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27.11.2016, 00:56 | #1 |
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Der Minnesänger
Ein Sänger wär ich gern geworden,
dann könnte ich so herrlich singen wie jene Barden hoch im Norden. Und meine Laute würde klingen, ich schlüge mächtig in die Saiten, um meiner Freud und meinem Leiden die schönsten Liederchen zu weihen; der Freud die leichten Ringelreihen, dem Leid die Trauermelodeien. Doch denk ich dein, du liebes Lieschen, an deinen Lockenschlangenzauber, ans Trippeln deiner zarten Füßchen, wär ich so gern der Richard Tauber und sänge seine Liebeslieder. "Ich liebe dich!", kläng immer wieder mit vollem Ton aus meinen Lungen, und alle Frauen, diese jungen, sie knieten ganz ergriffen nieder, ihr Herz schlüg kräftig unterm Mieder und Schuld trüg nur mein Tirilieren, mein unverschämtes Jubilieren. Doch träf mein Lied auf taube Ohren, so gäb ich mich doch nicht verloren; ich sing im Keller, lieber von Emporen aus Lust an immer neuen Liedern. Und will sie meine Liebe nicht erwidern, so lass ich lauter meine Laute klingen und würde Philipps große Arie singen, Puccinis flotte Tarantella auch "Mamma mia", "Tiritomba", des Papagenos Liebeswerben, Othellos Liedchen kurz vorm Sterben, des Kutschers Lied mit hohem De. Man lobt den Barden übern Klee, und niemand spürt sein Liebesweh. |
27.11.2016, 20:03 | #2 |
Slawische Seele
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Hallo Felix,
das hättest Du wohl gerne. Dabei möchte ich dafür die 3. Strophe hervorheben. Trotzdem, sehr schön geträumt und gereimt. Wenn ich von Minnesängern höre, fällt mir immer eine Deutschstunde ein. Ich saß in der vorderen Reihe und musste zuhören, bzw. ich musste mich entsprechend verstellen. Der alte Deutschlehrer verlor sich fast in Schwärmereien, als er uns diese Kultur nahe bringen wollte. Zum Ende der Stunde bedankte er sich bei mir, weil ihm aufgefallen sei, dass nur ich Interesse gezeigt hätte. Vor lauter schlechtem Gewissen, ich fühlte mich ertappt, arbeitete ich das Thema nach. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
27.11.2016, 20:34 | #3 |
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Liebe Dana,
wieso sprichst Du im Konjunktiv? Du musst nur die Augen schließen und Dir vorstellen, ich würde bassbaritonal beginnend, mich langsam zum heldentenormäßigen hohen De hochschraubend ("des Kutschers Lied" - damit ist die Arie des Postillons von Lonjemeau gemeint, die Du Dir auf Youtube mal von Nicolai Gedda, Josef Schmidt oder Rudolf Schock anhören solltest) Dir dieses Gedichtlein, pianissimo zu Beginn, überwältigend im fortissiomo ins Ohr singen. Dann hört das Träumen auf! Nein - ich bin überhaupt nicht eingebildet! Ich danke Dir für Deinen Kommentar! Liebe Grüße, Felix |
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