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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 17.05.2011, 21:36   #1
Stimme der Zeit
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Fernweh

Eine Seele öffnet ihre Flügel.
Voller Sehnsucht nach dem Wind der Freiheit
schwingt sie sich empor und fliegt im Geiste
in ein Land aus Fantasie und Liebe.

Frei von Schatten, frei von dunklen Trieben
zeigen sich ihr Welten, jenseits dieser
Wirklichkeit. Wo Wolken sich wie leichte,
spinnwebzarte Seide an sie schmiegen,

heilen ihre Wunden und es blühen
Düfte voller Farben. Bunte Lieder
streicheln alle Sinne, spenden Frieden.
Hier, im Reich der Freude, will sie bleiben.

Doch der Horizont beginnt zu schimmern,
das Erwachen droht, ist unausweichlich.
Es beginnt ein scharfer Wind zu wehen,
zwingt die Seelenflügel, sich zu schließen.

Irgendwann, da endet jeder Traum,
lösen sich die Wolken wieder auf.
Aus den alten Wunden strömt das Blut,
wenn das Leben auf den - Boden prallt.
__________________
.

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Alt 19.05.2011, 22:24   #2
Dana
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Standard

Liebe Stimme,

zuerst zur Sprache mit feinsten Umbrüchen, die dem Leser Intensität und Aufmerksamkeit abverlangen. Das ist dir lyrisch super gelungen.

Gerade gestern leistete ich mir über Wiki Informationen zu Platon an. Darin hat mich seine Sicht über die Seele fasziniert und ich weiß, dass sie ganz und gar meinem Wunschdenken entspricht.

Mir gefällt dein Fernweh, weil es der Welt meiner Vorstellung enspricht. (Wir sind uns schon einmal auf ähnlichen oder gleichen Gedankengängen begegnet.)

Ich verstehe dein Werk so, dass die Seele bereits eine ewige "Heimat" hat.
Sie "verlässt" diese immer wieder, lt. Gedicht ungewollt (oder ungewünscht) und darum wird sie von einer Sehnsucht getragen.

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Irgendwann, da endet jeder Traum,
lösen sich die Wolken wieder auf.
Aus den alten Wunden strömt das Blut,
wenn das Leben auf den - Boden prallt.
Hier lass uns "streiten", denn ich stelle mir vor, dass die Seele das will.
Sie weiß ja um den Augenblick des Lebens, weil sie die Ewigkeit kennt. Sie kennt aber auch das Erleben des Lebens und das "Karma".

Ich will es ganz "banal" ausdrücken:
Ewige Freude aus Lebenssicht ist bestimmt ersehnt. In ewiger Freude aus Seelensicht, ist ein Leben ein wertvoller Einschub, eine Erfahrung.
Vielleicht sind wir erst dann selig, wenn wir die Seligkeit im Leben geprobt und erlebt haben - und das darf und kann ewig dauern.

Den Schmerz der Seele beim Einzug ins Leben (scharfer Wind und Seelenflügelschließen) kann ich nachvollziehen - Geburtsschmerz.

Es hat mir Freude bereitet, mich auf dieses, dein Fernweh einzulassen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 20.05.2011, 19:12   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Dana,

Zitat:
zuerst zur Sprache mit feinsten Umbrüchen, die dem Leser Intensität und Aufmerksamkeit abverlangen. Das ist dir lyrisch super gelungen.
Erst mal ein Dankeschön für dein Lob. Die Enjambements bekomme ich offenbar so langsam in den Griff, anfangs tat ich mich schwer.

Ja, die Männer finden eher Gefallen an Schopenhauer, wogegen uns Frauen wohl eher Platon "liegt". Na ja, das liegt wohl am Charakter der Philosophen, aber ich sag jetzt besser nix mehr ...

Zitat:
Ich verstehe dein Werk so, dass die Seele bereits eine ewige "Heimat" hat.
Sie "verlässt" diese immer wieder, lt. Gedicht ungewollt (oder ungewünscht) und darum wird sie von einer Sehnsucht getragen.

Hier lass uns "streiten", denn ich stelle mir vor, dass die Seele das will.
Liebe Dana, ich freue mich, dass du mein Werk in diese Richtung interpretierst. Zu meinem Bedauern muss ich zugeben, dass ich eigentlich etwas Anderes im Sinn hatte - nämlich das "Reich der Fantasie". Dein Verständnis ist aber ebenso richtig, denn unbewusst habe ich wohl auch diese Intention "mit hinein geschreiben", ohne es zu bemerken. Nachdem du es mir hier aufgezeigt hast, kann ich diese Sichtweise auch erkennen. Manchmal lernt die Verfasserin ihr Werk erst durch die Leser richtig kennen.

