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18.05.2014, 01:43 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Es hat
Es hat
die Rose aus dem Weiß im Morgentau geweint; Tränen so rein, darin man ihre Seele sah.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (25.05.2014 um 09:49 Uhr) |
18.05.2014, 17:20 | #2 | |
ADäquat
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Lieber Thomas,
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22.05.2014, 21:06 | #3 |
Lyrische Emotion
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Moin Thomas,
ich hätte das gar nicht in dieser Rubrik gepostet, sondern in bei den kurzen Formen untergebracht, denn etwas Experimentelles ist es in meinen Augen nicht. Es sind kurze lyrische Verse, die auch eine Aussage transportieren, denn ich kann dsehr gut ein Bild darin erkennen. Vor Kurzem sah ich morgens auf dem Weg zur Arbeit ein kleines Pflanzenbeet. Diese Blumen hatten Blätter, deren Oberfläche nach oben geneigt und quasi zum Stengel hin trichterförmig geformt waren. In fast jedem Blatt befand sich ein Tautropfen, der in zu diesem Zeitpunkt noch spärlichen Tageslicht wie ein kleiner, glattgeschliffener Diamant funkelte. Ich habe davon sogar Fotos mit dem Handy gemacht, aber die Aufnahmen sind nicht so dolle geworden. So sehe ich das auch in der weißen Rose, in deren Blüte sich viele Tropfen morgendlichen Taus befinden. Das sind ihre Tränen und darin kann man die reine Seele entdecken, nämlich die Seele alles Lebens, das Wasser. In diesem Sinne haben mir deine Kurzverse gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
24.05.2014, 12:20 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Chavali, lieber Falderwald,
das Metrum ist in diesem Falle frei. Der Grund ist folgender: Ich habe vor einiger Zeit in meinem Beitrag "Definition: Lyrik" versucht, etwas von meinem Denken über Lyrik zu erklären (deswegen und weil mir nichts Besseres einfiehl unter "Experimentelles"). Diese Gedicht steht damit im Zusammenhang. Es entstand nachdem ich in der letzten Zeit viel über einen Aufsatz von Ernest Fenollosa nachgedacht habe. Fenollosa beschäftigt sich darin mit chinesischer Poesie und weist auf die harmonische Entwicklung der Radikale in chinesischen Gedichten hin. Im Anhang befindet sich ein Beispiel: Das Sonne-Zeichen, befindet sich in jedem Wort dieser Zeile - bei Aufgehen oben, bei Osten in der Mitte. Ich weiß nicht, wie das auf chinesisch klingt, aber ich vermute, dass diese Radikale (ähnlich wie bei und die Vokale) in den Wortstämmen klanglich vorhanden sind. Das und Ähnliches ging mir durch den Kopf. Als ich dann eine sehr schöne Rose sah, standen die Zeilen des kurzen Gedichts plötzlich vor meinem geistigen Ohr. Als ich sie aufschrieb und anschließend genauer betrachtete, sah ich die Vokalmelodie, Das Thema i-o-au-e-ei wird wiederholt und dann beginnt mit ä ein Gegenthema auf a-i welches mit e-a (wie am Anfang, nur diesmal lange Vokale) abschließt. Wenn ich so etwas konstruieren hätte wollen, wäre das wahrscheinlich nicht gegangen. Ich war jedoch sehr froh, als ich es entdeckte, auch weil es mir zeigt, wie das Hirn so funktioniert. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
24.05.2014, 21:38 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Bezüglich reimloser Lyrik bin ich sicher der Falsche zum Bewerten. Ich unterscheide allerdings durchaus zwischen einerseits Reimstruktur und Takt und andererseits dem Rhythmus der Sprachmelodie, deren Klang eine eigene Melodie zu generieren vermag. Gute reimlose Gedichte gewinnen sehr von so einer harmonischen Sprachführung, die den Inhalt trägt, untermalt oder akzentuiert. Im Idealfall - für mich, wohlgemerkt - ergänzen sich Sprachmelodie und Reimschema perfekt, aber das ist meine eigene Vorliebe und kein Werturteil. In obigem Fall finde ich die Wortwahl gut, das Bild sehr poetisch - nur die Formulierung scheint mir etwas verwirrend. Ich würde es so sagen: Es hat die Rose Morgentau aus ihrem Weiß geweint; Tränen so rein, <--- Hier muss übrigens ein Komma hin. darin man ihre Seele sah. Der Einstieg mit "Es hat..." erscheint mir persönlich klanglich etwas hart. Ich - und das ist kein Vorschlag, sondern nur meine "Variante" - würde es so formulieren: Die Rose weinte Morgentau aus ihrer Blüte, weiß und rein. Verschenkte Träne! Doch genau so klar muss ihre Seele sein. Ein anderer Stil, keine Frage. Ich habe eben Fenollosa's Aufsatz über die chinesischen Radikale nicht gelesen... Ich hoffe, dieser Beitrag konnte zumindest irgendwie hilfreich sein! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
25.05.2014, 09:59 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
vielen Dank für das Komma (es wird wahrscheinlich nicht das letzte sein, dass du mir schenkst) und herzlichen Dank für den Kommentar, der sehr interessant ist, weil er die notwendigen Veränderungen bei der Transformation in Reimform erkennen lässt, was natürlich besonders schwer ist, wenn ein Text einmal da ist. Ich hatte selbst die Idee, das zu versuchen, war aber total blockiert, nachdem das Kind in der reimlosen Form einmal da war. Ich glaube, dass ist ein Zeichen dafür, dass es gut ist. Denn normalerweis werden die Dinge, selbst wenn ich "frei" damit beginne, mit der Zeit doch gereimt. Das mit den chinesischen Schriftzeichen ist vorerst nur als interessante Anregung zu nehmen, ein abschließendes Urteil fälle ich, wenn ich sie alle auswendig gelernt habe, aber ich bin erst bei der Hälfte. Liebe Grüße Thomas
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29.05.2014, 09:22 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Thomas,
das ist ein sehr schöner und lyrischer Kurzvers. In der Seele der Rose, sehe ich die Seele der Natur. Und wenn man betrachtet, wie wir Menschen diese Natur behandeln, dann können nicht nur den Rosen Tränen kommen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
07.06.2014, 13:03 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Narvik,
vielen Dank für deine einfühlsame Betrachtung. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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