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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 05.12.2012, 08:14   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Winterwende

Sterne fallen in die Nächte,
durch die Stille schneit die Zeit.
Leise wehen Finstermächte,
Hoffnung lauscht der Dunkelheit.

Blass gefrorne Sonnenstunden
halten Welt und Wald umgrenzt.
Häschen ist im Bau verschwunden.
Jeder Baum wird zum Gespenst.

Krikelkrakel dürre Äste
fingern klangend in das Grau.
Menschen feiern Lichterfeste,
tannengrün und dunkelblau.

Wann, nur wann füllt sich der Äther
wieder mit dem warmen Licht?
Die Erfahrung tröstet: Später!
Doch das nährt die Sehnsucht nicht.

Schließlich bleibt nur ein Gedulden,
eine Demut, die drum weiß,
was wir dem Erwarten schulden:
Und wir fallen, still und leis.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (12.12.2012 um 09:20 Uhr)
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Alt 05.12.2012, 08:30   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
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Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Larin,

das gefällt mir (inhaltlich und sprachlich) sehr gut. Ein einziges mal habe ich etwas gestutzt, nämlich bei "Doch das nährt die Sehnsucht nicht." Müsste da nicht etwas wie "stillt" statt "nährt" stehen? Oder willst du die Sehnsucht tatsächlich anfachen und erhalten?

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 05.12.2012, 08:50   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
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hallo thomas,
du warst aber schnell.

ich meinte mit "nährt" : die sehnsucht wird genährt - und dann ist sie satt.
aber das ist wohl ein blickwinkel, der nicht gleich für jedermann nachvollziehbar ist.
ich warte mal ab, wie das andere sehen.

danke jedenfalls für den hinweis!
lg, larin
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Alt 05.12.2012, 20:24   #4
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.001
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Hallo liebe larin,

da bist du ja wieder, wie schön

Mir gefällt deine Winterwende sehr gut!
Ich mag, wenn man Sehnsucht nährt - da hat man immer ein Ziel, das es zu erreichen gilt
Und die Erfüllung einer Sehnsucht ist doch was ganz Schönes.

...paar Tippfehlerchen:
Zitat:
Erfahung
und
Zitat:
Mensche

Sehr gern gelesen!
Lieben Gruß,
Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 05.12.2012, 20:27   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Larin,

bevor du erfährst, was andere zur Ernährung sagen, will ich schwelgen.

Man fühlt sich wie auf einem "Winterspaziergang", die Bilder sind stimmig.

Besonders gut kamen bei mir die krikelkrakel dürren Äste.

Die Sehnsucht will meist gestillt werden und beinahe hätte ich Thomas zugestimmt.
Hier aber bekommt sie dosiertes Futter, weil das warme Licht seine Zeit braucht. Man weiß es aus Erfahrung und kennt die Unabänderlichkeit.
Insofern hat man mit der Sehnsucht gedehnt zu leben und kann nur "zufüttern".
Nähren ist also logischer und stillen lyrischer. Ich kann hier mit einem "Logikblitz" leben, weil die anderen Bilder überragen.

Aber hier:

Zitat:
Zitat von Larin
Krikelkrakel dürre Äste
stechen fingernd in das Grau.
Mensche feiern Lichterfester,
tannengrün und dunkelblau.
Feiern die Menschen Lichterfeste oder die Lichte noch fester?

Das musste ich festhalten.


