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25.08.2017, 10:24 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Abschiednehmen
Der Sommer stirbt und wie ein Zeichen
verhängen Wolkenschleier den vertrauten Himmel. Es verbleichen die müden Rosen in den Teichen. Und an den Wegen sieht man Eichen mit herbstvergilbten Kronen stehn. Ein Abschiednehmen liegt in allen Gedanken wie ein Grabgebet. Die letzten Sommerhymnen hallen, die letzten lauen Lüfte wallen bis an die Gärten, wo ein Fallen schon durch die matten Beete geht. Geändert von Laie (28.08.2017 um 10:49 Uhr) |
25.08.2017, 10:39 | #2 |
Gast
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sehr schön formuliert, lieber Laie, auch die Reimsetzung perfekt.
Aber mir persönlich gedanklich wie auch reimlich zu sehr um "das Fallen, in allen " von Rilkes Herbst herumgestrickt und ihm zu nah. Herbst von Rilke: "Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält." LG von Koko |
25.08.2017, 11:36 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi Koko,
zunächst einmal vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob. Dass das Gedicht gedanklich nah an Rilkes Herbstgedicht liegt, ist offensichtlich. Aber ebenso offensichtlich ist es doch, dass das dem Thema "Herbst" inhärent ist. Wenn ich aus dem Fenster schaue, wenn ich spazieren gehe oder mit dem Rad an die Uni fahre, an Gärten und Parks vorbeikomme, überall sehe ich Blätter von den Bäumen fallen und Blumen, die verwelken. Und das alles drängt sich kompromisslos in mein Denken. Und das hat dann zu diesem Gedicht geführt. Gruß, Laie |
25.08.2017, 12:01 | #4 |
Gast
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Lieber Laie,
Ich muß gestehen, ich lese nicht so viele Klassiker, ich kenne mehr Internetgedichte als wie die Großen Dichter. Manchmal ist es auch so, dass ich hier lese und lerne, aah das ist an Denjenigem angelehnt. ...aber seit dem ich hier Gedichte lese, lese ich auch die Klassiker Dein Werk hier mit seiner Reimform, der Sprachmelodie und einen Funken Glut für die Wehmut gefällt mir sehr! Sehr gerne gelesen und liebe Grüße sy |
25.08.2017, 15:38 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi sy,
ich danke dir für deine lieben Worte Sie freuen mich sehr. Gruß, Laie |
25.08.2017, 17:52 | #6 |
ADäquat
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Hallo Laie,
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26.08.2017, 12:39 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Chavali,
vielen Dank für deine Worte. Ich sehe es wie du. Die Dinge, die einen Menschen bewegen und beschäftigen, taten dies bestimmt auch schon bei anderen. Sollte man dann über diese Themen nicht mehr schreiben dürfen, außer es ist besonders originell und noch nie dagewesen? Dann könnte man das Schreiben von Liebesgedichten wohl komplett vergessen Gruß, Laie |
26.08.2017, 14:02 | #8 |
TENEBRAE
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Hi Laie!
Die Frage in deinem letzten Kommi verursacht den heutigen Spagat zwischen dem, was man als "klassischer Dichter" noch als Sprachkunst bezeichnen könnte - und dem, was gemeinhin unter "moderner Lyrik" subsummiert wird: Im Bemühen, immer "neue", originelle, sich von bekanntem Material abhebende "Formen" und sprachlich/klangliche Ausdrucksmöglichkeiten zu kreieren, verstieg man sich - aus "klassischer" Sicht der schönen Sprache an sich - in bisweilen abstruse, akademische Konstrukte, die mit dem, was "geerdetere" Sprachformer noch als Sprachkunst bezeichnet wissen möchten, nicht mehr viel gemein haben, um es mal höflich zu formulieren. Es ergeben sich also zwei grundlegend unterschiedliche lyrische Konzepte: Die einen suchen nach immer neuen Varianten oder Möglichkeiten, sich auszudrücken, auch auf Kosten der sprachlichen "Schönheit" und klanglichen Harmonie, nur um eben "neu" und unverbraucht zu klingen und sich so möglicherweise einen Namen zu machen - die anderen bleiben im "harmonischen" Bereich dessen, was sie als schön und elegant, klingend und wohlformuliert verstehen, um sich und ihre Sprache dort zu verfeinern und zu erweitern. Die ewige Frage: Fortschritt im jeden Preis, auch auf Kosten der Sache an sich - oder Erhaltung, Hege, Interpretation und Bemühen um Größe im Kleinen, das in einem bewährten Rahmen bleibt ... - jedermanns Entscheidung! Man möge mir vergeben, dass meine persönliche Überzeugung die Argumente hier durch entsprechende Wortwahl eindeutig färbt, aber ich bin eben von deiner "Sorte": Ich liebe solche Gedichte, mögen sie bestimmten schon dagewesenen Stilen auch nahe stehen - es sind doch immer individuelle Neuinterpretationen von Duktus, Wortwahl und Thema, die durchaus auch vom möglichen Vergleich leben und darin einen zusätzlichen Mehrwert finden! Klar, die "Modernen" zeihen uns darob gern des Plagiats oder des Epigonentums - aber wenn ich vor der Wahl stehe, was ich lieber lesen möchte, dann fällt mir diese nicht schwer! Im Gegenteil: Ich freue mich kringelig, wenn jemand es schafft, einem (von mir so vergötterten) Rilke so nahe zu kommen, dass es auffällt! Ich lese seine Werke so gerne, aber es kann nie genug Lyrik von solcher Qualität geben, finde ich! Man kann es so sehen, dass unsereins die Fackel weiterträgt und versucht, jene Werke zu schaffen, für die der gute Rilke oder jeweils andere lyrische Vorbilder leider nicht lange genug gelebt haben! Dass ich dafür von manchen als Nachahmer und Traditionalist bezeichnet werde, kratzt mich nicht. Ich tue, was ich liebe, indem ich so dichte, wie ich es tue, und ich genüge mir darin. Literarische Namhaftigkeit ist eine eitle Illusion, allzu rasch im erbarmungslosen Strom der Zeit versunken. Die Entropie der Vergänglichkeit macht uns irgendwann alle gleich - obsolet! Wichtig ist, womit WIR uns im Hier und Heute wohl fühlen, wenn wir kreativ sind! Nur dann sind wir wirklich ganz bei uns, ohne verschleierte Komplexbewältigung und zwanghafte Fütterung eines beschädigten Selbstwertgefühls. Darum: Allergernst gelesen, genossen und bewundert! Danke für diese höchst gelungene Reminiszenz! Peanut: Letzte Zeile - die "Beete" vermissen ein "e". LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (29.07.2019 um 19:17 Uhr) |
28.08.2017, 10:54 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi eKy,
vielen Dank für deinen ausführlichen und tollen Kommentar. Ich teile deine Ansichten voll und ganz. Mehr bleibt hier gar nicht zu sagen Gruß, Laie |
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