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22.03.2013, 16:56 | #1 |
TENEBRAE
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Der erste schöne Tag
Noch liegt der Schnee im Schattenrand der Hänge,
die sich gen Norden hin zu Tale senken, ein letztes Fordern vor dem neuen Schenken, vergeblich suchend, ob ihm Halt gelänge. Doch südlicher herrscht schon ein groß Gedränge, wonach der Sonne frische Kräfte lenken, von Fröhlichen, die sich nach Sommer denken, gelöst, befreit aus eines Winters Enge. Erneuten Wechsel und ein frühes Glück in all der Trubelseligkeit zu wagen, geht mancher weiter und blickt nicht zurück, doch vor der Traurigkeit aus ältern Tagen spielt man von je das altvertraute Stück - nur die Kulisse lässt sich nun ertragen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (07.09.2013 um 20:22 Uhr) |
07.09.2013, 19:20 | #2 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.913
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Servus Erich,
ein wunderschönes Sonett (und so wahr) für den ersten schönen (Frühlings)Tag. Im ersten Quartett sieht man noch den Winter, wie er versucht, sich mit den eisigen Klauen an den Nordhängen der Berge festzukrallen, doch im zweiten zeigen sich schon die Boten des Südens, um mit dem Sonnenlicht eine erste Ahnung wie ein leises Versprechen auf den baldigen Sommer zu vermitteln. Was liegt da näher, als frohen Mutes die bevorstehende helle und bunte Jahreszeit zu begrüßen und keinen Blick mehr nach hinten zu werfen? So sagt es uns das erste Terzett, also summa summarum eine schöne Aussicht. Wenn da nicht noch der Haken in der Conclusio des zweiten Terzettes zu finden wäre. Das Alte holt einen immer wieder ein und sei es nur in Form der eigenen Erinnerungen. Traurigkeit und Melancholie lassen sich in Wirklichkeit nie ganz abstreifen. Und wenn sie wieder zupacken, dann geschieht dies wenigstens abseits des ollen Wintermuffs in angenehmeren klimatischen Bedingungen. Wie wahr, wie wahr, wenn ich mich auch des Eindrucks eines leicht spöttischen Zynismus', der dort unterschwellig mitklingt, nicht erwehren kann. Aber so ist das Leben eben, nicht wahr? Ich habe ja auch erst zum ersten schönen Tag zurück geschaut, nachdem sich langsam der letzte schöne Tag schon wieder nähert. Das ist die Ironie des Schicksals. Sehr gerne gelesen und kommentiert. Ein inhaltlich lupenreines Sonett, auch formal, in dem die engen vorgegebenen Regeln streng eingehalten wurden. Die beiden Terzette könntest du meinetwegen durch einen Punkt trennen. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
07.09.2013, 20:27 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Danke für das Exhumieren dieser Mumie! Hättest du noch ein halbes Jahr gewartet, wäre die Thematik wieder aktuell gewesen! Danke für Lob und lupenreine Analyse! Es ist wieder eines jener Gedichte, die mit einem Blick aus dem Fenster beginnen und dann einfach dem grade aktuellen inneren Bedürfnis zu einer Aussage folgen, ohne dass ich mir vorher groß darüber Gedanken gemacht hätte. Äußere und innere Stimmung reflektierend, sozusagen... LG, eKy
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12.10.2013, 23:03 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
bewusst hole ich "Der erste schöne Tag" an die Oberfläche, weil nur diese Hoffnung mich dem Versprechen wieder näher bringt. Es mögen alle herbstlichen und winterlichen Bilder noch eine Weile geschehen, aber sie verhindern niemals diesen ersten schönen Tag. Ich verhalte mich wohlwollend; nehme die Herbstfarben wahr, lasse mich kurzweilig unter Schnee und Eis begraben und ertrage die gegebene Kulisse für den ersten schönen Tag. (So richtig lange dauert es gar nicht mehr, wenn man den Herbst und "Weihnachten" nicht mehr mitzählt.) Ich hänge an dieser Hoffnung und habe sie in deinem Gedicht gefunden. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
12.10.2013, 23:42 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Ach, wenn es nach mir ginge, käme nach dem Herbst - mit ein paar Wochen Regenzeit vielleicht - ohnehin gleich der neue Frühling! Auf den ganzen Schmuddelwinter kann ich gut und gerne verzichten!!! Danke dür deine Zeilen! LG, eKy
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