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17.06.2014, 19:18 | #1 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Die ruhenden Gewichte
Ich bin der Abgrund, der dein Aufbegehren
wie Kerzen löscht, wo sie ins Wasser fallen. Doch deines nicht allein! Ich weise allen die letzte Grenze, die sie endlich queren. Ich bin die Dunkelheit, ich bin das Schweigen, die kalte Finsternis, die hinterm Lichte dich bange macht und jeden Traum zunichte. Ich bin der Schatten, dem sich alle neigen. Die Götter selbst muss ich Vergessen lehren, verblassen sie zu Bildern der Geschichte, wo keiner sich mehr findet, sie zu ehren. So weht mein Atem über alle Stunden der Lebensuhr, begleitet die Gewichte, und ruhen sie, hast du zu mir gefunden.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
20.06.2014, 13:57 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich Kykal,
formal ist dieses Gedicht sehr gelungen, da gibt es nichts auszusetzen. Aber ich muss leider zugeben, dass ich trotz mehrmaligen Lesens die Zeilen nicht entschlüsseln konnte. Irgendwie zündet der Funke nicht bei mir. Das bedarf einer Hilfestellung. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
20.06.2014, 19:00 | #3 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
Narvik hat mich verunsichert - obwohl ich beim Lesen gleich das Bild des "Sensemanns" hatte, und zwar in jeder Strophe. Er ist immer gegenwärtig und steckt hinter jeder Metapher. Er überdauert sogar die Götter. Wenn diese Geschichte oder Legende werden (was noch sehr, sehr lange dauern wird) - bleibt er Begleiter oder ruhendes Gewicht. Er wird immer und jedem die Grenzen weisen. Erst, wenn wir nichts mehr wollen, nichts mehr sehen, nicht träumen und keine Lasten tragen - haben wir ihn gefunden. Schaurig schön verdichtet, klar der Wirklichkeit "ins Auge geschaut" und eine gegebene Wahrheit ausgesprochen. Gefällt mir sehr, vom ersten bis zum letzten Vers. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
20.06.2014, 20:02 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Narvik!
Der personifizierte Tod spricht hier als LyrIch: Gevatter Tod, Bruder Hein, da Boandlkramer, der Sensenmann... Mit den "ruhenden Gewichten" sind die der Lebensuhr gemeint (ich stelle sie mir immer als Wanduhr mit Aufziehgewichten vor), wie die letzte Strophe erläutert. Wenn sie ruhen, also abgelaufen sind, steht die Uhr - dann hast du "ihn" gefunden: Den Tod. Hi Dana! Sehr richtig erkannt! Nur das "ruhende Gewicht" ist das der Lebensuhr, wenn sie abgelaufen ist. Vielen Dank für eure Kommis! LG, eKy
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20.06.2014, 20:15 | #5 |
ADäquat
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Hallo Erich,
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. © auf alle meine Texte
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20.06.2014, 21:09 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, Chavi!
Ich hatte gehofft, der Inhalt würde sich selbst erklären, deshalb habe ich den Tod im Titel nicht erwähnt und eine poetischere Überschrift gewählt. Aber immer gleich fragen, wenn etwas unklar ist - ich kann es ja nicht riechen... Danke für dein sattes Lob! LG, eKy
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30.06.2014, 22:46 | #7 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
nun denn, das ist wohl eine ziemlich nüchterne Betrachtung aus der Perspektive des Schnitters. Aber ob es wirklich so ist? Wer kann das sagen? Das verlöschende Kerzenlicht ist eine schöne Metapher und die Erkenntnis, dass er alles und jeden eines Tages in die Nichtexistenz holt, hat etwas Beruhigendes. Letztlich ist die Aussicht auf die ewige, kalte Finsternis und das endlose Schweigen für einen alten Zyniker wie mich nicht die schlechteste, denn es könnte schlimmer kommen. So wird das Nichtsein nämlich irrelevant, es hat mich eigentlich gar nicht zu interessieren. Das Nichtsein vor meiner Geburt tangiert mich nämlich auch nicht, denn ich weiß nichts davon. Und genau so wenig wie von diesem Zustand weiß ich etwas von dem, der mich eines Tages erwartet. Und so bleibt letztlich alles spekulativ. Die Ewigkeit fürchte ich nicht, denn ich werde sie niemals erfahren können, also kannst du deinem Sensenmann sagen, dass ich mir seines Atems auf den Gewichten meiner Lebensuhr zwar durchaus bewusst bin, aber trotzdem darauf pfeife. Es ist einzig und allein seine Angelegenheit, wann er mich holen kommt. Und wenn ich freiwillig zu ihm kommen will, so hat er mich auch aufzunehmen. Im Grunde bin ich ganz nah bei dir, doch ich bin mir bewusst, dass dies zwar die wahrscheinlichste, aber eben nicht die einzigste Möglichkeit von unendlich vielen ist. Ich hab da auch noch andere spekulative Theorien. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
01.07.2014, 09:08 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
ein sehr gutes Gedicht, welches ich leider erst jetzt entdeckt habe. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
02.07.2014, 12:57 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Natürlich glaube ich persönlich nicht an ein Nachleben, damit sind auch derlei Personifizierungen im Grunde obsolet - aber als dichterisches Element sind sie griffig und geben was her. Hi, Thomas! Vielen Dank für's Entdecken und Genießen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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