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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 14.01.2013, 20:05   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Wunschträume

Wie wollt ich einer sein, dem alles Regen
um ihn nur Tanzen ist und Melodie,
und alle Erde fällt vor ihm ins Knie,
wie er da steht: Erhaben, überlegen!

Wie wollt ich einer sein, dem Glück und Segen
die Bluse so sehr blähen, dass er nie
in leichtem Schritte sehen müsste, wie
die Schatten schwer sich hinter ihm bewegen.

Ich wollte wohl, doch will ich lange nimmer
ein solcher sein, dem alles stets und immer
ganz ohne Harm und Mühsal zugeflogen.

Mein Wesen wäre heut um vieles schlimmer:
Ein eitler Tunichtgut, verwöhnt, verzogen,
von allem, was Bedeutung hat, belogen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.02.2013 um 20:03 Uhr)
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Alt 15.01.2013, 08:58   #2
Thomas
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Hi Erich,

äußerst gut genungene Sonettform, finde ich. in der ersten Strophe das Thema gesetzt, in der zweiten vertieft und fortgeführt (mit dem tollen Segel-Schatten-Bild, die Strophe gefällt mir überhaupt am besten), dann die notwendige Wende genau am Übergang zu den Terzetten, d.h. in der dritten Strophe, welche in der vierten Strophe begründet und abgeschlossen wird. Wirklich eine Runde Sache!

Über zwei Dinge könntest du vielleicht noch nachdenken.

Ersten die Überschrift. Ich finde sie etwas zu glatt, wäre es nicht schöner, wenn sie bei diesem Gedicht etwas ambivalenter wäre, z.B. "Einsicht". Das ist auch nicht toll, ich erwähne es nur als nur um zu zeigen, in welche Richtung ich denke. Mir fällt nichts Besseres ein.

Und zweitens die dritte Zeile der ersten Strophe. Die solltest du dir vielleicht nochmals vornehmen. Ich weiß, du liebst die alten Ausdrücke, aber "ins Knie fall" klingt an sich schon etwas seltsam. Eigentlich ist es doch "auf die Knie fallen", oder, wenn man es im Singular will, "das Knie beugen". Das Wort "Erde" scheint mir auch ein wenig dem Metrum entsprungen, denn besser wäre es doch, wenn hier schon die "Welt" aus der letzten Zeile auftauchte, und das Gedicht so noch besser schlösse. also z.B. statt: "und alle Erde fällt vor ihm ins Knie," etwas wie "und alle Welt beugt ehrfurchtsvoll das Knie," oder Bessers natürlich.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 15.01.2013, 17:35   #3
Erich Kykal
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HI, Thomas!

Erst mal vielen Dank für das satte Lob - irgendwann lerne ich es ja vielleicht doch noch, das Sonetteschreiben! (Wurde lange von einigen Kennern vergeblich belehrt, deshalb diese Ironie...)

Beim Titel fällt mir derzeit auch nix besseres ein - bleibt in Arbeit!

Die "Knie"-Phrase gefällt mir, wie sie ist. Deine Vorschläge sind allesamt gut, aber bitte gestehe einem älteren Semester doch zu, dass ihm die älteren Wendungen zuweilen näher sind als zeitnahe Ausdrucksmöglichkeiten, vor allem, wenn sie in seinen Augen und nach seinem "altmodischen" Geschmack eine schönere, flüssigere Sprachmelodie haben.

LG. eKy
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Geändert von Erich Kykal (15.01.2013 um 18:09 Uhr)
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Alt 15.01.2013, 17:43   #4
Thomas
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Hallo Erich,

ausnahmsweise, weil du ja schon so uralt bist, darfst du ins Knie fallen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 25.01.2013, 23:06   #5
Dana
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Lieber eKy,

welch erhabene, überlegene Betrachtung vom Jugenddrang zur Sicht des (alten) Weisen.
Einst fühlte man sich, als kniete die Welt für uns, und das war gut so.
Es wäre nicht auszudenken, wenn es für uns so bliebe. Wir wären nicht nur eitle "Tunichtgute", sondern viel mehr lächerliche.

Ein schönes Sonett, das eine weise Philosophie ausdrückt.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.01.2013, 18:19   #6
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Wer wäre nicht gern als Milliardärssohn aufgewachsen - erst wenn man sich dessen Problematiken klarmacht, wird so ein Leben weit weniger beneidenswert!
Ein Milliardär würde ich immer noch gern sein wollen - aber dafür auf die "harten", in den Niederungen der Lebensrealität gesammelten Erfahrungswerte verzichten, die mich formten? - Niemals!

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy

PS: Mit "erhaben" und "überlegen" habe ich nichts zu tun - jeder, der mich kennt, würde dem beipflichten!
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Geändert von Erich Kykal (26.01.2013 um 18:21 Uhr)
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Alt 26.01.2013, 19:43   #7
Dana
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Lieber eKy,
nicht dich meinte ich mit "erhaben und überlegen" - die lyrischen Worte sind es und als großes Kompliment gedacht.
LG
Dana
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Alt 09.02.2013, 12:32   #8
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Ich weiß, wie du es gemeint hast, und du weißt, wie ich es gemeint habe! Wir verstehen uns prächtig!

LG, eKy
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Alt 09.02.2013, 19:42   #9
marzipania
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Hallo Erich,
ich kenne die Wendung "in die Knie fallen" nicht, will dir aber gern glauben, dass es sie früher gegeben hat. Ich finde den Vers dennoch etwas problematisch.
Eigentlich meinst du doch die Redewendung: "Wenn alle Welt vor ihm auf den Knien liegt"; die Erde fällt ja nicht, sie kann uns allenfalls von der Jacke / Hose fallen. Insofern schließe ich mich Thomas an.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt: Ich fände es eleganter, wenn das letzte Quartett mit dem ersten Terzett durch ein Enjambement verbunden wäre - oder wenigstens durch ein Komma. Durch die strikte Strophenteilung fehlt es mir am Sprachfluss, obwohl du den ja kühn als Begründung für deine Formulierungen an anderer Stelle einbringst.
Inhaltlich scheint mir das Werk aber ohne Fehl und Tadel, wenngleich Milliardärssöhne in den Literaturforen eher Mangelware sind ...
Leider! Ahnt
marcy

Geändert von marzipania (09.02.2013 um 19:44 Uhr)
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Alt 09.02.2013, 23:23   #10
Dana
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Hi Marcy,
ich will ja nicht zwanghaft immer auf eKy's Seite stehen, aber:
Wir wissen ja nicht, ob die Erde auf zwei oder einem Bein steht und erst recht nicht, ob sie "IHM" nicht doch ins Knie fällt, um "IHN" zu beugen.

Denkerische Lachgrüße und lachende Denkgrüße,
Dana
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