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27.05.2019, 00:29 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Lustgetragen
Spürtest du, wie meine Blicke streiften
über Gesten, die den Sinnen reiften wie Geständnisse, die keiner spricht? Ach, dein Körper stieg aus meiner Seele ins Verlangende, so als befehle er mein Tun, und all mein Wissen nicht. Deine Schönheit hat mein Blut beflügelt, und der Kutscher, der die Rosse zügelt, liegt schon abgeworfen weit von hier! All mein Geist hat mit der Augen Reise auf Konturen deiner Lenden leise sich verwandelt in ein wildes Tier. Sieh, du hast dir meine Glut gewonnen, und sie ist in meiner Scham geronnen zu dem Zeiger, der die Stunde weist, der, die Zeit in deiner Wärme dehnend und sich sachte an dein Sehnen lehnend, deine Tiefen wie ein Gott bereist.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.06.2019 um 22:38 Uhr) |
28.05.2019, 14:38 | #2 |
Nixe, rotblond
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Hi eKy,
das ist ja mal eine wahrhaft erotische Beschreibung des Verlangens nach fleischlicher Vereinigung Wunderbar! Gefällt mir ausgezeichnet! Gruß ww
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Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß. Wilhelm Busch |
28.05.2019, 19:53 | #3 |
TENEBRAE
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Hi WW!
Vielen Dank für das vollmundige Lob! Das Geheimnis guter sinnlicher Lyrik liegt darin, das Erotische im lyrischen Wohlgewande dennoch ganz natürlich wirken zu lassen. Wenn da was auseinanderklafft, geht's rasch ins Absurde, Lächerliche oder Ungustiöse. Rilke hat ebenfalls solche Gedichte geschrieben, und ihm eifere ich ja gerne nach, wie du weißt. Hier das bekannteste Beispiel: Sieben Gedichte (Rainer Maria Rilke, Spätwerk) I Auf einmal fasst die Rosenpflückerin die volle Knospe seines Lebensgliedes, und an dem Schreck des Unterschiedes schwinden die [linden] Gärten in ihr hin II Du hast mir, Sommer, der du plötzlich bist, zum jähen Baum den Samen aufgezogen. (Innen Geräumige, fühl in dir den Bogen der Nacht, in der er mündig ist.) Nun hob er sich und wächst zum Firmament, ein Spiegelbild, das neben Bäumen steht. O stürz ihn, dass er, umgedreht in deinen Schoß, den Gegen-Himmel kennt, in den er wirklich bäumt und wirklich ragt. Gewagte Landschaft, wie sie Seherinnen in Kugeln schauen. Jenes Innen, in das das Draußensein der Sterne jagt. [Dort tagt der Tod, der draußen nächtig scheint. Und dort sind alle, welche waren, mit allen Künftigen vereint und Scharen scharen sich um Scharen, wie es der Engel meint.] III Mit unsern Blicken schließen wir den Kreis, dass weiß in ihm die wirre Spannung schmölze. Schon richtet dein unwissendes Geheiß die Säule auf in meinem Schamgehölze. Von dir gestiftet steht des Gottes Bild am leisen Kreuzweg unter meinem Kleide; mein ganzer Körper heißt nach ihm. Wir beide sind wie ein Gau darin sein Zauber gilt. Doch Hain zu sein und Himmel um die Herme das ist an dir. Gieb nach. Damit der freie Gott inmitten seiner Schwärme aus der entzückt zerstörten Säule tritt. IV Schwindende, du kennst die Türme nicht. Doch nun sollst du einen Turm gewahren mit dem wunderbaren Raum in dir. Verschließ dein Angesicht. Aufgerichtet hast du ihn ahnungslos mit Blick und Wink und Wendung. Plötzlich starrt er von Vollendung, und ich, Seliger, darf ihn beziehn. Ach wie bin ich eng darin. Schmeichle mir, zur Kuppel auszutreten: um in deine weichen Nächte hin mit dem Schwung schoßblendender Raketen mehr Gefühl zu schleudern, als ich bin. V Wie hat uns der zu weite Raum verdünnt. Plötzlich besinnen sich die Überflüsse. Nun sickert durch das stille Sieb der Küsse des bittren Wesens Alsem und Absynth. Was sind wir viel, aus meinem Körper hebt ein neuer Baum die überfüllte Krone und ragt nach dir: denn sieh, was ist er ohne den Sommer, der in deinem Schoße schwebt. Bist du's bin ich's, den wir so sehr beglücken? Wer sagt es, da wir schwinden. Vielleicht steht im Zimmer eine Säule aus Entzücken, die Wölbung trägt und langsamer vergeht. VI Wem sind wir nah? Dem Tode oder dem, was noch nicht ist? Was wäre Lehm an Lehm, formte der Gott nicht fühlend die Figur, die zwischen uns erwächst. Begreife nur: das ist mein Körper, welcher aufersteht. Nun hilf ihm leise aus dem heißen Grabe in jenen Himmel, den ich in dir habe: daß kühn aus ihm das Überleben geht. Du junger Ort der tiefen Himmelfahrt. Du dunkle Luft voll sommerlicher Pollen. Wenn ihre tausend Geister in dir tollen, wird meine steife Leiche wieder zart. VII Wie rief ich dich. Das sind die stummen Rufe, die in mir süß geworden sind. Nun stoß ich in dich Stufe ein um Stufe und heiter steigt mein Samen wie ein Kind. Du Urgebirg der Lust: auf einmal springt er atemlos zu deinem innern Grate. O gieb dich hin, zu fühlen, wie er nahte; denn du wirst stürzen, wenn er oben winkt. Meine persönlichen Favouriten sind Nr. III, vor allem aber Nr. IV! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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