mit der Großschreibung ist eine Marotte von mir. Ich habe das einmal so gelernt, daß Versanfänge groß zu schreiben sind. Mittlerweile macht man das wohl eher nicht mehr so. Entschuldige diese Schrulle also bitte. In der Tat macht es Spaß, Reime zu finden und einzusetzen, die man nicht so häufig sieht. Dadurch bleibt die Sprache etwas frischer, weil die Wörter weniger "abgenutzt" zu sein scheinen. Danke und Gruß W. Lb. Dana, diese Thema ist, wie man durch Gedicht und die Einträge liest, erschreckend aktuell. Haß ist ein schlechtes Gefühl, das Energie aufzehrt, die man besser anders einsetzte. Leider hört sich das leichter an, als es am Ende ist. Es ist wichtig, daß man in sich selbst einen Ruhepunkt findet. Nur der schafft es, sich selbst eine Mitte zu geben. Danke für Deine Gedanken und Hinweise. LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
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27.01.2010, 19:08 | #5 | |
asphaltwaldwesen
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Beiträge: 961
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servus walther,
an deinem sonett ist metrisch nichts auszusetzen, auch an der transportierten botschaft samt deren wahrheitsgehalt nicht. doch was mich hier empfindlich stört, sind die sehr gezielt gesuchten und auch treffsicher gefundenen alliterationen samt deren onomatopoetischer qualitäten, die der form des sonetts hier konkurrenzierend die show stehlen. zu stark treten die wortgebilde als einzelne elemente in den vordergrund, um dem fließenden klang eines sonetts angemessen zu bleiben. für mein empfinden zersetzen die wort-klang-gewaltigen einzelposten wie "dummes Dunkel" und "Freudenfestgeschunkel" mit "Gemunkel" den fluss und den zusammenhalt des ganzen. und die besonders hervorstechende zeile Zitat:
will sagen: von allem hier etwas zuviel des guten, zuviel gewollt - und so wirkt es auch und erschlägt einen förmlich (wers noch nicht probiert hat, lese dieses gedicht bitte einmal laut - ich denke, dann wird spürbar, was ich meine). formale struktur, sprache und inhalt gehen hier keine stimmige einheit einm, sondern stehen einander konkurrenzierend entgegen. schade, denn deine wortwahl lässt den versierten dichter ahnen. ebenso wie die perfekte metrik. doch dass "weniger ist mehr" oftmals die kunstvollere lösung ist, wird hier m.E. bewiesen: das gedicht klotzt, noch bevor der inhalt greift. und das sollte eigentlich nicht der sinn der sache sein, oder? ich habe hier eine dichter-leistungs-performance gelesen, aber keine lyrik, die berührt. schade. gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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28.01.2010, 10:16 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Fee,
danke für Deinen Eintrag, den ich ernsthaft und interessiert gelesen habe. In der Tat habe ich, bewußt, die Sprache auf die Spitze getrieben. Und - in der Tat - schreibe ich meine Gedichte samt und sonders fast ausschließlich für den gesprochenen Vortrag. So weit sind wir uns einig. Auch auf die formale Sattelsicherheit möchte ich nicht dezidiert eingehen: Du hast sie konstatiert; sie ist für mich eine Selbstverständlichkeit für mich und dem Leser gegenüber. Das ist es, was man erlernen kann: sein Handwerk. Dazu sind wir hier, darum sollten wir uns bemühen, wenn wir in Foren schreiben, die sich der Textarbeit verpflichtet fühlen. Nun kommen wir zu dem, was man "Geschmack" nennt. Wenn ich Deinen Eintrag zusammenfassen darf, dann lautet die Essenz: Dieses Gedicht schmeckt mir nicht. Seine Ingredienzien, seine Gewürze, sein Abschmecken ist nicht in meinem Erwartungskorridor. Das Einsetzen von Stilmitteln ist in der Tat Geschmacks-, Gefühls- und Ansichtssache. Es tritt ein weiteres Hemmnis hinzu: Du hast nicht gehört, wie ich dieses Gedicht lesen würde. Das kann man - geschrieben - schlechterdings übermitteln. Vielleicht sollte ich doch noch zum Werkzeug Podcast greifen. Hier wäre er ein probates Mittel des Transports, warum die Wortwahl so ausgefallen ist. Wir werden an dieser Stelle den Dissenz leider nicht ausräumen können; es ist dennoch gut, eine solche Rückkopplung zu hören, auch wenn sie nun nicht gerade bekömmlich und wohlschmeckend ausgefallen ist. Wer lernen will, und das will ich, muß sich aber, das zeigt die Lebenserfahrung, besonders über die weniger netten und ausgewogenen, die weniger höflichen und schulterklopfenden Kommentare freuen: Denn nur die sind es, die geballt und nachhaltig Hinweise zur Verbesserung des eigenen Schreibens enthalten können. Und sie sind es meist auch, wie der Deine ein wenig in Furor verfaßt, die die wahre Ansicht des Kritikers relativ unverhüllt enthalten. Besten Dank und bester Gruß W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
