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26.10.2014, 01:49 | #1 |
geehrt und gefiedert
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Ohne Wiederkehr
Wir sangen einst gemeinsam schönste Lieder,
Das schützte meist vor aller Welt Getöse. Jedoch, ich kehr zu keiner Zeit mehr wieder. Ich wünsche dir noch einen neuen Flieder, Das Lila übermalt der Lilie Größe - Wir sangen einst gemeinsam schönste Lieder. Und sei es dir auch noch so sehr zuwider, Du findest keine rettende Souffleuse; Jedoch, ich kehr zu keiner Zeit mehr wieder. Verwöhn ein letztes Mal noch mein Gefieder Und bitte sei nicht allzu lange böse; Wir sangen einst gemeinsam schönste Lieder. die Schmerzen fressen sich durch meine Glieder Ach bitte, hilf mir, wenn ich uns erlöse! Jedoch, ich kehr zu keiner Zeit mehr wieder. Mein Brustkorb wölbt sich sachte auf und nieder, Dies hier sind meine letzten Atemstöße… Wir sangen einst gemeinsam schönste Lieder - Jedoch, ich kehr zu keiner Zeit mehr wieder. Geändert von Nachteule (06.12.2014 um 00:04 Uhr) |
26.10.2014, 10:36 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Eule!
Alternativen: Wäre "Jedoch zu keiner Zeit mehr kehr ich wieder." als Satzkonstrukt nicht eleganter? S4Z1 - "Verwöhn zum letzten Male..." S5Z2 - "Ach bitte hilf mir, dass ich uns erlöse!" Dass es ums Sterben geht, enthüllen erst die letzten Zeilen - ein interessanter Aha-Effekt! Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
26.10.2014, 11:55 | #3 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Hallöchen Nachteule,
eine dunkelgraue Villanelle, gehaltvoll und stimmig. Damit zeigst Du auf, dass sich diese Strophenform durchaus auch für düstere Themen eignet. Gefällt mir sehr gut. Ich hab sie schon gelesen, kurz nachdem Du sie eingestellt hast und mir Notizen zu ein paar Stellen gemacht. Mittlerweile war Eky hier auf Besuch, hat den Finger auf genau dieselben Stellen gelegt und gute Vorschläge gemacht. Es ist trotzdem für mich auch noch was zum Meckern übrig geblieben: Z1 S2 ist ein wenig ungeschickt formuliert. Besonders, weil das hier: 'Das Lila übermalt der Lilie Größe' so schön und poesievoll ist, vom Gedanken her und überhaupt. Das 'erhoffen wir dir' klingt so nüchtern/trocken. Mit der 'rettenden Souffleuse' kann ich nix anfangen. Wie ist das zu verstehen? Z1 S5: Könnte auch ein bissl feiner formuliert werden, das 'alle' klingt mir zu vage in Verbindung mit 'Glieder'. Vllt: Mir schmerzen meine altersschwachen Glieder...? Wunderbar ist die letzte Strophe und sie versöhnt mich mit den kleinen Mangelstellen. Das soll aber nicht heißen, dass Du dort nicht nochmal drübergucken sollst. Alles in allem.... ein schöner Text ohne Villanellenwiederholungskrankheit. Boah... was für ein Buchstabenwurm. Sehr gern gelesen und besenft. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (26.10.2014 um 23:16 Uhr) |
30.10.2014, 15:06 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Nachteule :)
Bei diesem Gedicht finde ich gut, dass erst im letzten Teil kar wird, dass es ums Sterben geht. Das führte bei mir dazu, dass ich das Gedicht gleich nocheinmal lesen mußte. Die Wiederholungen passen auch hier gut zum Thema.
Diese Strophe berührt besonders: Verwöhn ein letztes Male mein Gefieder Sehr gerne gelesen und kommentiert Liebe Grüße sy |
30.10.2014, 18:33 | #5 |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Huhu Nachteule,
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30.10.2014, 19:50 | #6 |
Lyrische Emotion
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Moin Eule,
inhaltlich ist eigentlich schon alles gesagt, ich denke, syranie hat es auf den Punkt gebracht. Mir gefällt deine melancholische Villanelle auch sehr gut, doch die Satzkonstruktionen mindern das Gesamtbild an manchen Stellen etwas. Die Schwachstellen wurden teilweise schon benannt, so dass ich dir einen Vorschlag hier lassen möchte, wie es meines Erachtens noch knackiger, deutlicher und runder klingen könnte. Und dafür reicht es oft, nur ein wenig umzustellen oder ein bisschen Kitt in die Ritzen zu schmieren, um die Stellen glattzuschleifen. Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder, (das klingt melancholischer und reflektierender) Meist schützte das vor aller Welt Getöse. (das klingt viel runder im Gesamtzusammenhang) Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder. (das klingt bestimmter und erfahrener) Erhoffen wir dir einen neuen Flieder, Das Lila übermalt der Lilie Größe - Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder. Und sei es dir auch noch so sehr zuwider, Es gibt doch keine rettende Souffleuse; Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder. Verwöhn zum letzten Male mein Gefieder ("ein letztes Male"? So klingt es runder) Und bitte sei nicht allzu lange böse; Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder. Der Schmerz frisst sich durch meine schwachen Glieder ("alle meine schwachen" ist nicht wirklich schön) Ach bitte, hilf mir, wenn ich uns erlöse! Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder. Mein Brustkorb wölbt sich sachte auf und nieder, Dies hier sind meine letzten Atemstöße… Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder - Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder. Was sagst du? Die Großschreibung der Zeilenanfänge gefällt mir allerdings auch nicht so sehr, da findest du in mir keinen Fan. Die Souffleuse hingegen passt als Metapher sehr gut, denn es gibt nichts mehr zu sagen in diesem Schauspiel, es fehlen die Worte, also braucht es auch keine Ansage und Hilfe von außen mehr. Die Reime "öse/öße" will ich in diesem Fall mal durchgehen lassen, sie bringen etwas Abwechslung in den sonst so "drögen" Villanellenalltag. Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllt. Der Text hat mir in seinem melancholischen Sinn gut gefallen. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
