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27.06.2018, 18:38 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Kreuzweg
Ein steiler Pfad hinauf durch Wald und Wirres,
das Menschen für ihr Seelenheil erdachten, zu heiligem und hartem Dogma machten, als ginge man in gläubigen Geschirres benehmender Kandare seltsam leichter, als freien Geistes objektiv zu wägen. Mit unentrinnbar harten Hammerschlägen wird alles Denken unbedarfter Beichter ans Folterkreuz der Eiferer genagelt, derweil es aus den Himmeln der Bekehrten Gesetze wie mit Daumenschrauben hagelt! Des Hügels bare Spitze ist erklommen, das Segenswort erklingt, das sie begehrten, vom stumpfen Beten müde und benommen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
28.06.2018, 09:51 | #2 |
ADäquat
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Servus, Erich,
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. © auf alle meine Texte
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28.06.2018, 20:42 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi Chavi!
Du würdest dich wundern, wie viele Menschen nicht wissen WOLLEN, was mit ihrem Glauben nicht stimmen kann. Überhaupt am Land ist vieles schlichte Gewohnheit. Der Glaube dient als Gemeinschaftskitt, wird unreflektiert weitergegeben. Wenige sind so dumm, dass sie nicht darüber reflektieren KÖNNEN - die meisten schotten sich - bewusst oder unbewusst - vor Vernunftsargumenten ab, um weiter "glauben" zu können. Trost und Stabilität sind da wichtiger als Freigeistigkeit, Logik und Objektivität. Dafür muss man kein Fanatiker sein - aber diese nehmen den Rest der Gemeinde gern mal in Geiselhaft, um ihren unversöhnlichen Weg zu rechtfertigen oder zu stützen. Bei diesem Sonett wollte ich beschreiben, welche Gedanken mir wohl gekommen wären, wenn ich je so einen Kreuzweggang mitgemacht hätte. Vielen Dank für deinen prompten Kommi, du liebe Getreue! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.06.2018, 13:26 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 17.11.2015
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Beiträge: 539
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Ein richtig gutes Gedicht, lieber eKy!
Die Thematik trifft auch einen Bereich über den ich auch gerne diskutiere. Zunächst finde ich gut, dass du - so lese ich es zumindest - Kirche und Glaube trennst und so nur die Gehörigkeit einer Institution gegenüber kritisierst. Ich glaube auch, dass viele Menschen die Regeln der Kirchen hinnehmen, "weil es eben schon immer so war". Aber sollte es einen Gott geben, wäre er entweder gütig und liebend und würde seinen Menschen keine Regeln auferlegen, die ihnen ein Zwang sind. Oder er wäre rachsüchtig und strafend und dadurch alles andere als verehrungswürdig. Naja, die jüngeren Generationen lassen sich zum Glück nichts mehr in dieser Richtung vorschreiben. Das liegt aber auch sicher daran, dass der Glaube einfach eine immer kleinere Rolle spielt. Das Problem der Kirche allerdings ist das Problem aller verschworenen Kreise. Es wird unter allen Umständen zusammengehalten, was auch immer passiert, so kriminell und abscheulich es auch sein mag. Kommt dann einer, der durchgreifen, ändern, modernisieren will, werden demjenigen unendlich viele Steine in den Weg gelegt. Ach, man könnte sich so sehr darüber aufregen Beste Grüße, Laie
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Schreiben, wie Monet malte. |
29.06.2018, 18:29 | #5 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Hi Laie!
Ich bin antireligiös. Ich vertrete die Ansicht, es stünde der Menschheit gut an, endlich über ihre Weihnachtsmänner für Erwachsene hinauszuwachsen, mündig zu werden und eigenverantwortlich zu handeln, ohne das Diktat seit Jahrtausenden immer wieder selbsterfundener fiktiver Überwesen, eine Art ausgelagerten Gewissens, einer kulturimmanenten Macht, die andere ergreifen können, und die nur zu leicht von Wahnsinnigen und Spinnern oder Berechnenden und Machtsuchenden missbraucht wird, um Massen zu gängeln oder aufzuhetzen. Die Kirche als Institution besitzt viele Kulturschätze und tut auch viel Gutes in der Welt, aber vom philosophischen Standpunkt her ist ihre Existenz indiskutabel, weil Schätze und Gutes nur dazu dienen, auf manipulative Weise die behauptete Existenz einer unbewiesenen höheren Ordnung zu stützen. Dazu werden weisungsorientierte gut"gläubige" und mitfühlende Menschen eingespannt und ausgenutzt. Ich trenne also in diesem Gedicht durchaus nicht zwischen Institution und Gottesglaube. Ist alles Mumpitz und Blendwerk für solche, deren Geist zu unfrei oder deren Wille zu schwach ist für die Vorstellung eines Universums ohne Gott, soweit es mich betrifft. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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