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Versunkenes Aus anderen Gefilden - Altes - Neu Aufpoliertes

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Alt 13.10.2014, 12:45   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Gesang über den Wassern (Altes, neu aufpoliert)

In mir ist Island: die Geysire fauchen,
die Adern blau wie Meer, das mich durchscheint.
Vulkane, die aus Schattenhöhlen rauchen,
bis ihre Asche aus den Himmeln weint.

Am Himmel gilben Wolken wie Zitronen,
von dumpfen Schlägen hallt die Sonnenuhr,
erzählt aus längst vergangenen Äonen,
was einst der grünen Insel widerfuhr:

Da brach die kalte Flut mit Urgewalten
aus fernen Welten wilde Rosen aus.
Das Licht der Sterne glänzt noch auf Basalten
und leitet mich auf meinem Weg nach Haus.

Island ist eine faszinierende Insel, nicht nur wegen ihrer schroffen Gegensätze. Sie ist auch erdgeschichtlich interessant. Geologisch betrachtet ist sie mit 20 Millionen Jahren im Vergleich zum Rest der Erde, die über vier Milliarden Jahre auf dem Buckel hat, ein Teenager.

Geändert von Friedhelm Götz (07.12.2015 um 21:48 Uhr)
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2014, 14:04   #2
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Lieber Fridolin,
ein wirklich wunderschönes Werk. Ich freu mich, dass Du es eingestellt hast, mM nach ists eins Deiner Besten.
Ein kleiner Wermutstropfen ist das 3x vorkommende 'wild'.

Sehr gern gelesen und besenft.

LG von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2014, 14:05   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Hallo Frido,

ich liiiiebe Island, war leider noch nie da.
Alles, was ich an Dokumentation im TV zu fassen bekomme, schau ich mir an.

Dein Gedicht ist ein wunderbares! So echt, so wahr, so tiefempfunden!
Mit selten verwendeten Worten schaffst du es meisterhaft, Bilder der Insel entstehen zu lassen,
die sich tief in Herz und Seele graben.

Ganz großartig! Zum Lachen, zum Weinen, zum Freuen - es hat alles.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2014, 17:33   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Fridolin:)

Fridolin, Du bedichtest hier meine Lieblingsinsel. Ich war zwar noch nie da, aber ich gucke fast alles im Fernsehen über Island was es so gibt. Mich interressieren die Geysire, Vulkane, Islandponys, heiße Quellen und der Menschenschlag der dort lebt.

Du findest hier ungewöhnliche Bilder für diese außergewöhnliche Insel.

Klasse, das Du dieses Gedicht gepostet hast!

Sehr gerne gelesen sy
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Alt 14.10.2014, 09:56   #5
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Liebe Lai,

vielen Dank, dass du dich wie auch sonst schon öfters so intensiv mit meinem Gedicht befasst hast und den Finger in die "wilde" Wunde gelegt hast. Dieses Gedicht begleitet mich schon seit vielen Jahren, ich bin ständig am Umschreiben. Leider finde ich für die wild wütende Brandung kein anderes Bild, auch für "wilde Rosen" will mir nichts Gescheites einfallen. Für Anregungen wäre ich dankbar.

Liebe chavali und Syranie, habt auch ihr Dank für die anerkennenden Kommentare.

LG Fridolin
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2014, 09:29   #6
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Hall Black Raziel,

"wütet wild" schien auch mir doppel gemoppelt, allerdings ist mir diese Wendung auch schon bei anderen Dichtern begegnet:

Goethe Faust Teil II:

Sprühend, wüten gleiche Mächte
Wild in doppeltem Gefechte;

In einem Brief schreibt Goethe am 9. August 1828 an An Carl Friedrich Zelter:

Das Regenwetter, das euch das schöne hohe Fest verdarb, wütet hier oben recht wüst und wild an mir vobei.

Schiller:

In einer Bataille:

Wilder immer wütet der Streit.

Und in eine Liederzyklus von Dmitri Schostakowitsch nach Gedichten von Heine und Eichendorff heißt es:

Oh, wie wild wütet draußen
Der Wind und verhallt.

Um allen Einwendungen aus dem Weg zu gehen, habe ich die Passage nun so formuliert:

An Lavafelsen tost die Meeresbrandung.

Das ist zwar etwas schwächer, aber so will ich es lassen. Vielen Dank für deinen Kommentar.

Liebe Grüße
aus dem sonnigen Fellbach
von Fridolin
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2014, 22:09   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Fridolin!

Starke Bilder, schöne Wortfindung! Vor allem die letzte Strophe ist erhaben! Großes Tennis, die "ausblühenden wilden Rosen" glühender Lava! Die Conclusio versöhnt den Menschen mit den Urgewalten - ein ermutigender, würdiger Abschluss!
Dieses Gedicht ist eine deiner lyrischen Großtaten!

Tipps:

S1Z3 - Schöner als deine Verkürzung: "Vulkane, die aus Schattenhöhlen rauchen,"

S3Z3 - "erzählt aus längst vergangenen Äonen, // was einst der grünen Insel widerfuhr:" So werden zwei getrennte Satzteile zu einer harmomischen Sinneinheit.

Am wenigsten zum beschworenen Bild passend erscheint mir S2.

Die Insel schluchzt, den Gletschern droht Verlandung,
es schmilzt der Permafrost und höhlt den Stein.
An Lavafelsen tost die Meeresbrandung
und schäumt mit Gischt sie zottelbärtig ein.

Worte wie Permafrost, Verlandung erinnern eher an eine Geographiestunde als an emotionale Lyrik, und "zottelbärtig", wiewohl ein schönes Wort, erscheint mir hier im vorliegenden Kontext zu niedlich, zu verharmlosend. Ich würde diese Str. uschrieben oder ganz streichen, um der Gesamtwirkung willen.

Allergernst gelesen und mich bezaubern lassen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (25.10.2014 um 23:16 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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