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10.06.2014, 01:40 | #1 |
Furzeulenlyriker
Registriert seit: 30.12.2013
Ort: Northampton, UK
Beiträge: 192
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Die Ballade von der Unheilseule
Nachts die Sterne traulich funkeln
über Ritter Ludwigs Burg. Ritter Ludwig schläft im Dunkeln, als sein Knecht, der laue Lurch, stürzt in seiner Bettstatt Kammer. „Herr, der Kaiser, welch ein Jammer! Ihn umbraust das Kriegsgeheule!“ Draußen ruft die Unheilseule. Ludwig legt sich an die Rüstung, stürzt aus seinem Schlafgemach, eilt gehetzt entlang der Brüstung. Auch sein Ehweib ist schon wach. „Ludwig, eile nicht zum Kriege! Sieh dein Kind dort in der Wiege!“ fleht Sieglinde an der Säule. Draußen ruft die Unheilseule. Ritter Ludwig ruft nun mutig: „Teure, horch! Mich heischt mein Fürst! Seine Feinde schlag ich blutig, daß der Ansturm rasch zerbirst!“ Schwingt aufs Roß sich und von dannen reitet er durch schwarze Tannen. Aus dem Moor steigt auf die Fäule. Draußen ruft die Unheilseule. Und er gibt dem Roß die Sporen und erreicht des Kampfes Ort. Ach, der Kaiser scheint verloren! Blut fließt, grimmig tobt der Mord. Wie einst Hunnenkönig Etzel stürzt sich Ludwig ins Gemetzel. Mächtig schwingt er seine Keule. Draußen ruft die Unheilseule. Furchtlos dringt der brave Ritter mitten in die Feindesschar. Es entlädt sich ein Gewitter, und gebannt ist die Gefahr. In dem grimmen Schlachtgewühle sind’s der Feinde nicht mehr viele, und sie wenden ihre Gäule. Draußen ruft die Unheilseule. Also nimmt die Schlacht ein Ende. Doch dem Kaiser wird es gram, daß der Bringer dieser Wende kampfesstolz ums Leben kam. „Welchen Dank wollt ich bekunden, Ludwig, dir, in deinen Wunden!“ Ludwig stirbt an seiner Beule. Draußen ruft die Unheilseule. Der die Feinde aufgerieben stirbt den Heldentod im Feld. Wäre er zu Haus geblieben! Doch so ist der Lauf der Welt. Seine Gattin bricht zusammen, seine Burg geht auf in Flammen. Wirrig sind des Schicksals Knäule. Draußen ruft die Unheilseule. |
10.06.2014, 08:34 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Maki!
O welch grimmes Geschick!!! Was täterätätäten die Menschen bloß ohne die Tragödie!!? Nur eins: Warum musste die arme Burg, das unschuldige Gemäuer, auch noch abbrennen??? Ich mein, der Schepperseppel war selber schuld, von wegen Heldenkarriere und so. Die Frauen hatten bezüglich Eheanbahnung damals nichts mitzureden, von daher kommt auch sie unschuldig zum Handkuss - allerdings sind so eine Trine und ihr Heldenbalg von relativ geringem kulturellem Nährwert. Eine schöne Burg hingegen...ach, Tragödie...! Sehr gern gelesen! Noch eins war mir bis dato neu: Dass Ritter mit Keulen kämpfen! Sei's drum - eine hervorragend gelungene Moritat - du bist ein wahrer Moritäter! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
10.06.2014, 11:14 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Schamansky,
eine feine Ironie, die Ballade klingt fast wie von 100 Jahren geschrieben, vielleicht von Agnes Miegel oder Börries Freiher von Münchhausen. Oder von dem berühmten Morgenstern, welcher bei Ritterkämfen als Keule Verwendung fand (Also Erich, den Morgenstern müsstes du als großer Dichter doch kennen!). Für eine gelungene Ballade halte ich das Abbrennen des Schlosses für unumgänglich, es ist genau wie im Action-Film, der Effekt zählt bei den Bänkelsängern aller Zeiten. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
10.06.2014, 11:34 | #4 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Thomas!
Da du keine Smileys gesetzt hast, weiß ich nicht, wie bierernst es dir mit deiner Aussage ist. Die meine allerdings - bezüglich der Burg und so - war jedenfalls rein ironisch gemeint, falls dir das entgangen sein sollte... Wegen der Keule: Klar, mein Fehler - bei dem Wort dachte ich sofort an das Klischeebild vom Neandertaler mit dieser typischen Trickfilmholzkeule. Die Keule der Ritter war aus Eisen oder Stahl und durchaus im Kampf gebräuchlich. Bloß denkt man bei so einem typischen Balladenritter eben eher an ein edles magisches Schwert oder so... die Keule wirkt da irgendwie prosaisch und ernüchternd! Den Morgenstern kenne ich natürlich, bloß würd ich weder mit der Waffe noch mit dem Dichter irgendwen erschlagen... LG, eKy
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10.06.2014, 12:55 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
alle meine Aussagen sind immer völlig Bierernst, deswegen kann ich mit smilies auch nichts anfangen. Ich habe dich schon verstanden, wollt nur das Argument loswerden. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
11.06.2014, 12:48 | #6 |
Furzeulenlyriker
Registriert seit: 30.12.2013
Ort: Northampton, UK
Beiträge: 192
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Ihr habt ja recht: ein edles, blitzendes Schwert hätte dem Balladenritter besser zu Gesicht gestanden als so ein primitiver Streitkolben. Leider reimt sich Schwert nicht auf Eule, und zur Not läßt sich auch mit der brachialen Gewalt eines Streitkolbens eine Menge Schaden anrichten.
Es freut mich, wenn ihr findet, ich hätte den Ton der deutschen Balladen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts streckenweise richtig getroffen, irgendwo zwischen Uhland und Liliencron. Natürlich ist diese Eulenballade nicht ganz ernst gemeint. Oder vielleicht doch. Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin. Geändert von Schamansky (11.06.2014 um 12:51 Uhr) |
14.06.2014, 10:47 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 21.03.2009
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Beiträge: 431
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Hallo Schamansky,
diese Ballade gefällt mir richtig gut, auch wenn sie traurig für den Ritter Ludwig und seine Familie endet. Aber alle großen Werke beinhalten eine gewisse Tragik und nicht umsonst gehören die klassischen Dramen zur großen Weltliteratur. Ob dies nu große Weltliteratur ist, kann ich nicht beurteilen, aber deine Zeilen knüpfen m.M.n. auf jeden Fall nahtlos daran an. Herzliche Inselgrüße Narvik
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