31.10.2014, 01:10 | #7 | |
Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hi Nachteule,
wow, dass die Form auch so ernste Inhalte verträgt, hätte ich nicht gedacht. Zuerst mal ein großes Kompliment zu Deiner Themenwahl. Es fällt einem schon beim Titel ins Auge, wie schlau Du die Form thematisch zu nutzen weißt. Wenn von "Wiederkehr" die Rede ist, oder auch, wie hier in der Negation (was es fast noch spannender macht), gibt es wohl keine geeignetere Wahl als eine Form mit wiederkehrendem Reim. Ich wundere mich, dass das noch keiner gewürdigt hat. Formal habe ich nichts zu meckern. Du verwendest einfache Sätze, die das nahtlose Andocken der geforderten Refrainzeilen gut vorbereiten, ohne dass Du sie zurechtbiegen musst. Die unreinen öse/öße-Reime möchte ich hier auch nicht bemängeln, aber aus einem anderen Grund als Faldi. Ich glaube, dass es bei der Villanelle (Bauernlied) gerade nicht um klangliche Vielfalt, sondern um Schlichtheit geht. Für mich bringen diese Reime das Naturbelassene, nicht zu sehr Geschliffene gut rüber. Sprachlich wurde schon einiges angemerkt. Dazu würde ich gerne erstmal Deine Meinung lesen. Vor allem aber ahne ich, dass es inhaltlich noch einiges zu entdecken gibt. Zitat:
Da ist noch mehr, was ich gerne ergründen würde, z.B. das Gefieder. Aber bevor ich jetzt wild spekuliere, warte ich erstmal ab, was Du sagst. Ich finde es jedenfalls spannend, mich mit Deinem Werk zu beschäftigen. LG Claudi
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich Geändert von Claudi (31.10.2014 um 05:23 Uhr) |
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01.11.2014, 18:15 | #8 | ||||||||||||||||||||||||
geehrt und gefiedert
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Hallo zusammen,
erst mal sorry an die ersten Kommentatoren, dass es so lange gedauert hat. ich wollte nur erst warten, bis mehr kommt. Hat etwas länger gedauert als erhofft. @Erich Kykal Zitat:
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Freut mich, dass es dir gefällt. @Lailany Zitat:
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@syranie Zitat:
@Chavali Zitat:
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@Falderwald Zitat:
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Danke für die Lobenden Worte am Ende des Kommentars. @Claudi Zitat:
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Nachdem das erhoffen schon abgeschmettert wurde, nehme ich glaub deinen Vorschlag an. Das "wir" sind wirklich lI und lD. Das lI lässt das lD quasi frei und wünscht sich, dass es nicht ewig dem lI nachtrauert, sondern sich für eine neue Liebe, die sicherlich irgendwann mal kommt, öffnen soll, statt zu sagen, es gab da mal jemand, den liebe ich noch. Und das sollte man dem Hinterbleibenden schon mal sagen (dürfen). Zitat:
Danke für eure Kommentare, lobenden Worte und Anregungen! nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule Geändert von Nachteule (01.11.2014 um 18:19 Uhr) |
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03.11.2014, 04:15 | #9 | |||
Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hi Nachteule,
Zitat:
Zitat:
Das LI möchte seinem (jetzigen) Leben ein Ende setzen, um einem unerträglichen Zustand (aus seiner Sicht für beide Partner) zu entkommen. Vermutlich geht es um eine schwere unheilbare Krankheit. Damit bekommt das Werk auch einen sehr aktuellen Bezug. Das "Gefieder" deute ich als Hinweis auf den Phönix, der aus seiner Asche zu neuem Leben erwacht, d.h. das LI glaubt an ein Leben nach dem Tod. Dadurch bekommt die Titelidee ihren Doppelsinn. Das LI wird nicht (in dieses Leben) zurückkehren. Die ständige Wiederholung der Nichtwiederkehr legt aber nahe, dass es sehr wohl eine Wiederkehr, nur eben nicht in dieses Leben an der Seite des LD, geben wird. Dass Du dem Leser diese Möglichkeit nicht aufdrängst, sondern nur dezent im Hintergund mitschwingen lässt, gefällt mir besonders. Du zwingst niemanden zu dieser Sichtweise, hast aber alle Indizien dafür ins Konzept gepackt, sowohl in die Form, als auch in die Metaphern. Chapeau! Sprachlich hast Du für mein Empfinden gut nachgearbeitet, so dass für mich nur noch eine Kleinigkeit übrig bleibt: Zitat:
Es war hochinteressant, mich mit Deiner Villanelle zu beschäftigen, und ich finde sie sehr gelungen. Liebe Grüße Claudi
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich |
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07.11.2014, 17:26 | #10 | |||||
geehrt und gefiedert
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Hallo Claudi,
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Und ich glaube bei S5V1 schreibe ich besser "die Schmerzen fressen sich durch meine Glieder". Dann habe ich diesen Aufprall von Schmerz und frisst nicht... Danke für deinen schönen Kommentar und deine erfreuliche Sichtweise! (Auch für das, das ich nicht extra zitiert habe. ) nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule Geändert von Nachteule (07.11.2014 um 23:31 Uhr) |
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