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28.10.2012, 21:45 | #1 |
Neuer Eiland-Dichter
Registriert seit: 26.10.2012
Beiträge: 18
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Von Türen, Brötchen und langen Ohren
"Du bist kein Puka", sagte ich zum wiederholten Mal zum Elf und legte die Tüte mit den Brötchen auf den Tisch. "Das kannst du gar nicht so genau wissen", maulte er und setzte sich neben die Brötchentüte, im Schneidersitz auf den Tisch. Seit er 'Mein Freund Harvey' gesehen hatte, bestand er darauf, ein Puka zu sein. "Du bist aber kein Tier und erst recht kein zwei Meter großer Hase", wandte ich ein und zog ein Brötchen aus der Tüte. "Na und? Ich bin größer als du." "Höchstens Einsneunzig, keine zwei Meter", sagte ich, drückte mit einer Hand das Brötchen platt, sah zu, wie es langsam wieder zurück in seine Form stieg und seufzte. "Die haben sicher die Ohren mitgemessen. So'n verdammt großer Hase hat sicher auch verdammt lange Ohren. Wetten dass er ohne Ohren keine zwei Meter wäre?" "Erstens, hast du auch nicht grad kleine Ohren und zweitens macht dich Körpergröße nicht gleich zum Puka", wandte ich ein. "Meine sind aber schöner", schniefte er. "Sind sie", stimmte ich zu, erleichtert wieder vom Pukathema wegzukommen und belegte die eine Hälfte mit Schinken, die andere mit einem Stück Rosinenbrot und reichte ihm die Schinkenbrötchenhälfte. "Brot auf Brot - du spinnst wirklich", nuschelte er mit vollem Mund. "So siehts aus", nickte ich und ließ mir mein Rosinenbrotbrötchen schmecken. "Ellwood P.Dowd war auch ein Spinner", griff er das Thema wieder auf. "Und das macht dich zum Puka?" "Naja, überleg mal, wenn Mr. Dowd nicht den Riesenhasen zum Freund gehabt hätte, wäre seine Macke vielleicht ganz anders rausgekommen und er hätte sich ein Ohr abgeschnitten oder sowas." "Ein Ohr abgeschnitten?" "Klar, der Typ, der Maler - das war auch ein Spinner und der hatte keinen Puka und dann kann man mal sehen, was dabei rauskommt, wenn es solche wie uns nicht gibt", schloss er seine Beweisführung ab. "Und was hat das mit mir zu tun?" "Na, du bist auch eine Spinnerin, hast aber mich. Das bewahrt dich davor, dass du beginnst mit Stühlen zu sprechen oder so..." "Mh, durchaus möglich." "Ha!" "Nichts hah! Es gibt eine Sache die du außer acht gelassen hast." "Und welche?" "Du hast mir selbst gesagt, dass du ein Elf bist, als du zum ersten Mal an der Bank beim Fluss aufgetaucht bist." Er sah mich an, knabberte am Ende einer seiner filzigen Haarsträhnen und runzelte die Stirn. "Trotzdem", nuschelte er. "Was trotzdem?" "Könntest du mir auch ruhig mal die Tür aufhalten", kam es noch leiser genuschelt. "Darum geht es? Ums Tür aufhalten? Ist das dein Ernst?" Schweigen - und die Farbe seiner Augen wechselte. "Na komm, sag schon", sagte ich und stupste ihn am Knie. "Naja, wenn wir unterwegs sind, dann tust du immer so, als wäre ich nicht da." Ich steckte zwei Zigaretten an und reichte ihm eine. "Ich wusste nicht, dass dich das stört" "Ist so, als würdest du nicht wollen, das jemand von mir weiß." "Verstehe - und Mr. Dowd hat allen gezeigt, dass es Harvey gibt und darum willst du auch ein Puka sein." Der Elf sah zur Decke und nickte. "Stimmt aber nicht", sagte ich. "Was?" "Dass ich nicht will, dass andere um dich wissen. Ich hab schon vielen von dir erzählt." "Hast du nicht." "Doch", entgegnete ich und deutete auf das Arbeitszimmer. "Da ist niemand." "Richtig, aber dort steht der Computer, an dem ich schreibe." " Und das dann in diesen Laden einstellst", nickte er und langsam hellte sich sein Gesicht auf. "Können viele lesen, hm?", fragte er und ein Grinsen tauchte auf. Ich nickte. "Und in den meisten Geschichten komme ich vor, oder?" "Kommt hin", stimmte ich zu. "Weißt du...", begann er nach einem Moment und sprang vom Tisch. "Was?" "Vergessen wir einfach die Türen, ich schmeiß schonmal den Computer an." |
30.10.2012, 23:44 | #2 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Hallo Jazemel,
eine sehr schöne und unterhaltsame Geschichte ist das, die mir gut gefallen hat. Sie ist in einem lesenswerten Stil geschrieben und weist so gut wie keine Längen auf. Der Leser verfolgt wissbegierig die nächsten Zeilen, denn es ist alle Male interessant, wie sich dieses Gespräch entwickelt. Überhaupt gefällt mir die Idee mit dem Elfen gut. (Verzeihung, die wahre Begebenheit mit dem Elfen natürlich, wir wollen ja niemanden diskriminieren. ) So, nun kannst du dem Elfen, der gerne ein Puka sein wollte, bestellen, daß der Laden heute endgültig Kenntnis von ihm genommen hat. Und ich? Ich bin neugierig, was sich Elf und Jazemel in Zukunft noch sonst so alles einfallen lassen werden. Eine charmante Geschichte. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
__________________
Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
01.11.2012, 05:55 | #3 |
verkannt
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
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jep,
