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30.11.2014, 07:48 | #1 |
Von Raben umkreist
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
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Dunkelheit
Was wollen mir die braunen Blätter sagen,
die frostgebeugt um mich zu Boden fallen? Stumm kriecht der Schmerz in meinen Mantelkragen, und Gram will sich in meinen Atem krallen. Den blanken Stein erweichen keine Klagen, ich bin allein und kalte Nebel wallen. Wann geht die Nacht und weicht beschwingten Tagen? Hörst du sie auch, die scheuen Nachtigallen?
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Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
30.11.2014, 12:31 | #2 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Lieber Sid,
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. © auf alle meine Texte
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30.11.2014, 19:12 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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Eine tolle Strophe. Gerne gelesen.
Leider vermag ich nicht viel mehr dazu zu sagen. Ich genieße einfach. Gruß, Terrapin. |
30.11.2014, 19:39 | #4 |
Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hi Sid,
brrrrr, schüttel! Da muss ich gleich noch ne zweite Strickjacke anziehen. Zur Strafe kochst Du mir jetzt Tee! Düster und ungemütlich, aber gut gemacht! Über Dein Handwerk kann ich jedenfalls nicht meckern. Jetzt aber nix wie weg hier! Liebe Grüße Claudi
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich |
30.11.2014, 21:34 | #5 |
TENEBRAE
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Sid!
Mir bleibt nur, mich meinen Vorkommentatoren vorbehaltlos anzuschließen! Sehr schön geschrieben! Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
01.12.2014, 11:46 | #6 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Lieber Sid,
ein weiteres tolles Werk aus Deiner versatilen Feder. Weißt Du, dass mir gerade aufgefallen ist, dass Du ein Allroundkünstler bist? Gibts das Wort überhaupt? Egal, wenn nicht, dann hab ichs grad für Dich erfunden. Du bewegst Dich auf jedem Parkett sehr gekonnt. Auch dieses Werk ist gelungen. Die düstere Stimmung fängst Du super ein. Da würd man sich nur wünschen, dass es länger wäre. Wenn ich wieder dran bin, werd ich mir eine Ballade wünschen! Prima gebastelt. Einen Trüffel hab ich gefunden, in Z3: Mit 'stumm' und 'kriecht' hast Du 2 betonte Silben. Seh das nur ich so? Dem wär ja leicht abgeholfen mit : Es kriecht... Was mir eigentlich sogar besser gefallen würde als das 'stumm'. Sehr gerne gelesen und besenft. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
01.12.2014, 14:45 | #7 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Sidgrani
Ich stolpere über 2 Stellen, die ich als übermotivierte Stilblüten empfinde: - Was wäre denn, wenn deine Klagen auf einen grasbewachsenen oder schmutzüberzogenen Stein träfen? Würde der dann weich werden? - Wie kriegt man ein "und" zwischen "ich bin allein" und ""kalte Nebel wallen"? Nach meinem Empfinden nur mit der Brechstange. Dass die fallenden Blätter von schüchternen Nachtigallen "sagen wollen", ist ebenfalls leicht skurril, aber auf surrealistisch-märchenhafte diese art mag ich das dann wieder. Was mir hier speziell gut gefiel, ist der viermalige Wechsel von langem zu kurzem a und von Verschlusslaut g zu zungenlaut ll. das ergibt einen schönen klanggegensatz gleichzeitig zum anklang, was das spröde reimschema zusammenhält und zum tanzen bringt. gruss wolo |
02.12.2014, 00:08 | #8 |
geehrt und gefiedert
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Hallo Sidgrani,
In den meisten Fällen kann ich nur in die selben Hörner blasen, wie es der Rest auch gemacht hat. Das eine oder andere werde ich aber noch hinzufügen. Formal gibt es außer dem Stumm nichts, was ich anzumerken hätte. Passt also. Was mich etwas stört ist, dass die Blätter, die vom Baum fallen, meist gelb oder rot sind, aber selten Braun. Wenn du die Farbe änderst, oder gar bunt schreibst, geht aber die Melancholie etwas flöten. Vorschläge gibt es von mir also gerade nicht. Das Komme zwischen V3 und V4 wird durch das folgende Und unnötig. Mit dem blanken Tag habe ich jetzt nicht so das Problem, aber ich könnte mir den festen oder besser den harten Stein vorschlagen. Damit hättest du dann noch einen Gegensatz geschaffen. Bei Allein und dem Nebel würde ich statt des unds ein "wenn" oder ein "falls" setzten. Das würde die Verbindung anders und logischer gestalten. Warum weicht eine Nacht vielen Tagen? Die Nachtigallen wollen mir nicht ganz in den Text passen. Sie wirken mir wie rangeklatscht, auch wenn mir das Wort als Reimwort sehr gut in die Reihe passt. Nur die Verbindung mit dem Text passt mir nicht so rehct. nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
02.12.2014, 03:21 | #9 |
Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Jetzt komm ich doch nochmal kurz angeschwirrt, weil die Sache mit dem "Stumm kriecht" ja genau der Kritikpunkt meiner Siziliane ist. Jetzt mal abgesehen davon, dass "stumm" hier für mich nicht das ideale Adjektiv wäre, gibt so ein kleiner metrischer Bruch einem Jambengedicht einfach ein bisschen mehr Pepp. Deswegen habe ich es auch nicht bemäkelt.
Aber für den idealen Klang wäre das langweilige "es" oder eine andere graue Maus an der Stelle eigentlich zwingend. Verstehst Du mich jetzt vielleicht etwas besser, Sid? LG Claudi Edit: Ein Kompromiss wäre vielleicht: Schon kriecht der Schmerz ...
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich Geändert von Claudi (02.12.2014 um 03:35 Uhr) |
04.12.2014, 20:51 | #10 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Moin Sid,
ich kann die kritischen Anmerkungen meiner Vorkommentatoren durchaus nachvollziehen, doch ich will nicht päpstlicher als der Papst sein, denn dein Text besitzt eine ganz eigene und melancholische Atmosphäre. Ich weiß nicht, ob sein Charme darunter leidet, wenn man die angegebenen Stellen glättet, das müsstest du einmal versuchen. Die Frage ist natürlich auch, wollen wir ein perfektes Gedicht oder wollen wir etwas Individuelles abliefern. Mir persönlich gefallen sowohl die Bilder als auch die Stimmung in deiner Siziliane, sie sind mir zu Herzen gegangen. Und die Nachtigallen empfinde ich hier ganz und gar nicht als "reimgeschuldet", denn mit ihnen verbinde ich auf jeden Fall sofort jenen schönen, aber wehmütigen Gesang, der ja eigentlich schon durch die ganze Strophe klingt und somit die kleine Betrachtung schlussendlich auf den Punkt bringt. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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