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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 07.09.2014, 18:47   #1
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard Des nahen Herbstes Abendlandschaft

Des nahen Herbstes Abendlandschaft
erfüllt ein Schweigen unterm Mond;
des Dunkelns jährliche Bekanntschaft
auf nahen Herbstes Abendlandschaft.
Nichts in der Welt bleibt ewig standhaft,
denn Blatt um Blatt erkrankt gewohnt
in nahen Herbstes Abendlandschaft -
erfüllt von Schweigen unterm Mond.

Sein Schein sinkt durch das Netz von Zweigen
auf graue Wrasen aus Damast,
die kräuselnd aus den Weihern steigen.
Im Schein sinkt durch das Netz von Zweigen
der Fledermäuse Schattenreigen,
ein Schwarm auf Jagd in großer Hast;
ein Schein sinkt durch das Netz von Zweigen
auf graue Wrasen aus Damast.

Noch schmücken Baum und Strauch die Blätter
mit prangend grüngefleckter Pracht,
doch Frost durchhaucht schon früh das Wetter -
noch schmücken Baum und Strauch die Blätter,
doch der Verfall, der stumme Retter,
lässt schlummern bald, was einst erwacht,
und pflückt von Baum und Strauch die Blätter -
all prangend grüngefleckte Pracht.

Geändert von Terrapin (13.09.2014 um 18:46 Uhr)
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Alt 08.09.2014, 09:30   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Terry!

Ein wunderbar sich wiegender Duktus voll lyrischer Ruhe - Einkehr, innere wie äußere, sehr stimmig verdichtet. Die Wiederholungen beruhigen zusätzlich, machen den Text zu einer Art Herbstmantra.
Die Sprachfindung ist hochakzeleriert, sehr weich, harmonisch in Klang und Satzmelodie, die generierten Kopfbilder treffend und von tiefem Gefühl getragen!

Kurz: In jeglicher Hinsicht ein lyrisches Gustostückchen vom Allerfeinsten! Bravo und Chapeau!

Zwei Kleinigkeiten:

S2Z3 - Dass Wrasen "auf" den Weiher steigen, halte ich für unwahrscheinlich - obwohl das Bild von einer Art Begattung durchaus humorig wirkt!
Also entweder "aus dem Weiher" oder (was mir hier besser gefiele) "aus den Weihern".

S3,letzte Zeile - Das "all" eingangs der Zeile wirkt sperrig und sprachlich geschraubt, zudem scheint die Betonung problematisch, da man automatisch dazu tendiert, die Zeile mit betontem Auftakt zu lesen, was nicht ins Schema passen würde.
Am einfachsten scheint es, das "all" durch ein "die" zu ersetzen.
Das "prangend" wirkt auch ein wenig sprachgekünstelt, gar zu "saftig" pathetisch in der Aussage. Es wäre anzudenken, es durch ein schlichteres Wort zu ersetzen, zB "ganze":

"die ganze grüngefleckte Pracht."

Das "prangend" in S3Z2 kannst ja stehen lassen - da wär ich mal nicht allzu genau mit buchstabengetreuer Wiederholung, da du das Schema in den Vorstrophen ohnehin schon nachhaltig etabliert hast.


Allergernst gelesen und bearbeitet!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 10.09.2014, 13:22   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Terrapin :)

Deine abendliche Naturbeschreibung gefällt mir.
Die Wiederholungen finde ich äußerst gelungen, weil sie so friedlich sind.

Allein das verstehe ich nicht:

Sein Schein sinkt durch das Netz von Zweigen
auf graue Wrasen aus Damast,
die kräuselnd auf den Weiher steigen.
Im Schein sinkt durch das Netz aus Zweigen
der Fledermäuse Schattenreigen,
ein Schwarm auf Jagd in großer Hast;
ein Schein sinkt durch das Netz von Zweigen
auf graue Wrasen aus Damast.

Ich weiß nicht was das bedeutet ist das bei Dir in Deiner Gegend gängig, hier nicht

Sehr gerne gelesen, ich hoffe ich lese noch mehr von Dir.