Das hier ist so ein "Fall", und ich bin durchaus angetan! (Nicht von meinem Geschriebenen, sondern von deiner Interpretation, das möchte ich noch sagen.)

Was meine Gedanken beim Schreiben betrifft - ich weiß nicht, aber ich denke, du hast das wohl auch schon erlebt, dass man, wenn es mal wieder "ganz dick" kommt, ab und zu "abschaltet" und sich in Wunsch- und Tagträume begibt. Eine Art "Refugium", wo man sich einfach Alles vorstellen kann. Dort gibt es keine Lügen, keine Enttäuschungen, keine echten Bedrohungen, denn man kann sich immer ein "Happy End" ausdenken.

Diese Woche war für mich (emotional) sehr hart, zur Zeit ist wirklich Alles, wofür jahrelang geackert und sich bemüht wurde, aus politischen Gründen (neue Gesetze und Richtlinien) dabei, in die sprichwörtlichen Binsen zu gehen. Und es ist nicht leicht, dabei zusehen zu müssen, wie gerade erst trockene Alkoholiker zurück in die "Leere" geworfen werden, in dem Wissen, dass der gewonnene Halt unter diesen Umständen wieder verloren wird - ohne das Geringste dagegen tun zu können. Ich bekomme das unmittelbar mit, auch wenn ich nur "ehrenamtlich" in diesem Bereich tätig bin.

Ich ertappte mich bei einem Tagtraum, in dem ich die Möglichkeiten besaß, das alles "zum Guten" zu ändern, einen "Wunschtraum" reinsten Wassers. Also habe ich die Vorstellungsbilder eine Zeitlang genossen, um, wie es so ist, aprupt in die Wirklichkeit zurück zu kehren - die U-Bahn kam an meiner Haltestelle an.

Das brachte mich auf den Gedanken, es in einem Gedicht zu "verarbeiten", bzw. darzustellen. Eine kleine, kurze Flucht in eine "heile" Welt - und das unsanfte Erwachen, das sich wirklich im Geiste so anfühlt, als ob man auf der Realität "aufprallt" und sich wünscht, man müsse die ganze Misere und das Elend nicht sehen. Ich habe mir im Leben schon manchmal (in schlimmen Zeiten) gewünscht, in dieser "Fantasiewelt" bleiben zu können. Weißt du, liebe Dana, mein Job ist nicht leicht, Kollegen und Kolleginnen mit Magengeschwüren, Burn-Outs und Depressionen sind die Regel, aber man macht eben weiter ...

Ich bin schon in Ordnung, aber ich wäre kein Mensch, wenn mich die neue Gesetzgebung nicht berühren würde.

So, genug davon.

Wie findest du meine Arbeit mit den Vokalen, sowohl innerhalb der Verse als auch in den Endreimen? Ich habe bewusst gearbeitet, mich würde die "Wirkung" sehr interessieren, auch der Wechsel zu männlichen Kadenzen in der letzten Strophe. Im Moment versuche ich mich nämlich an diesen "Stilmitteln". Es darf sich gerne auch jemand Anders diesbezüglich zu Wort melden, es würde mich freuen.

Zitat:
Es hat mir Freude bereitet, mich auf dieses, dein Fernweh einzulassen.
Herzlichen Dank!

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Geändert von Stimme der Zeit (20.05.2011 um 19:23 Uhr) Grund: Kleine Änderung einer Formulierung.
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Alt 20.05.2011, 23:24   #4
Dana
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Liebe Stimme,

nun habe ich mich auf dein Fernweh so sehr eingelassen, dass zum "Naheliegenden" kein Wort geflossen ist.

Ich will ganz ehrlich sein - die Vokalarbeit fließt wie ein Strom durch die Verse und mir ist die Reimlosigkeit nicht wirklich aufgefallen.
Ich habe übrigens des Öfteren dieses Stilmittel angewandt und es hat mir großen Spaß bereitet.
Interessant dabei ist, das man darin auch nach "Klangworten" suchen muss, genau wie beim Reimen. Nicht selten fielen mir dabei ständig gute Reime ein, die ich konsequent verwerfen musste.

