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23.04.2013, 18:29 | #1 |
TENEBRAE
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Buddhistenseufzer
Wie ist der Menschen lärmendes Verlangen
ein ewig regelloses, buntes Treiben, ein wüstes Wünscheaneinanderreiben für die Begierden, die sie nie bezwangen. Wer weiß, wie wir aus diesem Sog gelangen, aus den Gesetzen, die uns Triebe schreiben? Das Schicksal will, dass wir gefangen bleiben. Nur wenige, die ihren Geist durchdrangen und schulten an der Weisheit kühler Bürde, dass aus Versuchung nicht Erfüllung wachse, und aus Begehrlichkeiten keine Würde. Die andern ahnen im Moment der Stille die schwanke Unwucht ihrer Lebensachse, jedoch zur Einkehr fehlt der rechte Wille.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (23.04.2013 um 20:28 Uhr) |
26.04.2013, 20:47 | #2 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
ein tiefsinniger und lyrischer Seufzer - und ein sehr weiser. (Könnte direkt von Buddha sein.) An Einsicht mangelt es den wenigsten - die Einkehr ist beschwerlich, oder der echte Wille dazu. Ich zeige darin nicht mit dem Finger auf andere, weil noch genug vorhanden ist, erst die eigene Stube zu fegen. Ich habe es mehrfach gelesen, weil mich Inhalt und die lyrische Melodie tief beeindruckt haben. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
27.04.2013, 10:40 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Wie bei fast allen meinen Gedichten entstand der Titel erst hinterher, als ich sah, was ich da gedichtet hatte. Ich lasse mich beim Schreiben meist vom Unbewussten lenken und lasse es mit dem Fortgang der Zeilen treiben, wohin es will. In diesem Fall klang das Ergebnis eben buddhistisch, aber dennoch eher wie ein Lamento - daher der Titel. Natürlich steht der wahre Buddhist über solchem Gejammer! Er nimmt die Welt, wie sie ist. Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
12.05.2013, 13:36 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Buddhistenseufzer
Hallo Erich,
wie immer ein wundervolles Gedicht von dir voller Tiefsinn. Gefangen in unseren Trieben und Wünschen, unseren Begierden jagen wir durch's Leben - nur manchmal ahnen wir, dass es noch etwas jenseits davon geben muss. Lese ich da eine gewisse Verbundenheit mit dem Buddhismus heraus - einen Hauch von Sympathie? (Würde mir gefallen) Viele liebe Grüße wüstenvogel |
12.05.2013, 19:40 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, wüstenvogel!
Sympathie - gewiss! Von allen Weltreligionen ist der Bhuddismus noch die freundlichste und menschenwürdigste Alternative! Vor allem weil die Arbeit an sich selbst und nicht der leicht zu missbrauchende Dienst an irgendeiner Gottheit im Vordergrund steht. Man soll selbst vollkommen sein, kein vollkommener Diener fiktiver Übergestalten, deren Priester ihnen ihre eigenen Bedürfnisse in den Mund deuten, um allenthalben persönliche Ziele auf dem Rücken der menschlichen Dummheit zu erreichen! LG, eKy
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20.05.2013, 12:50 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber erich,
dein gedicht finde ich wirklich so sehr in sich stimmig, dass ich es gleich mehrmals lesen musste! ( ich glaube, es ist auch das spirituellste von dir, das ich kenne - eines, das nicht gleich in die abwehr geht. ) ich halte spiritualität für eine wichtige sache - aber wie alles im leben muss man es auch richtig anstellen. dein gedicht ist dieser inneren "richtigkeit", der "ordnung" schon sehr auf der spur. gefält mir sehr gut. - wegen eigentlich allem, was es vermittelt. liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
20.05.2013, 20:15 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, larin!
Vielen Dank für Kommi und Gedanken! Warum können Menschen nicht jenseits allen Glaubensbrimboriums klar und selbstanalytisch denken? Warum ist immer ein Vordenker nötig, deren Epigonen der Gemeinde dann immer noch mehr Vorschriften machen und das Weltbild in ihrem Sinne biegen? Warum erkennt dies kaum jemand - oder schweigen sie alle, nur um weiter dazuzugehören? Der - wie abstrus auch immer empfundene - Glaube als sozialer Klebstoff? Selbst der Buddhismus fußt auf so einer Messiasverehrung - so als könnte (oder wollte) tatsächlich kaum einer für sich allein denken und individuellere Lösungen finden! Seufz... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (31.07.2017 um 14:06 Uhr) |
10.12.2013, 19:30 | #8 |
Eiland-Dichter
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hab mich jetzt durch so einige Gedichte hier auf Eiland gelesen - denk aber, dass das hier so ziemlich stark im Rennen um meinen aktuellen Favoritenplatz ist. Finde sowohl Wortwahl, als auch Inhalt sehr gelungen und tw genial auf den Punkt gebracht - zumal ich am Thema Glaube im Sinne einer persönlichen Lebensüberzeugung stark interessiert bin.
