Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 30.04.2009, 22:34   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard Fremde Erde

Einst ging ich fort aus meinem Heimatland,
um neue Träume und das Glück zu suchen,
lächelnd der Vergangenheit zu fluchen,
doch war es fremde Erde, die ich fand.

Ich zog durch tiefe Täler, hohe Berge,
ich stürzte ab und schwamm mich frei,
ich sah die Freiheit und die Sklaverei,
traf mich mit Riesen und mit Zwergen.

Doch fremde Erde blieb mir immer kalt,
sie brach in tausend Stücke spiegelglatt.
Ich sah an meiner Uhr das Zifferblatt,
und hört' das leise Rauschen auf Asphalt.

Da schnürte ich mein Bündel und zog fort,
verließ den fremden Boden ohne Bitterkeit.
Nie fand ich Liebe und ein treues Wort.
Die Heimat war mir so unendlich weit.

Erwartungsvoll stand ich vor Vaters Haus,
trat ein durch die vertraute Tür,
da sah auf einmal alles anders aus,
und es wurde eisig kalt in mir.

Wieviele Jahre sind seitdem vergangen,
dass ich die Lieben lange nicht gesehn!
So bleibt mir nur, neu anzufangen,
mit weißen Rosen still am Grab zu stehn.

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (07.05.2009 um 11:40 Uhr)
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2009, 23:10   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Oh, Chavali -


wie berührst Du mein Herz!
Wer je seit Kindertagen verwurzelt war, weiß, wie schwer Tränen in der Fremde wiegen!

**



--------------------------------------------------------------------------------

Einst ging ich fort aus meinem Heimatland,
neue Träume und das Glück zu suchen,
lächelnd die Vergangenheit verfluchen, (lächelnd der Vergangenheit zu fluchen...?)
doch war es fremde Erde, die ich fand.

Ich zog durch tiefe Täler, hohe Berge,
ich stürzte ab und schwamm mich frei,
ich sah die Freiheit und die Sklaverei,
traf mich mit Riesen und mit Zwergen.

Doch fremde Erde blieb mir immer kalt, (gut!)
sie brach in tausend Stücke spiegelglatt.
Ich sah an meiner Uhr das Zifferblatt,
und hört' das leise Rauschen des Asphalt. ( ... auf Asphalt. Ansonsten müßte ein Genitiv-s eingebaut werden)

Da schnürte ich mein Bündel und zog fort, (schöön!)
verließ den fremden Boden ohne Bitterkeit: (Punkt?)
Nie fand ich Liebe und ein treues Wort, (Punkt?)
und die Heimat noch unendlich weit. (Die Heimat war war mir so unendlich weit...?)

Erwartungsvoll stand ich vor Vaters Haus,
trat ein durch die vertraute Tür,
da sah auf einmal alles anders aus,
und es wurde eisig kalt in mir. (und schrecklich kalt wurd es in mir...?)

Wieviele Jahre sind seitdem vergangen,
dass ich die Lieben lange nicht gesehn! (lange oder doch lieber seither)
So bleibt mir nur, neu anzufangen,
mit weißen Rosen still am Grab zu stehn.

**

Wundervoll! Tief. Nachfühlbar!
Wer jemals seine Wurzeln verlassen mußte, fühlt den gleichen Schmerz.
Ich weine äußerst selten.
Hier ist mir nach Weinen zumute.
Weil ich an die vielen Heimatlosen denken muß.


Ganz großes Lob
mit der Bitte, mir meine Anregungen nicht zu verübeln:

cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2009, 00:05   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Chavali,
wie ich die Bilder und Gefühle kenne.
Eine Rückkehr, ein Besuch ist von Erwartungen geprägt, die nicht mehr erfüllt werden können.
Ich hatte unendliches Heimweh und zerbrach fast vor Aufregung, als die Reise real wurde.
Ich weiß noch um die eigene Verwirrung, die ich mir nicht als "Enttäuschung" zugestehen wollte. Ich hielt an einem verklärten, zeitlosen Heiligtum fest, nahm Steine, Erde, Blätter mit.
Wieder zurück, erfuhr ich eine guttuende Erleichterung. Das Schöne blieb, aber es schmerzte nicht mehr.

Wenn du jetzt noch Cypis gute Vorschläge überdenkst, können wir Betroffenen die "Fremde Erde" aus einer anderen Perspektive betrachten.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2009, 12:41   #4
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
Standard

hallo chavali,

ein wirklich trauriges Gedicht hast du hier verfaßt. Inhaltlich gefällt es mir sehr gut. Es erinnert mich an den Spruch:
Vergesse nie die Heimat, wo deine Wiege stand. Du findest in der Ferne kein zweites Heimatland.

Was die Umsetzung betrifft, bleibt mir jene Zeile unverständlich:

lächelnd die Vergangenheit verfluchen.

Ein Gramatikfehler ist dir in jener Zeile unterlaufen:

und hört' das leise Rauschen des Asphalt (s fehlt, Genitiv)

Ansonsten gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
ruhelos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2009, 11:38   #5
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Liebe cypi,
Zitat:
wie berührst Du mein Herz!
Wer je seit Kindertagen verwurzelt war, weiß, wie schwer Tränen in der Fremde wiegen!
Das ist wohl war!
Und es kann in der Fremde noch so schön sein: Die Heimat, wenn sie auch etwa kärglich ist an Naturwundern, bleibt Heimat,
an der das Herz hängt und nach der man immer Sehnsucht hat!

Deine Veränderungsvorschläge lass ich mir durch den Kopf gehen. Einige Interpunktionen werde ich auf jeden Fall verändern,
da hab ich wohl übers Ziel hinausgeschossen

Hab vielen lieben und herzlichen Dank für deine Ideen und die lobenden und mitfühlenden Worte.


Liebe Dana,
Zitat:
wie ich die Bilder und Gefühle kenne.
Eine Rückkehr, ein Besuch ist von Erwartungen geprägt, die nicht mehr erfüllt werden können.
Wie gut du den Text und meine Absicht erkannt hast.
Nur manchmal wünschte ich mir, ganz zurückzukehren...wer weiß....

Ich danke dir!


Liebe ruhelos,
Zitat:
Was die Umsetzung betrifft, bleibt mir jene Zeile unverständlich:
lächelnd die Vergangenheit verfluchen.
Du hast vollkommen recht: lächend hat mir auch noch nie gefallen - hab aber bis jetzt keine Alternative gefunden...
Das s bei Asphalt häng ich noch dran (ich dachte, es könnte durchgehen, da es sich perfekt auf kalt reimen sollte.

Hab auch du herzlichen Dank!



Liebe Grüße aus der Fremde
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:04 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg