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17.11.2016, 18:54 | #1 |
TENEBRAE
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Gefährtenpflicht
War einst ein Mann, der zog mit einem Knaben
wohl über Land, auf den er gern sich stützte, denn er war alt. Obschon ihm dies oft nützte - es half ihm nicht, allein voran zu traben. Der Knabe aber wollte es nicht leiden, dass ihm der Alte an die Schulter fasste. Er dachte, dass ihn das zu sehr belaste, und sann darüber, dieses zu vermeiden. Um listig seine Pflichten zu verkürzen, beschleunigte er seine jungen Schritte. Bald stolperte der Mann in seinem Tritte, und ließ den Knaben los, um nicht zu stürzen. Der Alte schwieg. Es kam die Zeit zu rasten, und aus dem Ranzen nahm er Trank und Speise und aß allein, als sei auf dieser Reise er ganz für sich. Der Knabe musste fasten. Begierig sah er Brot und Wurst verschwinden, und auch vom guten Käse blieb kein Kanten für ihn, den Listenreichen, den Gewandten. „Wie kannst du“, rief er, „mich so grausam schinden!?“ Der Alte schwieg. Dann sprach er ernst und leise: „Als wir marschierten, war ich ganz alleine, so bin ich es beim Rasten auch. Wer seine, nie andrer Last nur sieht auf einer Reise, der ist nicht wert, dass man das Brot ihm reiche.“ Und als sie weiterzogen durch die Lande, begriff der junge Wandrer seine Schande und trug fortan die Hand, so als begleiche er eine Schuld, den Blick gesenkt im Leide. Des Abends rief der Mann in der Taverne: „Wer andern hilft, dem hilft ein andrer gerne. Heda, Herr Wirt! Den Braten für uns beide!“
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (02.01.2017 um 01:09 Uhr) |
17.11.2016, 19:42 | #2 | |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
eine Ballade, ein Gleichnis - und es fühlt sich "herrlich altsprachlich" an, obwohl es gar nicht so ist. Vielleicht ob der Bilder, die entstehen: Zwei Wandergesellen (Gefährten), Knabe, Ranzen, Taverne, Wirt, Braten. Als wolltest Du den Leser in ein vergangenes Jahrhundert versetzen. Ich sah die zwei in entsprechender Kleidung. Zwei Kleinigkeiten merke ich an: Zitat:
Der Alte schaute ernst, dann sprach er leise: Und: Der Alte schwieg. Es kam die Zeit zu rasten, und aus dem Ranzen nahm er Trank und Speise für sich allein, als sei auf dieser Reise er ganz für sich. Der Knabe musste fasten. Die Wiederholung ist nicht so schön und nicht typisch Kykal. Hier habe ich nur einen schlechten Vorschlag: kein andrer da. Der Knabe musste fasten. Dir fällt bestimmt Besseres ein. Leicht krittelnde Grüße (mehr als selten ) Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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17.11.2016, 20:29 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Dana!
Ich hatte gehofft, die kleinen Schwachstellen gingen durch! aber dir entgeht nichts! Ich habe es jetzt umgeschrieben, ich hoffe, die Wiederholung von "Der Alte schwieg." verdichtet eher die Geschichte, als dass es unangenehm auffällt. Dass diese Zeile 6-hebig war, habe ich nicht bemerkt! Zu selbstsicher! Im 19. Jhdt wurde bei uns gern so geschrieben. Viele Balladen oder lyrisch aufbereitete moralische Lehrstücke hörten sich so an, oft noch wesentlich länger und ausführlicher. Schiller isr bekannt (Die Kraniche des Ibikus, Die Bürgschaft usw...), aber auch viele andere bis weit in die Romantik hinein. Vielen Dank für deine Gnadenlosigkeit! Gern korrigiert! LG, eKy
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17.11.2016, 20:37 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
jetzt fällt aber sehr auf, dass der Alte 2 x schwieg. (Strophe 4 und 6) (Bin sehr stolz auf mich ) Liebe Grüße Dana
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17.11.2016, 20:45 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Dana!
Ja, aber es klingt GEWOLLT! Deshalb SOLL es auffallen, so als hätte der Autor es ursprünglich so geschrieben, um den Eindruck der gelassenen Weisheit des Alten zu bekräftigen. Das meinte ich. Wie denkst du darüber? LG, eKy
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17.11.2016, 20:54 | #6 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
ich stimme Dir zu und gestehe, dass ich zwar gelesen habe, dass Du die Wiederholung gewollt hast, aber beim Antworten hatte ich es im Übereifer schon wieder vergessen. Die Weisheit und Gelassenheit des Alten wird gut unterstrichen. Liebe Grüße Dana
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18.11.2016, 17:05 | #7 |
TENEBRAE
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Hi Dana!
Puh, da bin ich aber erleichtert - mir wollte just dort nämlich partout nichts anderes einfallen, was mir vergleichbar gefallen hätte. LG, eKy
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18.11.2016, 20:15 | #8 |
Gast
Beiträge: n/a
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Guten Abend, Erich,
eine Ballade, die uns in alte Zeiten entführt und doch ein ganz aktuelles Thema hat. Gefährten ist ein altes Wort und symbolisiert den Zusammenhalt gerade auf einer Reise, auf der man früher Geld und Güter transportierte, die einem rasch abhanden kommen konnten. Gefährte ist mehr als ein Freund im heutigen, abgedroschenen Sinne: Wer mit mir feiert, der ist mein Freund.". Ein schönes altes Wort also, das schon viel von dem in sich trägt, was die Ballade uns sagen will.(Die Reise des Lebens). Sowas ist schwer zu schreiben. Einerseits möchte man nicht moralisieren, andrerseits doch einen Hinweis geben. Dies ist dir mit dieser bildreichen Geschichte gut gelungen, finde ich. Dana hat ja einige Stellen schon moniert, die du bereits verbessert hast. Mir fiel noch auf: Am Anfang musstest du wohl "erst mal reinkommen", ich sagte ja, Balladen sind nicht so leicht zu schreiben, wie man denkt. Schau mal: War einst ein Mann, der zog mit einem Knaben wohl über Land, auf den er oft sich stützte, kann man so schreiben, aber das "wohl über Land" entfernt den Relativsatz recht weit vom Knaben. Außerdem hast du in Z. 2 und 3 jeweils "oft" Dann das traben, ... auch nicht so treffend, aber klar wegen Knaben. Knaben ist schwer zu verreimen, passt aber eben besser als Junge. Hier warst du, denke ich, noch in der "Einschreibphase", danach ist es galant und flüssig. Gerne gelesen mit lG von Koko |
18.11.2016, 21:48 | #9 |
TENEBRAE
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Hi Koko!
Ich gebe dir recht - das doppelte "oft" ist entfernt! Danke für den Tipp. Um das "Traben" kommen wir wohl nicht rum, und das "wohl über Land" stört mich nicht so sehr, ehrlich gesagt ... , Vielen Dank für deine Gedanken. LG, eKy
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