Daher spricht mich auch der letzte Absatz im vorhergehenden Posting von Erich stark an, scheint wirklich als wollen viele Menschen ihre Individualität hinter einer Masse unkritischer Herdentiere verstecken und die Verantwortung besser auf ein höheres Wesen übertragen - wahrscheinlich scheints einfach der rundere, bequemere Weg - unterm Strich aber schade, da bei einem Mitläuferverhalten viel an Erkenntnis und tatsächlicher Erfahrung auf der Strecke bleibt. Zum Thema Weltreligionen kann ich mich sehr schwer äußern, da mir jede dieser Glaubensrichtungen dann unterm Strich doch nur oberflächlich bekannt ist, mir einfach tiefergreifende persönliche Eckpunkte und Erfahrungrn in dieser Hinsicht fehlen - aber denke auch, dass die buddhistische Richtung so einiges richtiger zu machen scheint als so manche "Konkurrenz" - obwohl mich die Kernaussage "Leben ist Leiden" dann irgendwie wieder abbringt von einer eigenen Überzeugung zum Lebenssinn.
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Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen. Lucius Annaeus Seneca Geändert von gerig1 (10.12.2013 um 19:34 Uhr) |
10.12.2013, 22:33 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, Gerig1!
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommi! Der Buddhismus möchte sich ja nicht als Religion begriffen wissen, sondern eher als Lebenskonzept. Buddha wird verehrt, aber nicht als Gott angebetet wie wir es verstehen. Er ist ein Lehrer, kein Schöpfer. Dennoch verkrustete der ursprüngliche Gedanke über die Jahrhunderte doch wieder zu quasireligiösen Strukturen, spaltete sich die Gemeinde in verschiedene Auslegungen der Lehre usw... In derlei sind die betwütigen Menschen offenbar besonders gut, gleich in welcher Religion! So alle paartausend Jahre spätestens wird der verknöcherte Apparat, der nur noch der zynischen Selbsterhaltung und Selbstbereicherung seiner Priester und Nutznieser dient, von einem neuen, revolutionären Gedanken irgendwelcher durchglühter Eiferer hinfortgespült - und der Tanz beginnt von vorne! Und immer ist man überzeugt, NUN ABER endlich im Besitz der ultimativen Wahrheit zu sein, nicht eingedenk der eklatanten Wahrscheinlichkeit, dass die wovon auch immer Überzeugten kommender Jahrtausende dann auch verächtlich auf unser "heidnisches, ungläubiges und barbarisches" Zeitalter zurück- und vor allem herabblicken werden, so wie die derzeitigen Gläubigen es mit früheren, "primitiveren" Religionen heute tun. LG, eKy
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05.06.2014, 20:14 | #10 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
das hatte ich schon vor einer ganzen Weile gelesen und wollte es auch kommentieren, habe es aber dann doch wieder vergessen. Dann sei es jetzt nachgeholt. Ja, ich denke, man könnte wie ein Buddhist leben, das wäre meines Erachtens nicht die schlimmste Form einer Existenz. Aber man muss es ja nicht unbedingt. Auch wenn er über den Begehrlichkeiten der Welt steht und nur seufzen kann, wenn ihm diese begegnen. Allerdings haben diese Begehrlichkeiten auch einen gewissen Reiz, sonst würden sie ja nicht zu Begierden. Ich sehe es so, man kann auf viele Dinge verzichten und sehr enthaltsam und genügsam von der eigenen Weisheit leben. Schopenhauer sagte auch im übertragenen Sinne, nur ein Eremit sei in der Lage, die höchste Form der Glückseligkeit zu erreichen. Einen Buddhisten und ein Eremiten kann man in gewisser Art und Weise miteinander vergleichen, denn es gibt eine große Schnittmenge ihrer Eigenschaften, von einem persönlichen Glauben einmal ganz abgesehen. Sie haben sicherlich einen hohen geistigen Grad gemein, der sie über den Dingen in dieser Welt stehen lässt. Man könnte auch sagen, durch fehlende Begehrlichkeiten und vielleicht sogar die Fähigkeit Schmerzen zu unterdrücken, haben sie auch eine hohe Stufe der Glückseligkeit erreicht. Aber, und das gebe ich zu bedenken, der Mensch ist nicht Geist allein, er ist auch ein tierischer Körper und auch dieser will glücklich sein. Natürlich macht er auch Schwierigkeiten, aber dennoch finde ich mein Leben als ein Gesamtes und meine, nicht alles erfahren zu können, wenn ich nicht alle Möglichkeiten dazu nutzen werde, die innerhalb der Toleranzgrenze meiner Moralvorstellung liegen. Aber lass den Buddhisten ruhig seufzen, ich tue dies manchmal auch. Es gibt Menschen, die haben den Mut auf alles zu verzichten, denen fehlt das Negative durch die Entbehrlichkeit des Positiven und es gibt jene, die haben den Mut alles auszuprobieren, die erleben das Positive, was aber voraussetzt, auch das Negative zu kennen und somit zu erfahren, womit eine Unwucht der Lebensachse immer irgendwie auf der einen oder der anderen Seite gegeben ist. Ein sehr ansprechendes Sonett, über das man nachdenken und diskutieren kann... Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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