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04.03.2014, 21:42 | #1 |
TENEBRAE
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Traumtänzer
Ich träume alten Tagen nach, entspinne
ein Bild von Leben, das mir dort gelang. Das süße Fluten netzt die dürren Sinne, erinnert sie an Lieder, die ich sang. Durch tiefes Fühlen taumelnd widersage ich allen Eiden, die Vernunft befahl. Erinnerung bin ich und überrage die Tänzer alle in dem weiten Saal, in dem sie, von Verdunkeltem umfangen, ein Leben wagen zu verstimmtem Klang, in blinden Zwängen zuckend, in Verlangen geschlagen, das ihr Jubelsein bezwang. Entschwebend geht mein guter Geist auf Reisen, enthebt sich den Umlagerten der Zeit. Die Wege mag der fernste Stern mir weisen. Wohin? - Bis an die letzte Schwelle weit.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.03.2014 um 17:47 Uhr) |
07.03.2014, 20:52 | #2 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.913
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Servus Erich,
der Traumtänzer entsinnt sich, nicht ohne einen Tropfen Wehmut, seines Lebens in jüngeren Zeiten. Er scheint auch schon ein gesetzteres Alter erreicht zu haben, denn seine Sinne funktionieren nicht mehr so gut, sind dürre geworden. Wider jeder Vernunft verfängt er sich in seinen Erinnerungen, doch stellt er dabei fest, dass er freier zu leben geglaubt hat, als all diejenigen, die sich, gehemmt von den Dogmen und Idealen, in denen sie gefangen waren (sind), nicht so frei entfalten konnten und deshalb manches im Leben selbst versagen mussten. Er scheint auch eine gewisse Überlegenheit gegenüber den Vorgenannten zu verspüren und vielleicht auch einen Hauch Genugtuung, weil er sich den Weg offen gehalten hat. Selbst das Spekulieren fällt ihm in diesem Zusammenhange schwer und so ergibt er sich der Gelassenheit, denn er weiß, dass die Dinge so kommen, wie sie kommen müssen. Alles in allem ist dieser Träumer weder zu optimistisch noch zu pessimistisch. Er kann sich zwar seinen Träumen hingeben, doch er kann den Realisten mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein nicht verbergen. Und so wird er eigentlich zu einem "Möchtergern-Traumtänzer", denn die Realität, so wie sie ihm sich darstellt, holt ihn bei seinen Traumtänzen immer wieder ein. Ein Resümee und ein Fazit. Das hat mir gut gefallen und ich kann es nachvollziehen. Teilweise nur zu gut. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
07.03.2014, 21:07 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Ein schlichtes Loblied auf Erinnerung und Fantasie, geschrieben für all jene, deren welkender Körper sie so peu a peu im Stich lässt. Denn wenn die Physik des Seins nicht mehr mitmacht, was bleibt, als in Erinnerung und Fantasie zu leben? Beides enthebt der bitteren Realität des Verebbens, dem nahenden Duft des Verfalls. Vielen Dank für deine profunden Gedanken dazu! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
12.03.2014, 20:16 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
mir gefällt jener Traumtänzer sehr gut. Er lebt und nimmt das Welken wahr. Er nimmt es wahr und füllt es mit Erinnerungen, die ihm niemand nehmen und auch nicht nachtragen kann. Es ist sein eigen und auf eigne Art erfüllt. Wunderschön in sich geschlossen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
13.03.2014, 17:16 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Vielen Dank für diese treffliche Subsummierung meiner Intention sowie dein Lob! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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