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13.02.2009, 14:24 | #1 |
Gast
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Wie weit noch?
Wie weit noch?
Hey Freund! rief mir jemand vergnügt zu und ein warmes Lächeln zauberte sich in meine Augen. Wie lange hatte ich das schon nicht mehr gehört, Freund. Ich blickte mich um und wollte den Absender dieser lieblichen Stimme ausfindig machen, doch ich erschrak. Überall nur leere Gesichter mit schwarzen, tiefen Augenhöhlen, welche im widerlichen Anblick den Mündern in nichts nachstanden. Diese formten bestialische Laute, die mich bis ins Mark erschütterten. Es muss nur ein kurzer Augenblick des Erschreckens für mich gewesen sein, denn sofort packte mich eines dieser Wesen an der Schulter. Es kam mir ganz nah, als wollte es mich küssen oder mir etwas ins Ohr flüstern, doch beim Geruch seines Atems verlor ich das Bewusstsein. Der Professor tippte mich an. Ich war eingeschlafen. Es steht ihnen frei zu gehen, keiner zwingt sie meinen Unterricht zu besuchen sagte er in seinem wie immer herabwürdigendem Ton. Verschlafen schaute ich ihn an, ich musste etwas sagen, irgendetwas. „Entschuldigung, ich hatte nachgedacht und mir sind dabei wohl die Augen zugefallen.“, entgegnete ich ehrlich. Ehrlichkeit zählt aber nicht im Leben. Sie sind mir schon des Öfteren aufgefallen, sie sind von meinem Unterricht ausgeschlossen! zischte der Professor fast schon triumphierend, immer im Bewusstsein seiner Macht, die er über mich hatte. Im ersten Semester hatte er mich in einer Klausur beim Abschreiben erwischt, ich fragte mich noch lange wieso er mir meine Arbeit nicht weggenommen hat, jetzt wusste ich es. Er war einer dieser Leute, die sich am Leid anderer erfreuen, die jede Gelegenheit nutzen, um ihre Macht zu demonstrieren. Das sind die schwächsten Menschen, aber in unserer Gesellschaft gibt es sie oft und meistens in hohen Positionen, denn niemand, der nicht mächtig werden will, wird Macht besitzen. Zumindest nicht diese Art davon. Ich verließ ohne Widerspruch den Seminarraum und setzte mich auf eine Bank vorm Unigebäude. Den Kopf in die Hände gestützt dachte ich nach, über was weiß ich nicht, Gedanken kamen und gingen und ich muss wieder eingeschlafen sein, denn erneut wurde ich angetippt. Wie weit noch mein Freund? fragte wieder diese warme Stimme, welche mich im Unterricht schon so sanft berührte. Ich machte meine Augen ein kleines Stückchen auf und wieder sah ich nichts, da war niemand der mich Freund rief, kein Mensch der es gut mit mir meinte. Aber die Stimme, sie war so real. Ich erinnerte mich an meinen Traum, diese Wesen, so musste der Tod aussehen. Was das alles zu bedeuten hatte war mir nicht klar. „Alles Unsinn!“ sprach ich zu mir und ging in die Mensa, denn ich hatte wie immer kein Frühstück gegessen und erhoffte mir dort ein gutes Essen. Klöße mit Rotkraut und Putenbrustfilet – Quarkkeulchen mit Apfelmus und Zucker – Fischstäbchen mir Reis und Kräuterbutter – Hey, warum möchtest du nicht mein Freund sein? Ein kalter Schauer durchfuhr mich. Ich hätte wetten können, nein – das konnte nicht sein – Spaghetti Bolognese – ungläubig starrte auf die letzte Zeile des Bildschirmes, auf dem die Speisen des heutigen Tages angezeigt wurden. Spaghetti Bolognese stand da, aber es war doch so real, so echt. Mir war kalt und meine Gänsehaut hielt mir eindrucksvoll meine Angst vor Augen. Das konnte doch alles nicht sein, ich war wahrscheinlich verrückt oder musste mal wieder richtig entspannen. Sie! quiekte mir auf einmal eine fürchterliche Stimme ins Ohr und ich zuckte zusammen wie vom Blitz getroffen, Sie stehen auf meinem Fuß! Erleichtert blickte ich mich um, da stand mein Professor, auf einmal gar nicht mehr so groß, nicht mehr so mächtig, er sah aus wie jeder andere im Wartesaal und ich entschuldigte mich: „Tut mir Leid, ich habe nachgedacht.