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22.11.2015, 13:22 | #1 |
Gast
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Lyrikabend, wie erlabend!
Ein Hauch schwebt von des Dichters scheuen Lippen
hinaus, hinan ans grosse Ohr der Welt, wo tief ergriffne Menschen davon nippen, die dieses Hauches Macht wie Moos befällt. Sie schlüpfen willig in die Moderfeuchte des tief im tiefsten Grund gebornen Worts, befürchten, dass ein Räuspern schon verscheuchte des Dichters Flüstern in ein Andernorts. Die Dichterflamme gleicht dem Kirchenlichte, das heimlich flackert in des Steins Gewölb, erdrückt schier von des Sinnes Schwergewichte erstirbt sie in des Dichters Munde selb. Das Wort, es ringt um Wörter, reiht die Laute geheimnisvoll, fast tonlos aneinand. Wie wär da wer, der sich zu sagen traute, dass in dem tiefen Grund sich nichts befand? Man lässt die Seele baumeln, spreizt die Beine und flüstert andächtig ein „Wunderbar!“. Man spürt den Hauch von Hölderlin und Heine, kauft rasch ein Buch und wechselt an die Bar. Geändert von wolo von thurland (07.01.2016 um 15:45 Uhr) Grund: Tipps von Lailany |
07.01.2016, 05:52 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Kia ora wolo,
feine Satire, rundum gut, von der Idee bis zur Umsetzung. Ich bin nur etwas verblüfft darüber, dass du bei mir vorm Fenster gestanden haben musst, während ich Lyrikabend zelebrierte. Denn du hast so ziemlich alles punktgenau beschrieben, was Sache ist. Dass Wolo wenig bis kein Verständnis für die emotionsgeladene Leserin aufbringt, und sie höchstens mit einer hochgezogenen Augenbraue bedenkt, damit kann ich gut leben. Das ist mir ein Lyrikabend allemal wert, den ich auf keinen Fall würde missen wollen. Darum freu mich schon wieder auf den nächsten. Ein paar Kleinigkeiten: hinan ins große Ohr der Welt... MMn sollte es "hinan ans" heißen. Denn das nachkommende "ins" würde ein "hinein" erfordern. Wobei "hinan ans" sprachlich um einiges eleganter ist. Das Wort "Dichter" hast du satte 4x drinnen. Für meinen Geschmack mindestens 2x zu oft. wie wär da wer, der sich zu..... Ich glaube, ein wortloses mit dem Finger draufzeigen genügt dir hier. Zumal es auch grammatikalisch falsch zu sein scheint. Wer wär da der, der sich ..... (mit "wäre" hättest du sofort das "da" eliminiert. Nur, weils mir grad so während des Tippselns ein- und aufgefallen ist, erwähne ich es. Du bist findig genug, selbst zu einer Verbesserung zu gelangen. Sehr gut gefallen mir das altertümelnde "selb" und "aneinand". Fügen sich fein ins runde Ganze. Nur der Vollständigkeit halber: das Wort "Hauch" kommt auch 2x vor. Und jetzt halte ich dich nimmer länger auf und lass dich zur Bar wechseln. Pfffff... hört sich wie "Wildwechsel" an... naja, bei näherer Beaugapfelung wohl gar nicht so weit hergeholt.... Das war für den, der auf die emotionale Leserschaft satiriert. Auch, wenns für dich eine Satire ist, für mich ist es schon allein wegen der guten Qualität ein ernstzunehmendes Werk, mit dem ich mich sehr gerne beschäftigt habe. HG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (07.01.2016 um 06:10 Uhr) |
07.01.2016, 15:55 | #3 |
Gast
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Hallo Lailany
Der Satire zu Liebe müssen ein paar Stilblüten sein, aber ich habe deine Tipps als nützlich empfunden und ein paar Stellen poliert. Aber z.B. die beiden Hauche in S1 müssen mMn diese Strophe genau so einfassen, mit der lyrischen Steigerung durch den lyrischen Genitiv. Bei "Wie wär da wer, der" sehe ich grammatikalisch alles im grünen Bereich. Zudem: Im zweifelsfalle entscheide ich mich lieber für halbwegs klingende Reibelaute (w) als für klanglose Plosionslaute (d). Oder noch ein "Zudem": Die Wiederholung des Plosionslaut bei "der, der", wie auch die Wiederholung von "der" überhaupt, gefällt mir gar nicht. (Warum stört dich das "da"? Das gehört doch einfach zu "da sein"...) Ich wusste nicht, dass du Lesungen machst und zu den hauchenden Vortragenden gehörst. Da können wir nur hoffen, dass ich nie unter deinen Zuschauern bin... Nein, ohne Scherz: Es freut mich, dass du meine Sicht der Hauch-Lesungs-Erotik amüsant findest. Ich grüsse mit getragener Stimme, den Blick vom Buch in die Weite hebend.. wolo |
08.01.2016, 02:57 | #4 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
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Kia ora Wolo,
nein, Vortragende bin ich keine, sondern eine derer im Publikum, die sogar den Atem anhalten, um nur ja keines der zarten Wortgebilde zu verscheuchen. Die Fingerzeigstelle ist mir wegen der 7gliedrigen Kette von stakkatogeschwängerten Einsilbern sauer aufgestoßen, die ohne Aufwand oder Verluste von mindestens einem Zweisilber unterbrochen werden könnte. (Das "wäre" war ein spontaner Schuss aus der Hüfte während des Tippselns und nicht als Vorschlag zu werten.) Der Doppelhauch als Stilblüte! Na gut, schließlich muss man Ein- und Aushauchen, Vortragender wie auch Zuhörer, sonst gäbe es noch mehr Räuspern, Husten und sonstige unleidliche Störfaktoren während der Lesung. Ich lasse mich überzeugen.... Wenn du damit zufrieden bist, bin ichs auch und entschädige mich dafür reichlich mit dem Wort "Hauchlesungserotik Gerne nochmals hier eingekehrt und gehaucht. HG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (08.01.2016 um 03:01 Uhr) |
08.01.2016, 13:34 | #5 |
Gast
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Stakkato ist eine absolut zulässige Figur.
Diese Figur hier muss wohl in der Partitur nicht mal eigens angeordenet werden, weil die Sprachmelodie von "wie wär da wer, der sich zu sagen traute" doch sehr eindeutig ist. Das sollte man mMn mit in die Überlegungen einbeziehen. Kürzlich sprach Erich Kykal von "undifferenzierten Stellen". Diese hier ist es m.E. nicht. So, jetzt bin ich zufrieden. wolo |
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