he jaz, das gefällt und macht lust auf mehr. die protagonisten wirken auf mich beim lesen sehr vertraut und einmal vom dialog gefangen, will man nur noch mehr hören. auch die kleinen dinge die sich da so "nebenbei" abspielen, wirklich gut gemacht. aber rück mal an die seite, ich will mal mit dem elfen reden. biste da? ich meine den elf. okay, ich kann deine stimmung ein wenig nachvollziehen, es ist nicht schön wenn der, den man sich ausgesucht hat, so tut als wärst du gar nicht vorhanden. das ist halt bei den menschenwesen ein wenig komplizierter. weißte, ich kenne das zu gut, ich habe auch ein wenig elfenblut in mir und bin von daher manchmal fast unsichtbar. wenn man dann nicht die beachtung von der umwelt bekommt, von der man meint, dass man sie verdient hat, nu ja, das kann ein wenig verletzen. ich will dir mal eben was von mir erzählen. ich hatte mal einen toaster mit dem ich geredet habe und der überall mit hin kam, das hat mir aber niemand geglaubt. das ende vom lied war, dass sie mich unter eine glaskuppel gesteckt haben und dort war ich dann lange zeit für niemanden mehr erreichbar. ich denke, das wäre für dich und jaz auch keine lösung und so wie es jetzt ist, passt das schon ganz gut. dadurch dass jaz eure gespräche hier einstellt, steht sie auch zu dir und bekommt keine größeren probleme, weil wir hier alle irgendwie einen neben uns her laufen haben und so bin ich jetzt schon gespannt auf weitere geschichten von euch. also auf das was du so denkst und was du dir alles so einfallen lässt. nen lieben halloweensgruß an euch beide c.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas |
02.11.2012, 15:27 | #4 |
Neuer Eiland-Dichter
Registriert seit: 26.10.2012
Beiträge: 18
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Hallo Falderwald,
Die Prädikate 'lesenswert und unterhaltsam' haben mich sehr gefreut. Und noch mehr, dass Neugierde auf mehr geweckt wurde. Das macht ein gutes Gefühl beim Schreiben neuer Kurzgeschichten. Vielen Dank für deinen Kommentar und lieber Gruß, Jazemel Hallo Cebrail, also, die Ohren des Elfs stehen heute regelrecht ab vor Stolz, dass er persönlich angeschrieben wurde. Und er lässt herzlich Grüßen. Allerdings wird nun der Toaster hier immer wieder überaus interessiert gemustert und einmal hab ich ihn dabei erwischt, wie er leicht mit dem Finger gegen das Metall klopfte und flüsterte, ob er wach wäre. Nun, ich schaue was das noch wird. :-) Davon abgesehen freut es mich, dass bei dir auch Lust auf mehr entstanden ist. Liebe Grüße, Jaz |
02.11.2012, 15:47 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Jazemel,
heute fand ich neben meinem PC einen Zettel, der vermutlich deinen Elf erreichen sollte. Es steht drauf: Sehr geehrter Herr Elf, ich habe nur ganz klitzekleine Ohren und würde gerne Fragen, mit welchem Zauberspruch ganz große bekommen kann, vielleicht könntest du mir mindestens ein Viertel davon verraten. Mir wird übrigens überhaupt nie die Türe aufgemacht und immer heißt es, ich müsste erst einmal ein ganzer Elf werden. Wenn ich nur wüsste, wie ich das hin bekomme? Ich habe eine supertolle Glasmurmel und einen dressierten Regenwurm, das könnte ich dafür eintauschen. Hochachtungsvoll Dreiviertelelf Das ist eigentlich ein großer Quatsch, aber ich will es mir nicht ganz mit ihm verderben und sende es mal so weiter. Liebe Grüße Thomas |
02.11.2012, 16:07 | #6 |
Neuer Eiland-Dichter
Registriert seit: 26.10.2012
Beiträge: 18
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Hallo Thomas,
zuerst, dein Beitrag ist für ein heftiges Verschlucken verantwortlich. Ein Mund voller Kaffee in Kombination mit einem plötzlichen Lachen geht nach hinten los. Den Zettel hab ich natürlich sogleich weitergereicht ( der ist Wasser auf die Mühlen des Elfs) und soll folgendes weiterleiten: Bester Dreiviertelelf, ganz wichtig ist, lass dir bloß keine Blüten- und Blätterkleidung andrehen. Einmal am Körper und weder du, noch deine Ohren wachsen. Ich empfehle ne robuste Lederhose und eine Weste aus dem gleichen Material. Das streckt von Innen. Keine (wirklich niemals!) Stiefel die 'ne gebogene Spitze nach oben haben. So schnieke Schaftstiefel sind da besser (und höhere Absätze fallen da auch nicht auf). Darüberhinaus werd ich mal mit dem Alchimisten sprechen und schauen, ob der einen guten Tag hat (ist ein ziemlicher Zausel und gute Laune hat er, wenn er brummt wie ein Bär mit Verdauungsstörung). Der hat alles mögliche an magischen Sprüchen und schlaue Bücher. Vielleicht gibt es ja sowas wie ne Tantraohrenwachstummassage. Aber he, Ohren sind nicht alles und wen es wieder mal heißt, du musst noch wachsen. dann hau auf den Putz. Wenn dein Ego doppelt so groß wie deine Ohren ist, geht die Sache auch so klar. Ich melde mich wieder, der Elf P.S. Glasmurmel und Regenwurm würde ich behalten und dem Regenwurm beibringen, aus der Glasmurmel die Zukunft zu lesen. Dann hast du gleich die Mittel für die Klamotten und Kuchen und es gibt dir etwas mystisches. |
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