“ Wir sahen uns tief in die Augen, nur für einen Moment, aber ich sah sie wieder, diese fürchterlichen Wesen und ich hörte sie wieder, diese wärmenden Stimmen, sie riefen Du bist am Ziel, sei Freund! und da musste ich mich entscheiden. Für mich war der Professor eine dieser schwarzen Bestien ohne Liebe und Freundlichkeit in den Augen, aber wie sollte er denn diese Stimmen hören, wenn sie ihm keiner zurief? Und so sagte ich ihm mit ungekannter Freundlichkeit: „Hey, wenn sie wollen können sie mit mir zu Mittag essen, es gibt Spaghetti Bolognese und…“ in diesem Augenblick verschwanden die leeren Blicke des Professors, da stand auf einmal ein Mann vor mir, der wirkliche Macht besaß, denn er hatte die Liebe kennengelernt. 13. Februar 2009 Geändert von DerKleinePrinz* (15.02.2009 um 19:27 Uhr) |
13.02.2009, 18:06 | #2 |
Mal lachend - mal traurig
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Wie weit noch
Hallo kleiner Prinz,
da werden mir ein bisserl die Augen feucht. Ich mag solch rührselige Geschichten. Noch dazu, wenn sie wie ich glaube, aus dem wahren Leben sind. Habe die Geschichte gern gelesen und es wurde mir nicht einmal langweilig dabei. Und das heisst bei mir schon etwas. Also, schreib bald mal wieder was, der Knacki
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Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt. |
13.02.2009, 19:09 | #3 |
Gast
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Hey Knacki
*dirmitdemaltenTaschentuchausmeinerTaschedieTränen abtupf* Aus dem wahren Leben ist sie zum Teil, aber ohne fiktive Elemente kommt man nicht aus bei einer Geschichte finde ich. Es freut mich, dass dir mein Text gefallen hat. Lächelnde Grüße Der Kleine Prinz* |
16.02.2009, 18:03 | #4 |
MohnArt
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Hallo kleiner Prinz:
aber in unserer Gesellschaft gibt es sie oft und meistens in hohen Positionen, denn niemand, der nicht mächtig werden will, wird Macht besitzen Diesen Satz finde ich hochinteressant, da muss ich drüber nachdenken. Ich vermute, dass es stimmt, man muß eine traumatische Ognmacht erfahren haben, wenn das Machtgefühl über andere auskosten will. Eine spannende Geschichte, über das Wesen der Freundlichkeit und der Überwindung. Ich frage mich nur, was es mit den Spaghetti Bolognese auf sich hat. Eigentlich müssten sie schon vorher in der Geschichte erwähnt worden sein. Herzliche Grüße, Klatschmohn |
16.02.2009, 19:58 | #5 | ||
Gast
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Liebe Klatschmohn
Zitat:
http://www.youtube.com/watch?v=St_QR3oHZ9o Das hab ich dann natürlich auch gleich bei der Wahl auf den Wahlzettel geschrieben Zitat:
Vielen Dank das du hier warst Liebe Grüße Der Kleine Prinz* |
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17.02.2009, 22:55 | #6 |
Lyrische Emotion
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Hallo KleinerPrinz,
eine zauberhafte kleine Geschichte, an der ich hängen geblieben bin. Ich wüsste auch momentan nicht, was ich daran zu bekritteln hätte. Du leitest interessant ein und der Leser fliegt nur so durch deine leichtfüßigen Zeilen. Auch die Moral am Ende ist stimmig und konnte überzeugen. Zwei kleine Fehler müsstest du noch verbessern: Fischstäbchen mit Reis ungläubig starrte ich auf die letzte Zeile des Bildschirmes Ja, ansonsten kann ich nur sagen, gerne gelesen und kommentiert, ich war angenehm überrascht... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
23.02.2009, 22:11 | #7 |
Gast
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Lieber Faldi
Jetzt habe ich schon fast vergessen das ich dir noch eine Antwort schuldig bin. Danke für die Fehlerkorrektur, das passiert wenn man eine Geschichte nicht nochmal gründlich durchliest. Hab sie ja auch in einem Anflug des Schreibwahns geschrieben. Danke Danke Liebe Grüße Der Kleine Prinz* |
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