Schöne Winterwende, die mir sehr gut gefällt.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 06.12.2012, 10:39   #6
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo ihr,

ach - ich und meine ewigen tippfehler ( das scheine ich auch noch nicht verlernt zu haben ) da muss ich noch mal ran.....
im grunde bin ich derzeit viel zu faul, um gedichte zu schreiben - aber ich hatte eine schlaflose kopfwehnacht - da blieb mir (zwecks ablenkung) gar nichts anderes übrig....

lieber falderwald,
die kritik an der hasensache kann ich gut nachvollziehen , obwohl mich der einzelne hase nicht so sehr stört. ich mach da mal ein "häschen draus" - ich glaube das macht sich an der stelle klanglich nicht so dick wie der fette "hase".


liebe chavali,
mit dem nähren und stillen ist es doch so: was genährt wird, das ist dann auch gestillt.
und du hast recht: eine sehnsucht zu haben, heißt auch, zu wissen, wo das eigneen ziel liegt.
insoferne wäre man -sehnsuchtslos - vielleicht auch ein wenig antriebslos?
lieber nicht!
wenn es nichts zu erreichen gibt, gibts auch nichts mehr zu wollen.
also kann man die sehnsucht sehr wohl loben - denn dazu ist sie recht!
sie bringt uns voran!


liebe dana,
über deine begeisterung fürs "krikelkrakel" freue ich mich ganz besonders.
ich war mir bewusst, dass ich da aus dem üblichen sprachgebrauch ausschere - doch für die blattlosen, verdreht und knorrig in den himmel ragenden äste fiel mir partout nichts anderes/besseres ein!

sieht doch genau so aus, als hätte hier ein kind - krikelkrakel - seine ersten kritzelversuche am papier gepflogen....

so, und nun bleibt zu hoffen, dass wir die zeit bis zur winterwende noch gut überstehen - und das der mayakalender (wie alle übrigen prophezeihungen) doch nicht so ernst zu nehmen ist.


liebe grüße, larin
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Alt 09.12.2012, 16:52   #7
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Hei larin,

da ist dir ein Meisterstück gelungen. Wunderbar, wie du Gefühle und Natur beschreibst.

Auch wenn die Sehnsucht nach dem Licht nicht erfüllt wird, kann doch - vielleicht auch gerade deswegen - die dunkle Zeit nicht nur demütig hingenommen, sondern intensiv für Regeneration, Verarbeitung des Gewesenen und Freude auf das Kommende betrachtet werden.

Gibt es nicht einen stimmigeren Ausdruck für "fingernd"? Klar, es soll Finger assoziieren, aber ich weiß nicht. Ich hätte wahrscheinlich "stechen klagend" oder "stechen trotzig" genommen, na ja.

Auf jeden Fall habe ich dein schönes Gedicht mehrmals mit Freude gelesen.

Liebe Grüße
Sidgrani
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
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Alt 12.12.2012, 09:19   #8
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hi sidgrani,

dank auch dir für den kommi.
was hältst du denn von "fingern klagend"? ( weil ich wirklich das gefühl habe, als hätten die bäume unzählige kleine fingerchen, die sie in den himmel hinein krallen).
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Alt 28.01.2013, 18:27   #9
marzipania
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Beiträge: n/a
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Hallo Larin,
schon für das "Krikelkrakel" gebührt dir Lob und Preis.
Einzig das Häschen stößt mir sauer auf, selbst wenn es sich in einen gestandenen Hasen verwandeln sollte. Dieses Tier wirkt auf mich einfach zu betulich.
Wie wäre es, wenn du stattdessen Gefühl(e) oder einen der menschlichen Sinne nehmen würdest, die sich in den Winterschlaf begeben?
Alles andere ist bereits erwähnt worden.
Ein zeitgemäßer, interessanter Text, der mir ausgesprochen gut gefällt.
LG, marzipania
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Alt 29.01.2013, 13:35   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, larin!

Sehr gelungen, sehr eingängig.

Zwei Anmerkungen: Das "Krikelkrakel" gefällt mir nicht, ich finde keine sprachliche Schönheit in derlei onomatopoetischen Ergüssen, das ist in meinen Augen eher was für Kleinkindergedichte.

Das "fallen" in der letzten Zeile verwirrt mich. Müsste es logischerweise nicht heißen: "Und wir warten, still und leis." So machte es für mich zumindest eindeutig mehr Sinn und passte auch besser zum Inhalt.

Abgesehen davon wirklich allergernst gelesen und genossen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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