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28.01.2010, 13:09 | #7 | |
asphaltwaldwesen
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Ort: österreich
Beiträge: 961
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lieber walther,
wie du mit meiner zwar nicht in furor verfassten, doch definitiv zugegebenermaßen unverhohlen formulierten kritik umgehst, spricht für deine erfahrung und deine sicherheit um dein wissen, was lyrik angeht. ist also nur eine bestätigung mehr für mich, dass ich dich richtig eingeschätzt habe. natürlich kann eine rezension IMMER nur der ausdruck des persönlichen geschmacks des rezensenten sein. daher habe ich es nicht mehr extra betont. es ist für mich - ebenso wie ich deine ansicht Zitat:
der jedem ureigene (und wie der ausdruck ja auch impliziert sehr individuelle) rezensionsästhetische filter arbeitet ja sozusagen automatisch auf der unterbewussten ebene beim wahrnehmen der umgebenden welt mit allem, was dazugehört, immer mit. auch wenn das nicht jeder gerne so wahrhaben möchte. auf eine vertonung deines sonetts wäre ich definitiv gespannt. der klingende wortwitz darin ist ja tatsächlich ein genuss. ich fürchte nur, dass ich auch in der vertonung (oder gerade dort) dem eigentlichen inhalt im gesamtzusammenhang nicht folgen könnte, weil ich eben an den einzelnen wortklang-kostbarkeiten hängenbleiben und mich verfangen würde. das meinte ich eigentlich. sie treten vor den inhalt. ein wenig zu sehr. na gut. ein wenig sehr viel zu sehr - für mein empfinden. geschmackssache - wie du ganz richtig sagst. lieber, neu- und hörgieriger gruß zurück, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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28.01.2010, 13:25 | #8 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Fee,
Furor ist für mich in Ordnung. Wir sind hier unter uns, da darf man schon einmal ganz klar zum Ausdruck bringen, vor allem so gut unterfüttert, wo einem etwas gegen den Strich geht. Man muß wirklich aufpassen, daß die Form - bzw. die Sprachmacht - nicht den Inhalt erschlägt. Mit diesem Damoklesschwert muß der, der wie ich die Sprache selbst so sehr liebt, daß er - mit ihr spielend - durchaus über's Ziel hinausschießt, ein stückweit leben; und er braucht den Dritten, der ihm das Problem aufzeigt, weil der Autor selbst immer ein wenig betriebsblind ist. Das läßt sich nicht vermeiden; also muß man froh sein, wenn man ein paar Leitplanken gesetzt bekommt. Überhaupt ist wohl fundierte Kritik, auch wenn sie einem nicht so richtig "gefallen" will, ein Gefallen seitens des Kritikers; der hätte sich weder mit dem Text beschäftigen müssen, noch gar sich des Risikos einer geharnischten Replik aussetzen. Man kann seine Zeit auch anders sehr sinnvoll verbringen. Wer so etwas schreibt wie Du, der sieht Substanz. Und das ist am Ende ein Kompliment. Und das kann am Ende dann doch "gefallen". Es ist alles eine Frage der Sichtweise (und der Einstellung zur Textarbeit). Ich habe ein solches Mutimedia Dingsbums an meinem Laptop und werde das jetzt einmal ausprobieren. Dazu benötige ich aber ein wenig Zeit, da ich in den nächsten Tagen viel unterwegs sein werde, wird das wohl eher Ende Februar. Ich stelle das Gedicht als Podcast ein und sende Dir eine PN. Lieben Dank für Deine Geduld und Unterstützung. LG W.
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28.01.2010, 14:02 | #9 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
nichts zu danken, walther, meine tat war ja jetzt keine so wirklich absolut selbstlose, wie du sie hier aussehen lässt lass dir zeit und stress dich nicht meinetwegen. interessante dinge, sind es wert, darauf zu warten. aber ich gebs zu: ich bin gespannt. ja. manchmal tut einem die distanz eines außenstehenden gut, um der eigenen betriebsblindheit oder den scheuklappen einer zu engen oder verrannten sicht wieder den horizont zu weiten. da hast du völlig recht. kritiken so zu verfassen, dass sie "neutral" und "sachlich" ankommen, gerade weil man ja dabei stets auch als rezensent seine eigene wahrnehmung und geschmacksäußerung das werk betreffend dabei kundtut, ist - so wie auch der umgang mit erhaltener kritik - etwas vom schwierigsten, wie ich finde. schön, wenn es sich dann so "professionell" wie hier entwickelt. das freut mich ungemein. lieber geduldiger gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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