Liebe Grüße sy
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Alt 10.09.2014, 21:14   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Wenn ich darf:

"Wrasen" ist ein alter Ausdruck für "Nebelschwaden", "-schleier", "-schlieren".
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Alt 11.09.2014, 20:12   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Hallo Terrapin,

Gesang oder ein lyrisches Wiegen - ein schöneres Lob fällt mir nach dem Lesegnuss nicht ein.

Ich stimme aber Erich zu, dass die Wrasen aus dem Wasser steigen sollten - obwohl ich mir deinen Gedankengang sehr wohl vorstellen kann. Der Schein des Mondes sinkt auf Wrasen und auf die Wasseroberfläche. Dennoch fühlt es sich lyrischer an, wenn sie aus dem Wasser steigen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 11.09.2014, 22:03   #6
a.c.larin
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Beiträge: 4.893
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hi terrapin,
das klingt sehr lyrisch, herbstlich vernebelt - und die wiederholungen wirken wie kreisförmig sich ausbreitende wellen auf dem wasser.

"wrasen" hab ich auch nicht gekannt.

ist das eine bestimmte form?

es erinnert mich an etwas, das ich mal vor langer zeit versucht habe: eine sestine.

toll gemacht, glückwunsch!
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 13.09.2014, 15:52   #7
Terrapin
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Alle zusammen. Da ich die Woche über aus arbeitstechnischen Gründen nicht in der Heimat bin und mir somit kein Net zur Verfügung steht, kann ich jetzt erst antworten. Das wird wohl auch die kommende Zeit so seien. Also bitte nicht böse nehmen wenn meine Antwort etwas dauert.


Hallo Erich,

vielen Dank für dein überschwängliches Lob.

Das mit den - aus den Weihern steigen werde ich übernehmen.
Dankbar wie immer.

Das "all prangend" in der Schlusszeile der letzten Strophe lasse ich stehen.
Da gegällt mir dieser recht pathetische Ton, auch wenn ich sonst nicht so der Freund davon bin. Und die Form erfordert es auch. Ja in dem Vers zuvor habe ich aus schmücken pflückt gemacht, doch ist dies eine Assonanz und auch auf der Bedeutungsebene nachvollziehbar. (als kleine Erklärung)

Liebe Grüße. Wir lesen uns.


Hallo Syranie,

Danke für die guten Worte.
Ja einen vernünftigen Vers zu finden, der sich für die Wiederholungen eignet ist gar nicht so einfach und kann die Rübe schon mal qualmen lassen. Aber schön, dass es dir so gefallen hat.

Das "Problem" mit den Wrasen hat Erich ja schon freundlicherweise aufgedeckt.

Das ein oder andere ältere Gedicht habe ich noch. Neuere brauchen wohl noch etwas Zeit. Leider. Blöde Musen.

Werte Grüße.

Hallo Dana,

auch Dir will ich herzlich meinen Dank ausschütten. Ist geändert.
Diese Wortlosigkeit kenne ich nur zu gut.

Liebevolle grüße auch an dich.


Zu guter letzt nun Du, Larin.

Hallo

Wrasen ist scheinbar ein nicht sehr geläufiger Begriff. Um so mehr erfreue ich mich ihn irgendwann mal irgendwo aufgegriffen und gemerkt zu haben, der Teufel allein weiß um die Gründe.

Ja es ist eine bestimmte, feste Strophenform und zwar das aus Frankreich stammende Triolett. Ich probiere und übe mich gerne durch die verschiedenen Gedicht, Strophen und Versformen und Arten. Bevorzugt jambisch. Warum auch immer.
Von der Sestine habe ich auch schon gelesen und mich sicherlich auch darüber informiert (mich deucht sie kam aus Spanien), aber noch nicht in Angriff genommen. Es gibt ja so viele schöne Formen. Ich werde sie mir gleich notieren und nachforschen und bei Sympatie mit Worten auskleiden.

So, euch alle in die Arme schließend verabschiede ich mich dankbar mit höfischen Knicks und Handkuss.
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2014, 16:02   #8
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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Da lag ich falsch, die Dezime kam aus Spanien.
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
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