Ein lieb Geschenk

[Justin]

Ein lieb Geschenk, die schönste Gabe,
das ist ein Buch, wenn ich es habe.
Gefällt es mir, les ich sodann,
es zieht mich bald in seinen Bann.

Der Inhalt ist mal ernst, mal heiter,
ich lese einfach immer weiter.
So läuft es schon seit Ewigkeiten,
ich werd es tun zu allen Zeiten.

Merk Dir darin besondre Stellen,
die gut sind für die grauen Zellen.
Plazier sie noch, vergiß sie nicht,
und denke an ein klein Gedicht.

Dann hol es später in Dein Haus,
und mache etwas mehr daraus.

[Dana]

Lieber Justin,

eine schöne, kleine Ode an das Buch.
Eine Wohnung ohne Bücher erscheint mir fast unbewohnt. Ich liebe es, wenn sie geordnet und ungeordnet überall greifbar herumliegen.
Lese ich ein "richtig schönes" Buch, verwandle ich mich beim Lesen in die Hauptfigur.
Außerdem lese ich meist mit einem Bleistift zur Seite, um besondere Aussagen zu unterstreichen. Diese werden dann in "Schönschrift" in ein Heftalbum übertragen und ergeben selbst ein ganz persönliches Büchlein.

Eines ist mir aufgefallen:
Du beginnst in Ich-Form und sprichst in der 3. Strophe den Leser oder das lyr.Du an.
Ich unterstelle eine Absicht - obwohl es mir in Ich-Form mehr zusagen würde, weil die "Liebeserklärung" an das Buch persönlich bliebe.

Das "Ein lieb Geschenk" hat mir schon um des Buches wegen sehr gefallen.

Liebe Grüße
Dana

[Justin]

Liebe Dana,

Dir scheint es nicht anders zu gehen als mir auch. Bücher müssen nicht immer ihren angestammten Platz behalten, aber nach einer Aufräumaktion hab ich sie doch wieder gern an Ort und Stelle stehen. So läßt sich am schnellsten drauf zurückgreifen.

Ich wußte sehr gut, daß Du ohne Bücher nicht leben kannst, und wie ich sehe, beeinflußt das Gelesene Deinen Schaffensprozeß. So hatte ich mir das auch vorgestellt. Schriftliche Notizen habe ich mir zwar noch nicht gemacht, aber es wäre bestimmt interessant, im angelegten Heftalbum zu lesen.

Ich denke jetzt an einen Liedertexter, der kürzlich sagte, daß beim Lesen etwas in Gang kommt und weiterentwickelt werden kann. Dabei reicht manchmal nur eine Zeile als Auslöser. Das angepeilte Thema muß nicht unbedingt verfehlt werden; oft nehmen die Gedanken aber eine andere Richtung, können aber selbst dann noch kreativ sein.

Du hast recht: In der 3. Strophe verlasse ich die Ich-Form und spreche den Leser an. Vielleicht wollte ich von meiner Warte eher eine Anregung weitergeben. Nun ja, es ist eben so entstanden...

Schön, daß Dir die kleine Ode an das Buch gefallen hat. Darüber freue ich mich sehr.

Liebe Grüße

Justin

[a.c.larin]

Hallo Justin,
auch mir sind Bücher lieb und teuer!
(Ich kann kaum an einem Buchladen vorübergehen ohne wenigstens mal reinzugucken...)

Und, ja: Lektüre bildet und liefert Ideen fürs eigene Schaffen!
Das mit dem "Ins-Haus-holen" muss man sich allerdings aus Gründen der Überfüllung irgendwann mal doppelt und dreifach überlegen:


Wohin mit all dem Bücherkram?
Verstellt sind die Regale!
Was ich mir so nach Hause nahm:
Broschüren und Journale,

ein Bändchen hier, ein Krimi dort,
das häuft sich schon beträchtlich!
Die Kinder gucken schon ganz schief
und meinen nur verächtlich:

"Ach Mama, du bist überholt -
wer kauft heut noch Lektüre?
Man holt sich aus dem Internet
heut jeden Text bis ran ans Bett!
Und überhaupt: Seit's youtube gibt,
ist Lesen doch Allüre!

Das guckst du dir als Vortrag an!
Auch e-books kann man hacken.
Du bist von gestern, liebe Frau -
das musst du erst mal checken.
Die neue Zeit rennt dir davon ,
du hinkst nicht mal dahinter!

Und brauchts du's wirklich mal papiern:
Es gibt auch Laserprinter,
die drucken dir, was immer, aus:
Dann hältst du's auch in Händen!"

Ich stopfte mir die Ohren zu
und musste schnell beenden
den langen Vortrag, ich wars leid!
Auch wenn ich mich verfluch:
Ich stamm aus einer andren Zeit -
ich steck die Nas' ins Buch!

Grüße an alle Leseratten,
larin

[Justin]

Hallo larin,

wie ich mir denken konnte, wirst auch Du von Büchern bzw. Buchläden magisch angezogen. Die Beschäftigung mit Literatur und Lyrik schimmert nämich stark durch. Nicht viel anders ist es bei den übrigen Teilnehmern, die hier schreiben.

In den heiteren Versen lese ich vom Dialog zwischen den Generationen. Deinen alten Standpunkt kannst Du aber ruhig beibehalten. Denn nicht alles, was als cool und modern daherkommt, ist ein Segen. Die zeitlose Schönheit von Büchern in gedrucker Form läßt sich nur schwer verdrängen. Ein e-book würde ich mir - schon aus rein ästhetischen Gründen - nie zulegen. So etwas behagt der großen Mehrheit nicht, die sich auch in Zukunft am gedruckten Buch erfreuen möchte. Was sonst noch angeboten wird, ist höchstens eine Alternative, aber kein Ersatz.

Deshalb müssen wir uns aber der neuen Entwicklung nicht ganz versagen. Die schön gestalteten Seiten dieses Forums zeigen, wie auch das Internet eine gute Mittlerrolle zur Literatur und Lyrik wahrnehmen kann.

Das "Ins-Haus-holen" ist wegen den Platzverhältnissen nicht immer leicht zu realisieren. In meinem Fall entfällt das Problem, da ich in einem großem Haus wohne. Auf beengtem Raum fällt es natürlich schwerer. Man könnte sich von alten Büchern trennen, aber auch das bringen Viele nur schwer übers Herz...

Liebe Grüße

Justin