|
15.09.2016, 12:53 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Shakespeare Sonett 66 - Übertragung
Shakespeare Sonett 66 - Übertragung
Das alles leid, ersehn ich Grabesruh; so seht, wie das Verdienst an Wert verliert und kleine Nullen zählen und Getu' und Ehrsucht sich beschämend inszeniert und man den reinen Glauben unterdrückt und Frauenwürde Lust zum Opfer fällt und Perfektion verfälscht wird und zerstückt und hinkend Macht der Tatkraft Beinchen stellt und man der Kunst das freie Wort verneint und Dummheit sich als Wissenschaft geriert und Wahrheit nur noch dumme Einfalt scheint und Übel über Gutes triumphiert: ____Dies alles leid, gäb ich mein Leben her ____wenn nicht die Liebste dann alleine wär. SONNET 66 - Original Tir'd with all these, for restful death I cry, As, to behold desert a beggar born, And needy nothing trimm'd in jollity, And purest faith unhappily forsworn, And guilded honour shamefully misplaced, And maiden virtue rudely strumpeted, And right perfection wrongfully disgraced, And strength by limping sway disabled, And art made tongue-tied by authority, And folly (doctor-like) controlling skill, And simple truth miscall'd simplicity, And captive good attending captain ill: ____Tired with all these, from these would I be gone, ____Save that, to die, I leave my love alone.
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
15.09.2016, 18:18 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
|
Hi Thomas!
Köstlich übertragen! Es gibt immer eine Ausrede, um "vernünftig" zu sein - und keine könnte schöner sein als die Liebe! Sehr gern gelesen! Du scheinst echt ein Händchen zu haben für solche Übertragungen - das ist höchstes lyrisches Niveau! LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
15.09.2016, 18:26 | #3 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
|
Lieber Thomas,
eine wunderbare Übersetzung, der es an nichts fehlt. Diese Selbstlosigkeit, diese Erkenntnis und der unübersehbare und so treffende Humor. Demnach sind alle Sehenden vorab Liebende. Liebe Grüße Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
15.09.2016, 20:01 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Liebe Dana, lieber Erich,
vielen Dank für das Lob, welches ich gerne zum Großen Teil an William weitergeben möchte. Liebe Grüße Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
16.10.2016, 11:58 | #5 |
Gast
Beiträge: n/a
|
Hallo Thomas,
Die Liebe ist das Größte, was der Mensch erleben darf.
Hinter diesem Gefühl verschwinden der Alltag, die sich wandelnden politischen Gegebenheiten. Das Unvollkommende der Menschen wird aufgewogen durch eine Zuneigung zu einem Anderen und wiegt alles auf! Ich habe dir ja shon einmal gesagt, das ich kaum Englisch kann. Ich bin auf deine Interpretation angewiesen. Was ich hier lese, bringt mir das "Shakespeare Sonett 66" näher, und ich erkenne die Weisheit und Leidenschaft des verstorben Dichters. Die Idee finde ich super. Wunderschön! Liebe Grüße sy |
17.10.2016, 12:24 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
|
Liebe syranie,
was du sagst freut mich sehr, denn ich habe vielleicht ein Wenig von Shakespeares schönem Werk ins Deutsche bringen können. Liebe Grüße Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Shakespeare Sonett 100 - Übertragung | Thomas | Liebesträume | 8 | 15.09.2016 22:50 |
Shakespeare Sonett 116 | Thomas | Liebesträume | 1 | 22.10.2014 21:46 |
Ausgeleuchtet - Sonett Shakespeare-Art | Walther | Denkerklause | 0 | 01.07.2014 13:34 |
Sonett 130 - William Shakespeare | Thomas | Liebesträume | 6 | 02.03.2013 22:00 |
Weihnachtliches Shakespeare Sonett | Lena | Denkerklause | 7 | 21.12.2009 18:46 |