Die in der letzten Strophe "postierten" männlichen Kadenzen harmonieren prima mit der Aussage. Die Absicht ist also erkennbar.

Nach der Aufklärung (deine Intention / meine Interpretation) habe ich erneut gelesen und mich auf deine Intention eingelassen. Finde ich auch stimmig, aber ich wäre nicht darauf gekommen.
Ich denke es ist das Wort "Seele", das den Leser (hier mich) in höhere Sphären geleitet hat.

Gedichte sollen möglichst Bilder aufzeigen. Ich finde es überhaupt nicht bedauerlich, wenn die eigenen nicht immer durchkommen - im Gegenteil.

Die traurigen Gründe zur Inspiration kann ich sehr gut nachvollziehen und ich könnte dir viele Geschichten aus nächster Umgebung erzählen.
Es gibt sie auch umgekehrt - Kinder. Da wird sich von Amts wegen verausgabt und bemüht - und wer nicht mitzieht sind die Eltern.

Vieles ist zum Heulen und da sind Traumreisen durchaus Mittel, die Kraft zum Weitermachen geben. Resignation hilft niemandem, aber manchmal ist mir nach Kampf und Aufstand. Meine eigene Feigheit hindert mich daran.

Bis zum nächsten Mal,
liebe Grüße
Dana
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Alt 21.05.2011, 13:32   #5
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Hallo, liebe Dana,

danke, dass du mir noch einmal geantwortet hast.

Ich bin eben sehr interessiert an allen möglichen (und unmöglichen!) Stilmitteln und Gedichtformen, deshalb muss ich schlicht und einfach der Reihe nach alle ausprobieren.

Ganz allmählich beginnen sich bei mir nun auch bestimmte Vorlieben "heraus zu kristallisieren". Eine meiner echten Vorlieben ist beispielsweise das Metrum in einem Gedicht. In die neuen, metrikfreien Formen kann ich mich nicht wirklich "einfinden", für mich muss ein Gedicht Rhythmus und Klang in sich vereinen.

Allerdings habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass Reime nicht sein müssen - das gibt auch viel mehr Freiheit bezüglich des Inhalts.

Zitat:
Vieles ist zum Heulen und da sind Traumreisen durchaus Mittel, die Kraft zum Weitermachen geben. Resignation hilft niemandem, aber manchmal ist mir nach Kampf und Aufstand. Meine eigene Feigheit hindert mich daran.
Dana, ich würde nicht von Feigheit sprechen. Weiß man vorher sicher, ob die "gute Absicht" nicht noch mehr Schaden verursacht? Sorgfältiges Abwägen ist notwendig, deshalb würde ich eher von "gesunder Vorsicht" sprechen. Der Zweck heiligt für mich nie die Mittel, und es ist ein altes Gesetz: Wenn man mit denselben Waffen zurückschlägt, ist man dann nicht genauso mies wie der "Angreifer"? Es gibt nur einen Ausweg, ich betrachte alles "auf lange Sicht" hinaus. Wenn mehr Menschen sich entschließen würden, ihre Überzeugungen zu "leben", d. h. konsequent dazu zu stehen und es auch im Umfeld des Alltags "durchzuziehen", dann würde sich die Situation bessern. Falsch ist (meiner Meinung nach) die "Kurzsichtigkeit" - wenn der Erfolg sich nicht sofort einstellt, werden die "Waffen gestreckt". Ich versuche, langfristig zu denken, und bin nicht einmal darauf erpicht, etwas unbedingt "noch erleben" zu müssen. Was ich tun kann, das tue ich und bemühe mich, an Alle zu denken, die nach mir kommen. Kurz gesagt: Nehmen wir an, es würde 100 Jahre dauern, bis ein Apfelbaum die ersten Früchte trägt. Ich sage mir: Pflanz ihn heute, denn deine Enkel und Urenkel (und deren Nachkommen) können dann Äpfel essen.

Natürlich bin ich oft auch mal "am Boden", und dann helfen mir sowohl die "Ausflüge" in die Fantasie als auch das "Weitermachen" an sich.

Ich habe mich über dein Lob sehr gefreut, da die Arbeit mit Vokalen etwas (relativ) Neues für mich ist und ich die Befürchtung hatte, es könnte vielleicht "zu viel des Guten" sein.

Danke sehr!

Liebe Grüße

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